Der (neue) alte Kahn.

Ich wusste es, irgendwann bekomme ich Platzprobleme. Ein Neuzugang im Fuhrpark.MoinLasst ihn mich mal vorstellen und erklären, warum und wie es zum „Nachwuchs“ kam.

„So, und nun macht ihr es mal wie richtige Männer: Mit einem Handschlag!“, grinst Karsten den Verkäufer und mich an. Ich strecke die Hand heraus, der Verkäufer namens Matthias greift mit einem festen Händedruck zu. So ganz kann ich es noch gar nicht realisieren, was gerade passiert ist. Ich habe ein Auto gekauft. Nein, falsch. Ich habe noch ein Auto gekauft… Besonders vernünftig war das gerade ja nun nicht. Schließlich bin ich Student, verdiene kaum Geld und habe schon… naja, vier Autos.

Aber was ist schon Vernunft? Ganz genau. Langweilig.

Träume und Wünsche sind etwas Wunderbares. In Träumen kann man schneller aus dem Alltag entfliehen, sich schnell mal andere Orte oder sogar in ein ganz anderes Leben fantasieren. Viele Leute haben deshalb auch diese ausgelutschten Sprüche wie „Carpe Diem“, „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“ oder „If you can dream it, you can do it“ auf ihren Küchenwänden, in ihrem Schlafzimmer oder über ihrer Toilette kleben. Aber diese Sprüche umsetzen? Das tut kaum einer. Schließlich wollen die meisten Menschen ja vernünftig sein. Ihnen fehlt schlichtweg der Mut einmal aus ihrem grauen Alltag auszubrechen, mal etwas Neues zu wagen und einfach frei zu sein. „Ich mache das, wenn ich Rentner bin“, werden die meisten Leute sagen, wenn man sie auf die Erfüllung ihrer Wünsche anspricht. Nichtwissend, dass das Magengeschwür im Stress guten Dünger findet und die Rente vielleicht unerreichbar sein könnte…

 

Auch ich habe bisher selten den Mut gefunden, aus meinem Alltag herauszubrechen und mir Träume zu erfüllen. Die Anschaffung und die Rettung meiner Elsa war bisher eigentlich der einzige Traum, den ich mir erfüllt habe. Ansonsten habe ich mich auch immer brav vom Stress meines Alltags einspannen lassen und bin mit dem Strom des Berufsverkehrs in Richtung Magengeschwür geschwommen. Die Reise in die Niederlande, von der noch ein paar Berichte folgen werden, hat mir dann ein wenig die Augen geöffnet. Ich habe nämlich auf einmal auf die Menschen geachtet, die mich umgeben. Nicht nur im Berufsverkehr habe ich tagein, tagaus graue, leere, aber gestresste Gesichter gesehen, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben und nur noch auf die Rente (oder ihr Grab) hinarbeiten. Nachdem ich dann noch eine Woche wirklich krank wurde und ich genug Zeit zum Nachdenken hatte, war ich mir sicher: Ich möchte nicht mehr eines dieser grauen, leeren Gesichter sein.

Ich möchte mir einen Traum erfüllen.

Das heißt nun nicht, dass ich gleich das Studium werfe, meine Wohnung aufgebe und alle sozialen Kontakt abbrechen werde. Auf keinen Fall! Aber ich möchte mir ein paar Auszeiten gönnen. Ein wenig entschleunigen, neue Leute und Orte kennenlernen. Ich möchte reisen – mit einem alten Auto. Schon als kleiner Junge, wenn mein Vater von seinen Roadtrips mit seinem als Camper umgebauten VW-Käfer oder seinen Abenteuerreisen mit seinem quietschgelben Simca 1000 erzählte, hörte ich gebannt und träumte davon, irgendwann auch einmal so etwas zu tun. Und genau dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Zuerst hatte ich natürlich Elsa im Kopf, aber da man die nicht einmal in Dithmarschen am helligen Tag auf einem Supermarktparkplatz abstellen, ohne, dass Leute an dem Auto herumfummeln, ist sie nicht wirklich die perfekte Begleiterin. Und Henkelmännchen? Der ist mir ein wenig zu klein, wenn ich einmal darin übernachten möchte. Ich hatte ein wenig Geld gespart… und ging auf die Suche. Die Eckdaten: Mindestens 20 Jahre alt, lieber älter. Groß, am liebsten ein Kombi, gemütlich und nicht so aufregend, dass ich das Auto auch mal irgendwo stehen lassen kann.

Die Suche stellte sich schwieriger als gedacht, denn der „Oldtimerboom“ hat dafür gesorgt, dass Leute inzwischen sogar für abgerockte Golf II einen Haufen Kohle verlangen und nicht wirklich mit sich handeln lassen. „Garagengold“ sagen die anderen „Schrottgold“ trifft es wohl eher. Und Schnäppchen? Nicht leicht zu machen. Im Hinterkopf hatte ich den 5er Touring vom Blogleser Andreas, der unbedingt ein guter Wagen ist, aber noch nicht ganz so mit mir sprach. Dann entdeckte ich einmal einen Volvo 245, der aber am Tag meines Anrufs schon verkauft war. Auch die Idee, den alten Ford Escort meines Onkels wieder fit zu machen, kam mir kurz in den Kopf. Und dann, eines schönen Tages beim Durchforsten der Autoportale, fand ich ein Inserat, bei dem das Bauchgefühl (und der Preis mit etwas Verhandeln) sofort stimmte.

Und nun stehe ich hier, an einem Montagabend und bin nun Besitzer dieser „alten Kiste“, wie mein Vater sie nannte, als ich erzählte, was ich gekauft habe.

Ihr wollte nun unbedingt wissen, was es für eine alte Kiste ist, oder? Okay, ich laber nun nicht länger. Es ist die hier geworden:

Genau, die Kenner unter euch werden es schon lange erkannt haben. Es ist ein Mercedes-Benz der Baureihe W124. Es ist kein Diesel, sondern ein Benziner. Hinten drauf steht 230E. Und ja, ich weiß, es ist eine Limousine. Aber es kommt halt manchmal anders, als man denkt.

Es ist ein Auto wie ein Bausparvertrag. Ein Auto, so solide wie ein Bankkaufmann. Ein Auto wie ein gut gepflegter Schrebergarten. Ein Auto für zugeschnürte Freizeit-Krawattenträger. Ein Auto, so elegant und so langweilig wie ‚Smart Casual‘ ohne bunte Socken. Ein Auto wie ein Käsebrot ohne Gurkenscheibe.  Ein Auto ohne Firlefanz. Einzig und alleine der Stern wirkt so extravagant wie eine rote Fußmatte in einem sonst sterilen weißen Hausflur eines im Bauhausstil gehaltenen Mehrfamilienhauses. Ein Auto für vernünftige Menschen, die auf Werterhalt, Qualität und Zuverlässigkeit Wert legen. Zumindest war es so, als er neu war. Inzwischen sind 28 Jahre und einige Kilometer vergangen, auch hatte der Wagen schon einige Vorbesitzer – das alles hat Spuren hinterlassen. Es gibt kein Karosserieteil ohne Delle, Kratzer oder stümperhaften Ausbesserungen, Mercedes-typisch findet man auch Roststellen rundherum. Das elektrische Schiebedach habe ich erst einmal mit Gaffa-Tape repariert und innen riecht der Wagen irgendwie nach Qualm. Es ist kein Auto für Liebhaber oder spießige Hochglanzpolierer. Vielleicht habe ich mich deshalb hinter dem Steuer des Wagens sehen können? Er ist halt nicht der Hübscheste, hat aber somit etwas mit mir gemeinsam.

Es kann losgehen. Die roten Nummern hat Karsten schon angebaut. Ich habe euch Karsten noch gar nicht vorgestellt, oder? Wir haben uns hier über Watt’n Schrauber kennengelernt, er ist ein echt cooler und sympathischer Typ. Als ich ihn, weil er sich mit Mercedes wirklich SAMSUNG CAMERA PICTURESauskennt, nach seiner Meinung zum 124er fragte, bot er sofort an, den Wagen mit seiner roten Nummer zu überstellen. Und das, obwohl wir uns erst einmal vorher gesehen haben. (Nochmals vielen Dank, Karsten, die Einladung zum Grillen steht noch!). Die Türen fallen satt ins Schloss, nur an der Fahrertür macht ein gebrochenes Türfangband grausige Geräusche. Der Motor läuft schon ein wenig, um die Scheiben freizubekommen. Er läuft seidenweich, man hört ihm die 250 000 Kilometer wirklich nicht an. Ich lege den ersten Gang ein und lasse die Kupplung langsam kommen. Der Wagen rollt fast geräuschlos los. Und genau das war auch der Kaufgrund. Optisch ist der Wagen wirklich nicht mehr hübsch, aber technisch ist er einwandfrei. Gut, ein Reisen hat eine kleine Unwucht,  ein ABS-Sensor will nicht mehr so, der Kofferraum ist nicht mehr ganz wasserdicht und das Schiebedach erwähnte ich schon. Aber es funktioniert ansonsten alles wie neu. Das Getriebe schaltet sich klasse, der Motor läuft ruhig, das Differential macht keine Geräusche und auch die zwei, drei weiteren elektrischen Gimmicks, die der Wagen hat (mehr sind es wirklich nicht), funktionieren. Außer das nachgerüstete USB-Radio. Das rauscht nur.

So ein 124er fährt halt wie ein alter Kahn!“, sagt Karsten und ich muss lachen. Fährt er sich wirklich. Die Lenkung ist weich, das Fahrwerk schaukelt gemütlich – aber es passt halt zu der Charakteristik des Wagens. Ich habe ihn ja auch nicht zum Rasen, sondern zum Reisen gekauft. Die Sitze sind wunderbar gemütlich, bieten aber nicht wirklich Seitenhalt. Wozu auch? Wenn man zu schnell fährt, schaukelt die große Limousine eh unangenehm durch die Kurven. Irgendwie muss ich an ein Kreuzfahrtschiff denken und entscheide mich, wenn ich ihn auf Kurzzeitkennzeichen Probe fahre, unbedingt am Hafen einmal Fotos zu machen. So ganz habe ich mich noch nicht an die Kühlerfigur gewöhnt – und so ganz verstehe ich auch nicht, dass das nun mein Wagen ist. Die Strecke von Nordfriesland nach Dithmarschen absolviert der Wagen ohne Probleme. Auf der Hälfte tausche ich mit Karsten die Plätze, als Mercedes-Profi soll er den Wagen einmal bewegen. Auch ihm fällt, außer das weiche Gaspedal, nichts negatives auf. „Ein guter Kauf, gerade mit den Felgen“ höre ich ihn sagen. Achja – beim Kauf des Wagens waren noch vier Sommerreifen mit originalen Mercedes-500E-Felgen dabei. Anscheinend sind die sehr beliebt.

SAMSUNG CAMERA PICTURESDas ist er also, mein neuer Reisewagen, nein, mein neuer, alter Kreuzfahrtdampfer. Ein paar Sachen gibt es noch zu tun, bevor ich mit ihm die Reisen nach Schweden, Tschechien, Polen und Österreich antreten werde. Auch die Baltic-Sea-Circle-Rallye ist für nächstes Jahr damit geplant. Ich freue mich schon drauf. Ein neues Thermostat muss zum Beispiel noch rein, das alte schließt anscheinend nicht mehr. Einen Ersatzschlüssel muss ich mir noch machen lassen. Das Schiebedach ist nur vorrübergehend mit Klebeband repariert, auch das soll irgendwann einmal wieder richtig funktionieren, auch an den Gaszug muss ich noch einmal Hand anlegen. Warum der Wagen vorne einmal tiefergelegt wurde, verstehe ich überhaupt nicht. Das ist irgendwie so wie eine Oma in Highheels. Passt einfach nicht. Um die schlimmsten Roststellen werde ich mich vielleicht auch noch einmal kümmern, denn ansonsten… läuft er ja wirklich gut. Es ist halt ein vernünftiger Wagen. Und ich muss mich berichtigen:

Anscheinend kann Vernunft nicht nur langweilig sein, sondern auch glücklich machen.

Ganz unvernünftig eben.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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27 Antworten zu Der (neue) alte Kahn.

  1. spidersnoopy sagt:

    Hmm du hast doch eingentlich einen perfekten Reisekombi? Aber Autos kann man nie genug haben ;-). Mich hat neulich auch der 190 einer Rentnerin angelacht… nächstes Jahr könnte man den auf H anmelden…

    • Hey Christoph,
      ja, eigentlich habe ich zwei wunderbare Kombis, mit denen ich reisen kann – wären sie nicht für die Touren, die ich mit dem Benz vorhabe, zu jung. Und du hast recht. Es gibt nie genug! 😉 Der 190er wäre doch ein stilsicheres Alltagsauto – und Platz für die Familie ist auch drin. Wir könnten dann ja dieses Jahr mal unsere Sternenträger nebeneinander stellen!
      Schöne Grüße
      Lars

  2. Patrick sagt:

    Alles richtig gemacht… ich hatte mehrere Jahre ein W124 T-Modell im Alltag und vermisse den alten Benz noch heute. Reparieren wollte ihn hier in der Schweiz keiner mehr (wäre halt viel mechanische Arbeit gewesen) und wenn ich heute nochmal die Wahl hätte, würde ich wohl einen motivierten Polen suchen und das Ding trotzdem wieder in Schuss bringen lassen. Und… ein alter Benz beschleunigt nicht, er nimmt Fahrt auf…

    • Hey Patrick,
      das T-Modell wäre natürlich die Krönung gewesen! 🙂 Was für eine Maschine hast du denn drin gehabt?
      Ich bin den Wagen fünf Tage im Alltag gefahren. Ein paar kleine Macken hat er, aber die kann man noch in den Griff bekommen. Natürlich habe ich auch noch ein wenig Rost gefunden – aber nichts weltbewegendes. Bisher.
      Dieses Bootfahrgefühl mag ich schon. Aber genauso mag ich die anderen Mitglieder meines Fuhrparks, die der Mercedes nicht ersetzen wird 😉

      Schöne Grüße
      Lars

  3. Sehr schöner Bericht.

    Ich wünsche Dir viel Spass mit dem Fahrzeug.
    Ich habe im Moment genug Fahrzeuge, so dass ich keine Fahrzeuge mehr kaufen will,

    Mein Mercedes 260 SE, Jg. 1986 steht seit 2010 oder 2009 still, ich hatte mir diesen zur Belohnung, als ich meine Weiterbildung zum Fachmann mit Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis im 2008 bestanden gekauft. Leider läuft er nur auf 5 Zylinder.

    In der Schweiz gab es diese Modell erst ab 300 SE 6 Zylinder. Meiner ist ein Import aus Deutschland.

    • Hey Jean-Pierre,

      vielen lieben Dank! Ich habe nun auch genug Fahrzeuge. Mehr möchte ich auch nicht kaufen. Kann ich auch nicht – die Stellplätze sind alle voll.

      Hast du den Wagen selbst importiert? Es wäre ja schön, wenn du den noblen Wagen wieder auf die Straße bringen kannst. Hast du die Instandsetzung schon geplant?

      Schöne Grüße
      Lars

      • Hallo Lars,

        Danke für den netten Kommentar. Das Fahrzeug wurde nicht von mir importiert. Ich hatte das Fahrzeug aus der Innerschweiz gekauft. Vermutlich der Vorgänger hat ihn importiert

        Diese oder nächstes Jahr mache ich das Fahrzeug.

        Diese Jahr wir ein Ford Scorpio 2.9 i GL, 1988 30 Jahre alt. Den ich 2002 von meinem Patenonkel geschenkt bekam.

        Ende März ist es soweit.

  4. marcrudin sagt:

    Ich gebe Dir absolut recht, der W124 ist eine Burg. 🙂

    Trotzdem verkaufe ich meinen, der Reiz nach einem weiteren Oldtimer wird immer grösser…
    Wer also noch einen relativ günstigen Schweizer 300E sucht (Schleichwerbung) als Schalter mit Sperrdiff Rost saniert… Lars kennt meine Koordinaten 😉

  5. marcrudin sagt:

    Lars… ich habe noch ein Türfangband… melde Dich

  6. Moinsen,

    kaum ein Fahrzeug für die Masse bedeutet mehr Status als ein Benz. Was nicht heißen soll, dass die Stuttgarter nicht Autos bauen können. Ich wohne nur wenige Kilometer vom Landkreis Vechta: dem rechnet man bekanntermaßen zu, dass die Sternendichte in Deutschland nirgendwo größer ist als eben dort.

    Durch was ist Vechta in Deutschland noch bekannt? Klar – Massentierhaltung! Dementsprechend leben da überdurchnittlich viele Landwirte – wodurch der Mercedes schnell seine liebevolle Bezeichnung „Bauernbenz“ oder „Schweinedaimler“ erhalten hat. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen Dein Modell mit dem Kofferraum voller Milchkannen nach dem Melken von der Weide zurück zum Hof kam. Das waren dann genau die Fahrzeuge, deren Federung dabei so gelitten hatte, dass sie bis an ihr Lebensende hinten immer durchhingen.

    JEDER Hiwie in „VEC“ pellt sich also ein Ei darauf, unbedingt mit einem Mercedes herumzukurven. Wobei das „ein Ei darauf pellen“ ihm wichtiger als alles andere im Leben ist! Er vergisst gern alles um sich herum (auch das normale Verkehrsgeschehen), lässt nichts anderes gelten als Daimler und sitzt so auf einem unerreichbar hohen Ross. Egal, ob er sich so ’ne Kiste leisten kann oder nicht (die Bank macht’s ja möglich) – wichtig ist, dass ALLE sehen und wissen, dass er einen Benz hat.

    Da ich ja mit meinen alten Fahrzeugen auch oftmals an Oldtimer-Veranstaltungen teilnehme, kann ich von weiteren Arroganzen berichten: die Herrschaften Benz-Besitzer geben sich dort überwiegend als Diven! Der Hype, der um ihren Stern gemacht wird, kann einem gehörig auf den Zeiger gehen. Sie tun so, als gäbe es ausschließlich alte Mercedes-Benz. Die Mercedes-Ausstellungsflächen auf Messen (neulich erst wieder auf der Bremen Classic Motorshow: ich besuche diese Messe jetzt seit sechs oder sieben Jahren. Es ist erschreckend, wie sehr sich seitdem die Mercedes-Krake in den Hallen ausgebreitet hat) meide ich weitestgehend – da hab ich eben mehr Zeit für die anderen Aussteller.

    Leider resultiert diese gewachsene Erfahrung aus einem inzwischen schon beinahe 60-jährigen Leben und ist zugleich Grund, warum ich mich ultimativ niemals mit einem Stern mobilisieren würde.

    Gut – ich kenne Dich, Lars. Und ich weiß, dass Du weit weg bist von Arroganz und Hochmut. Ich weiß nicht, welches allgemeines Ansehen die Stuttgarter Marke bei Euch in Dithmarschen hat. Bleib immer schön auf’m Teppich und habe mit dem alten Schiff allzeit eine gute Fahrt.

    Übrigens: das Alter und der Zustand eines Fahrzeugs mit Stern interessiert verblendete Enthusiasten keinesfalls. Als ich vor ein paar Jahren mal mit einem Clubkameraden vom 1. Internationalen K 70-Club mit unseren Fahrzeugen bei der Einfahrt am Oldtimermarkt in Bockhorn anstehen mussten, wartete vor uns auch ein Mercedes Benz W 120 – den Meisten als „Ponton“ bekannt. Die mattschwarze, verbeulte „Karre“ war wohl frisch einer Scheune entsprungen… vollkommen verstaubt, mit Spinnweben, dreckig, rostig, gammelig. Von hinten kamen Fußgänger, stapften munter an unseren (weitaus selteneren) gepflegten K 70 vorbei, erspähten den Ponton (trotz der mattschwarzen Tarnfarbe), und führten beinahe einen Indianer-Freudentanz auf. Es kam mir so vor, als ob nur der Staub und die Spinnweben sie vor oraler Kontaktaufnahme (mit dem Lack) abhielt.

    Also: den Zustand Deines Daimlers solltest Du NICHT als Entschuldigung mißbrauchen! Es gibt erstaunlicherweise immer noch Menschen, die deswegen eine nasse Hose bekommen!

    Gruß aus Niedersachsen
    von Andreas

    (… dann wird das wohl nichts mehr mit ’nem Besuch mit Elsa?)

    • Hey Andreas,

      vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung mit Mercedes-Fahrern! Die kann ich (zum Teil) genauso bestätigen, gerade, was die Oldtimer-Szene angeht. Besonders Mercedes-SL-Fahrer finde ich häufig extrem unsympathisch und arrogant. Diesen Mercedes-Oldtimerboom kann ich nicht wirklich verstehen. Klar mögen die Autos gut gebaut worden sein (merke ich ja an meinem mitgenommenen 124er) – aber auch andere Mütter haben hübsche Töchter. Mein Herz schlägt noch schwedisch.

      Im Alltag fällt es hier inzwischen weniger auf. Die „Bauernjugend“ und die „Prollos“ fahren hier Audi – und das sage ich nicht, weil du einen fährst. Ganz im Gegenteil. Bis zur Jahrtausendwende mag ich Audis unheimlich. Hier hört man in jeder Disco, wie über Audis geprahlt werden – und auf der Autobahn sind es meist die Ringträger, die 5 cm hinter der Stoßstange meines Autos kleben. Deshalb habe ich auch keinen Audi 80 gekauft, der hier ebenfalls in der Nähe zu finden war – obwohl ich die mag.

      Der alte Kahn läuft übrigens wirklich noch super. Mal sehen, ob ich mich um die Optik noch kümmern werde – ich weiß es noch nicht. Gesucht habe ich ja eigenltich nach einem Volvo oder einem Saab. Beide waren hier aber nicht in günstig zu finden. Was wirklich günstig am Mercedes ist, sind die Ersatzteile – erstaunlicherweise.

      Und keine Sorge – wenn Elsa so richtig schön läuft (daran arbeite ich!), dann werde ich mal rumkommen. Zum Fahren ist sie ja schließlich gebaut worden.

      Schöne Grüße
      Lars

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  8. Maik Mugato sagt:

    Hi Lars!

    Toller Dampfer! Ich hoffe du wirst lange Spaß dran haben… Mir kommt es vor, als wäre der vorne zu tief und hinten zu hoch. Federn vorne OK? Hinten könnte es sein, dass die Streben erneuert wurden, und nicht eingefedert wieder angezogen wurden…

    Gruss, Maik

    • Hey Maik,

      du täuscht dich nicht! Vorne ist er tiefergelegt (ist auch eingetragen) – warum er hinten so hoch ist, weiß ich noch nicht. Bald nehme ich ihn aber auf die Bühne. Und dann gehe ich der Sache mal auf den Grund. Ziel, wenn er technisch so ganz okay ist: Originales Fahrwerk.

      Vielen Dank für den Kommentar!

      Schöne Grüße
      Lars

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