Abkratzen – Teil 1

Elsas Geschichte geht immer weiter. Heute geht es um das Abkratzen.

comp_comp_SAM_7301Abgekratzt wird der alte Unterbodenschutz. Eine Arbeit, die ich hasse. Sehr sogar.

Unterbodenschutz. Ein Wort, das ich hasse. Extrem hasse. Es hat ganz lange gedauert, bis Elsas Unterboden wieder toll aussah. Unterbodenschutz ist klebriges Zeug, das irgendwann teilweise porös wird. Dann sammelt sich Wasser dadrunter. Und was ergibt Feuchtigkeit und Metall? Genau. Rost. Hatte Elsa auch. Der alte Kram musste herunter. Hier könnt ihr die ersten paar Teile der schrecklichsten Arbeit lesen ;-).

Mittwoch, der 13.05.2015 – Schraubertag Nummer 117

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Heute kam Post an. Ich hatte mir Asinol-Farbe bestellt. Die wurde mir im Alltagsklassiker-Forum (Werbung muss ja sein, auch wenn ich nicht bezahlt werde 😉 ) empfohlen, also dachte ich mir, dass ich die mal ausprobiere. Beim großen Auktionhaus bestellt und ohne Paypal noch richtig mit Überweisung bezahlt kam sie schnell an. Ein Pott Grundierung und ein Pott beigefarbene Flüssigkeit. Etwas dunkler als Elsa, aber für die Radkästen und den Unterboden recht gut.

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Ich bin schon total gespannt, wie das aussieht und möchte die gerne ausprobieren. Aber Elsa sieht untenrum noch etwas zugeschmiert aus. Ich habe es ja schon mal irgendwann angefangen abzukratzen, aber mit einem Fön und dann schmiert das und riecht, als hätte ein Drachen zu viel Sprudelwasser mit Kohlensäure getrunken. Heute bin ich aber mit meinem neuen Freund, dem elektrischen Spachtel, und ohne Föhn an die Sache herangegangen. Als erstes möchte ich das Heck grundieren und streichen und mich dann nach vorne arbeiten. Nicht, weil das Heck einfacher ist, es ist von unten ziemlich faltig und versickt, aber weil da keine Stützen sind, die mich behindern. Vorne ist noch eine, die nochmal umgesetzt werden muss.

Das Arbeiten ging recht gut. Zwar kopfüber und der ganze Kram fiel mir ins Gesicht comp_comp_SAM_7299(ich könnte es auch nicht unbedingt an einen Sternekoch verkaufen – wieder eine Einnahmequelle weg…) , aber es ging wirklich relativ flott. Zumindest das Grobe. Den Rest kann man dann per Hand (in Ecken muss man das eh) wegkratzen und das, was wirklich nicht abgeht, bekommt später noch einen Durchgang mit der Drahtbürste auf dem Akkubohrer. Und dann wird nochmal mit Universalverdünnung gewischt bevor es grundiert wird. Und dann sollte wirklich alles ab sein. Aaaber – bis dahin ist noch viel zu tun. Wie weit ich gekommen bin heute, seht ihr auf den Bildern. Ich hatte plötzlich Sommersprossen. Ich hatte noch nie in meinem Leben welche. Die hier waren kostenlos – und nur mit einer scharfen Bürste abzubekommen. Egal, ich freu mich schon auf morgen. Ich freu mich auf Unterbodensaubermachen. Komisch. (Anmerkung: Kurze Zeit später brachte es keinen Spaß mehr…).

Donnerstag, der 14.05.2015 – Schraubertag Nummer 118

Ich könnte bald ein Verletzungstagebuch führen anstatt eines Schraubertagebuchs. Neulich wurde mein Zeh so groß, dass ich eine Postleitzahl für ihn angemeldet habe, heute habe ich versucht mich unters Auto zu legen und bin mit dem Kopf gegen das Differenzial gedonnert. Danach war mir kurz schwindelig und während ich nun hier tippe, tropft der Eisbeutel mir auf die Schulter.

Kupplung, Bremse, Gas. Das linke Pedal und das rechte sollten schon ihren Zweckcomp_SAM_7305 erfüllen. Das in der Mitte tat es bisher noch nicht. Bremse befüllen und entlüften war heute angesagt. Papa hatte gestern schon einen Liter DOT-4-Bremsflüssigkeit mitgebracht, die heute die Bremsen befüllen sollten. Also das Bremssystem – die Trommeln wäre ja blöd. Ich habe Papa extra eine Schritt-für-Schritt-Anleitung ausgedruckt, wo steht, wie man die Bremsen einstellen und befüllen soll. Papa saß an der jeweiligen Trommel und ich saß – nachdem ich mir zwei mal meine linke Kniescheibe am Schweller von Elsa entfernt habe – hinter dem Steuer. Nun baut Elsa Bremsdruck auf und die Bremsen funktionieren sogar. Man kann die Bremstrommeln drehen und wenn man tritt, dann halten die an

Dann ging es weiter mit dem Unterboden abkratzen. In einige Ecken kommt man mit dem elektrischen Spachtel nicht heran. Das ist dann ein wenig nervig. Dann comp_comp_SAM_7308muss man mit einem Handkratzer und einem Schraubenzieher popeln. Ein paar Mal bin ich abgerutscht, was meine Finger so erzählen. Als ich gerade im Gang war in der Region um den Benzinüberlauf abzukratzen, kam meine Mutter heraus. Ich wollte hoch kommen und ihr zuhören – aber da war dann die Hinterachse mit der Feder im Weg. *Doing* – Volvo hat Qualität! Zumindest ist die Achse und auch das Differenzial echt hart.

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Meine Mutter hat, um mir zu helfen, eine Seitenwand, die ich von der einen Seite schon lackiert habe, mit Hammer und Schaber abgeklopft. Ziemlich schnell ging das, weil da eine dicke Schicht drauf war. Die nicht geschweißte Seitenwand hat eine dünne Schicht von Unterbodenschutz drauf. Das bröckelt nicht so schön ab. Das ist doof. Mehr ist besser, aber nur, wenn es ums Abkratzen geht.

Morgen möchte ich endlich mal die Farbe ausprobieren. Eigentlich wollte ich heute, aber irgendwie hatte ich so Kopfweh…

Freitag, der 15.05.2015 – Schraubertag Nummer 119

Das Dramatischte war wohl das Kratzgeräusch vom Metallspachtel auf dem comp_comp_SAM_7321Unterboden. Huu, habe ich da heute ein paar Mal Gänsehaut bekommen. „Iiiiieksch!“ Bäh. Ich kratze nun schon seit drei Tagen (heute auch wieder mit Unterstützung meiner Mutter, dankeschön!  ) am Heck, morgen wird aber wohl entgültig der letzte Tag sein. Nun sind eigentlich nur noch blöde Stellen über. Dann nochmal eine Drahtbürstenkur und Verdünnung rüber – dann erst Grundierung. Es ist noch ein „wenig“ Arbeit da, aber was tut man nicht alles für die Liebe ;-). Heute habe ich mir auch ein Radio hingestellt. Mit Musik läuft die Arbeit viel schneller und es klappt auch viel besser. Und wenn man dabei singt, wundert man sich, wie schnell Katzen eigentlich rennen können – zumindest in meinem Fall. Hm.

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Heute habe ich mich nicht verletzt, aber irgendwie fielen da immer so Krümel von oben mir in die Nase, Augen und Ohren. Also – ich bin nicht irgendwie konvertiert und denke auf einmal, dass nur ich recht habe – ich habe mich so verkleidet, um mich vor den klebrigen Krümeln zu schützen. Eigentlich habe ich das EUSASEK gegründet – das ElsaUnterbodenSchutzAbkratzSonderEinsatzKommando – aber das erzähle ich keinem. Das ist streng geheim. Psssscht ;-).

Donnerstag, der 21.05.2015 – Schraubertag Nummer 120

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Unsere kleinen Minikatzen waren heute echt erstaunt, dass ich nach einer fast einwöchigen Suche meine Motivation für das Unterbodenkratzen wiedergefunden habe. Die war echt verloren gegangen. Ich verliere öfter Mal Sachen. Schlüssel und Handys verliere ich am liebsten. Nagut, die verlege ich eher. So war es aber auch mit der Motivation. Heute fand ich sie in meinem Overall wieder und kratzte mithilfe meiner Mutter weiter an Elsa.

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Ich hasse dieses verklüftete Heck. Ich meine nicht Elsas Buckel, der ja auch irgendwie mit kaufentscheidend war, sondern einfach nur die Bauform vom Unterboden. Da sind soo viele Kanten, wo man kaum rankommt. Ich habe nun so einen Schaber, der ungefähr so breit ist wie der Fingernagel vom kleinen Finger. Damit kann man ganz gut kratzen, aber es dauert halt. Und ist nervig und anstregend und alles bröckelt einem ins Gesicht. Ist guuut, ich höre schon auf zu jammern. Schlimmer als die Bröckel, die überall hingehen sind aber eindeutig die Scharfen Kanten von Spachteln, Schabern und Schraubenziehern. Wunden verschließen sich prima mit altem Unterbodenschutz, Farbe und einem Spritzer Desinfektionsmittel.

Aaaber – wir sind fertig geworden mit dem Heck. Danach gab es noch vier komplette Schleifdurchgänger mit 60er, 80er, 120er und 150er Körnung.

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Nach dem Entfetten habe ich die Asinol-Grundierung durchgerührt und angefangen zu streichen. Die lässt sich echt prima streichen. Allerdings riecht sie ein wenig komisch und ich weiß nicht, ob ich nun gerade Auto fahren dürfte. Beim Streichen habe ich geschaut, dass ich auch wirklich keine Ecke auslasse. Ich habe mir auch extra einen neuen Pinsel dafür genommen, damit ich keine andere Schmiere dadran haben möchte. Ich will es ja nicht nächstes Jahr gleich wiederholen müssen.

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Als ich fertig gestrichen, die Farbe verschlossen und den Pinsel gereinigt habe, bin ich nochmal hingegangen und habe es mir angeschaut. Ein bisschen stolz bin ich auf unsere Arbeit schon. Den ganzen klebrigen Mist runtergekratzt…also zumindest vom Heck. 66% vom Auto bleibt ja noch nach.

Freitag, der 22.05.2015 – Schraubertag Nummer 121

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Angefangen hat der Tag damit, dass ich aufgewacht bin. Aber so ist das wohl bei jedem von uns. Angefangen habe ich heute damit den Unterbodenschutz vorne abzukratzen. Das geht wesentlich schneller, zum einen ist er schon wirklich porös und nicht nur gerissen, sondern hängt schon richtig herunter und zum anderen ist das Blech hier fast komplett plan. Nur ein paar Ecken, die kein großes Hindernis darstellen. Nur eine Stütze nervt momentan noch, die wir noch umsetzen müssen.

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Um Pause vom Abkratzen zu machen habe ich dann die Grundierung angeschliffen, entfettet und das erste Mal mit Farbe gestrichen. Die Farbe ist schon wirklich krass! Morgen werde ich nochmal anschleifen und nochmal rüber gehen, weil ich an einigen Ecken mit den Haaren hängen geblieben bin. Gleich duschen hat mir übrigens den Gang zum Friseur gespart. Die Farbe vom Unterboden ist aber schon wirklich echt krass. Das sah im Internet nicht so schlimm aus – aaber, das sieht ja nachher eh keiner. Und wenn erstmal Seilfett und Staub drauf ist, wird es wohl eh noch etwas dunkler.

Samstag, der 23.05.2015 – Schraubertag Nummer 122

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Als erstes habe ich das gestern Gestrichene heute nochmal angeschliffen (die Farbe wird übrigens echt hart), entfettet und ein zweites Mal gestrichen. Es ist schon etwas dunkler und weniger krass geworden und dieses Mal habe ich keine Kopf-Abdrücke hinterlassen. Ein Glück!

Dann bin ich erstmal bei uns auf den Dachboden und habe mir eine Liege herausgeholt. Das ist sooo gemütlich. Die Sonne hat geschienen und die Vögel gezwitschert. Was gibt es da schöneres als auf einer Liege zu liegen? Garantiert nicht herumkratzen. Wobei… was ist eigentlich so schlimm am Unterbodenschutzabkratzen? Naja, zum einen klebt es. Es klebt wie zehn Tuben Sekundenkleber. Zum anderen schmiert es und geht wirklich überall hin. Es würde mich nicht wundern, wenn die Postfrau, die heute die Post ins Carport gereicht hat, heute Abend etwas in ihrer Unterhose findet. Das Zeug geht wirklich überall hin. Zum nächsten ist es dann noch ziemlich ungemütlich über Kopf zu arbeiten. Man hätte Elsa auch auf die Seite kippen können – aber dazu haben wir nicht genug Platz. Und so auf einem harten Rollbrett bringt es keinen Spaß.

Wobei… man könnte es sich doch gemütlich machen, oder? Als meine Mutter, die comp_comp_SAM_7440mir motivierend hilft mitzukratzen (Eigentlich habe ich sie mit Elsa zum Shoppen nach Dänemark eingeladen und sie meint, sie bräuchte dringend neue Klamotten) und ich unter Elsa lagen und kratzten, kam sie auf die Idee, dass ich auf dem kleinen Möbelroller ja in zwei Stücke knacke und ich mir doch eine Liege holen solle. Gesagt, getan. Die älteste Liege vom Dachboden geholt und aufgebaut. Hier und da schon etwas morsch, aber das habe ich mit Draht flicken können. Nur am Hintern hängt sie ziemlich extrem durch. Da habe ich mir dann einfach den Möbelroller daruntergestellt. Das klappt prima, ist gemütlich und man schafft auch viel mehr.Wenn man dann, also nicht so wie ich, schlau genug ist und man sich daran erinnert, dass das Ding nicht an jeden Kanten Beine hat, fällt man auch nicht um. Im Gegensatz mit einem Möbelroller, der mit seinen großen Rollen irgendwie zum kippen neigt.

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Heute haben wir richtig viel abgekratzt bekommen. Einen halben 5-Liter-Eimer Krümelzeug haben wir heute runtergekratzt. Die andere Hälfte des Eimers befindet sich in Nasen, Mund, Ohren, Klamotten, Pflastersteinritzen und in den Haaren. Wenn wir morgen nochmal so lange dran sitzen, dann haben wir wieder einen großen Teil geschafft und ich könnte morgen/übermorgen schon den nächsten Sektor grundieren. Wir haben heute ungefähr, naja, mit Unterbrechung ungefähr dreieinhalb Stunden dran gesessen. Also – ins Kino gehen oder bei facebook gucken oder an der frischen Luft am Unterbodenkratzen?  Ich frage mich, warum ich mich da so lange vor gedrückt habe. Das ist eigentlich doch recht flott gemacht. Nachher ist man immer schlauer.
Trotzdem freue ich mich, wenn das vorbei ist ;-).

Und bald zeige ich euch, wie es mit dem Unterboden weiter geht. Es wird noch ziemlich dreckig, ziemlich klebrig, blutig und schlussendlich glänzend. Viel Arbeit, die sich aber doch lohnt, wenn man das Ergebnis anschaut ;-).

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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0 Antworten zu Abkratzen – Teil 1

  1. Pingback: Abkratzen – Teil 2 | Ein Leben mit Benzin im Blut

  2. Thomas sagt:

    Trockeneisstrahlen wäre eine saubere und schnelle Alternative gewesen. Vielleicht gibts sowas ja auch bei dir in der Nähe (für die Zukunft und den nächsten Unterboden…)? Ansonsten: Hut ab für die ganze Handarbeit!

    • Hallo Thomas,
      vom Trockeneisstrahlen habe ich geträumt, als ich unter dem Auto lag und die ganzen Krümel in das Gesicht bekam ;-). Nun steht aber auch für mich persönlich fest, dass beim nächsten Auto trockeneisgestrahlt wird. Nochmal muss das nicht sein.

      Hast du Erfahrungen mit dem Trockeneisstrahlen? Ist das so toll, wie es gesagt wird?
      Schöne Grüße
      Lars

  3. Thomas sagt:

    Hallo Lars,
    Erfahrungen habe ich damit noch nicht, will ich aber definitiv ausprobieren. Bei uns gibts das auch als Mobilservice. So kann der Wagen gleich bei mir auf der Bühne bleiben.

    • Hallo Thomas,
      unbedingt berichten! Du hast eine eigene Bühne? Das hätte ich ja auch gerne. Aber ich glaube, dass das noch ein weitentfernter Wunschtraum bleiben wird ;-).

      Auf das Resultat vom Trockeneisstrahlen wäre ich ja sehr, sehr gespannt!

      Schöne Grüße
      Lars

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