LowBudgetBenz – Teil 20: Fehler am Radlauf

Jap – ihr lest richtig. Nach über einem Jahr gibt es endlich wieder ein Update zu meinem Großprojekt „Hein“. Dieses Mal möchte ich euch vom zweiten Radlauf erzählen. Da gab es ein paar Pannen…

Ja, er lebt noch!

Das gilt nicht nur für den alten Holzmichl (Wer kann sich noch an das Lied erinnern?), sondern auch für Hein, meinen alten 230E und mein Projekt der letzten… oha… vier Jahre. Viel zu lange verbringe ich schon Zeit an Hein – aber manchmal kommt einem einfach das Leben dazwischen. Oder – und das war bei Hein und mir der Fall – man braucht einfach eine kleine Auszeit. Aber ich hole euch mal kurz ab. Das letzte Update zu meinem alten 124er Mercedes habe ich euch Ende Juni 2024 gegeben, also vor etwas über einem Jahr. Damals habe ich euch von der Katastrophe am Scheibenrahmen berichtet, die ich gefunden habe, nachdem Daniel, Karsten und ich die Heckscheibe herausgeschnitten hatten: Der Scheibenrahmen war gleich mehrfach und verdammt tief durchgegammelt. Und um ehrlich zu sein – ich hatte plötzlich einfach keine Lust mehr auf das Projekt. Jeder Handgriff an meinem alten Daimler öffnete irgendwie immer und immer wieder die Büchse der Pandorra. Ich hatte die Schnauze voll.

Nur aufgeben wollte ich nicht. Dazu steckte und steckt inzwischen einfach zu viel Liebe und auch Zeit in Hein. Ich gebe mir mit dem Auto wirklich Mühe – warum es dann nicht einfach mal kooperiert? Keine Ahnung. Vielleicht waren die 7 Vorbesitzer fürs Auto zu viel und er mag keine Menschen mehr. Auf jeden Fall musste ich erst einmal Motivation sammeln. Das hat nicht ganz ein Jahr gedauert, sondern ungefähr 9 Monate. Im März entschloss ich mich, endlich weiterzumachen. Ein Auto, das nicht fährt, ist eigentlich wie ein großer Briefbeschwerer. Und all die Teile, die zerstreut in den Garagen und in meiner Wohnung herumliegen, nerven auch so langsam. Also: Hein sollte wieder auf die Straße. Koste es, was es wolle. Von LowBudget bin ich inzwischen – glaube ich – sowieso relativ weit entfernt.

Radlauf, Teil 2

Tatsächlich bin ich schon vor der Scheibenaktion mit dem Radlauf angefangen. Ich war mir eigentlich sicher, dass nur noch der Radlauf und die Dichtungslippe an der Heckklappe geschweißt werden mussten, als ich mit dem Projekt anfing. Und der Radlauf hier – so dachte ich – wäre ja auch schnell erledigt. Schließlich wäre er nicht ansatzweise so schlimm wie er es auf der anderen Seite war: Der hat erst ziemlich geknirscht, wurde dann zu einer richtigen Katastrophe, aber dann auch in großen Schritten wieder fit. Diese Seite sollte aber nicht so schlimm werden. Nur fünf mehr oder weniger kleine Stellen mussten bearbeitet werden. Ein Großteil des Radlaufs war sogar noch richtig gut – und das bestätigte sich auch, als ich den Rost wegschliff.

Erstaunlich stabil dafür, dass da schon seit dem Kauf 2018 der Rost nagt, oder? Ich wollte es aber trotzdem raustrennen und mir zumindest auf der Länge, die ich hier angezeichnet hatte, den Innenradlauf anschauen. Für diejenigen, die hier zum ersten Mal lesen: In der Regel besteht so ein Radlauf aus zwei Blechschichten. Die äußere ist der Teil den man sieht (Logisch, Lars!) und der dann Teil des Seitenteils ist, auf dem der Lack glänzte. Der innere Radlauf ist der Teil, der dann das Radhaus bildet, in dem der Reifen dann auch wohnt. Zwischen diese beiden Blechschichten kriecht im Alter gerne mal Feuchtigkeit – so auch hier bei Hein – und Rost bildet sich ganz versteckt. Und genau deshalb sollte auch das Stück raus.

Eine gute Entscheidung.

Und sowas kann dann unter vermeintlich stabilen Blech zum Vorschein kommen: Auch der Innenradlauf war durch. Hätte ich nun nur außen einmal kurz drübergeschliffen, hätte es wohl in zwei Jahren so ausgesehen wie zuvor. Und eins weiß ich sicher: Noch einmal schweiß ich Hein nicht. Also mache ich es jetzt lieber einmal richtig. Wie ich den Innenraumlauf ausschneiden wollte, habe ich mir dann auch gleich aufgemalt. Das habe ich in dieser komischen Form gemacht, um noch möglichst viel original Blech zu erhalten. Nicht für den Wiederverkaufswert oder die Geschichtsträchtigkeit – je weniger ich ersetzen muss, desto wohler fühle ich mich einfach.

Und genau das habe ich auch gemacht. Aus einem Reparaturblech habe ich mir das kleine Blech zurechtgeschnitten – und dann eingeschweißt. Wenn ich nun sehe, wie ich bei Hein tatsächlich langsam immer weniger Blech-Baustellen (und Hein war ja eigentlich fast nur Blech-Baustelle) habe, dann ist das irgendwie schon ein schönes Gefühl. Nach all den Jahren tatsächlich das Auto wieder auf die Straße zu bekommen, beziehungsweise zu wissen, dass die To-Do-Liste immer kleiner wird, ist schon ein schönes Gefühl. Als ich mit ihm angefangen bin, dachte ich, dass er in drei oder vier Monaten fertig wäre. Und nicht in vier Jahren – wobei ich zwei Mal fast ein Jahr keinen Handschlag an dem Auto gemacht habe. Also bin ich ja fast noch im Zeitplan.

Schritt für Schritt

Wahrscheinlich habe ich daran auch gedacht, als ich das Stück Radlauf eingeschweißt habe. Leider war ich wohl ein bisschen zu euphorisch und habe nicht genügend Pausen gemacht – ein bisschen Hitzeverzug hatte das Blech danach. Doof – aber was solls. Am Ende werde nicht ich mich um neuen Lack bei Hein kümmern – das kann ich ja vielleicht schon mal verraten. Ich möchte ihn nun lieber bald wieder fahren anstatt noch mehr Stunden in ihn zu investieren. Dazu habe ich aktuell auch noch zu viel andere Projekte, die auch darauf warten, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ove, zum Beispiel. Oder Erich. Der Hitzeverzug ärgerte mich ein bisschen – aber ändern wollte ich es nicht mehr.

Auf an der nächsten Stelle, die ich mir gegriffen habe, hat das böse Wort „Kapillarwirkung“ fleißig gewütet: Auch hier war Feuchtigkeit zwischen die Blechschichten gekommen und hatte für richtig Gammel gesorgt. Auch das hat man von oben nicht so wirklich gesehen. Was man hier aber gut erkennt: Das gelbe Zeug da. Das ist Wachs. Wachs soll eigentlich vor Korrossion schützen, was bei Hein aber an vielen Stellen irgendwie überhaupt nicht geklappt hat. Hier musste doch noch ein bisschen mehr weggeschnitten werden, bis ich auf gesundes Blech gestoßen bin.

Und dann kam gleich der nächste Fehler.

Ich weiß nicht, ob es die Routine ist, die mich an dieser Seite haben etwas nachlässiger arbeiten lassen – oder die lange Pause zwischen den Schweißarbeiten. Vielleicht war es auch die wieder fehlende Routine. Beim Einschweißen des Innenradlaufs hatte ich tatsächlich wenig Probleme – das ging so zügig, dass ich nicht einmal ein Foto gemacht habe. Erst beim Aufschweißen des Außenblechs habe ich einen kleinen Fehler gemacht. Mal schauen, ob er euch auffällt:

Hier ist der Fehler eigentlich schon relativ gut zu sehen – als ich das Foto gemacht habe, ist er mir allerdings nicht aufgefallen: Das Blech ist ein Stück zu weit runtergerutscht. Anscheinend war ich so im Schweißfieber, dass ich es trotzdem so eingeschweißt habe. Echt ärgerlich. Im Video weiter unten sieht man es noch deutlicher – das hätte ich echt schöner hinbekommen können. Doch auch das war nichts, was meine Schleifscheibe nicht hätte retten können. Das Endergebnis könnt ihr weiter sehen.

Das Kniestück

Die gammeligste Stelle war das Kniestück zwischen Radlauf und Schweller. Da musste ich tatsächlich einiges vom Innen- und einiges auch vom Außenradlauf ersetzen. Das habe ich in mehreren Stücken gemacht. Der Innenradlauf musste ungefähr auf der Höhe, wo ihr hier die oberen Schweißpunkte seht, bis ganz nach unten ersetzt werden. Davon habe ich leider kein Bild gemacht – oder sie sind mit einem SD-Karten-Crash zu der gleichen Zeit leider verschwunden. Nach dem Innenradlauf kam dann der Außenradlauf. Erst habe ich das Stück bis zur Kante gemacht, dann den kleinen Rest. Hier wird es deutlicher:

Also – die Kante. Nicht die gerissene Grundierung. Die kleine Kante dort passte nicht beim Einschweißblech nicht. Die Einschweißbleche – obwohl ich nicht die billigsten genommen habe – passten sowieso wirklich nicht gut. Die Verarbeitung ist wirklich schlecht gewesen. Wellige Ecken, falsche Maße, und furchtbare Passgenauigkeiten gehören anscheinend zum guten Ton. Einzige Ausnahme waren die Wagenheberaufnahmen und die Hinterachsaufnahmen, die ich – und das ist nun keine Werbung, sondern nur ein Report – von Trabhan gekauft habe. Die passten ohne jegliche Nacharbeit. Inzwischen gibt es dort auch Radlaufbleche. Das wäre vielleicht mal einen Versuch wert. Krümel bräuchte da auch noch etwas Aufmerksamkeit.

Das letzte Puzzle-Stück

Die letzte Ecke, praktisch die hintere Ecke des Radlauf in Richtung Rückleuchte, war wohl tatsächlich die schlimmste. Alles, was dort noch ungefähr die Form gehalten hat, war die Dichtmasse, die dort ab Werk hingeschmiert wurde. Kaum hatte ich die weggekloppt, war nicht mehr viel da. Also habe ich auch hier vom Außenradlauf wieder so viel weggeschnitten, bis ich auf gesundes Blech gestoßen bin. Tatsächlich ist es aber nicht notwendig gewesen, den kompletten Radlauf zu ersetzen. Obwohl er schon recht rostig war, bin ich immer echt schnell auf gesundes Blech gestoßen. Aber um nochmal auf das Thema Reparaturblech zurückzukommen:

So sah das Stück Radlauf aus, das für mich interessant gewesen wäre. Und bei bestem Willen – das sollte ich mir nicht einbauen. Die Ecke unten mit ihren ganzen Stauchungen, Knicken und Falzen hätte nur wieder für Rost gesorgt. Wenn man davon absieht, dass ich das Außenblech gar nicht drüber bekommen hätte. Also bin ich tief in die blaue Tonne getaucht, habe mir ein Stück Pappe herausgenommen und mir damit ein oder zwei Schablonen gebastelt, wie ich das Blech besser finden würde. Und das Ergebnis seht ihr hier:

Deutlich besser, oder? Ganz fertig mit dem Schleifen war ich da noch nicht. Aber mit dem Ergebnis war ich deutlich zufriedener. Wie ihr es nun schon seit vier Jahren von Hein kennt – wenn ihr praktisch „live“ sehen wollt, wie ich den Radlauf instandgesetzt, welche Fehler ich gemacht und sie danach wieder ausgebügelt habe, dann schaut euch doch mal das Video hier an. Vielleicht hilft es ja auch nur dabei, auch aus meinen Fehlern zu lernen und euer Projektauto vielleicht einmal selbst anzugehen. Ich bin nun wieder echt motiviert, an Hein weiterzumachen!

Ich bin euch noch was schuldig!

Und hier ist es. Ein Bild vom fertigen Radlauf. Wie gesagt – so schön wie die andere Seite ist er nicht geworden. Aber er ist stabil und ich bin mir ziemlich sicher, dass man mit etwas Fingerspitzengefühl das Seitenteil wieder schön hinbekommen kann. Aber davon werde ich euch bald erzählen. Im nächsten Update von Hein werde ich euch über ein ziemlich einschneidendes Erlebnis erzählen – das mich aber noch einen Stück weiter zur Fertigstellung des alten Schwaben gebracht hat. Inzwischen bin ich tatsächlich auch schon ganz aufgeregt, den alten Kahn wieder auf die Straße zu bringen. 4 Jahre ist er nun schon zerlegt. Und mein Ziel ist es tatsächlich, nicht noch ein fünftes draus zu machen.

Dieses Mal wirklich.

Watt'n Schrauber

Volvofahrer und Zündappschieber, Do-it-myself-Schrauber. Autodidakt. Hat zu oft Mitleid mit Fahrzeugen, die niemand mehr will und mag sie dann nicht mehr verkaufen. Liebt "Learning-by-doing", schraubt gerne und schreibt sogar noch viel lieber.

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