LowBudgetBenz – Teil 18: Die Wagenheberaufnahme

Es ist mal wieder Zeit für einen Klassiker. Die Wagenheberaufnahme eines alten Daimlers.

Vor drei Jahren habe ich euch schon mal so eine Baustelle gezeigt. Nützt ja aber nichts.

Mir kam da etwas in den Kopf.

Ich glaube, ich weiß, wofür „W124“ eigentlich steht. Bestimmt sind die originalen Schwellerbleche dazu ausgelegt, das man 124 Wagenheberaufnahmen in sie einschweißen kann, bis es gar keine Hoffnung mehr gibt. Die Frage ist nur: Sind es 124 pro Ecke? Oder 124 insgesamt? Das wäre ja ein ziemlicher Unterschied. Naja, egal – genug mit dem Mist reden hier. Auch wenn ich euch vor drei Jahren schon einmal gezeigt habe, wie ich eine Wagenheberaufnahme eingeschweißt habe, möchte ich es jetzt noch einmal tun. Zum einen habe ich in der Zwischenzeit wieder einiges gelernt, zum anderen hätte ich nicht gedacht, dass die hier auch noch durchgerostet war. Und irgendwie möchte ich ja gerne die meisten Schritte an Hein dokumentieren, die ich so gemacht habe. Auch um mir irgendwann an den Kopf zu fassen, warum ich so viel Arbeit in einen Wagen mit sieben Vorbesitzern und praktisch ohne Ausstattung gesteckt habe. Aber auch das ist egal. Man lebt ja nur einmal.

Hein stand immer noch aufgebockt auf den Auffahrrampen, als ich mich an die Wagenheberaufnahme hinten machte. Irgendwie hatte ich in den letzten Tagen ein komisches Gefühl dabei, Hein auf Böcke zu stellen. Aber brauchte ich ja auch nicht – an die Wagenheberaufnahme komme ich auch so heran. Im ersten Schritt – ich hatte ja schon gesehen, dass die Reparatur der Wagenheberaufnahme von vor fünfzehn Jahren schon wieder durchgerostet war – habe ich trotzdem erst einmal den Stöpsel für die Hebebühnenaufnahme abgebaut und die Wagenheberaufnahme von Rost und Dreck und Dichtmasse befreit. So schlecht war die Reparatur eigentlich nicht. Hätten sie es damals ein bisschen besser versiegelt, hätte ich da wohl gar nicht ranmüssen. Aber auch die Geschichte kennen wir ja schon von Hein. Gefühlt habe ich jede Baustelle ja schon einmal anfassen müssen.

Gleich zur Sache

Ich wollte bei der Baustelle nicht lange herumtüddeln, wie der Dithmarscher zu sagen pflegt. An Hein gibt es noch einiges zu tun – und so langsam bekomme ich etwas Zeitdruck. Der alte Kahn soll nämlich bald zum Lackierer. Jap – ich habe mir selbst Stress gemacht und muss eine Deadline einhalten. Da hilft es dann auch nicht lange, wenn man noch überlegt, wie man so welchen Schnitt setzt. Manchmal… muss man einfach machen. Und ich habe einfach gemacht. Um eine möglichst gerade Schnittkante hinzubekommen (Gar nicht so einfach, wenn das Auto schief steht), habe ich die Schnittkanten mit Klebeband abgeklebt – und mir dann tatsächlich einfach die Flex geschnappt, die vor vierzig Jahren schon bei meinem Opa im Einsatz war und habe draus losgeschnitten. Wir hier auf dem Bild links sehen könnt, habe ich in der Mitte noch einmal um das Rohr herumgeschnitten. Das ist eine Verstärkung, die ich nicht beschädigen wollte.

Braten braten

Die Reste der Wagenheberaufnahme, die ich rausgeschnitten habe (und die Rest der Wagenheberaufnahme, die anscheinend vorher dadrin war) habe ich dann mit einer Luftfeile abgeschliffen. Erst wollte ich es mit einer Flex und einer Fächerscheibe machen – aber dafür war das alles irgendwie ein bisschen zu eng. Leider hat sich das mit der Luftfeile auch ein paar Tage gezogen – mein Kompressor wollte nicht anspringen. Inzwischen habe ich rausgefunden, dass das ein Problem mit dem Schalter war. Ein kleiner Wackelkontakt. Der ist nun repariert und es konnte fröhlich losgehen. Gleichzeitig habe ich dann noch die Zinkschicht vom Schweller geschliffen. Tatsächlich sind die Schweller vom W124 verzinkt. Und rosten trotzdem – ein bisschen so, wie das Heckblech. Ärgerlich – aber was will man machen? Das Reparaturblech habe ich wieder bei einem großen Händler gekauft, der sich auf Reparaturbleche für alte Mercedes spezialisiert hat. Leider habe ich vergessen Fotos davon zu machen, wie ich das Reparaturblech anpasse. Und auch gefilmt habe ich es nicht. Dafür den Rest der Reparatur:

Yes! Ich habe wieder eine Baustelle an Hein fertig. Und ich freue mich wirklich total! Im Mai ist es drei Jahre her, dass ich Hein zerlegt habe und hätte nie gedacht, dass es sich so in die Länge ziehen wird. Aber es ist nun mal so gekommen. Achja, bevor ich es vergesse: Wie im Video schon gesagt, sprecht mal lieber mit der/dem Prüfingenieur/in eures Vertrauens, ob man Schweller wirklich auf Stoß einschweißen darf – oder eher nicht. Ich habe es gemacht, um im Zukunft keinen Ärger dort mit Rost zu bekommen. Ob es erlaubt ist? Ich habe keine Ahnung. Aber zumindest bin ich mir sicher, dass es stabil genug sein wird, auch wenn Schweißnähte immer eher als spröde angesehen werden. Inzwischen ist die Wagenheberaufnahme lackiert und auch von innen fleißig versiegelt worden. Die Baustelle ist also tatsächlich abgehakt. Was man vom Radlauf hinten rechts noch nicht sagen kann. Aber das wird eine andere Geschichte. In der nächsten Geschichte über Hein wird aber erst einmal geschraubt.

Hoffentlich ohne Schweißgerät.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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