In der aktuellen Oldtimer Markt wurde ein Leserbrief von mir abgedruckt.
Da möchte ich mal ein paar Reaktionen, die ich erhalten habe, besprechen.
In der aktuellen „OldtimerMarkt“ 12/2015, die ich oben auf dem zeitgenössischen Sofa in der Hand halte, ist ein Leserbrief von mir abgedruckt worden. Zu einem sehr interessanten Thema, wie ich finde. Ein Thema, das ich vor einiger Zeit schon einmal angesprochen habe: Oldtimernachwuchs.
Ich hatte mich ja mal ein wenig aufgeregt. Darüber, dass junge Leute wie ich in der Oldtimerszene meist nicht wirklich gut aufgenommen werden. Natürlich gibt es Ausnahmen! Aber ich habe schon einige komische Erfahrungen gemacht. Ich weiß nicht, ob es an meinem Auftreten, meinem Alter oder Aussehen liegt, kann ich nicht sagen. Dazu sehe ich mich zu selten selbst.
Aber ich habe schon echt interessante Reaktionen erhalten. Ein paar der Reaktionen, genauer gesagt drei Beispiele, die ich per eMail erhalten, möchte ich in abgewandelter Form mal mit euch besprechen. Abgewandelt deshalb, weil ich keine Lust habe auf irgendwelche Motzereien, dass ich Leute zitiere. Und damit das nicht ganz langweilig ist, habe ich noch Bilder von alten Autos hier dabei ;-).
Reaktion 1: Die Jugend gehört nicht an das Steuer von Oldtimern!
Ich finde, dass junge Leute nicht an das Steuer eines historischen Automobils gehören. Junge Leute fahren statistisch gesehen unsicherer und verursachen mehr Unfälle. Dieses würde zu einer Zerstörung der automobilen Kulturgüter führen, die die Autos darstellen. Dazu kommt, dass die Jugend aufgrund ihres Alters meist schon auf Fahrzeugen mit elektronischen Assistenzsystemen das Fahren erlernt haben und somit in Grenzsituationen nicht das Fahrverhalten von Klassikern einschätzen und beherrschen können. Dies ist nur durch langjährige Fahrpraxis zu erlernen. Somit ist auch die Oldtimerversicherung ab 23 Jahren gerechtfertigt. Selbst das halte ich für ein zu niedrig gesetztes Alter. Oldtimer sollten nur von Leuten bewegt werden, die genügend Fahrpraxis haben.
So eine ähnliche Reaktion habe ich erhalten. Sogar zwei Mal. Ein wenig kann ich die Sorge ja nachvollziehen, dass junge Leute vielleicht statistisch gesehen schneller einen Unfall bauen und somit „Kulturgut“ zerstören würden. Aber wäre es wirklich so, dann dürfte man gar keine Oldtimer mehr fahren und dürfte sie nur mehr in Museen stehen haben. Ein Unfall kann jederzeit passieren. Meist unabsichtlich. Das haben Unfälle so an sich. Ganz nachvollziehen kann ich die Meinung ansonsten auch nicht.
Ich habe nichts dagegen, dass junge Leute einen Oldtimer fahren. Sie sind ja auch nur Menschen, wie jeder andere auch. Nur die Ausführungen von Restaurationen von jungen Leuten finde ich sehr bedenklich. Oft werden dort Methoden angewendet – das ist nicht mehr feierlich! Schweißwürste am Schweller, zugekittete Rostlöcher – das sind doch Methoden aus den 70ern, als die Autos noch nichts wert waren! Wenn ich sehe, wie stolz junge Leute sind auf ihre eigenen Werke, dann wird mir oft schwindelig. Meist sind die Autos nach vier, fünf Jahren dann auch ganz Schrott. Zum Einstieg ins das Oldtimerhobby prima. Schade um einige Autos, aber wenn so der Einstieg in das schönste Hobby der Welt gelingt, ist es prima.
Diese Reaktion habe ich auch ein paar Mal bekommen. Fahren okay, Schrauben… naja, nicht an besonderen Modellen. Kann ich verstehen. Ich kann aber nicht verstehen, warum man nicht toll findet, dass junge Leute auch an Autos üben. Kein Meister ist vom Himmel gefallen und der Großteil der Oldtimerbesitzer wird in den 70er, 80er oder 90ern auch ein Auto mit Glasfaserkit repariert haben. Dass so etwas heute meist nicht mehr tüv-konform ist, ist natürlich ein anderes Thema. Außerdem – wer sich nichts traut, kann auch nichts schaffen oder erlernen. Learning by doing. Wenn ich sehe, wie mich Elsa weitergebracht hat, war es kein Fehler mir so ein Projekt aufzuhalsen.
Für Reaktion 3 möchte ich kein umgeschriebenes Beispiel nehmen. Reaktion 3 war auch am meisten vertreten. Dazu möchte ich euch mal ein paar Forenbeiträge ans Herz legen. Einmal in KLEs Fusselforum und einmal im Alltagsklassiker Forum. Dort wird der Jugend zugesprochen. Und ganz ehrlich: Das freut mich total! Anscheinend bin ich auf Oldtimertreffen bisher an viele komische Leute geraten. Oder ich bin komisch und sie reagieren deshalb so, das weiß ich nicht genau ;-). Auf den Klassikertagen in Neumünster und auf einem Oldtimertreffen in Büsum war das extrem. Da habe ich mich so geärgert, dass ich später böse gefahren bin. Nochmal neben Müllcontainern stehen – das muss nicht sein! Nächstes Jahr bin ich ja eh mit Elsa da. Wahrscheinlich ;-).
Hallo Lars,
Reaktion 1 und 2 kann ich absolut nicht verstehen und nicht nachvollziehen. Wie sollen die jungen Leute denn Erfahrungen sammeln können, wenn sie nicht üben dürfen?
Bleibt noch Reaktion 3 übrig, die ich als goldrichtig empfinde.
Lars, solltest Du im Hinblick auf Elsa (oder Henkelmännchen) Fragen haben oder Hilfe brauchen, stehe ich wie gehabt sehr gern zur Verfügung. 😉
Gruß Jürgen
Hey Jürgen,
ich habe natürlich auch auf die eMails geantwortet, die ich bekommen habe. Ich bin gespannt, was als Reaktion kommt. Ich erwarte nicht viel…
Vielen Dank auch für das Angebot! Da werde ich auf jeden Fall zugreifen. Fragen habe ich bei den alten Geräten immer ;-).
Schöne Grüße
Lars
Hallo Lars,
Nicht nerven lassen sondern deinen Oldtimer so genießen wie du willst.
Ich habe auch schon mit meinen Oldie Treffen hier verlassen weil dort fast nur teuere Fahrzeuge der Marken Mercedes und Porsche etc. standen und beachtet wurden. Die haben sich drüber unterhalten welche Schrauben man als nächstes noch vergolden müsste und wurden vom Veranstalter hofiert weil sie die Massen anziehen…
ganz zu schweigen von manchen stark steigenden Startgeldern für irgendwelche Veranstaltungen weil es statt ein roten Wurst plötzlich ein Edelbüffet geben muss.
Und ich denke das du mit deinem selbst gerichteten Oldtimer sehr gut umgehst. Ein Freund von mir hat seine Versicherung gewechselt bei der er 30 Jahre war damit sein Sohn mit 18 auch sein altes Auto und seine alten Motorräder fahren kann.
Du machst das echt gut. Mich nerven diese besser als neu Oldies fast schon.
P.S.:
Habe früher auch lustig gespachtelt und Glasfasermatten verarbeitet. Na ja lange gehalten hat es nicht 😉
Christoph
Hey Christoph,
da ähneln sich ja unsere Erfahrungen! Weiße W123 und Porsche en masse, aber normale Autos kaum da. In Büsum fiel mir ein E-Kadett extrem auf, weil der so aus der Masse herausstach. Fand ich prima. Der sah auch noch echt gut aus!
Die Versicherung zu wechseln habe ich auch schon mal überlegt. Wobei es da wohl so eine „Einzelfallregelung“ gibt. Da muss ich nochmal mit jemandem sprechen, glaube ich ;-).
Vielleicht schaffen wir es ja mal auf eine gemeinsame Ausfahrt mit den alten Autos :-).
Schöne Grüße
Lars
Wie heißt es noch so schön? „Was ich nicht Schweißen kann, kleb ich einfach ran!“…oder so ;-). Sieht man ja heute auch noch teilweise :D.
Ay Lars,
trage es mit Fassung. Sobald du öffentlich wirst, wird es immer Menschen geben, die deine Meinung nicht teilen und das, was du machst verurteilen. Einige tun das sachlich, das bringt einen dann weiter. Andere machen das unsachlich, das regt einen auf. Weil man sich persönlich angegriffen fühlt.
Ich kann nur sagen: Es ist die OLDTIMER MARKT. Zusammen mit der OLDTIMER PRAXIS ist das ein Blatt, was von größtenteils teilmumifizierten Senioren gelesen wird, die ihren Zustand-1-SL mit Handschuhen fahren und noch den zweiten Weltkrieg miterlebt haben. Von denen kannst du keinen Applaus erwarten.
Das was du machst GERADE in Kombination mit deinem jungen Alter verdient Respekt, und das wirst du noch oft erleben, wenn du dran bleibst. Und so verrückt wie du bist mache ich mir da keine Sorgen 🙂
Sandmann
Hey Sandmann,
vielen Dank für den Kommentar!
Mich stört es überhaupt nicht, dass Leute eine andere Meinung haben. Ich kann damit leben, dass einige Menschen junge Leute mit Oldtimern nicht gut finden ;-).
Aber wenn ich unfreundlich behandelt werde, mache ich manchmal schon meine Klappe auf. Oder ich schreibe darüber, passiert auch ;-). Erstaunlicherweise sind die meisten Reaktionen, die ich bekomme, positiv. Das freut mich natürlich. Vielleicht denkt auch der ein oder andere Besitzer über sein Verhalten nach und macht anderen jungen Altautofans den Einstieg ins Hobby leichter ;-). Ich fahre meine Autos so oder so ;-).
Verrückt? Ich? Halte ich für ein Gerücht ;-).
Schöne Grüße von der Elbe
Lars
Hey ich bin noch nicht mumifiziert und lese auch die Markt! 😉
Aber das Problem kenn ich auch, kommst du mit einem nicht Mainstream Old- oder Youngtimer zu einem Treffen, wird man kaum bis gar nicht beachtet. Dabei hat man weit und weit das einzige Fahrzeug dieses Modells. Dafür sabbern sie alle Elfer, E-Types und SL voll. Aber egal, deswegen habe ich auch alltagsklassiker.at gegründet und wir veranstalten Meetings für Fahrzeuge die auf Treffen nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen werden.
Das Argument „die Jungen leute haben das Fahren mit Assistenzsystemen gelernt und kommen ohne nicht mehr klar“ sollte eigentlich keines sein, ist es aber leider doch.
Eigentlich sollte es keinen Unterschied machen, denn im Straßenverkehr fährt man doch in aller Regel so, daß die Assistenzsysteme sich zu Tode langweilen sollten. Die sind dazu da, Dir den Arsch zu retten, wenn es trotz Aller Vor- und Umsicht mal eng wird oder man einfach Scheiße gebaut hat (das passiert jedem Mal).
Der Unterschied zwischen einem Auto mit- und einem ohne Assistenzsysteme besteht dann zunächst einmal darin, daß es, wo es ohne Assi kritisch würde oder scheppert, den Handlungsspielraum des Fahrers erweitert (ABS) oder zumindest den Wagen für Lieschen Müller beherrschbarer macht (ESP). Kurz: wenn schon etwas schiefgelaufen ist stehen die Chancen besser, heil aus der Sache wieder rauszukommen. Aber die Wahrscheinlichkeit, in eine solche Situation hineinzukommen, ist für Autos ohne und mit Assistenzsystemen zunächst einmal gleich. Ob man auf Autos mit oder ohne Assistenzsystemen Autofahren gelernt hat sollte dann auch keine große Rolle spielen, denn das Ziel jedes vernünftigen Fahrers ist es, im Straßenverkehr erst gar nicht in kritische Situationen zu gelangen.
In der Realität habe ich leider nur allzuoft erleben müssen, daß viele Autofahrer glauben, dank ihrer Assistenzsysteme jetzt nahezu unverwundbar zu sein. Es kann ja nix passieren, hab ja ESP. Wozu Schulterblick? Hab doch den Totwinkelassistenten. Klar kann ich ne sms schreiben, hab ja Spurhalteassi.
Der Sicherheitsgewinn in kritischen Situationen wird also dadurch, daß diese Situationen wesentlich häufiger entstehen, mehr als kompensiert.
Das betrifft sowohl Leute, die assistenzsystemlos Autofahren gelernt haben, wenn sie sich in ein Assistentenauto setzen, als auch die Frischlinge, die nie etwas anderes kennengelernt haben. Erstere schalten mit etwas Glück im Kopf um, wenn sie sich ausnahmsweise in eine „alte Karre“ setzen, letztere gar nicht, sie kennen es ja nicht anders.
Es ist erschreckend, auf wie großes physikalisches Unverständnis ich bei den routinemäßig auf Unfälle folgenden Vernehmungen von jungen Militärkraftfahrern gestoßen bin… Da wird beispielsweise bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit unverminderter Geschwindigkeit in eine neblige Senke gestochen, um sich dann zu wundern, daß das Auto nicht mehr bremst – nur komisch rappelt, aber nicht langsamer wird, obwohl es doch ABS und ESP hat. Daß in der Senke mit Eisbildung zu rechnen ist und daß man auf Eis gut schlittschuhfahren, aber ohne dubbdäck nur sehr schlecht autofahren, und daß keine Elektronik der Welt etwas ausrichten kann wenn der Reifen nun überhaupt keinen Grip mehr hat, das ist den Jungs nie in den Sinn gekommen.
Solche Geschichten könnte ich zu hunderten erzählen.
Ignoranzgestützes Risikoverhalten macht Sicherheitsgewinne durch Technik wieder zunichte.
Wer fällt nicht in diese Falle? Derjenige, der sich für’s Autofahren interessiert, und der etwas mitdenkt. Völlig unabhängig, wann, wie und wodrauf er Autofahren gelernt hat.
Aber das ist eine verschwindend geringe Minderheit.
Teil dieser kleinen Minderheit ist aber der Klassikernachwuchs. Der hat am Grenzbereich tatsächlich den Nachteil der mangelnden Erfahrung. Ein ausbrechendes Auto ist deutlich einfacher wieder in den Griff zu kriegen wenn man das schon ein paarmal gemacht hat. Viele kritische Situationen entschärft der erfahrene Kraftfahrer, um nicht „alter Sack“ schreiben zu müssen, schon im Vorfeld, indem er einfach dne Fuß vom Gas nimmt, weil ihn sein Bauchgefühl unbewußt warnt, bevor jemand anders Scheiße baut. (Der „siebte Sinn“ ist nichts anderes als uun- und unterbewußte Mustererkennung. Damit das zuverlässig funktioniert, braucht es ein Fundament aus Erfahrung.) Aber das Bestreben, erst gar nicht in kritische Situationen zu kommen, das hat auch der autoaffine Jungspund, und diese Einstellung ist wesentlich mehr wert als jedes ABS und jedes ESP. Den Mangel an Erfahrung im Straßenverkehr können nur viele Kilometer heilen, gegen die mangelnde FAhrzeugbeherrschung im Grenzbereich kann der Jungspund aber selber etwas tun.
Wozu gibt es denn Fahrsicherheitstrainings, wozu gibt es verschneite Parkplätze? Eben.
Schlußsatz: mir ist ein autoaffiner un dvernünftiger Jungspund am Steuer jedenfalls lieber als ein ignoranter alter Sack, der vierzig Jahre Zeit gehabt hätte, autofahren zu lernen, es aber doch nicht getan hat.
Ich mag mich beim Fahren gerne sicher fühlen. Kritik wird von vielen Fahrern ja nicht gerne angenommen. Dann hat man oft Leute sofort getroffen und sie sind beleidigt. Jeder fährt halt „gut“ ;-).
Da sprichst du wahre Worte! Ich bin schon bei einigen Leuten mitgefahren, bei denen ich danach nicht mehr freiwillig eingestiegen bin. Ich kann mich noch gut an eine Fahrt mit einem pensionierten Beamten erinnern, der mir erzählte, wie viele Jahre er nun schon unfallfrei fahre und dass er ja schon ganz viele Fahrsicherheitstrainings mitgemacht habe – währenddessen nahm er aber mit seinem Ibiza einigen Leuten die Vorfahrt. Er fuhr nämlich einfach nur drauf zu, ohne zu gucken.
Dass Assistenzsysteme so eine trügerische Sicherheit vortäuschen, denke ich mir auch. Wenn man sich nun von einem gut gedämmten Neuwagen in ein älteres Modell sitzt, das bei 100 km/h innen schon recht laut wird, fährt man automatisch langsamer. Und wenn „Airbag“ da steht, wird man auch schneller fahren, als wenn dort ein Messer aus dem Lenkrad ragen würde ;-).
Ein Fahrsicherheitstraining steht bei mir auch noch ganz oben auf der Liste. Das Üben auf verschneiten Parkplätzen ist hier gar nicht gerne gesehen.
Schöne Grüße
Lars
Förderung der Verkehrssicherheit, Ansatz nach J. Clarkson: mittig auf dem Lenkrad eine spitze Klinge befestigen…
Ein Schritt in die richtige Richtung ;-).
Dann müssen nur mal die „Ablenkfaktoren“ im Auto abgeschaltet werden. Man kann ein Auto doch bestimmt so isolieren, dass man keinen Handyempfang hat, oder?
Der Empfang im Auto ist ja auch schlechter als außerhalb. Schöner faradayischer Käfig, so ein Auto. Das Hany gleichts aus, indem es die Sendeleistung erhöht. Deshalb glüht das Ohr nach einem kurzen Gespräch im Auto ja sprichwörtlich, während Du sowas draußen nur selten bemerkst…
Ich habe bisher echt selten das Handy im Auto benutzt. Mein Handy ist eh die meiste Zeit aus. Frisst alles nur Zeit, Geld und Nerven. Ich mag diese quasselnden Mini-Computer nicht so gerne.
Schon gar nicht, wenn man sich mit Leuten unterhalten will und die nur auf diese Dinger schauen und darauf herumwischen. Da wurde ich schon einige Male ganz böse ;-).
Schöne Grüße
Lars
Was die Parkplätze angeht hatte ich das Glück, daß ich einen Winter in einer militärischen Liegenschaft verbracht habe, in der man eine frühere Landebahn kurzerhand zum Parkplatz umdefiniert hatte. Da war viiiieeeeel Platz… und auch Wache und Kasernenkommandant ließen uns gewähren. War ja schließlich für’n guten Zweck… Junge Männer sind bekanntlich eine Hochrisikogruppe, Soldaten erst recht (Stichwort allwochenendliche NATO-Rally…) und besser, sie machen dort Unfug, wo nix passieren kann.
Das habe ich mir auch mal gedacht, als ich sah, wie eine Polizeistreife einen alten Golf auf einem leeren Supermarktparkplatz anhielt. Da ist sonntags meist eh niemand – da können sie nicht viel kaputt machen.
Aber naja. Was will man machen ;-)…außer einem Fahrsicherheitstraining.
Schöne Grüße
Lars
Fahrzeugbeherrschung macht ja nur einen des Trainings aus. Das wichtigste, was man lernt, ist das langsamer meistens besser ist. Siehe https://turboseize.wordpress.com/2015/07/06/fahrsicherheitstraining/
Ansonsten gilt: üben übt. Und so viele Runden, wie ich in diesem einen Winter mit dem 200d auf der Startbahn gedriftet bin hätte ich bei keinem Training dieser Welt zusammenbekommen…
Hoffentlich taucht der Kommentar jetzt in der richtigen Reihenfolge auf… Naja, ich versuch’s mal.
Ich bin im Nachgang auch ziemlich froh, daß ich soviele Abende auf der ungeräumten Startbahn verbracht habe. Im Folgefrühjahr kamen mir nämlich mal aus einer Linkskurve einer polnisch verwalteten Landstraße gleich zwei 40-Tonner entgegen. Der kurvninnere ging bei meinem Anblick voll in Eisen, der auf meiner Spur zog rüber, und ich fuhr in den Straßengraben. Das hat so haarscharf gerade eben noch irgendwie gepaßt. Es ist mir auch noch gelungen, den Wagen aus dem Straßengraben wieder rauszukriegen, bevor ich mich um den nächsten Baum gewickelt hätte. Fahr mal mit etwas höherer Geschwindigkeit mit einer Fahrzeugseite vom Asphalt runter, das dreht dich schneller, als Du fluchen kannst…
Ich hab die Kiste sogar noch vor dem nächsten Baum wieder mit allen vier Rädern aus dem Graben gekriegt und dann mit viel Kurbelei über die gesamte Fahrbahnbreite wedelnd auch wieder unter Kontrolle.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß das ohne die Trainingseinheiten des Winters zuvor ganz anders ausgegangen wäre. Das war so schon knapp genug. Wenn ich in der Situation zum ersten Mal üerhaupt seitwärts gefahren wäre hätte ich wohl nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Da hast du dann ja wirklich noch einmal Glück gehabt!
Ich bin bisher zwei Mal mit dem V40 in das Rutschen gekommen. Da war ich alleine auf der Straße. Beim ersten Mal habe ich gemerkt, dass meine Winterreifen Nässe anscheinend gar nicht gerne mögen (vielleicht war auch noch ein Ölfilm auf der Straße) und einmal war in einer Kurve plötzlich schieres Eis. Da fuhr ich auf einmal auch quer und fand das gar nicht so toll. Ist zum Glück nichts passiert.
Was hast du denn gedacht, als du aus dem Graben wieder heraus warst? „Glück gehabt“ oder wurdest du böse? Könnte man ja auch verstehen ;-).
Schöne Grüße
Lars
Ich war plötzlic hhellwach. 😉
Nein, aufgeregt (im Sinne von „böse werden“) habe ich mich komischerweise nicht. Und dann habe ich zugesehen, daß ich es zur nächsten Tankstelle zwei Dörfer weiter schaffe, bevor das Adrenalin nachließ.
In solchen Situationen verläuft die Zeit in Zeitlupe, Du siehst alles ganz klar und bleibst ganz ruhig, während Du zielgerichtet tust, was getan werden muß. Es macht fast Spaß… Ich hab sowas ja schon öfters so erlebt, als Jugendlicher, als mich ein aus dem Gebüsch neben dem Weg hervorbrechender Berner Sennenhund vom Rennrad holte, während ich gerade Sprints trainierte – wir haben nachgemessen, 12 Meter bin ich weit geflogen. Der Flug war toll, 12 Meter in Zeitlupe. Und HD. 😉
Oder als wir uns auf einmal in einem Zielgebiet widerfanden. Selbst während eines fordernden, toll gemachten Gefechtsschießens. Als der alte Escort eine Wagenlänge vor dem Klimawandler auf meine Spur zog und ich zwischen Escort und Mittelleitplanke noch einen vierten Fahrstreifen fand. Oder auf Mensur.
Oder eben in einem Auto im Grenzbereich.
Adrenalin ist toll, aber wenn es nachläßt fällt man in ein richtig tiefes Loch. So irgendwas zwischen zitterndem Nervenbündel, tiefer Erschöpfung, Lethargie und Aufgekratztheit. Auch als Agnostikr wird dann mal kurz religiös…
Konzentriertes Arbeiten kann man in de Zustand jedenfalls vergessen.
Deshalb war es mir so wichtig an der nächsten Tanke das „Postadrenalinschubloch“ abzuwarten. Nach grob einer Stunde und einigen Kaffee konnt eich dann weiterfahren…
Den „Postadrenalinschub“ kenne ich auch. Nicht ganz so in der Größe, in der du ihn hattest, aber so flüchtige Radfahrer auf der Autobahn fand ich auch nicht ganz so toll.
Manchmal ist man halt froh, dass nichts passiert ist und freut sich einfach nur. Ich bin oft genug fünf Minuten danach böse geworden. Aber sich dann aufzuregen bringt auch nichts ;-).
Schöne Grüße
Lars
…und ich hoffe, dass ich es mal nach Österreich auf so ein Treffen schaffe! ;-).
„Mainstream“-Oldtimer sind auch nicht so meins. Inzwischen sind ja Elfer, E-Types und SL ja häufiger auf Treffen als Käfer. Dabei fuhren die doch früher gar nicht so viel?! ;-).
Schöne Grüße
Lars
Kann das nicht auch eine Frage der Region sein? 😉
Ich selber hatte Vorbehalte gegenüber deutschen Stammtischen, noch dazu bestimmter Marken, und wurde gut aufgenommen, bei einem ebensolchen der MBIG. Tenor: MB steht drauf, aber es ist egal, was du fährst. Und es war gut.
Das kann gut sein! Ich habe mich bisher noch nicht so mit der „Oldtimerszene“ außerhalb von Schleswig-Holstein befasst. Schön finde ich es aber immer wieder, wenn man mal so mit dem Altauto unterwegs ist und man dann angesprochen und in schöne Gespräche verwickelt wird.
Ich kenne hier einen Stammtisch… den ich nicht unbedingt besuchen würde. Es gibt manchmal komisch denkende Geister ;-).
Schöne Grüße
Lars
Dachte immer, die ernsthaft Wertkonservativen lesen das entsprechende Blatt der Motorpresse Stuttgart, Motor-Klassik.
Motor-Klassik lese ich auch ab und zu. Aber regelmäßig kaufe ich sie nicht.
Ob man überhaupt den Oldtimerzeitschriften Zielgruppen zuordnen kann?
Mittlerweile gibt es ja eine Vielzahl von Blättern und ich denke schon, dass die einzelnen Blätter unterschiedliche Kreise ansprechen.
Bei meinem MBIG-Stammtisch habe ich einige kennengelernt, für die das Hobby aus sehen und gesehen werden besteht, Highlight sind dann Wochenendausfahrten über teurere Hotels für Summen, die wir beide sicher in einen mehrwöchigen Aufenthalt investieren würden.
Sofern man es über einen Kamm scheren kann, ist für die MB-Menschen ein Auto auch nur interessant, wenn es in gutem Zustand ist und dabei einen Wert darstellt. Restaurieren gilt gemeinhin als unwirtschaftlich und ich würde auch nie einen MB herrichten, weil danach die MB-Kenner einem haarklein auflisten können, wo der Ist- nicht mit dem Ausliferungszustand übereinstimmt (ohne dabei selbst über die entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten zu verfügen).
Wie gesagt, sicher nicht zu pauschalisieren, aber mein pers. Erfahrungswert.
Dieser Kreis findet sich gern in den Beiträgen der Motor-Klassik wieder. Erst in jüngster Zeit gabs dort einige Artikel zum „begleiteten“ Schrauben“ – jahrzehntelang war es das Blatt der tollen Bilder. Die Nähe des Verlags (über die ams) zur Autoindustrie tut da ihr Übriges.
Das andere Ende sind da wohl Motorraver, Fusseltuner usw.,anarchisch-kreative Schrauber, was nicht heisst, dass das ohne Hirn und Verantwortung über die Bühne geht. Nur eben deutlich handfester.
O-Markt und Praxis hat ja seit langem den breitesten Leserkreis. Ob es die Technik-Artikel sind, die Pflege der Brot- und Butter-Autos? Auf jeden Fall durchweg gute Fotostrecken und stets (nerdhafte) detailreich recherchierte Artikel.
Was sie gut kaschieren können ist ihre Marktmacht, gehören doch noch Heel-Verlag und Classic-Data mit zur Unternehmensgruppe.
Und dann gibt es natürlich noch viele andere Blätter…
Ich finde die Schraubertipps in der OP ja total prima! Die verschlingen mein Vater und ich immer, wenn sie neu da sind. Und alle werden aufbewahrt ;-).
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich ja auch schon nach einem alten Benz geschaut habe. Aber als Alltagsfahrzeug. Ich würde ihn fahren – allerdings keine Clubs besuchen. Ich bin irgendwie nicht so sehr ein „Clubmensch“. Es gibt auf Oldtimermessen ja auch immer „Stammtische“ – schon manchmal komisch, was dort für Menschen herumlaufen.
Schöne Grüße
Lars
bergernils, das restaurieren eines alten Benz IST unwirtschaftlich, wenn es nich nicht gerade um ein Auto mit M100 dreht.
Die Karossen sind so aufwendig, haben so viele Hohlräume, Verstärkungen, Knotenbleche, daß bei Rostbefall der Lebsnunterhalt Deines Karosseriebauers für die nächsten zwei Jahrzehnte gesichert ist.
Das tut man sich nicht freiwillig an, sowas macht man nur, wen die Autos kurz vor sechsstellig gehandelt werden oder wenn eine emotionale Bindung (Opas Auto übernommen, etc) da ist.
Ich denke, die Emotionen spielen bei so einem Projekt immer eine ganz große Rolle. Ist bei Elsa und mir auch so. Wobei es da sogar noch wirtschaftlich (wenn man die Zeit nicht mitrechnet) sein könnte ;-).
Solange die Kisten nicht sechsstellig gehandelt werden ist das immer mehr oder weniger „unwirtschaftlich“, aber bei manchen Autos ist es eben noch unwirtschaftlicher als bei anderen. 😉
…kann aber umso mehr Spaß bringen 😉
Hallo Lars, war ein interessanter Artikel von dir in der OM. Als VW Fan würde dein Cabrio auf Treffen von mir auf jeden Fall beachtet. :-). Ich finde es toll, wenn junge Menschen in ihrer Freizeit was Sinnvolles machen. Die Mehrheit lässt ja fast immer eher die Sau raus. Saufen,Drogen, Party machen. Man lebt ja nur einmal. Dann mit ihren aufgemotzten Autos Treffen a la Fast&Furios. Genau dass ist dass Bild, was man von der Jugend hat. Junge Oldtimerbesitzer sollten Treffen aufsuchen, wo nicht nur die Nobelkarossen aufgestellt werden. Was ist denn, wenn die Besitzer von Porsche 911, Mercedes W107, Jaguar E- Typ mal sterben. Der Nachwuchs kann dann damit nichts mehr anfangen als verkaufen. Es sei denn, er hat in jungen Jahren dass Schrauben gelernt. Halte deine Schätze in Ehren…..und noch viel Spass am Schrauben
Hallo Oliver,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Freut mich sehr, dass dir mein Artikel und auch mein Hobby gefällt :-). Party mache ich zwar auch – aber nicht ganz so extrem. Alkohol und Drogen brauche ich nicht, ist mir auch alles zu teuer. Ich rechne jede Anschaffung schon in Oldtimerteile um ;-). „Wenn ich mir nun die neue Kamera kaufe, dann könnte es sein, dass ich später kein Geld mehr für die Reifen habe…“
Je „bodenständiger“ die Fahrzeuge, desto bodenständiger sind meist auch die Menschen. Sowas mag ich. Ich mag es auch gerne, neue Dinge zu lernen, die mir von „alten Hasen“ beigebracht werden. Das finde ich total klasse! Gerade das alte Handwerk darf ja nicht aussterben. Irgendwann, wenn die Oldtimerschrauber aussterben, was macht man dann mit E-Type und co? Wegschmeißen? Wäre ja schade.
Meine beiden Klassiker werde ich in Ehren halten :-). Fährst du auch einen?
Schöne Grüße
Lars
@turboseize: Dass das Restaurieren in der Regel unwirtschaftlich ist, ist mir schon bekannt. Viele sehen es aber auch als Hobby, als Ausgleich, zur Bestätigung des eigenen Könnens und um sich am Ergebnis zu freuen. Dafür muss es kein MB sein.
Was ich ausdrücken wollte: „Jünger“ anderer Marken werfen den Kostenaspekt deutlich eher über Bord, etwa bei VW. Samba- und T1-Bulli-Fahrer haben jahrzehntelang durchhalten müssen, bis die finanzielle Anerkennung kam, einen alten Ford oder bestimmte Opel-Modelle zu richten, rechnet sich zuweilen bis heute nicht.
Wären den letzten Jahrzehnten Fans dieser Fahrzeuge nicht dennoch ihren Weg gegangen gäbe es heute noch deutlich weniger gute Autos.
Ich glaube, das bezog sich eher auf die komplexe Karosseriestruktur der alten Stuttgarter als auf die komplette Restaurationen ;-). Aber ist das Restaurieren wirklich unwirtschaftlich? Ich meine, wenn man auf die Jahre hinweg rechnet, die man das Auto dann wahrscheinlich hat, kann man günstiger davon kommen, als ein fertiges Auto zu kaufen und jedes Jahr Geld reinzustecken, dass es weiter fährt, anstatt es einmal komplett zu machen.
Ich finde auch viele Projekte toll. Ob nun VW T1 so unheimlich teuer sein müssen (und es in Zukunft sein werden) ist ein anderes Thema. Ich bin schon gespannt, ob die Oldtimerwertanlagen in Zukunft auch so bleiben werden. Ich denke mal, dass es da auch irgendwann einen „Zusammenbruch“ geben wird. Und dann kauf ich mir einen T1, der extrem im Wert gefallen ist ;-). Ich hab nämlich Spaß am Auto und nicht an dem Wert.
Schöne Grüße
Lars
Stammtische sind ja „offene“ Veranstaltungen. Du bist nicht verpflichtet, kontinuierlich zu erscheinen. Wenn die Chemie stimmt, bekommt man einfach ne Menge Tipps mit.
„Stammtisch“ ist ja ein recht abgegriffener Begriff, anderswo trifft man sich zum „Motorhaubensitzen“ oder „burgerkingen“. Die soziale Funktion wird die gleiche sein.
Das stimmt. Neue Leute kennenlernen und Tipps austauschen. „Foren“ im realen Leben 😉
Für den typischen jungen Autonarren von heute kommen doch sowieso nur PS-starke Autos von Audi, BMW und Mercedes-Benz in Frage. Dort kann man dann auch von der statistisch erwiesenen erhöhten Unfallrate reden. Junge Youngtimerfahrer bleiben da in der Minderheit, junge Oldtimerfahrer erst recht. Kümmert sich noch ein junger Oldtimer- oder Youngtimerbesitzer erst recht um die Restaurierung des Fahrzeugs, kann man doch froh sein, wenn sich jemand im Sinne der Erhaltung des „automobilen Kulturguts“ dem Fahrzeug widmet, anstelle es vergammeln zu lassen. Daher kann ich die Reaktionen auf den Leserbrief nicht nachvollziehen.
Hallo Sven,
so ganz kann ich einige Reaktionen auch nicht nachvollziehen. Klar haben sie vielleicht „Angst“ um mögliches Kulturgut – aber wenn kein Nachwuchs kommt, kann es auch keiner weiter pflegen. Ich hätte ja gerne eine „Oldtimerversicherung“ für junge Leute. Wobei die dann wohl noch mehr missbraucht werden würde…
Schöne Grüße
Lars