Weiter geht es mit der von mir meist gehassten Aufgabe der Restauration von Elsa.
Unterbodenschutz abkratzen. Aber es geht heute auch um die Lackierung.
Weiter gehen soll es mit einem Teil der bisherigen Geschichte der alten Schwedin, die in unserem Carport wohnt. Seit dem ersten Teil kratze ich an dem Unterboden, um eventuelle Rostnester dadrunter zu eliminieren. Am Ende von Teil zwei war ich ein wenig betrübt, was Elsa angeht. Die Zeit, die Kosten, die Lackierung. Alles so Punkte, die einem dem Spaß am Schrauben auch mal vermiesen können. Aber Aufgeben galt nicht ;-). Also geht es weiter. Mit allen Höhen und Tiefen.
Donnerstag, der 23.07.2015 – Schraubertag Nummer 134
Das erste, was ich heute Morgen tat, war aufstehen, aber das war für Elsa eher weniger wichtig. Nach dem Aufstehen, Frühstücken und Waschen holte ich aber meinen mobilen Computer aus seinem Versteck und schaute nach Autolackierern in der Nähe, erstellte mir mit Adressen eine Excel-Tabelle, druckte sie aus, telefonierte etwas rum und setzte mich in mein Auto und fuhr los. Vorher habe ich mir natürlich etwas angezogen, ansonsten wäre ich wohl heute angezeigt worden.
Lackierer Nr. 1 ist ein Betrieb in einem Ort, der etwas weiter von uns zu Hause weg ist. Der Betrieb wurde erst dieses Jahr von der Chefin übernommen. Beim Vorgänger der Werkstatt wurde unser Cabriolet lackiert. Die junge Dame hat mich gleich nett empfangen und als ich ihr Bilder von Elsa zeigte, die ich mithatte, meinte sie: „Das muss Liebe sein“ – stimmt wohl auch. Sie mag sich das Auto nochmal angucken, hat es heute Abend aber leider nicht mehr geschafft, meldet sich nochmal. Das war das zweithöchste Angebot mit knapp 4000€. Uff.
Lackierer Nr. 2 hat für uns schon recht viel lackiert. Bisher immer top Arbeit. Aber ein großer Voranschlag von 5000€ ist schon recht viel Geld. Mit Blattgold wollte ich meine goldige Elsa nicht haben.
Lackierer Nr. 3 gehört zu einem Autohaus und hat sich auf Mercedes spezialisiert. Als ich dort ankam standen in der Werkstatt ein 190E, zwei R107-SL und eine komplett zerlegte Pagode. Die machen gute Arbeit, ich kenne einen Mercedes-Sammler, der seine Autos immer dahinbringt. Und der lässt keine Pfuscher ran. Der nette Herr will sich Elsa auch nochmal ansehen und hatte Mitleid mit einem armen Schüler und meinte, es läge zwischen 1500 und 1800. Könnte auch 2000 werden. Dabei sind eine Epoxy-Grundierung, Rostschutzfüller, zwei Schichten Lack und Klarlack. Und halt die Vorarbeiten. Hört sich schon mal sehr gut an!
Lackierer Nr. 4 ist ein recht netter Mensch. Er hat ähnliche Preisvorstellung gehabt, lag aber nochmal 200€ drüber. Er hätte momentan auch nicht so viel Zeit, an dem Auto zu arbeiten, da er recht viele Aufträge hat.
Lackierer Nr. 5 ist unter Oldtimerfahrern sehr beliebt, die viel Geld haben. Elsa fand er prima, würde aber auf Wasserbasislack lackieren anstatt auf Acryl, wie der Mercedes-Lackierer. Er hatte eine Vorstellung zwischen 3000 und 3300€, müsste sich Elsa aber nochmal angucken.
Lackierer Nr. 6 hatte einen W123, einen T3, einen T1 Samba (!) und einen alten 911er da stehen. Er konnte nicht verstehen, wie man die Arbeit in einen Buckelvolvo steckte, meinte aber, dass er es bei seiner Kastenente auch nicht verstanden habe, warum er es gemacht hat. Er lag um die 2000€, würde das Auto aber auch nochmal sehen wollen.
Lackierer Nr. 7 ist ziemlich weit weg von zu Hause, war aber gleich sympathisch. Obwohl er fast eine Stunde Fahrt weg von uns ist, wollte er sich Elsa mal angucken, vorher, meinte er, könne er keinen Preis nennen. Ehrlich!
Zu Hause angekommen habe ich mich dann erstmal ins Carport gemacht, aufgeräumt und alle Elsa-Teile zusammengesucht, die ich brauche. Dabei ist mir eingefallen, dass mir noch ein Kotflügel fehlt. Da muss ich mich morgen mal drum kümmern. Die Teile mal aneinander gelegt und gestaunt, wie groß Elsa doch ist.
Als der Anruf von der Lackiererin kam, dass sie es heute nicht mehr schaffe, habe ich mich dann wieder unter Elsa gekuschelt (haha 😉 ) und weitergekratzt. Ein DIN-A4-Blatt-großes Stückchen ist nun noch nach. Das werde ich morgen wegmachen. Dann kann ich tatsächlich anfangen zu streichen. An der Reserveradmulde muss ich auch noch einen Teil schleifen und kratzen und streichen. Bekommen wir in den Griff.
Freitag, der 24.07.2015 – Schraubertag Nummer 135
Als ich gestern bei Lackierer Nummer 7 war und meinte, dass ich selbst schon geschliffen und gespachtelt hätte, aber ich das ja nicht gelernt habe und mir auch zu zeitaufwendig sei. Er meinte: „Das ist gut, dann weißte wenigstens, was für Arbeit da drin ist, die man später nicht mehr sieht!“ Genau daran musste ich heute denken, als ich unter Elsa lag.
Es sieht nachher nicht mehr nach viel aus, wenn man den Unterboden ansieht – eigentlich sieht man ihn ja gar nicht. Aber wenn ich so nachdenke, wie viele Stunden Arbeit da drauf gegangen sind, dann hat es sich irgendwie ja doch schon gelohnt. Beruhigt ja schon das Gewissen. Heute Morgen bin ich gleich nach dem Aufstehen auf Klo gegangen und gleich danach zu Elsa. Ein bisschen abzukratzen hatte ich ja noch. Ein DIN-A4-Blatt ungefähr. Ich dachte zuerst noch, dass es in einer halben Stunde erledigt sei. Dann halt noch sauberdrahtbürsten, anschleifen und entfettet und streichen.
Aber das war nichts. Das Abkratzen schon noch echt lange gedauert, weil noch eine Ecke über war, an der Sprit- und Bremsleitungen, Stoßdämpfer und Fangband zusammenlaufen. Nach fast eineinhalb Stunden war die aber auch abgekratzt. Dann wurde noch alles abgebürstet mit meiner Lieblingsdrahtbürste Borsti und danach mit verschiedenen Körnungen alles angeschliffen – auch gleich das hintere, rechte, neue Radhaus. Das braucht ja früher oder später auch einen Anstrich mit Asinol. Warum also nicht gleich, wenn der Pinsel eh dreckig gemacht wird?
Dann habe ich wieder alles mit Silikonentferner entfettet, die Grundierungsdose aufgemacht – ich war ganz überrascht, wie viel da schon raus war und habe erstmal etwas nachbestellt – umgerührt und dann losgestrichen. Das Streichen hat auch nochmal eineinhalb Stunden gedauert. Danach war mir etwas schwindelig und ich musste erstmal gerade stehen und sitzen. Insgesamt habe ich heute 4,5 Stunden unter Elsa gelegen. Hört sich jetzt so nicht schlimm an. Hat ja auch irgendwo Spaß gemacht.
Samstag, der 25.07.2015 – Schraubertag Nummer 136
Heute fuhr eine Sportwagenkolonne durch Büsum. Ferrari 458, 430, FF, McLaren, SLS, Corvette, Supra und ganz viele andere laute und bunte Fahrzeuge waren unterwegs. Wie auch immer, aber ich bin irgendwie mitten in diese Kolonne geraten mit meinem kleinen, graudreckigen Kombi mit einer Motorhaube, die als Walzerbühne für Katzen herhalten musste. Ich kam mir richtig fehl am Platz vor. Als die Corvette vor mir dann Gas gab, hatte ich Angst, dass vorne meine Stoßstange schmilzt. Hörte sich an wie Gewitter.
Als ich heute die erste Farbschicht unter Elsas Unterboden streichen wollte, kam das Gewitter schon näher. Also habe ich zusammen mit meiner Mutter (Die wird nochmal Mechanikerin, ich sag es euch! 😉 ) den Unterboden angeschliffen und danach entfettet. Gestrichen habe ich aber alleine. Die Farbe klebte und ich wurde von den Dämpfen langsam high, da kam Wolkenbruch mit Gewitter. Das hat gerumst und geschüttet. War mir aber egal, ich hab weitergestrichen.
Nun kann man schon sehen, wo es hinführen wird. Ich finde, es sieht schon klasse aus. Muss ich nur nochmal die Achsen streichen bald. Und die Federn brauchen auch irgendwie noch Farbe, die sehen nun so trist aus
Sonntag, der 27.07.2015 – Schraubertag Nummer 137
Verbinde ich irgendetwas mit der Zahl 137? Ääääh, nö. Naja, muss ja auch nicht unbedingt. Heute fing der Tag damit an, dass mein Vater einen leeren Kanister entführte und köpfte. Der arme Kanister, aber so konnte er uns besser dienen. Elsa tropfte unten rum ja etwas, obwohl wir das Differenzial eigenltich schon abgedichtet hatten. Keine Sekunde denkt man, dass das alles verschwendete Zeit war, weil es nicht geklappt hat. Es ist ja für Elsa.
Als erstes habe ich also das Öl in den Kanister abgelassen. Das Öl ist ja noch keinen Millimeter gefahren, ist also noch neu. Das kann man ja wiederverwenden. Als es sich so ziemlich ausgeblutet hatte, habe ich dann den Deckel abgenommen und gleich gesehen, warum das Differenzial undicht war – das Dichtungspapier war beim Einbau gerissen. Schade. Während ich alles saubermachte, schnitt Papa ganz in Ruhe eine neue Dichtung aus dem Papier.
Dann könnten wir alles zusammenbauen. Dieses Mal haben wir das Dichtungspapier aber mit Curil eingesetzt. Wenn das Differenzial dann noch nicht dicht ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Elsa hatte vorne ein wenig Entengang. Das rechte Vorderrad hatte eine etwas unglückliche Position. Auch, wenn an die Spur und den Sturz eigentlich erst einstellen kann, wenn das Fahrzeug steht (fahrbereit, wie mein Kumpel Jürgen mir den Tipp gab), wollten wir die Spur vorne schon mal ein wenig einstellen, damit Elsa sich nachher nicht auf dem Weg zur Werkstatt sofort die Reifen abrubbelt.
Dazu haben wir zwei gleichlange, gerade Metallschienen genommen und wollten sie per Schraubzwinge an der Trommel festmachen und dann einfach messen, wie weit der Abstand vorne und wie der Abstand hinten ist. Aaber an der Trommel war es nichts. Das hielt nur von 12 bis Mittag. Was tun? Papa fragte mich, ob die Felgen an den Reifen überstehen, standen sie aber nicht. Dann ist Papa eingefallen, dass wir ja noch einen Satz Stahlfelgen für die nette Dame haben.
Also haben wir vorne zwei Felgen angeschraubt, die Metallschiene festgemacht und dann solange an der Spur gedreht, bis sie vorne und hinten den gleichen Abstand hatten. Hat wohl hoffentlich geklappt. Das Auto geht trotzdem noch in die Werkstatt, bevor es zum TÜV geht. Einmal zum Spureinstellen und einmal auf den Bremsenprüfstand. Oder einfach so zum TÜV fahren? No risk no fun? Wäre auch lustig.
Mein Tagesziel habe ich fast geschafft. Einzig die Bremsen, die wir heute einstellen wollten, das hat heute nicht geklappt. Das machen wir morgen. Genauso den Auspuff anbauen und die Handbremse anschließen. Ansonsten hat heute alles geklappt. Fast.
Den Unterboden habe ich dann zusammen mit meiner Mutter („Ich helf euch bei dem Auto nicht!“ 😉 Ist doch ein Familienprojekt geworden! ) angeschliffen, entfettet und dann habe ich ihn wieder alleine gestrichen. So gingen wieder eineinhalb Stunden ins Land. Das bringt mir keinen so großen Spaß, da es aber die letzte Schicht am Unterboden ist, mag ich mal drüber hinwegsehen.
Das hintere rechte Radhaus habe ich auch gleich mit ausgestrichen, obwohl nicht mehr viel im Farbtopf drin ist, hat es noch gereicht, um es das erste Mal zu streichen. Mal schauen, vielleicht schaffe ich morgen die zweite, oder in ein paar Tagen. Aber so einfarbig sieht es schon anders aus, auch, wenn ich die Farbe überhaupt nicht leiden mag. Aber man gewöhnt sich an alles. Ich bin mal gespannt, wie Elsa später fertig lackiert ist. Ich werde dem Lackierer aber dann noch sagen, dass die Farbe am Unterboden und in den Kotflügeln auf keinen Fall die Farbe werden soll, die Elsas Kleid tragen soll ;-).
Montag, der 27.07.2015 – Schraubertag Nummer 138
Meine Motivation wurde heute Morgen etwas eingedämmt. Fieber, Husten, Schnupfen – wo kommt sowas her? Mittem im ääh Sommer? Gestern war es doch kühl und geregnet, das kann ja gar nicht angehen. Egal, das Tagesziel stand und das sollte gemacht werden. Mütze auf und los. Frische Luft ist gut.
Als erstes haben Papa und ich die hinteren Bremsen eingestellt. Das ist ziemlich leicht, man stellt erst beide Bremsbeläge auf fest, dreht dann beide lose und dann erst den einen fest und so lange lose, bis die Bremstrommel dreht und nicht am Bremsbelag schleift. Das wiederholt man dann einfach noch ein paar Mal. So zumindest laut dem Volvo-Buch.
Die Handbremse haben wir dann auch angeschlossen. Dazu hat Papa dann die selbstbaute Zunge, die ein Zollgewinde hat, angebaut und die Handbremsseile festgeschnallt, damit Elsa die nicht abreißt. Vorher wurde natürlich jede Schraube mit Molykotefett eingeschmiert, auch das Handbremsseil bekam sein Fett weg. Als alles angeschlossen kam der Funktionstest – die Handbremse klappt. Das freut uns natürlich sehr, wenn man viel Arbeit und Gedanken in etwas gesteckt hat und es dann klappt.
Nur eines klappt nicht. Die Schellen für die Bremsleitung. Wat für ein Mist! Papa hatte sich extra welche gekauft, aber das ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich meinte, wir sollten es mit Schlauchstellen festmachen, Papa meinte, das sähe nicht toll aus. Aber fest ist fest, oder? Es schaut ja so oder so außer einem Mechaniker, einem TÜV-Prüfer und uns wahrscheinlich eh niemand meiner Elsa unter den Rock.
Der Auspuff. Der Auspuff war bei Elsa bestimmt toll sportlich. Der hatte ja ein paar Löcher, die bestimmt gut geröhrt haben. Die Auspuffanlage von vorne bis hinten kostete um die 200€. Das ist in Ordnung. Hat ja aber auch keinen Kat. Auf den ersten Blick fielen uns nur zwei Unterschiede auf. Der Mittelpott war ovaler, aber schmaler und der Endpott war ein wenig kleiner. „Einfach drunterbauen“, dachten wir. Jaaa. Dachten wir. 😉
Zuerst haben wir ja auch noch gelacht. Zum Auspuffanbauen mussten wir Elsa ein wenig hochbocken, weil wir eine Stütztraverse untergesetzt haben. Also haben wir die Dame kurz hochgebockt, neu abgestützt und alle Teile bereitgelegt. Als wir den Mitteltopf mit dem langen Rohr dann in Richtung Krümmer bringen heben wollten, war ein Massekabel und ein Schmutzblech im Weg. Nicht weiter schlimm, konnte man beides leicht wegschrauben. Danach konnten wir mit etwas hin- und herdrehen den Mitteltopf anbauen. Mein Kopf hat dabei eine tragende Rolle gehabt. Selten, aber passiert.
Der Mittelpott hing schon mal. Und sah toll aus! Mit dem frischgestrichenem Unterboden sah der Mittelpott richtig klasse aus. So schön rostfrei und silber.
Das Mittelstück vom Auspuff, das so über die Hinterachse geht, ging relativ zügig ran. Einmal kurz gedreht und es schmatzte und passte. Ein wenig Firegum haben wir vorher noch an die Verbindung geschmiert und dann mit einer Schelle alles fixiert. Das ging wirklich flott. Meine leichte Grippe hatte sich auch schon verflogen vor lauter Spaß Elsa langsam wachsen zu sehen. Nun werden keine Teile mehr abgebaut, sondern wieder angebaut. Nach fast zwei Jahren seh ich nun langsam, dass es voran geht und Elsa bald mit mir auf Reisen geht.
Der Endtopf ist für viele junge Menschen eine Metapher, die wollen sich beweisen und schrauben sich an ihren Kleinwagen ein möglichsten großen Endtopf mit dickem Endrohr. Ich mag so etwas nicht so gerne. Ich mag da lieber etwas Understatement.
Dieses Understatement sollte nun auch seinen Weg unter Elsa finden. Auf der einen Seite ist die Befestitung klar wie Kloßbrühe – an dem Halter habe ich mir schon oft genug den Kopf gestoßen. Schnell also die Verbindung zwischen Pott und Mittelrohr (Heißt das so?) eingeschmiert, zusammengeschmatzt und per Schelle befestigt. Die Schelle ist es auch, die gleich den Endtopf am Halter festhält. Das ging recht schnell und ohne Probleme. Schrauben dreeehn, Muddern dreehn, mit ölverschmierten Flossen unterm Carport steeeeehn.
Aber dann entglitten uns unsere Erinnerungen und mir auch noch die Gesichtszüge. Wie war der Endtopf auf der anderen Seite befestigt? War Elsa da verrostet? Achnee, das war ja weiter vorne. Die Mulde im Kofferraum. Auf der Suche nach der Dose mit den alten Endtopfschrauben, die zuerst gar nicht so toll verlief (Ob wir Elsa wohl noch zusammenbekommen werden?), fiel uns dann eine Bohrung unter Elsa auf. Gehörte die zum Auspuff? Oder warum oder wie oder was war die da?
Meine Theorie zur der Bohrung mit Gewinde war die: Die hinteren Kotflügel haben eine Art Schmutzblech. Das ist zum einen am Kotflügel fest, zum anderen aber auch irgendwo an der Karosserie. Ich war der Meinung, dass diese Bohrung für eben dieses Blech gehört. Also haben wir schnell meinen einzigen und wertvollen Kotflügel aus Blech geholt und rangehalten und gemerkt, dass meine Theorie komplett falsch war.
Die Bohrung entpuppte sich tatsächlich als Bohrung für den Endtopf. Naja, warum nich? Ich hab echt Bammel, dass wir meine kleine große Elsa nicht mehr zusammenbekommen. So viele Schrauben und Teile und bei ein paar Teilen weiß ich schon nicht mehr, wo sie hingehören. Da muss ich mir wohl echt die tausenden von Bildern, die ich von Elsa habe, alle nochmal durchsehen. Das kann dauern.
Die Halterung vom Endtopf vorne ist relativ primitiv – aber funktioniert. Einfach ein Stück… ich weiß gar nicht, was das ist?! Ein Stück Gummi? Einfach ein Stück Ding genommen, mit einer Schraube an die Karosserie, und an der anderen Seite einfach an die Schelle – fertig. Genau das haben wir auch gemacht. Das Ding zeigte sich zwar etwas störrisch, aber an Elsa arbeiten macht ja stark. Groß wohl nicht, ansonsten wäre ich wohl schon gewachsen.
Als wir fertig waren, schauten wir stolz den Endtopf an. Und dann nochmal. Und dann schauten wir uns nochmal den Endtopf an. Hing der alte auch schon schief? Das sieht ja irgendwie gar nicht mal so toll aus. Das ist ja mistig. Ein kleiner Winkel soll da nochmal Abhilfe schaffen, dass er auf der anderen Seite auch ein wenig tiefer hängt.
Als Papa dann nochmal die Schrauben am Krümmer festmachen wollte, fiel uns etwas auf. Obwohl sie ganz festgezogen waren (und nach fest kommt ja ab), war unten ein Spalt – die Abgasanlage wäre also nicht geschlossen und Elsa wohl ziemlich laut. Na toll. Ruckeln brachte nichts. Der Mitteltopf musste nochmal raus. Prima. Gerade dann, wenn alles fertig ist. Das mag man ja.
Den Mittelpott hatten wir dann innerhalb von zwanzig Minuten wieder draußen. Etwas hin- und herdrehen, das Schmutzblech und das Massekabel ein zweites Mal los und dann wieder erinnern, wie man die Anlage nun gedreht hat, damit sie in Richtung Krümmer kam. Als wir das Teil herausgepopelt hatten, fiel uns auch gleich auf, warum es am Krümmer nicht ganz passte. Das Rohr schaute ein Stück hinter der Befestigung raus, das war bei meinem alten Mitteltopf nicht der Fall.
Ein Glück habe ich ja einen Vater, der mal schnell die Flex anmacht, die Funken fliegen lässt und das Rohr auch die passende Länge kürzt. Lieber zu lang als zu kurz. Dann nochmal schnell mit der Feile rüber und alles entgratet. Den Pott haben wir dann wieder zu Elsa getragen (Sport ist gut für die Gesundheit!), kurz die Finger verbrannt und alles wieder zusammengeschraubt.
Aber es passt immer noch nicht. Eine Schelle, die ich festschrauben wollte, passte nicht. Das Rohr steht nicht mittig, sondern zu weit nach rechts, da bekomme ich keine Schraube fest. Das Rohr nochmal ausbauen würde nichts bringen. Anscheinend passt die Biegung vom Krümmer bis zum Mitteltopf nicht. Wir werden uns nun für den einfacheren Weg entscheiden und einfach eine neue Spezialschelle anfertigen. In der Mittel fehlt nun noch eine Schelle, da brauchen wir eine Befestigung, um den Auspuff mit Auspuffgummis festzumachen.
Nun haben wir noch drei kleine Baustellen und der Auspuff hängt dann richtig drin. Dann freu ich mich. Dann müssten wir nochmal die Bremsleitungen irgendwie fixieren, nochmal das Öl im Differenzial kontrollieren, die Bremsen vorne einstellen und dann wäre am Unterboden eigentlich nichts mehr zu tun. Ich finde, es sieht schon richtig toll aus. Neuer Auspuff, blanker Unterboden und ansonsten auch fast alle Teile neu. Nun wird Elsa ja doch noch zu einem Neuwagen. Iiieh ;-).
Dienstag, der 28.07.2015 – Schraubertag Nummer 139
Um zwei dieser kleinen Baustellen vom letzten Mal abzuschließen, müssen wir ein wenig improvisieren. Eigentlich haben wir heute noch eine Baustelle mehr gefunden.
Als erstes hat Papa einen Halter für den Endtopf gebaut, damit er gerade unter dem Auto hängt und nicht wie ein besoffener Seebär in einer Hängematte. Das sieht nämlich nicht toll aus. Der Halter war recht schnell gebaut. Einfach einen Metallstreifen abgekantet, auf die passende Länge gesägt und Löcher gebohrt.
Der Auspuffhalter für das Mittelteil war etwas aufwendiger. Papa ist heute morgen extra losgefahren und hat zwei Auspuffhaltegummis gekauft. Um den Halter zu erklären, muss ich ihn angebaut fotografieren, das werde ich morgen mal machen, denn beide sind heute gestrichen und getrocknet. Für das Teil haben wir aber neben den Gummis auch nur ein paar Metallstreifen gebraucht.
Dann ging es noch um den „Tidy Car“-Aufkleber von der Windschutzscheibe. Den finde ich klasse. War nun nicht kaufentscheidend, aber ich finde den toll. Der zeigt ein Stück Geschichte vom Auto. Ich weiß immer noch nciht, was das heißen soll, was das ist oder warum er da ist, aber er gehört nun mal zu Elsa dazu. Ich brauche aber zwei neue Windschutzscheiben, weil die jetzigen zum einen zerkratzt, zum anderen aber auch Schweißpunkte draufhaben. Der Aufkleber zerfällt auch langsam in seine Einzelteile – ich wollte den aber retten und nachfertigen. Einscannen hat mit der Scheibe nicht geklappt. Also habe ich ihn abfotografiert. Auch mehr schlecht als recht. War ziemlich verwackelt. Aber als Basis langte es. Sechs Stunden habe ich dann bei paint (was anderes habe ich ja nicht) nachgemalt und den Aufkleber wieder aufgefrischt. So kann man auch einen ganzen Nachmittag verplempern. Aber es hat geregnet. Für Elsa lohnt sich das!
Freitag, der 31.07.2015 – Schraubertag Nummer 140
Nach ein paar Tagen voller Regen, sodass fast alle Gärten absoffen und extremen Stress mit der Post und dementsprechender schlechter Laune musste heute wieder etwas an Elsa passieren. Bei Elsa kann ich unheimlich entspannen, irgendwie. Nicht nur das Fahren, sondern auch das Arbeiten an ihr. Dann konzentriere ich mich dadrauf und rege mich nicht über Sachen auf, die nicht funktionieren.
Nicht funktioniert, um gleich beim Thema zu bleiben, hat das Abdichten von Elsas Differenzial. Zum zweiten Mal. Diesmal war es nur die Ölablassschraube, die ich nicht ordentlich festgezogen bekommen habe. Da werde ich morgen nochmal bei. Gut angezogen habe ich aber die Öleinfüllschraube. Die habe ich heute nicht mehr losbekommen. Dabei fehlt da noch ein wenig Differenzialöl. Da muss morgen mein Vater mal bei, der hat etwas mehr Kraft in den Armen.
Geklappt hat aber heute das Befestigen des Endpotts. Der sitzt nun gerade, hat genug Abstand zum Tank und ist fest. So soll das sein. Aber es wird Zeit, dass der Kotflügel rankommt. Mein Bein wird es mir danken. Das Endrohr ist scharf.
Vorne habe ich dann noch mit Hilfe meiner Mutter die Bremsen eingestellt. Das geht ja relativ einfach. Nachstellend sind sie ja selber und angeblich sollen sie nach den ersten Bremsungen sich von alleine eingestellt haben. Mal schauen, ob das stimmt. Anhalten tut Elsa ja auf jeden Fall nochmal. Und vor der Einzelabnahme geht sie noch in die Werkstatt auf den Bremsenprüfstand und zum Spureinstellen weg.
Wir wollten uns dann auch eigentlich an die Radlager machen, um sie einzustellen. Aber mein Vater hatte keine so große Lust. Also wird das morgen gemacht. Genauso, wie wir an den Querlenkern noch vier Schrauben per Drehmomentschlüssel festziehen müssen. Dann nur nochmal an das Differenzial und Elsa ist von unten zum Lackieren fertig. Nach dem Lackieren wird noch eine Traverse von mir gestrichen und gekratzt, da komme ich ja momentan nicht heran. Und dann wird nach dem Lackieren auch jeder Hohlraum und der Unterboden mit Seilfett eingesprüht. Meine kleine, große Elsa soll ja nicht mehr rosten.
Der Auspuff macht graue Haare , wobei ich immer noch darauf bestehe, dass meine blonden Haare von der Sonne bleich geworden sind. 19 Jahr und graues Haar wäre schon reichlich früh. Wenn ja, dann pass ich mich halt meiner Elsa an. Äääh – Auspuff! Der Auspuff hatte ein lustiges Haltersystem in der Mitte, wo ein Bolzen an den Auspuff angebraten wurde und dieser durch zwei Gummipropfen festhielt. Versteht ihr nicht? Keine Sorge, ich auch nicht.
Mein Vater, von Beruf ja Techniker, hat sich da etwas anderes überlegt und selbst einen Halter gebaut. Aus zwei Auspuffgummis, einer Schelle und viel Kreativität kam eine echt gute Lösung dabei raus. Dabei wurden dann auch noch gleich die passenden Löcher für die Auspuffbefestigung benutzt. Alles original ;-). Der Auspuffhalter hält übrigens wirklich bombe und sieht toll aus. Auch, wenn es auf den Fotos so aussieht, die Gummis können nicht runterrutschen (Das ist ja nie gut). Nach dem Foto wurden die Kanten noch etwas hochgehämmert, damit die Abrutschgefahr noch geringer wird. Fertig. Sieht doch aus, wie gewollt, oder?
Meine Mutter und ich waren ja heute mal neugierig und wollten nur mal grob gucken, wie Elsa eigentlich noch so zusammenpasst. Als erstes haben wir mal die neue gebrauchte Fahrertür in Elsa gehoben. Ganz ohne Scharniere, einfach nur mal reingeschoben. Die passt schon mal recht gut. Sie muss halt noch eingestellt werden, so gut es bei einem 58 Jahre alten Auto geht.
Vor ein paar Monden und Sonnen hatte ich mit meiner Schrauberhilfe JM ja vorne mal ausprobiert und damals gab es ganz komische Spaltmaße, die vorne und hinten nicht passten. Die Haube vorne passt immer noch nicht perfekt. Irgendwas stimmt mit der Frontmaske nicht, da müssen wir nochmal genauer gucken. Die steht nämlich schief. Zur Karosserie hin stimmt die Haube aber ganz gut. Wenn da die Gummidichtung dazwischen ist, sollte sie noch besser sitzen. Freut mich. Der Blick über die Haube ist übrigens krass. Und jedes Mal bin ich erstaunt, was für ein riesen Auto Elsa eigentlich ist. Alle meinten bisher: „So ein niedliches, kleines Auto“, aber wenn die Nase nun draufsitzt, ist Elsa doch ein ganz schöner Brocken. Ups hoffentlich hat sie das nicht gehört.
Nun wird es auch langsam mal Zeit, dass ich meine alte Schwedin fahrbar habe. Ich möchte die Technik auch mal erleben, die hier seit fast zwei Jahren hergerichtet wird. Am Steuern drehen, die Pedale fühlen und gucken, ob ich mit ihr überhaupt zu recht komme. Am meisten bin ich aber auf die Gespräche gespannt, für die Elsa vielleicht sorgen wird. Wer wohl alles früher so ein Auto hatte?
Und bald wird es hier weiter gehen. Dann wird Elsa nach fast zwei Jahren das erste Mal wieder auf ihren eigenen Rädern stehen. Ob sie fährt? Das werdet ihr hier bald lesen. Gleicher Ort, andere Uhrzeit.