Aber eigentlich tut man es doch gerne, oder?
Jap, genau. Es geht mal wieder um Elsa, die immer noch auf dem OP-Tisch liegt.
Heute behandel ich mal vier Schraubertage.
Der 33. Schraubertag war am Samstag, den 15.02.2014.
Mit dreizehn Grad im Februar (Februar?!) und einer Erkältung ist keine keine prima Idee, das Spachteln und das Schleifen anzufangen. Und trotzdem habe ich es gemacht. Allerdings nicht sehr lange, der Staub und die Erkältung machten sich zusammen nicht so gut.
Da ist es dann besser, aufzuhören. Und das tat ich dann auch.
Aber der nächste Schraubertag folgte bald.
Freitag, der 21.02.2014 – Schraubertag Nummer 34
Als ich in strömendem Regen von der Schule nach Hause kam, kam mein Vater gleich in Arbeitskleidung aus der Haustür und ich bekam den Befehl mit einem riesengroßen Grinsen „Mittagessen und dann Schweißen!“ – Yeah!
Was muss denn nun nochmal fertig gemacht werden? Der Ars…also…ähm…das Heck. Der Knäcke-Po muss noch fertig. Wir hatten zwar schon das Heckblech und die Mulde (dafür gibt es einen tollen Korb, hab ich das schon mal gesagt?) schon angeschweißt, allerdings war die Ecke zur Reserveradmulde noch nicht fertig. Von außen mussten noch ein paar Bleche ran, und von innen mussten auch noch ein paar Löcher zu. Genauso wie ein Flicken in die Reserveradmulde.
Den halben Nachmittag hörte man aus unserem Carport nur noch *brrrrz* *brrrrrz* *klopf* *klopf* *brrrrrz* *brrrrz* *brrz* *klopf* *wräääääng* *wrääwrääääääng* hören. Fotos machen habe ich dabei fast vergessen.
Aber welche vom Endergebnis habe ich hier. Der Hintern von Elsa ist geliftet….äh…
Und nun zum dritten Schraubertag, von dem ich euch heute erzählen möchte.
Der fand am Samstag, den 22.02.2014 statt. Es war der Schraubertag Nummer 35.
Meine Motivation machte einen mächtigen Schubs. „Hey, Lars, du fauler Sack. Wird Zeit, dass du mal wieder arbeitest! Los, raus mit dir!“ hörte ich heute eine von vielen Stimmen im meinem Kopf reden. Und da ich ab und zu auf mein Gefühl horche, ging es raus.
Hallo Elsa :-).
Was können wir denn mal machen? Die Embleme auf dem Kofferraumdeckel abmachen! Das ist doch mal was. Mit diesen doofen Klammern komme ich immer noch nicht zu recht. Der Tipp neulich scheint richtig zu sein, allerdings bin ich zu doof, die aufzubiegen. Ein wenig Gewalt… und *prabs!* – ab sind sie. Aber irgendwie ist das so ruhig hier. Kein *Wrääwrääääng* und kein *Brrrz* – das ist irgendwie so leise hier. Ich brauch Musik. Chuck Berry, zum Beispiel. Badadadadadadadadadadada – Riding along in my automobile… – na, noch „ride“ ich nicht. Noch schraube ich an ihr – aber es geht ja doch voran. So, *prabs!* – nächste Klammer ab. *prabs!* Noch eine. *praabsprabs* Und die letzte. So, nun nur noch unter das „V“ hebeln – und zack. Da isses. Man, hat sich da Dreck unter gesammelt. Aber wie soll man das auch sauber machen. Erst den schönen Lack zerkratzen, um dann unterm „V“ sauber zu machen? Nee, is‘ nicht.
Jetzt wird gezündet! Nein, keine Bombe, (noch) nicht Elsas Motor und auch nicht irgendein Feuer. Die Zündkerzen sollten rausgedreht werden, damit ich WD40 in die Brennräume sprühen kann. Elsas Motor soll nämlich bald das erste Mal seit vierzehn Jahren gestartet werden. Aufregend, oder? Ich bin schon ein wenig nervös. Ich hoffe, dass er anspringen wird. Wenn nicht, und er sich festbohrt, wird es teuer werden. Und ich muss sparen.
Also, die Zündkerzen. Es wird doch gesagt, dass die Zündkerzen den Gesundheitszustand des Motors wiedergeben, oder?
Um euch die Zündkerzen mal zu zeigen, habe ich sie alle mal fotografiert. Was an der dritten Zündkerze ist, weiß ich nicht. Lässt sich nicht abpuhlen, der Kram. Was meint ihr? Ist Elsas Herz gesund? Dann habe ich überall WD40 reingehauen – und die Kerzen wieder reingedreht. Keine Sorge – bevor ich Elsa das erste Mal starte, kommen sie neu.
Als nächstes ging es an die Türverkleidung. Sie ist nicht mehr sehr schön. Das ist für mich keine Patina mehr – das ist kaputt. Wo ist da eigentlich die Grenze? Wann ist etwas Patina – und wann ist etwas kaputt?
Der rote Stoff ist für mich noch annehmbar. Ein wenig fleckig und verblasst – das ist in Ordnung. Noch ein wenig sauber machen und dann kann das bleiben. Nur der zerrissene, graue Stoff muss neu. Da soll zumindest der Farbton stimmen – bei einer Verkleidung ist der auch schon mal ersetzt worden. Die Farbe stimmt, aber das Muster nicht. Ich muss mal schauen, wo ich sowas finde. Unsere Nachbarin ist Schneiderin, da werde ich mal fragen.
Aber nicht nur der graue Stoff muss neu, sondern auch das Holz. Das hat sich mit der Zeit nämlich in wohlgefallen aufgelöst. Aber das sollte doch machbar sein, oder?
Mein Opa war Holzwurm durch und durch. Er war Tischler mit Leib und Seele. Und das hat auch ein wenig auf meinen Vater abgefärbt, wie man an unserer Holz-Werkstatt sehen kann.
Also – Kamera mit Stativ hochgeschleppt, Türverkleidung hochgeschleppt – und Lars hochgeschleppt. Also. Wie ist das ganze aufgebaut? Die Zierleistenklips sind unten umgebogen. Die müssen zuerst raus. Dann ist der Stoff draufgetackert. Das alles ab – und dann ist da die nackte Hartfaserplatte.
Und da man ja als Holzwurm immer genügend Holz im Vorrat hat, hatten wir zufällig eine passende Hartfaserplatte da.
Gut, die eine Seite ist weiß beschichtet, aber wenn Stoff drauf ist, stört das eh niemanden.
Nun musste ich nur noch die alte Türverkleidung zerlegen. Aber das geht ja schnell.
Die Zierleisten waren schnell abgebaut. Einfach die Klipse geradebiegen – und abnehmen. Das ging schnell.
Als Nächstes wurden dann MILLIARDEN von Tackerklammern rausgehebelt. Warum sind da so viele dran? Nagut, es hält wirklich fest. Vielleicht war es doch eine Qualitätssache von Volvo. „Viel hält viel“ heißt es doch. Das kann ja gut sein. Oder ein lustiger Restaurationsmensch hat dort noch mehr reingemacht. Nachdem die Millarden Tackerklammern alle rausgehebelt waren, konnte ich den Stoff vorsichtig abziehen. Und was war drunter? Dämmung?! Okay – nicht so das Problem. Lässt sich besorgen.
Den Stoff habe ich erstmal zur Seite gelegt. Nicht, dass er noch mehr kaputt geht. Die Kunstlederschicht ist mit beiden Stoffschichten vernäht. Ob das gehen wird? An der Dämmung konnte man merken, dass sie schon so ein, zwei Jahre auf dem Buckel (Wortspiel :-)) hat. Die konnte ich prima abfegen. Noch ein paar rostige Tackerklammern (Diesmal nur so tausend ) herausgezogen – und da liegt die Türverkleidung. Ganz nackig.
Wat machen wir nun? Die Hartfaserplatte (ich liebe dieses Wort ), die ich bereitsrausgesucht habe, hat eine weiße Fläche. Die raue Fläche will ich wieder nach innen haben. Also kann man doch auf der weißen Fläche prima anzeichnen. Alte Verkleidung umgedreht, raufgelegt – und abgezeichnet. Das klappte astrein.
Und dann ging es auch schon mit dem Sägen los.
Aussägen hat eindeutig am längsten gedauert. Meine Güüüte. Wir haben zwar auch eine Bandsäge, die hat allerdings ein zu grobes Sägeblatt drin. Also? Feinsäge und per Hand. Das hat gedauert – und zum Schluss fühlte sich mein Arm irgendwie so ganz komisch an. *Ritschratschritschratschritschratsch* AUA! Oh. Daumen hoch. Treffer versenkt, in den Daumen gesägt. Fragt mich nicht, wie ich das gemacht habe.
Erstmal musste ich dann ja noch die ganzen Löcher für Klammern, Türgriff, Fensterkurbeln und, und, und bohren. Und zum Schluss noch schnell mal schmirgeln.
Sieht doch recht brauchbar aus, oder? Und Kosten bisher? 0€ – LowBudget-Restauration.
Und so sah das unbeespannte Ergebnis aus.
Doch ganz in Ordnung, oder? Das Holz hatten wir noch liegen und der Rest kostete auch nur Arbeitskraft und Zeit. Und die ist gut investiert gewesen, eine neue Türverkleidung ist nämlich nicht gerade günstig.
An dem Tag hörte ich dann erstmal auf zu Schrauben und zu Basteln.
Gute Nacht, Elsa!
Aber am nächsten Tag ging es gleich weiter.
Sonntag, der 23.02.2014 – Schraubertag Nummer 36
Erst einmal die angeklipste Türverkleidung. Seht ihr, wie die passt? Ein wenig stolz bin ich ja, auch wenn Eigenlob stinkt. Aber dann müsst ihr euch halt die Nase zu halten . Die Klipse werden später in Fett getränkt und dann erst eingesetzt. Dann sollte es nicht mehr rosten. Würdet ihr zwischen Tür und Türverkleidung eine Plastikfolie kleben? Damit also kein Wasser mehr zur Türverkleidung kommen kann und die dann wieder vergammelt? Ich bin auf eure Meinungen gespannt.
Als nächstes komme ich zur Stofffrage (drei F). Der graue Stoff der Türverkleidung hat ja ziemlich gelitten. Nur originalen Stoff aufzutreiben, könnte recht schwer werden. Aber ich habe ja auch noch Zeit. Noch fährt Elsa nicht. Das wird auch noch ein wenig dauern. 100% übereinstimmen müsste der Stoff nicht. An den hinteren Türverkleidungen wurde auch schonmal geflickt – da stimmt ein Stoff auch nicht mit den anderen überein. Das fällt aber nicht gleich auf. Sowas wäre ja auch nicht schlecht. Und selbst, wenn neuer Stoff drankommt. Dann ist es eben so. Ein Auto hat gelebt – und warum sollte es dann bei mir nicht auch leben?
Zum Schluss habe ich die fertiggeschweißte Nase (muss noch weiter gespachtelt und geschliffen werden) noch von innen mit schwarzer Rostschutzfarbe ausgestrichen. Bald kommt da noch ordentlich Fett rein – aber erst nach dem Lackieren.
Elsa wird fahren. Ganz bald.
Und wie sie wieder langsam zum Fahren gebracht wird, seht ihr bald. Hier.