Henkelmännchen im Laufe der Zeit – Teil 2

Der erste Tag von Henkelmännchen in unserem Besitz verlief nicht so toll.

comp_comp_Vorher7Das ist aber ja kein Grund, ein Auto gleich zu verkaufen. Wir haben es nicht getan.

Henkelmännchen hält momentan Winterschlaf und in Norddeutschland ist es momentan echt stürmisch. Das heißt, dass ich nichts an Elsa arbeiten kann, weil ich entweder wegfliege oder mich ein Ast erwischt. Das will ich nicht riskieren. Aber ich kann euch ja mal die Geschichte zu Henkelmännchen weitererzählen.

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Bunt, mehr oder weniger.

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Spot an!

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‚klapper‘

Das Internet und Schrauben und Schreiben und das Fotografieren war 2009 noch ganz neu für mich. Ich bin zeitgleich mit dem Kauf von Henkelmännchen online gegangen und habe Foren und sowas nicht verstanden.  Das hat sich ja nun mit den Jahren ja doch ein wenig geändert. Genauso, wie der Fakt, dass ich an Autos schrauben mag. Henkelmännchen legte dafür damals ja den Grundstein.

Henkelmännchen haben wir ja – mehr oder weniger – fahrbereit gekauft. Letztes Mal habe ich von der ersten Fahrt mit Papa und mir in Henkelmännchen erzählt. Auf der ersten Fahrt – und der dritten Fahrt in unserem Besitz – ist Henkelmännchen liegengeblieben. Henkelmännchen war zu dem Zeitpunkt 29 Jahre alt und nicht besonders gut drauf. Der Vorbesitzer (der Vater einer meiner besten Kumpel JH) hatte Henkelmännchen acht Jahre nur sehr selten bewegt. Irgendwo bei 5000 km in acht Jahren. Dazu kam es dann zu Standschäden, die dafür sorgten, dass Henkelmännchen auf unserer ersten gemeinsamen Fahrt aufhörte zu arbeiten. Ich war zu dem Zeitpunkt dreizehn Jahre alt und hatte sowieso noch keine Ahnung von Technik, also sollte Papa schrauben. Papa war aber wohl auch etwas „eingerostet“ in der Thematik und so wurde Henkelmännchen kurz darauf dann in die Werkstatt unseres Vertrauens geschleppt. Dort stellten sie fest, dass etwas im Zündverteiler kaputt war (was genau, kann ich nicht mehr sagen) und der Vergaser sei ja auch total verstellt, wie die Zündung. Papa rechnete mit einem runden Motorlauf als er Henkelmännchen wieder abholte. Der Meister meinte nur „Den kann ich nicht besser einstellen, der muss gefahren werden, der stand zu lange!“

comp_comp_Vorher3Das war dann auch das Motto, das wir den Sommer dann verfolgt haben. Wir sind ihn gefahren. Ich weiß noch ganz genau, wie Papa eine Flasche Vergaserreiniger reinkippen wollte und ich den Motor starten sollte. Mit 13 mochte ich Autos angucken und Beifahrer sein und spielte immer in Henkelmännchen oder im Golf 5 Autofahren, aber wie das ging wusste ich nicht. Also habe ich ihn gestartet, Papa meinte dann, ich solle Gas geben und ich trat voll aufs Gas. Vor Schreck habe ich dann den Motor mmer noch auf dem Gaspedal stehend ausgemacht, comp_comp_Vorher9was Henkelmännchen eine Fehlzündung auspupsen ließ. Danach gab Papa vorne am Vergaser Gas.
Wir rissen in dem Sommer fast 5000 Kilometer ab. Die Steuer war ziemlich teuer, weil Henkelmännchen halt noch kein H-Kennzeichen hatte. Die Versicherung war auch nicht gerade die günstigste, aber Henkelmännchen lief als Zweitwagen. Verbraucht hat Henkelmännchen damals erst fast an die zehn Liter auf einhundert Kilometer. Das war eine ganze Menge für einen Kleinwagen. Aber mit jedem Kilometer wurde Henkelmännchen freier und immer wieder konnte das Standgas runtergedreht comp_comp_Vorher5werden. Als er aus der Werkstatt kam, lief er mit fast 2000 Umdrehungen pro Minute.

Einmal fuhren wir mit Henkelmännchen zur „Schrott-Olympiade“. Das war eine Veranstaltung bei einem Autoverwerter in der Nähe, wo es so tolle Sachen gab wie „Blinkerwettschießen“ oder „Getriebeweitwurf“. Damals war gerade die Zeit der Abwrackprämie und da war mehr los als in den Jahren zuvor. Da traf Papa auch einen Freund, der mal ein VW-Autohaus hatte, bis die anderen Anteilhaber an einen größeren VW-Händler verkauften. Er hat(te) mehrere Porsche 924, mehrere Mini, einen DKW und einen alten Passat und kannte sich natürlich auch noch gut mit der Technik von Henkelmännchen aus. Er bemerkte dann auch, dass Henkelmännchens Zündung nicht so comp_comp_Vorher6toll eingestellt war und drehte im Motorraum etwas herum und er lief etwas ruhiger – aber nicht viel.

Mama mochte Henkelmännchen immer noch nicht wirklich. „Das ist ja gar kein Oldtimer“, sagte sie immer.
Er hatte mehrere Farben. Zum einen Steinschlagschutz und verschiedene Grautöne, aber auch noch grundierte Stellen und mit schwarz ausgebesserte Dellen. Dellen hatte Henkelmännchen echt viele. Er stand halt bei einem Bauern oder im Carport einer Familie, wo auch mal Fahrräder gegen das kleine, abgemeldete Auto gefallen sind. Es ist auch ganz lustig zu sehen, wie Leute reagieren, wenn eine Familie auf einmal in einem kleineren, alten Auto angefahren kommt, dass nicht mehr so ganz taufrisch aussieht. Von uns waren die Leute meist alle nur neuere Autos aus Emdener Produktion gewohnt und nun auf einmal fuhren wir mit dem gammeligen Cabrio durch die Gegend. comp_comp_Vorher2Wenn man unseren Nachbarn Glauben darf, hieß es damals, dass Papa auf einmal Schulden hätten oder womöglich einen Unfall. Dass der silberne Golf Kombi von uns auch noch rumfuhr, interessierte ja nicht.

Die Bilder, die ihr hier sehen könnt, sind auf der letzten Fahrt vor der Restauration entstanden. Es war auf jeden Fall kalt und stürmisch und Henkelmännchen nicht mehr taufrisch, wie man sieht. Das sollte sich ändern. Der Flugrost sollte weg, Henkelmännchen sollte lackiert werden und dann wieder hübscher erstrahlen, um das H-Kennzeichen zu erlangen.

Aber dazu mal irgendwann mehr. Auf diesem Sender.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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7 Antworten zu Henkelmännchen im Laufe der Zeit – Teil 2

  1. Marc sagt:

    erstmal mag ich mich bei Dir bedanken für die Bloghilfestellung, leider habe ich keine Mail von Dir.
    Dein Bericht über die Reaktionen “kann der sich nicht was besserers leisten” kommt mir sehr bekannt vor 🙂
    Werde da mal in meinem Blog sobald ich gestartet bin darauf eingehen, sage nur Opel Ascona, Diplomat und Budget-Urquattro mit Rostlöchern in den Kotflügeln 😀

    • Hallo Marc,
      „Kann der sich nicht was besseres leisten“ – ich kann es… äh? Ich weiß nicht. Meine Autos kann man irgendwie ja nicht vergleichen :D. Auf der zweiten Oldtimerrallye, die wir mit Henkelmännchen bestritten haben, haben wir neben einem großen W116 geparkt. „Was ist das denn?“, meinte der Besitzer ziemlich abfällig. Gelacht hat er nicht mehr, als wir in der Gesamtplatzierung besser waren als er. Wie wir das geschafft haben, weiß ich immer noch nicht, wir fahren einfach nur. Opel Ascona, Diplo und Urquattro hören sich sehr interessant an! Elsa bleibt ja auch ein Budget-Projekt. An ihr soll dieses Jahr viel passieren ;).
      Schöne Grüße von der noch immer stürmischen Nordsee
      Lars

      • marcrudin sagt:

        Hallo Lars
        Kannst Du mir mal Deine Email verraten? Habe noch 2-3 Fragen zu WordPress falls Du Zeit hast 🙂 meine ist: marc punkt rudin ät gmx.net

        die Frage ist doch immer, was ist etwas „besseres“. 🙂
        Wenn ich sehe, wieviel Probleme diverse Bekannte mit ihren Neuwagen haben (die ich mir auch nciht leisten könnte!) frage ich mich das ernsthaft.

        W116, das ist noch ein grosser Traum von mir… jetzt wird halt noch im W123 gedieselt 🙂

        Ich bin gespannt auf Deine weiteren Fortschritte mit Elsa.
        Letzthin sahen meine Freundin und ich einen Lindströmfilm (kitschig) wo die Hauptdarstellerin mit einem Buckelvolvo der 50er durch Schweden getingelt ist, da kamst Du mir in den Sinn 🙂
        Meine Freundin meint, wieso ich nicht ein so schönes Auto fahre 😉

        LG aus der zur Zeit schneienden Schweiz
        Marc

        • Hallo Marc,

          eine e-Mail ist unterwegs :).
          Ein W123 Diesel würde mir auch gefallen. Ich mag diese Autos, die irgendwie nicht kaputt zu gehen scheinen. Eigentlich wollte ich mir dieses Jahr auch etwas in die Richtung suchen, aber erstmal muss Elsa fertig werden.

          Die Fortschritte mit Elsa werde ich auch hier bald wieder weiterschreiben. Mit Elsa möchte ich auch unbedingt nochmal nach Schweden fahren. Vielleicht schon dieses Jahr? Mal schauen, wann es soweit ist. Ich mag meine Elsa ja :D.
          Schöne Grüße aus dem schneefreien Schleswig-Holstein
          Lars

  2. Hallo,ich finde es toll wie du dich um das Erdbeerkörbchen kümmerst. Ich nenne auch eines mein eigen aus 1987 und es ist mein ganzer Stolz.

    • Hallo!
      Vielen Dank für dein Lob. Wenn man erstmal ein Golf Cabrio hat, dann mag man es auch irgendwie nicht mehr hergeben. Ich liebe die Touren im Sommer. Bevor ich Elsa gekauft habe, habe ich mir auch ein graues 87er Cabriolet angeguckt, allerdings wären zwei Golf 1 nachher eines zu viel gewesen. Dass du stolz auf dein Auto bist, ist natürlich immer toll!
      Schöne Grüße
      Lars

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