Heute geht es mal nicht um Autos. Das muss es ja auch nicht immer, oder?
Es geht mal wieder um meine Heimat Norddeutschland und die Traditionen dort.
Es muss ja nicht immer nur um alte Buckelvolvo, einen alten Golf oder den Alltag auf Norddeutschlands Straßen gehen. Ich möchte auch mal wieder meine Heimat ansprechen. Norddeutschland. Ich mag Norddeutschland sehr und interessiere mich sehr für die Geschichte, die Brauchtümer und die Traditionen. Ich habe Euch schon einmal das Tönninger Schloss vorgestellt und schon einmal gezeigt, wie stürmisch die Nordsee sein kann. Nun möchte ich Euch eine Tradition vorstellen:
Das Biikebrennen.
Als Dithmarscher betrifft mich das eigentlich nur indirekt. Hier gibt es diese Tradition eigentlich nicht. Aber nördlich von Dithmarschen, in Nordfriesland, da gibt es sie. Entlang der Nordfriesischen Nordseeküste und auf den Inseln und Halligen auf hoher See gibt es seit Jahrhunderten am 21. Februar das Biikebrennen.
Ich war dieses Jahr das erste Mal zum Biikebrennen. Anstatt nach Husum oder St. Peter-Ording zu fahren habe ich ich mich für einen kleineren Ort entschieden. Tönning. Tönning ist eine schöne kleine Stadt und bei der Geschichte über das Tönninger Schloss könnt Ihr schon einiges über die Stadt an der Eider erfahren. Da es aber regnete, dunkel war und auch stürmisch, wurden die meisten Fotos nichts. Deshalb einige Bilder „aus dem Archiv“.
Was ist überhaupt dieses Biikebrennen?
„Biike“ kommt aus dem Nordfriesischen. Teilweise wird es auch mit „Bake“ übersetzt. Sieht ja auch schon einmal ganz ähnlich aus. Eine Bake ist ein Seezeichen, dass zur Orientierung dient. Eigentlich heißt „Biike“ aber wohl so viel wie „Feuerzeichen“. Das habt ihr euch aber wahrscheinlich aufgrund des ersten Fotos schon gedacht. In Tönning wird das Feuerzeichenbrennen immer am Hafen veranstaltet. Ungefähr dort, wo ich auf diesem Foto stehe. Nur für den Fall, dass ihr mal im grauen und regnerischen Februar Urlaub an der Nordseeküste machen wollt. Sowas soll es ja auch immer geben und selbst bei Regen gibt es hier genug zu entdecken.
Warum das Biikebrennen eigentlich genau veranstaltet wird, das weiß man wohl nicht mehr so ganz – oder mir wurde das als Dithmarscher nicht erzählt ;-). Da ich mich nun auch nicht so prima mit der nordfriesischen Geschichte auskenne, möchte ich so gut es geht einmal versuchen, die verschiedensten Legenden wiederzugeben. Falls ihr mehr wisst oder merkt, dass ich ein Fehler gemacht habe – unbedingt Bescheid geben! Ich finde solche Sachen immer sehr, sehr interessant. Im Mittelalter entstand das Biikebrennen wohl durch ein heidnisches Ritual. Durch das Feuer sollte der Winter vertrieben und auch die Götter gnädig stimmen, die für Sturm und Ernte zuständig waren. Irgendwann kamen dann aber christliche Missionare und fanden dieses Ritual nicht mehr so toll. Sie wollten es abschaffen. Das wiederum fand wohl die heidnische Bevölkerung nicht so klasse. Bei einigen Biikefeuern sieht man heute noch eine Strohpuppe („Petermännchen„), die dort verbrannt wird. Früher sollte diese Puppe wohl den Papst darstellen. Somit wurde die Ablehnung gegenüber der katholischen Kirche dargestellt. Heute wird die Puppe eher als eine Metapher für den Winter genutzt, der nach dem Verbrennen symbolisch vertrieben worden sein soll. Die Puppe kann man auf diesem Bild (das einzige, was einigermaßen geworden ist) gerade noch so erkennen.
Irgendwann wurde aber auch die Bevölkerung christlich und der heidnische Brauch ging verloren. Nicht aber das Biikebrennen. Wie es so an der Küste ist, lebt man auch von Tieren, die aus dem Wasser kommen. So auch auf den nordfriesischen Inseln und an der Küste. Dort war vor einigen hundert Jahren der Walfang sehr beliebt. Zwischen dem 11. November und dem Petritag am 22. Februar war es damals nach einem Beschluss der Hansestädte vorgeschrieben nicht zur See zu fahren. So wurde das Biikebrennen am 31. Februar zur Verabschiedung der Walfänger, aber auch anderer Seeleute genutzt. Das hatte aber auch gleich noch einen Zweck mehr: Wie oben bereits erwähnt heißt „Biike“ ja auch so viel wie „Bake“. Tatsächlich haben die kleinen Biikefeuer an den Küsten den Walfängern und Seeleuten sogar als Orientierungsstütze gedient. Laut Wikipedia soll es aber eine Sylter Legende geben, die diesen Feuern sogar noch einen Zweck mehr zusprachen. Die Feuer konnten wohl nämlich auch vom dänischen Festland gesehen werden und die Frauen haben anscheinend so den dänischen Männern zeigen wollen, dass sie nun wieder alleine wären. Hihihi. Ob das stimmt? Wenn ja, hat sich ja über die Jahrhundert nicht viel verändert ;-).
Irgendwann wurde der 21. Februar für das Biikebrennen festgelegt. Heute ist es nicht mehr da, um Walfänger zu verabschieden. Die gibt es hier wohl nicht mehr. Nun ist es wohl eher dazu den Winter zu vertreiben. Anstatt des Petermännchen werden an einigen Orten auch alte Fässer oder Eimer oben auf den Biikehaufen gestellt. Fällt der, fällt auch der Winter. Es ist eher ein Zusammentreffen geworden. Und was für eins! Es kommen teilweise Busladungen voller Menschen von weit her zu größeren Biikefeuern wie in St. Peter-Ording, in Husum oder auf Nordstrand. Auch in Tönning sah ich einige Autos mit Kennzeichen von weit her. Nicht nur wegen Würstchen und Glühwein oder der in friesisch gesprochenen Ansprache vor dem Entzünden, sondern wohl auch, weil das Flair recht besonders ist. Vielleicht mögen auch viele gerne Grünkohl essen, der nach dem Abbrennen des Feuer meist serviert wird. Grünkohl ist aber nicht so meins.
Vielleicht war es für euch ja auch mal ganz interessant etwas über die Brauchtümer hier im Norden zu erfahren. Als nächstes geht es dann aber erst einmal wieder mit Autos weiter.