Urin, Kot und Katzenstreu – Teil 3
Er ist endlich fertig: Der Innenraum meines Passats „Arno“ ist wieder komplett sauber und montiert.
Heute möchte ich euch erzählen, warum das fast ein Jahr gedauert hat und euch das Ergebis zeigen.
Gut Ding will Weile haben
Ich sag einfach, wie es ist. Aktuell habe ich einfach zu viele Projekte. Hein wartet auf den nächsten Schritt, der aber nicht in meinen Händen liegt. Ove braucht eine neue Plakette auf dem Kennzeichen, sträubt sich aber mit all seinen Kräften dagegen – und es gibt so auch immer viel zu tun. Eigentlich hatte ich ursprünglich geplant, den Passat „nur kurz“ sauber zu machen, um ihn dann wegzustellen, bis ich Zeit für ihn habe. Aber selbst dafür hatte ich irgendwie keine Zeit. Ein Grund war die Bremsleitung, die mir beim Schweißen des Autos durchbrach und für die ich keine Zeit hatte, ein anderer Grund war einfach der Grad der Verschmutzung. So eklig, wie der Passat von innen aussah, wollte ich es direkt gründlich saubermachen – und kein Biotop für Schimmel oder andere Krankheiten heranzüchten.
Andererseits muss man auch einfach manchmal Sachen wegarbeiten. Und das tu ich seit einiger Zeit an einigen Fronten. Und deshalb wollte ich auch endlich die Sitze und den Teppich vom Passat weghaben – und so begann ich im Januar, den Innenraum vom 35i wieder zusammenzubauen. Geschweißt war inzwischen alles. Der Teppich war auch sauber – und frisch gedämmt war der schwarze Variant auch. Die Sitze… naja. Die mussten noch. Und die Türverkleidungen und der Kofferraum auch. Ich entschied mich, mit dem Teppich anzufangen. Aus einem ganz einfachen Grund: Den muss man zuerst einbauen, um dann die Sitze einbauen zu können.
Macht sowas im Sommer.
Das ist tatsächlich ein ganz ernst gemeinter Tipp von mir. Im Sommer könnt ihr nicht nur in Badehose arbeiten, zwischendurch ein Eis essen und habt es warm, auch Autos mögen den Sommer viel lieber. Den Teppich wieder ins Auto zu bauen, hat bestimmt rund eine Stunde gedauert – und dabei habe ich noch nicht einmal andere Bauteile eingerechnet. Ich weiß nicht, ob sich die beiden Teppichstücke verzogen haben, als er nicht eingebaut herumlag, aber zumindest die Kälte spielte eine echte Rolle: Der Teppich war unfassbar steif und wollte sich kaum wieder in seine eigentliche Form zurückdrücken. Genauso störrisch waren übrigens die Einstiegsleisten, die den Teppich an den Türen fixieren. Die hatten auch überhaupt keine Lust, wieder an ihren Platz zu wandern.
Und auch die Mittelkonsole hatte nicht sonderlich viel Lust – aber irgendwann hatte ich alle überredet. Kurz dachte ich auch drüber nach, dass ich ja eigentlich nur einmal kurz durchwaschen wollte, das Auto aber dann schon wieder fast halb restauriert hatte. Tatsächlich merkte ich aber auch, dass einige Monate vergangen waren. Bei geplant langfristigen Projekten sortiere ich die Schrauben alle in Tüten weg – hier dachte ich, es wäre alles in zwei Tagen erledigt und packte sie einfach aufs Armaturenbrett oder in die Türtaschen. Das… war ein Fehler. Ich musste echt einiges suchen und probieren, bis ich wusste, wo was wieder hingehört. Zum Glück hatte ich mir genügend Fotos gemacht – sonst hätte ich alt ausgesehen.
Damit war ich aber nicht alleine.
Auch die Türverkleidungen sahen echt alt aus. Jahrelang haben sie Fett und Hautschuppen gesammelt, gepaart mit einer Prise Staub und Spinnenweben. Das gleiche galt übrigens auch für die Sitze. Damit ich euch hier die Bilder nicht doppelt zeige, habe ich mir überlegt, anhand dieser Türverkleidung einmal zu erklären, wie ich die Polster der Sitze und die Stoffeinlagen der Türverkleidung gereinigt habe. Da war der Arbeitsablauf nämlich fast gleich – zu dem einizigen Unterschied komme ich später. Im ersten Schritt habe ich die Türverkleidungen einfach abgesaugt.
Danach kam Polsterreiniger zum Einsatz. Am besten funktioniert bei so einer Reinigung übrigens ein Polsterreiniger auf Aerosol-Basis, also ein Schaum. Der bleibt länger an der Oberfläche des Stoffes und sickert nicht gleich durch. Somit hat er natürlich auch länger Zeit, sich in all den Dreck und all die Flecke einzuarbeiten und einzuwirken – das hätte bei dem Grad der Verschmutzung am Passat aber nicht gereicht. Deshalb habe ich mir den günstigsten Bürstensatz gekauft, den ich finden konnte und den man in einen Akkuschrauber spannen kann. Damit habe ich den Polsterreiniger noch einmal kräftig in den Stoff eingearbeitet und den Dreck herausmassiert.
Und das wirkt.
Seht ihr, wie braun der Schaum ist? Das ist schon echt eklig. Aber auch ein Zeichen, dass der Polsterreiniger wirkt. Die ganze Prozedur – auch übrigens noch der Schritt, den ich gleich erkläre, habe ich so lange wiederholt, bis der Schaum vom Polsterreiniger tatsächlich weiß blieb. An einigen Teilen war das relativ schnell der Fall, an den vorderen Sitzen und den vorderen Türverkleidungen hat es deutlich länger gedauert. Wichtig war dabei aber noch ein Schritt:
Das Absaugen. Bei den Türverkleidungen habe ich einfach einen Nasstrocken-Sauger genutzt. Ich wollte all das braune Zeug, das aus der Türverkleidung gekrochen kam, nicht immer weiter und immer weiter verschmieren. Deshalb habe ich nach jedem „Bürstenmassagenschritt“ den kompletten Schaum abgesaugt und dann wieder neuen aufgetragen. Außerdem wollte ich damit verhindern, dass zu viel Feuchtigkeit in die Türverkleidung zieht. Und das scheint geklappt zu haben, denn schaut mal:
Um den Softlack muss ich mich irgendwann noch einmal kümmern. Aber mit dem Ergebnis der Türverkleidung war ich mehr als zufrieden. Nichts war mehr dreckig – und kaputt war auch nichts. Nicht einmal eine kleine Macke konnte ich an der Türverkleidung finden. So gefiel mir das – und das motivierte natürlich auch, die restlichen Verkleidungen und die Sitze zu machen.
Apropos Sitze
Die habe ich natürlich mit einer größeren Bürste bearbeitet. Aber das war nicht der Unterschied, den ich vorhin angesprochen habe: Anstatt mit dem Nasstrocken-Sauger zu arbeiten, habe ich hier mit einem Waschsauger gearbeitet. Das ist so ein Sauger, der auch gleich eine eingebaute Waschmittelpumpe und -düse besitzt. Damit habe ich den Sitz noch einmal angesprüht, bevor ich ihn möglichst gründlich abgesaugt habe. Eigentlich habe ich fast versucht, ihn „trockenzusaugen“ – das hat natürlich nicht komplett geklappt, aber zumindest waren die Sitze danach nur noch klamm und konnten in Ruhe trocknen.
Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Schaut mal, wie schön das aussieht. Wäre der Wagen jetzt von außen nicht so zerschossen, könnte er fast als junger Gebrauchter durchgehen – hätten junge Gebrauchte nicht auch inzwischen Displays im Auto und kein Kassettenradio, das nicht mehr funktioniert. Aber ich glaube, ihr wisst, was ich meine. Ein ganz schöner Unterschied zu dem Auto, das ich euch hier im Juli vorgestellt habe, oder? Nach ein paar Minuten, in denen ich ganz seelenruhig das Bordbuch des Passats nach dem Inhaltsverzeichnisses wieder richtig sortiert habe, habe ich mich an den Kofferraum gesetzt. Der musste auch noch gemacht werden.
Wobei das tatsächlich die leichteste Aufgabe war. Im Teppich war kein Fleck zu finden – er war nur krümelig und staubig. Nicht, was ein Staubsauger und ein Lappen mit Cockpitpflege nicht schaffen konnte. Ich glaube, nach zwanzig Minuten sah der Kofferraum wieder fast aus wie neu. Anschließend putze ich noch alle Scheiben von innen und außen – und war zufrieden. Und wie zufrieden ich war, das könnt ihr auch in dem kleinen Video sehen, was ich wieder über das Projekt gemacht habe:
Manchmal braucht man halt einfach Zeit.
Auch wenn ich manchmal selbst gerne alles sofort fertig hätte, muss man sich selbst wohl manchmal einfach ein bisschen Zeit geben. Beim Passat kommt es wirklich nicht drauf an, ob er in einem halben oder in vier Jahren wieder zurück auf der Straße ist. Innen ist er nun sauber und steht mit einem Luftentfeuchter unter einer Softgarage in meiner Straße. In den Bremsleitungen schwappt neue Bremsflüssigkeit, im Motor neues Öl und im Kühler neues Kühlwasser, zudem hängt die Batterie an einem Erhaltungsgerät. Schlechter wird er nicht. Aber vielleicht nach und nach besser. Wenn Hein erstmal wieder auf der Straße ist und Ove seine neue Plakette hat, dann kommt er schon dran. Ein paar Goodies und Teile habe ich schon liegen. Und ich freue mich tatsächlich schon tierisch auf das Projekt. Aber gut Ding will Weile haben.
Und eines nach dem anderen.
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