Auch das sonst zuverlässige Alltagsauto braucht manchmal ein wenig Pflege.
Ich war mal wieder etwas zu geizig für Neuteile und war mal Gärtner am Auto.
Gärtner am Auto? Wie, was hat der von der Nordseeküste denn? Nee, ich habe heute Kompost am Auto gefunden, aber dazu komme ich erst etwas später. Erstmal wollte ich nämlich erst einmal ein wenig Geld sparen. Instandsetzen anstatt wegschmeißen.
„Frrrk!“ So ungefähr war das Geräusch, als ich die linke Hintertür meines V40 aufmachen wollte. Die Tür blieb zu. Ich drückte nochmal auf die Fernbedienung, aber das Auto war offen. Ich schaute – der Türgriff war ab. Eine Schwachstelle bei den Chromtürgriffen des Volvo V40. Die schwarzen Griffe sollen eigentlich nicht brechen. Na, prima. Da kriegste die Tür nicht zu! Also… nicht auf. Ich kam zwar noch rein, der kleine Hebel funktionierte ja noch, aber schön ist was anderes.
Wie bei der Rückleuchte war ich zu geizig für ein Neuteil. Instandsetzen anstatt Wegschmeißen ist die Devise! Zwei Versuche mit 2-K-Kleber waren eher weniger erfolgreich. Der erste hielt zwei Tage, der zweite immerhin eineinhalb Monate. Da ich nun nicht jeden Monat Lust auf so eine Reparatur habe, wollte ich mal etwas neues versuchen. Plastikschweißen. Neulich auf der Messe in Neumünster habe ich einen Kleber gekauft, der zusammen mit einem Granulat schweißen soll.
Aber dazu muss der Türgriff heraus. Und wie geht das? Türverkleidung ab! Na, prima. Die Motivation hält sich in Grenzen, aber es muss ja irgendwann mal gemacht werden. Und da ich bald nun lange Strecken fahre und weniger Zeit für meinen Fuhrpark habe, möchte ich das fertig haben. Also, wie baut man so eine Türverkleidung eigentlich ab? Mit Gefühl.
Ein paar Schrauben sind echt offensichtlich. Unter kleinen Abdeckkappen habe ich zwei gefunden. Dann noch eine in der Griffmulde vom Innentürgriff und eine unter einer kleinen Abdeckkappe in dem Griff der Armlehne. Abfallen wollte die Türverkleidung dann aber nicht. Hmpf. Es hatten sich noch vier Clips versteckt, die mit etwas Überzeugungsarbeit mit der Hilfe eines Schraubenziehers auch Urlaub gemacht haben. Zwölf Jahre haben sie auch immerhin ohne Urlaub durchgearbeitet. Da darf auch mal eine Pause sein.
Die Kurbel musste auch noch ab. Da kann der Kupferwurm wenigstens nicht beißen. Die Kurbel ist mit so einer kleinen Klammer festgehaltet, fluppt die erstmal weg, kann man auch gut die Kurbel wieder abmontieren. Ich habe mir vorher die Stellung noch gemerkt, um es später wieder stimmig zusammenbauen zu können. Wir wolen ja nicht pfuschen, oder?
Dann nur noch kurz die Türverkleidung hoch und? Ab war sie. Dann musste ich noch die Folie vorsichtig lösen, die sollte ja am liebsten nicht kaputt gehen. Sonst kann es gut passieren, dass man später ziemlich beschlagene Scheiben hat. Das mag ich aber nicht haben. Ich kann übrigens verstehen, warum Volvo für den Wechsel des Türgriffs angeblich eine Arbeitsstunde eingeplant hat. Es ist ziemlich nervig, so einen Türgriff an der hinteren Tür auszubauen. Acht Mal muss man sich den Arm brechen, um daran zu kommen.
Irgendwann hatte ich ihn aber draußen. Was war ich stolz. Dann ging es an das Reparieren. Dazu musste ich aber den Türgriff erst einmal zerlegen. Da fiel mir gleich eines auf: Das Ding ist eigentlich gar nicht zum Zerlegen und Reparieren gedacht. Das ist ein Wegschmeißartikel! Ich hasse Wegschmeißartikel. Ressourcen soll man überall sparen, aber da nicht.
Der Türgriff ist nämlich an so einer komischen Achse aufgebaut. Und die hat am Ende zwei Metallzungen gehabt, damit sie nicht zurückrutscht. Hm. Also doch wegschmeißen und neu kaufen? Ein geistiger Blick auf mein Konto zeigte mir dann aber doch, dass ich lieber reparieren sollte. Es lohnt sich eigentlich nicht, wenn man die Zeit rechnet. Aber da ich die Zeit habe, warum nicht? Basteln wir ein wenig.
Also habe ich in die Achse ein kleines Loch durchgebohrt, um später die Achse mit einem Splint zu sichern und die Zungen weggeschliffen. Danach konnte ich die Achse entfernen und ich hatte die Einzelteile in der Hand. Da habe ich mich dann erstmal gefreut. Beim Bohren sollte man übrigens aufpassen. Vor ein paar Jahren habe ich es mal geschafft, mir in den Finger zu bohren, nicht schlimm, aber angenehm ist echt etwas anderes.
Dann ging es an den eigentlich Grund für die Reparatur. Der Griff hält nur auf diese zwei kleine Beinchen, da hält die ganze Kraft drauf. Also habe ich mir ein kleines Stück Plastik zurecht gefeilt und dort als Verstärkung hingeklebt. So wird die Kraft ja auf eine größere Fläche verteilt. Vorher habe ich auf der Klebefläche noch den Chrom weggeschliffen. Dann wurde alles mit dem neuen Kleber verschweißt und dann habe ich über Nacht alles trocknen lassen.
Heute Morgen ging es daran, die ganzen Einzelteile wieder zusammen-
zubauen. Da habe ich die Achse mit etwas Vaseline eingeschmiert, damit die Reibung zwischen dem Griff und der Achse möglich gering ist. So könnte maximal die Spannung der Feder noch zum erneuten Brechen führen, da habe ich aber nun nichts geändert.
Bevor ich den Türgriff zusammengebaut habe, habe ich, so gut ich dort heran kam, die Tür von innen lackiert und dann mit meinem letzten Rest Hohlraumwachs ausgepustet. Man muss ja nicht herausfordern, dass die braune Pest irgendwie das Blech angreifen kann. vor dem Winter mag ich eh nochmal das ganze Auto konservieren.
Ein paar Flüche und einige Liter Blut weniger war der Türgriff dann wieder an Ort und Stelle und funktionierte sogar. Eine knappe Stunde später war dann auch die Türverkleidung wieder dran. Zeitlich gelohnt hat es sich auf keinen Fall, finanziell auf jeden Fall. Zeit habe ich, Geld nicht, also war es klar, dass ich es gemacht habe. Hoffe ich nur mal, dass es länger hält.
Die Tür hat mich auf eine Idee gebracht. Volvo V40 können ziemliche Roster sein. Gerade an den Kotflügeln vorne, an den Radlaufen und an den Schwellern. Um sicher zu gehen, dass mein Auto da nichts hat, habe ich einfach mal den Plastikschweller abgebaut und den Kotflügel unten gelockert. Von außen kein Rost sichtbar. Da war ich dann froh. Aber dafür war etwas anderes sichtbar.
Kompost im Kotflügel. Feuchter Kompost. Feuchtigkeit zieht meist Rost nach sich.
Das muss weg.
Und das kam weg. Ein Glück hatte hier aber auch noch kein Rost zugeschlagen. Nach zwölf Jahren schon Schweißarbeiten fände ich persönlich auch reichlich früh. Also alles sauber gemacht, abgewaschen, versiegelt und wieder zusammengebaut. Rost wollen wir hier nicht haben, da hat Elsa schon gereicht. Übrigens hatte ich die ganzen Jahre lang Mitfahrer.
Dieser Riesenkäfer und einige seiner Kollegen fielen tot aus dem Kotflügel. Was für einer ist das? Da könnte man fast eine Postleitzahl dafür anmelden. Ein riesiger Brummer. Hätte der noch gelebt, hätte ich mich wahrscheinlich erschrocken.
Zum Schluss habe ich alles zusammengebaut. Das ging dann wieder relativ flott und ohne großes Blutvergießen. Nun sollte der Alltagselch erstmal wieder fitt sein für einige Kilometer. Im Herbst muss ich ihn eigentlich nur nochmal komplett konservieren, waschen, polieren und Lederpflegen und er wäre fit für den Winter. Winter. Daran mag ich noch gar nicht denken. Schnee, Eis, ieh.
Du solltest eine Firma aufmachen welche die Konservierung als Dienstleistung anbietet. Bin Dein erster Kunde. 🙂 mit dem Kombi bist Du ja mobil!
Wäre ja eine Geschäftsidee ;-). Aber ich glaube, für eine Firma reicht mein Können nicht.
Ein paar Liter Fett in den Kofferraum, eine Herdplatte und ein kleiner Kompressor dazu…warum eigentlich nicht? 😉