LowBudgetBenz – Teil 22: Ein neues Lackkleid
Heute möchte ich euch über einen Meilenstein berichten, auf den ich echt lange hingearbeitet habe.
Mein alter W124 „Hein“ hat neuen Lack bekommen – und ich freue mich darüber tierisch!
Irgendwann ist auch mal gut.
Ich weiß, das habe ich schon bei der letzten Geschichte von Hein gesagt. Da habe ich ihn zum Karosseriebauer gebracht, weil ich wirklich überhaupt keine Lust mehr auf Schweißarbeiten an dem alten Kahn hatte – und schon gar nicht auf den Scheibenrahmen, der aussah wie eine echte Katastrophe. Und wisst ihr was? Es war immer noch gut. Eigentlich hätte ich nach der Arbeit vom Karosseriebauer mir nur noch ums Lackieren kümmern müssen, aber die Motivation war immer noch weg. Bei der Vorstellung, noch Monate zu zinnen, spachteln und schleifen, verging mir schlichtweg die Lust. Eigentlich hatte ich ja mal darauf gepocht, dass Hein nach einem halben bis einem Jahr fertig wäre – aber inzwischen sind es viereinhalb Jahre. Der Kahn sollte fertig! Und so machte ich einen Termin bei dem Lackierer meines Vertrauens.
Und genau da brachte ich Hein im August auch hin. Für zwei Türen, das Heckblech, das Dach inklusive der Säulen und die hinteren Seitenteile wollte er etwas über zweitausend Euro haben. Hört sich teuer an, besonders, weil es vor einigen Jahren noch für einige hundert Euro funktioniert hätte, aber die Energiepreise sind stark gestiegen – das wisst ihr ja selbst. Und für zweitausend Euro ist es inzwischen in größeren Städten kaum mehr möglich, auch nur einen Kotflügel lackieren zu lassen. Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und zugesagt. Es half ja nichts. Die Lust war am Ende und wenn ich den Schritt nicht gegangen wäre, hätte Hein zerlegt weiterhin Platz weggenommen. Ich will das Auto aber fahren.
Es gibt genügend Projektabbrüche
Ich glaube ja, dass das das Schicksal vieler alter Autos ist: Fehlende Motivation. Auf allen Inseratsplattformen kann man Autos finden, die irgendwann einmal zerlegt wurden, weil sie jemand restaurieren wollte, das Projekt dann aber stagnierte. Meist kann man für wenige hundert Euro Autos finden, die einem Puzzle gleichen. Doch mal ehrlich: Würdet ihr sowas kaufen? Ein Auto, das von jemand anderem zerlegt wurde, bei dem ihr überhaupt keine Ahnung habt, wo welche Schraube hingehört, ob überhaupt noch alle Teile da sind oder wo ein Kabelbaum verläuft? Jap – ich auch nicht. Außer, ich würde das Modell natürlich kennen wie meine Westentasche, aber so eines würde ich nicht unbedingt noch einmal kaufen, ich hätte es ja schon.
Aber genau dieses Schicksal wollte ich Hein ersparen. Im Februar habe ich den Wagen acht Jahre. Tatsächlich ACHT Jahre – wie schnell verging die Zeit denn? Und nur zwei dieser bald acht Jahre habe ich den Wagen gefahren – die restliche Zeit habe ich geschraubt, repariert und vor allen Dingen geflucht. Wirklich nichts an diesem Projekt ging leicht. Alles war ein Krampf – andauernd neue Rostschäden entdecken, über jede (also eigentlich alle) festgerostete Schraube fluchen, noch mehr Rostschäden finden und der Verzweiflung nah zu sein, Technikteile, die in den Händen zerfielen und noch mehr Rostschäden reparieren. Alles waren immer nur Katastrophen – und das wollte ich beim Lack nun nicht mehr sehen. Klar hätte ich ihn vielleicht selbst lackieren können, aber wenn dann was schiefgegangen wäre, hätte ich ihn wohl weggeschmissen. Und das wäre schade gewesen um das ganze Geld, die Zeit und die Mühe, die ich in den Wagen gesteckt habe. Und hätte ich es selbst gemacht, wäre der Lack nicht mal ansatzweise so gut geworden wie der hier:
Es glänzt der Benz!
Schaut euch mal an, wie gut der Lack von Hein geworden ist – ich bin darüber mega happy. Natürlich tat es weh, das Geld zu zahlen – aber der Lackierbetrieb hat tatsächlich nur eine Arbeitswoche gebraucht, um den Wagen wieder so schick zu machen, wie er hier auf den Bildern aussieht. Eine Arbeitswoche! Hätte ich es selbst gemacht, wären wieder Monate ins Land gezogen und Hein wäre einfach nicht fertig geworden. Zumal ich ja auch gar keine Lackierkabine habe. Richtig begeistert schnürte ich Hein auf dem Trailer fest und fuhr mit ihm in Richtung Heimat. Endlich wieder zusammenbauen! Nachdem Elsa damals (vom selben Betrieb) lackiert wurde, brauchte ich noch ungefähr ein Jahr, bis ich die alte Buckelvolvo-Dame wieder zusammengebaut hatte. Bei Hein – so hoffe ich – wird es aber nicht so lange dauern. Eigentlich müsste der Wagen schnell wieder auf der Straße sein.
Es war ein richtig tolles Gefühl, den Wagen wieder vom Anhänger zu fahren und zu wissen: Jetzt geht es nur noch vorwärts. Naja, zumindest fast: Ein Rostloch habe ich kurz vor dem Besuch beim Lackierer dann doch noch gefunden, davon werdet ihr hier also bald noch einmal lesen. Wenn ihr euch wundert, warum der Wagen schon im August lackiert wurde und (scheinbar) ja immer noch nicht fährt: Beim Zusammenbau lass ich mir Zeit und konserviere jeden Hohlraum lieber noch einmal mehr als einen zu vergessen. Denn eins weiß ich genau: Nochmal mach ich die Arbeit nicht an Hein. Wenn ihr sehen wollt, wie Heins Lack auf Video aussieht, dann schaut mal hier:
Ein großer Schritt
Dass Hein nun sein neues Lackkleid trägt und der Wagen sich tatsächlich nun auf der Zielgeraden befindet, ist ein großer Schritt – nicht nur für die Menschheit. Der alte Kahn nahm noch am gleichen Tag wieder Form an – wenn auch langsam. Ich will da nun nicht Hetzen. Vier Jahre habe ich an dem Wagen gearbeitet, dann kann ich nun auch noch ein paar Monate warten, bis er wieder auf der Straße ist. Hauptsache ist doch, dass er wieder auf die Straße kommt und nicht weggeschmissen oder als Projektabbruch für kleines Geld verkauft wird. Im Gegenteil: Er wird bald wieder fahren! Und darüber freue ich mich wirklich sehr.
Hoffentlich er ist bis dahin nicht wieder verrostet.




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