Ich möchte heute mit euch wieder in die Vergangenheit reisen.
Ja, genau. Es geht mit Elsas Geschichte weiter! Es gab ja immer noch viel zu tun.
Dies ist nun nicht die übliche Auflistung von Schraubertagen, die ich sonst immer an dieser Stelle zeige. Heute geht es mehr um meine Gedanken, die sich im August 2014 – also erst vor ein paar Monaten -abgespielt haben. Damals war nämlich gerade „Jahrestag“ mit Elsa. Wer die Geschichte vor der Restauration wissen möchte, der sollte mal diesen Blick ins Alltagsklassiker-Forum werfen. Dort fragte ich damals noch ganz unwissend, was man denn nun bei einem eventuellem Kauf. Damals fanden meine Eltern das so gar nicht gut, dass ich einen Oldtimer kaufen wollte. Inzwischen hat es sich geändert.
Aber bevor wir nun zum einjährigem „Besitz-Jahrestag“ kommen, muss ich der Ordnung wegen doch nochmal einen Schraubertag hier reinschieben:
Dienstag, der 26.06.2014 – Schraubertag Nummer 66
Elsa hat hinten wohl aus Verstärkungsgründen zwei „Bodenblechschichten“, die unterschiedlich geformt sind. Die untere Schicht brauchte ein wenig Flickarbeit und das hat Papa an dem Tag gemacht. Von innen wurde es am nächsten Tag grundiert und lackiert und in die neuangefertigte, obere Schicht kommen dann ein paar Löcher, damit man regelmäßig Holme und Zwischenschicht mit Wachs und Fett und so weiter konservieren kann.
Nun gibt es aber noch so eine Geschichte mit der Batterie. Elsa ist ja schon ein wenig älter und hat eine 6 Volt Batterie. Da war es gar nicht mal so leicht, eine aufzutreiben.
Der erste Versuch war bei meinem Stamm-Auto-Teile-Händler, der trotz ATU-mäßigen Rückleuchten für Astra, Civic, Golf und co. für mich bisher einen guten Eindruck machte. Dort hatte ich nach einer 6 Volt und 85 AH Batterie in den passenden Maßen gefragt. „Besorgen wir dir!“ – prima. Heute den Anruf bekommen „Jap, ist da.“ – primarer. Also rein in das Auto, mit blinkender „Bitte Tanken“-Leuchte hingefahren und in den Laden. Ich hatte nach einer guten Batterie gefragt, da ich da doch der Meinung bin, dass Markenware länger hält. Die Marke war allerdings irgendein Name, der mir überhaupt nichts sagte. Egal. Allerdings machte mich es stutzig, dass auf der Batterie „20 AH“ drauf stand. Das hatte ich so nicht bestellt. „Für was ist das denn? PV 444? Ist das ein Rasenmäher?“, war eine ganz ernst gemeinte Frage. Nachdem man mir unterstellen wollte, ich hätte was falsches angegeben, selbst der Kollege, mit dem ich persönlich alles abgeklärt habe, meinte, der Fehler läge bei mir. Kann er meinen, ich bin dann gegangen. Selbst mein Zettel, wo „PV 444, Batterie 6 Volt 85 AH“ drauf stand, lag da noch. Aber nein…
Also bin ich zu einer Oldtimerwerkstatt in der Nähe gefahren, wo der Besitzer einen PV 544 von 1958 hat und gerade ein schwarzer PV 444 L auf der Bühne stand. Der hatte zwar keine Batterie da, hat mir aber eine passende bestellen können. Anstatt 100€ für die mir unbekannte Marke und 20 AH, musste ich nun ins Portemonaie langen und 180€ für eine Varta-Batterie ausgeben. Naja, hält dann ja auch erstmal.
Das Ziel habt ihr schon erkannt, oder? Ich wollte Elsas B16-Red-Block endlich starten! Nach vierzehn Jahren Standzeit. Dass man das nicht einfach so macht, brauch ich euch wohl nicht zu erzählen. Vorher brauchte er noch einiges an Service.
Samstag, der 30.08.2014 – Schraubertag Nummer 67
Ein ganz, ganz kurzer Schraubertag. Zumindest, nachdem ich den passenden Schraubenschlüssel gefunden hatte. Einmal kurz das Öl ablassen. Wäre da nur noch so viel Schmierkram unten am Motor. Egal ob altes Öl oder U-Bodenschutz. Irgendwas ist da raufgeschmiert. Nach ein paar Hammerschlägen ließ sich dann ein 25er-Ringschlüssel auf die Ablassschraube überreden und das Öl konnte ablaufen. Jetzt durfte Elsa über Nacht „ausbluten.“
Am 31. August 2014 (dem 68. Schraubertag) war es dann so weit – Elsa war ein Jahr in meinem Besitz. Das konnte ich nicht unkommentiert lassen:
Heute ist der Tag. Elsa ist genau ein Jahr in meinem Besitz. Heute vor einem Jahr saß ich wohl noch irgendwo in einem Auto (VW? Benz? Keine Ahnung…) oder war gerade dabei, stolz mein stark verrostetes Schwedenblech zu verladen oder JM und seinem Vater zu zeigen, was ich mir da tolles gekauft habe. Vielleicht waren wir auch schon am Schrauben? Es ist nachmittags, von daher ist das wohl das wahrscheinlichste.
Von einer kleinen, unbebilderten Anzeige, über ein Telefonat, bis hin zum angucken, dem Überreden meiner Eltern, dass ein zweites altes Auto doch so toll sei, und dann voller Stolz den Kauf meines ersten, ganz alleinigem, alten Autos. Und zwar richtig alten Auto.
Vor einem Jahr fuhren wir im Regen nach Dänemark, um meine kleine, große Schwedin von einem netten Dänen namens Herrn T. abzuholen. Leicht fiel ihm der Abschied auch nicht. Typisch für einen Rostsüchtigen, aber das kennt ihr bestimmt auch. Nur, was will man machen, wenn die Projekte zu viel werden? Ich musste ihm versprechen, dass ich Elsa wieder herrichte und ich ihn damit danach besuchen komme. Und genau das werde ich machen.
Genauso, wie ich euch damit die Alltagsklassiker in Graz besuchen werde. Vor einem Jahr fing ich nämlich auch das Schraubertagebuch hier an. Als Elsa ankam, wurde gleich los geschraubt. Inzwischen sind es 67 (heute Abend 68) Schraubertage geworden, die ich hier niedergeschrieben habe. Ohne einige Tipps wäre ich wahrscheinlich immer noch am Verzweifeln an einigen Stellen. Danke dafür. Auch vielen Dank für den Zuspruch, wenn die Motivation mal nicht so groß war.
Geschraubt wurde aber an dem Tag auch noch.
Da Elsa und ich an dem Tag unser ein jähriges Zusammenwohnen feierten, wollte ich ihr ja auch noch etwas Gutes gönnen. Der Motor durfte über Nacht ausbluten und dann nahm ich dann den Ölfilter ab. Natürlich kam da noch ein Schwall von Elsas Altöl raus und lief mir über die Haut. Was für ein Klebkram. Im der Kappe vom Einsatz (da wird ja nur der Ölfiltereinsatz getauscht), waren ziemlich viele Ablagerungen. Nach 15 Jahren Standzeit kann das ja gut passieren, dass sich das Öl da abrotzt. Um den Mist nicht wieder im Ölkreislauf drin zu haben, nahm Papa die Kappe und wischte sie mit ein wenig Waschbenzin sauber. Der Ölfilter dadrin war ein original „Volvodel“. Mein Vater meinte „Ob das wohl noch der erste ist?“ – Nein. Bestimmt nicht. In 57 Jahren wird sie bestimmt mal einen neuen Ölfilter bekommen haben. Schließlich wurde das Auto gefahren.
Elsa hatte wohl in letzter Zeit viel Probleme mit Ölverlust an der Ventildeckeldichtung, zumindest war das da alles gut verschlammt. Die Ventildeckeldichtung war also das nächste Ziel. Geht ja nicht, dass Elsa überall herumschnoddert. Da wird sie dann lieber schnell mal geheilt.
Eigentlich ist die Ventildeckeldichtung beim B16A-Motor aus Kork. Kork ist ziemlich vielseitig. In Büsum sieht man es immer am Hafen bei den Fischern liegen, die es wohl für ihre Netze nutzen. Allerdings gab es wohl mal vor ein paar Jahren „Korkmangel“. Oder Dichtungsmangel, denn Elsa wurde zwischen Ventildeckeldichtung und Klotz irgendwas Silikonartiges dazwischengespritzt. Und da musste weg. Das meiste bröckelte schon so ab, aber einige Sachen waren wirklich glibberig und zäh. Aber gut – mit Schaber, Schraubenzieher und Geduld konnte ich alles entfernen und alles schön sauber machen. Wir wollen Elsa ja später nicht krank machen.
Die neue Dichtung wurde auf den ebenfalls von innengereinigten Ventildeckel gelegt und dann wieder auf den Motor verschraubt. So sieht das doch schon besser aus.
Halt, Quatsch, stimmt gar nicht. Vorher wurde noch etwas anderes gemacht!
Bei der Operation am halb offenem Elsa-Herz, fiel mir wieder etwas auf. Die Ventile waren irgendwie unterschiedlich. Einige hatten lustige Kappen drauf, andere nicht. Warum eigentlich? Kann es eigentlich doch den ersten Start von Elsas Herzen gefährden? Nicht, dass sie nachher „ö-ö-ö-ö-wrumm!-klatter, klatter, wrrr“ macht und dann kaputt ist. Das wäre schade und ich müsste nach Schweden reisen, um einen Motor zu suchen. Was nicht schade wäre, da ich Schweden mag. Aber für mein Budget wäre das Ganze nicht so toll.
Ich fischte also die Überbleisel von der Kappe raus, machte Zylinder für Zylinder Fotos von den Ventilen und ging erstmal Mittag essen und schrieb nebenbei an den Svenska-PV-Klubben, um zu fragen, ob das gefährlich sei. Da das Internet Internet ist, gab es auch schnell viele Antworten. Die „Kappen“ sind ausgetrockenete Gummi-Dichtungen. Gummi? Für mich fühlten die sich alle sehr hart an. Wie sich es herausstellte, sind die alle so ausgetrocknet, dass alle schon ein wenig bröckelig sind. Die sind übrigens dafür da, dass kein Öl in die Brennräume gelangt. Man kann auch ohne fahren, nur räuchtert die hübsche dann ein wenig und verbraucht Öl. Für’s Fahren nervig, beim Starten stört es nicht. Die werde ich mir auf jeden Fall neu bestellen, kosten irgendwo bei 2€ das Stück. Also nicht die Welt.
Elsa war ganz schön schmierig. Das gefällt dem TÜV nicht. Papa wollte mit Motorreiniger bei, da hatte ich aber Angst um die restliche Motorfarbe. Ich wollte es mit WD40 probieren, was auch geklappt hat. Immer ein wenig raufgesprüht, mit einer alten Zahnbürste geschrubbt, gesprüht und nachgewischt. Der Lack blättert kaum ab und es wird sauber. So will man das doch.
Und wenn ihr nun das nächste Mal hier einschaltet, wenn es um Elsa geht, dann werde ich euch mit Videos überfluten. Denn der Motor sollte endlich laufen…
Da freue ich mich schon auf die ersten Videos Lars.
Das freut mich. Es sind auf jeden Fall ein paar mehr ;-). Und auch ganz explosiv 😀
ich will Elsas Herz schlagen hören! 🙂
(Du hast schon einige Schweizer Follower wie das auf Neudeutsch heisst 🙂 der golf1cabriolet ist ein Arbeitskollege von mir 🙂
Na, dann Gruezi (hoffentlich richtig 😉 ) in die Schweiz 😀
Fast :-))
Grüezi
Genau das meine ich 😉
Pingback: Schlüsseldrehen und Brumm? Nicht ganz. | Ein Leben mit Benzin im Blut