Heute möchte ich Ihnen einen älteren, aber noch soignierten Herrn vorstellen.
Heute geht es um einen Volvo 960. Nicht als Kombi, sondern als Limousine.
„Ich habe es geschafft“, hörte er sich leise flüsternd sagen. Ja. Er hatte es geschafft. Er war angekommen. Er war zu Hause. Er gehörte hier hin. Hier fühlte er sich sicher. Hier fühlte er sich geborgen. Hier fühlte er sich zu Hause. Entspannt holte er tief Luft. Eine Duftmischung aus Leder und Vanille vom dänischen Pfeifentabak stieg ihm in die Nase. Er war zu Hause. Endlich. Es war ruhig. Sehr ruhig. Er war entspannt. Sehr entspannt. Er war zu Hause. Nach all den Jahren. Endlich zu Hause. Er saß gemütlich in dem duftendem Ledersessel und hielt in der rechten Hand die noch qualmende Pfeife. Er strich mit seinem Daumen über das raue Holz des geschnitzen Rauchinstruments. Die Nacht war schon seit ein paar Stunden angebrochen. Regen klopfte gegen die Scheiben. Das war ihm egal. Er war zu Hause. Wenn auch nicht mehr lange. Es war schon spät. Bald müsste er raus. Leider. Weg von seinem neuen Zuhause. Nicht für lange, aber immerhin. Schade war es. Er würde sich die ganze Zeit freuen, bis er wieder zu Hause sein dürfte. Am nächsten Morgen. Er setzte seinen Blinker, drehte an der leichten Lenkung und fuhr mit leise brummelndem Motor langsam über die Kiesauffahrt. Er stellte den Wagen ab, stieg aus, verschloss den Wagen und ging zu seiner Haustür. Bevor er die Tür betrat, zog er ein letztes Mal an der Pfeife, drehte sich zu seinem Auto um und sagte: „Danke für die Reise, Gustav.“
Natürlich weiß ich nicht, wie die erste Fahrt mit dem stattlichen Schweden beim Erstbesitzer verlaufen ist. Ich war erstens 1994 noch nicht einmal auf der Welt und zweitens kannte ich den Chef einer Metallbaufirma in Friesland nicht, der sich den Wagen vor zweiundzwanzig Jahren als Geschäftwagen gönnte. „Gönnte“ muss man hier schon erwähnen, denn der Wagen war mit Sicherheit ein bewusster Kauf. Aber dazu später mehr.
Falls Sie sich (Ich verzichte in Gegenwart der schwedischen Eleganz und Vornehmheit der beigefarbenen Limousine mal ausnahmsweise auf das „Du“) schon gefreut oder gewundert haben, wie ich denn nun schon wieder zu diesem Auto gekommen bin, dann kann ich Sie beruhigen. Dieser Wagen gehört nicht mir. Er gehört Jürgen, einem sehr guten Freund von mir aus Bayern, der vor einem Jahr noch in einem Fiat Punto Cabrio hier war. „Das ist aber ein Aufstieg!“, werden Sie sich denken. Das stimmt auch. Wenn man nur die beiden Autos betrachtet. Wenn ich Ihnen aber nun sage, dass Jürgen vor dem Volvo einen BMW 5er der Baureihe E60 hatte und den abgegeben hat, um einen Volvo 960 zu kaufen, da werden Sie merken, dass der Volvo ein bewusster Kauf war. Das Punto Cabriolet gibt es übrigens immer noch, wie noch einige Autos mehr. Wir sind doch alle ein bisschen verrückt, oder? Das bringt das Hobby „Altauto“ wohl so mit.
Genauso bringt das Hobby „Altauto“ noch etwas mit: Mitleid für vernachlässigte Autos. Gustav fuhr, als er durch einen anderen Geschäftswagen (Vielleicht ein S80?) ersetzt wurde, noch einige Jahre bei einem Arzt, dann noch zwölf Jahre bei einem Herrn in Berlin. Bis dieser sich für einen Volvo 960 Kombi entschied und die Limousine in Bayern bei einem Händler in Zahlung gab, der sich auf alte, große Schweden spezialisiert hat. Wie es dann aber bei Volvo so ist – nur die Kombinationskraftwagen sind für die meisten Volvofahrer interessant. „Volvo? Als Limousine? So etwas gab es mal?!“ So wurde der arme Gustav, der damals wohl noch nicht „Gustav“ genannt wurde, nicht verkauft und irgendwann in die Ecke des Händlers gestellt und dort praktisch vergessen.
Cut. Vier Jahre später. Jürgen war auf der Suche nach einem Volvo Kombi. Am liebsten mit Sechszylindermotor, Automatikgetriebe und Anhängerkupplung, falls einer der Puntos mal wieder irgendwo stehenbleiben sollte. Am liebsten wäre ihm so ein Volvo 960 gewesen, wie der damalige „TV-Landarzt“ im ZDF einen fuhr – die Serie fand er nämlich nicht nur wegen des Autos toll. Leider waren die Kombis entweder Grotten, zu teuer und grottig oder die Entfernung zum Wunschauto war einfach zu groß. Wie es bei beliebten Fahrzeugen nun einmal so ist. Als dann einmal der Haken „Kombi“ fehlte, fiel das Inserat des großen Stufen-Volvos in das Auge. Mit knapp 250.000 Kilometern war der Motor des Schweden gerade einmal eingefahren und er hatte sogar die gewünschte Ausstattung. Nur halt ein anderes Heck.
Nach einer Probefahr und der Beichte des Händlers, dass der Wagen ansonsten auf die Schlachtbank gewandert wäre, um die viel beliebteren Steilheckversionen des Volvo 960 mit guten Ersatzteilen zu versorgen, kaufte Jürgen den Wagen. Ein Glück. Wobei man sagen muss, dass die Standzeit (So ein großer Langstrecken-Volvo will bewegt werden) dem Wagen nicht gut getan hat. Jürgen, der beruflich Autos einer italienischen Edelmarke das Laufen wieder beibringt, musste schon einige Dinge an Gustav ersetzen.
So blieb der große Göteborger nach gut einer Woche in Jürgens Besitz vollbeladen mit Anhänger dran auf der Autobahn stehen. Die Benzinpumpe hatte aufgegeben. Kurz danach konnte man eine Pfütze Bremsflüssigkeit unter dem Auto entdecken. Da hatte der Bremskraftregler aufgegeben, kurz danach quittierte der Klimakondensator seinen Dienst. Dann brauchte der Gleiter natürlich auch noch einen großen Service mit Zahnriemenwechsel, Motor- und Getriebeölwechsel, einen neuen Spritfilter, neue Hupen, Lederpflege, neue Bremsen und so weiter und so fort. Wie es halt bei alten Autos ist. Einige Dinge stehen immer noch auf der Liste, die nach und nach abgearbeitet werden. Es heißt ja auch „Volvo“, also „ich rolle“ und nicht „ich stehe“. Als nächstes werden noch neue Querlenkerbuchsen verbaut, die die Tour an die Nordsee und zurück mit Klappergeräuschen hinnahmen.
Nun habe ich Ihnen Gustav vorgestellt. Obwohl? Eigentlich fehlt noch ein ganz entscheidener Punkt. Das Fahren. Wie fährt so ein Volvo 960 3.0 24V? Natürlich kann ich die alten Autos nicht wie Neuwagen behandeln. Die Autos haben schon Einiges von der Welt gesehen und sind einfach nicht mehr taufrisch. Aber darauf kommt es ja bei Altautos auch nich drauf an. Es kommt doch viel mehr darauf an, was diese Autos mit einem anstellen, wenn man sich durch die Gegend fahren lässt.
Genau! Nicht „durch die Gegend fährt“, sondern „durch die Gegend fahren lässt“. Einen Volvo 964 (der ein Modelljahr später dann S90 genannt wurde, also eigentlich der Urahn des aktuellen S90) fährt man nicht einfach. Man lässt sich von ihm fahren. Der Wagen mit seinem laufruhigen Reihensechs-zylindermotor (3-Liter-Hubraum, 204 Elchstärken) ist ein herrlich entspannender Cruiser. Eigentlich also der perfekte Wagen für mich, der eher gemütlich durch die Gegend gondelt, als mit Vollgas durch Kurven jagt. Für mich als Nur-Schaltwagen-Besitzer hat die Viergangautomatik auch noch einmal extrem zum Komfortgefühl beigetragen, auch wenn der Schotte und Student in mir versuchen würde mit dem Schaltgetriebe den Verbrauch zu senken. Denn Durst hat der alte Elch, wenn man es mit einem VW Golf TDI vergleicht. Wenn man den Verbrauch allerdings mit anderen 3-Liter-Reihensechszylinder-Wagen mit Automatikgetrieben aus der Zeit vergleicht, scheinen 12 Liter auf einhundert Kilometer im Durchschnitt schon annehmbar.
Aber bei einem Volvo 960 geht es auch nicht um Verbrauch. Wer sich 1994 einen neuen Volvo 964 kaufte, der musste nicht auf das Geld achten. Die Person wollte Luxus haben. Luxus ohne Ende. Und Komfort. Und Understatement. Wer einen Volvo 960 anstatt eines Mercedes W140 oder eines BMW 7er kaufte, der wollte Volvo fahren. Der Wagen war nämlich ungefähr so teuer, wie die genannten Konkurrenten. Den Vorteil des damaligen Lexus LS konnte der Schwede also nicht für sich gewinnen. Die Limousine ist auch wirklich nicht so sportlich bewegbar wie ein Siebener-BMW. Und besitzt nicht das Prestige einer Mercedes S-Klasse. Es war ein Auto für Leute, die das Fahren, nein, das Gleiten genießen wollten, ohne bei anderen Leuten Neid hervorzurufen. Volvo. Volvo war 1994 noch durch den Dauerläufer 240 geprägt. Das waren Autos für Geographielehrer. Mit ihren 2,3-Liter-Vierzylindern und ihrem Jute-Stoff auf den Sitzen waren es robuste Dauerläufer, die schon über ein Jahrzehnt fast unverändert gebaut worden waren. Es waren vernünftige, haltbare Autos. Eckig, kantig, gut – meist mit einem Akademiker hinter dem Steuer. Der Volvo 960 war somit das Über-Akademiker-Auto. Nach dem Saab 9000. Aber der wurde dem Klischee nach ja nur von Architekten gefahren. Leute, die einen 960er kauften, rauchten Pfeife, trugen einen feinen, aber nicht auffälligen Zwirn, engagierten sich politisch, hatten Verantwortung zu tragen, tranken abends genießend ein Glas Wein oder Whiskey und fuhren am Wochenende in das kleine Ferienhaus an der See irgendwo. Oder gehörten dem schwedischen oder dänischen Königshaus an.
Leute, die damals einen Volvo 960 kauften, wollten nicht prahlen. Das ging auch nicht, denn die Autos unterschieden sich optisch nicht so stark von der robusten Vierzylinderversion, die die Kinder und die Hunde der Familie nebenan jeden Tag transportierte. Natürlich war es aber auch nicht peinlich mit dem stattlichen Schweden bei einem Empfang vorzufahren. Mit den schlichten, aber eleganten Linien passte der Volvo genauso gut auf eine Kiesauffahrt vor einem Herrenhaus wie auf den Supermarktparkplatz zwischen Vectra A und Passat Variant. Obwohl er bei der Einstellung der Produktion 1997 schon etwas „altbacken“ ausgesehen haben muss, kann man in dem Wagen immer noch vorfahren.
Genau das haben wir auch gemacht. Zwar nicht vor ein Herrenhaus, sondern vor einem alten Landhaus an der Schlei. Dort wurde von 1987 bis 2013 die ZDF-Serie „Der Landarzt“ gedreht, die ja ein Grund war, warum Jürgen überhaupt einen Sechszylinder-Volvo haben wollte. In dem damaligen Landarzt-Haus befindet sich heute ein kleines und unbedingt empfehlenswertes Cafe namens „Lindauhof„. Auch hier machte der 960 natürlich eine gute Figur. Wenn Sie nun einmal auf eine Landkarte (oder halt auf das elektronische Pedant dazu) schauen, dann werden Sie merken, dass die Nordseeküste doch ein paar Kilometer von der Schlei weg ist. Ich konnte also nur zu gut erfahren, wie es sich in einem Volvo 960 reist. Man ist eigentlich am Ziel, wenn man am Startort in das Auto steigt.
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist so unglaublich gemütlich in dem Wagen, dass man von Flensburg nach München ohne Pause reisen könnte. Das Fahrwerk ist extrem komfortabel gefedert (und das lag nicht nur an den gut gebrauchten Stoßdämpfern), der Wagen ist von innen extrem leise, der Motor zieht den Wagen mit einer Laufruhe durch die Lande – ich hätte nie mehr aussteigen wollen. Durch meinen V40 ist mein Rücken eh schon ver-volvo-wöhnt, aber der große Volvo setzt dem Komfort doch noch einmal einen oben drauf. Ich bin nie in einem Auto so kurz davor gewesen einzuschlafen wie in Diesem. Obwohl… doch. In dem 1996er Passat Pacific, den meine Eltern einmal hatten. Aber da war ich auch erst drei Jahre alt und saß noch auf der Rücksitzbank im Kindersitz und habe dort meine Mittagsstunde gehalten. In dem gefühlt vor Sicherheit strotzendem Volvo mit Echtholz und Echtalu im Innenraum hätte sich das fast wiederholt. Keine Sorge – da saß ich nicht am Steuer.
Meiner Lieblingsbeschäftigung (anderer Leute Sprit zu verfahren) durfte ich aber auch einmal nachgehen. Vom Fahrgefühl her ist der Wagen genau mein Ding. Die Lenkung funktioniert wunderbar leicht, bei dem Motor würde sogar ich Automatikfahrer werden. Nicht, dass der Motor lahm wäre. Ab 4000 U/min hört und spürt man deutlich, dass der Wagen mehr kann als nur ruhig über die Landstraßen gondeln. Sogar flotte Kurvenfahrten gehen mit der Multilink-Hinterachse, die nur die 960er hatten, erstaunlich gut. Der Wagen bietet Platz ohne Ende und ruft bei anderen Leuten kein Neid hervor. Wobei… eines war schon auffällig. Es haben extrem viele Leute dem Wagen hinterher geschaut. Er sieht neben neuen Kleinwagen und kleinen SUV halt doch aus wie ein Dinosaurier. Oder er ist inzwischen einfach „cool“ geworden. Das wird es wohl sein.
Ein bisschen ärgert mich ja schon, dass so ein Auto für mich nicht zu erreichen ist. Ein gemütlicher Gleiter, dieser Gustav. Ein Langstreckensofa, für Leute, die auf der Autobahn wohnen. Für Leute wie mich. Wäre da nicht der Spritverbrauch und die Ersatzteilpreise. Und mein leeres Portemonaie. Vielen Dank an Jürgen für das Erlebnis einmal in Volvos alter Oberklasse mitfahren zu dürfen.
Irgendwann… ach, schiet. Träumen darf man aber, oder?
Ich müsste dann wohl auch ab und zu mal eine Pfeife rauchen.
Moin Lars,
schöner Bericht! Man merkt jedoch deutlich, dass Du Dich wohlwollend auf Volvo eingeschossen hast!
Ich habe so meine eigene Einstellung zu Autos aus Schweden. Denn sie eifern schon seit langem dem Stil und der Klassifizierung der großen Hersteller hinterher. Früher hatten sie wirklich ihren eigenen Look, ihre eigenen Ideen. Irgendwann haben sie aber leider angefangen, sich an den europäischen Markt anzupassen. Klar – sie wollten dort Geld verdienen. Doch bei diesem Bestreben haben sie nahezu all ihre Eigenständigkeit aufgegeben.
Der von Dir hier vorgestellte VOLVO 960 wirkt wie ein amerikanisches Lutschbonbon… etwa wie der FORD Crown Victoria, Buick Roadmaster, Cadillac Fleetwood oder Chrysler LHS. Allesamt zwar bestimmt vernünftige Automobile, jedoch bieten sie durch die Bank nur langweiliges 08/15-Design. Sie strahlen keinerlei Seele aus. Es scheinen nichts mehr als reine „Verbrauchsautos“ zu sein.
Und da tritt schon das nächste Problem zutage: sobald diese Fahrzeuge nämlich aus ihrem normalen Alltag (dem Funktionieren) ausbrechen und eine Werkstatt aufsuchen müssen, wird es teuer. Gebrauchte VOLVO-Teile (jetzt wieder für „Gustav“) findet man sicherlich kaum auf den immer rarer werdenden Schrottplätzen dieser Welt. Man ist also auf den VOLVO-Dealer und sein wirklich nicht günstiges Angebot an Neuteilen angewiesen.
Es hat leider schon seinen Grund, warum SAAB untergegangen ist oder hinter der VOLVO-Fassade leider nur noch die gelbe Gefahr des Geely-Konzern werkelt. Seit man in Göteborg dem großen Geld hinterherjagt (Kooperationen mit DAF, FORD, RENAULT etc.) ist der Geist der großen schwedischen KFZ-Pioniere (z.B. durch die Erfindung des Dreipunktgurtes) verflogen.
In die Luxusklasse wollen natürlich Viele – Lexus, Infiniti, Lancia, Citroën und viele andere mehr… die Entscheidung, ob ein Hersteller jedoch auf den Auto-Olymp kommt, fällt allein in den Köpfen der Kunden.
Apropos Auto-Olymp: was ist jetzt mit Elsa?
Gruß
Andreas
Hallo Andreas,
Die Volvo-PKW haben seit dem ersten Fahrzeug, dem Jakob, amerikanische Designzüge gehabt. Kein Wunder, denn nur mit dem Absatzmarkt in Schweden lässt sich kein Geld verdienen. Dazu wohnen dort einfach zu wenige Leute.
Der Volvo 960 hat seine Wurzeln ja im Volvo 700, der 1982 auf dem Markt kam. Der war noch ziemlich europäisch (wenn auch eckig und kantig). Als der Volvo 960 in dieser hier abgebildeteten Form auf den Markt kam, war auf dem europäischen Markt mit einem recht trinkfreudigem Fahrzeug nicht mehr viel Geld zu machen – klar, dass dort der amerikanische Markt im Vordergrund stand. Während der 760 noch so etwas wie Sportlichkeit vermittelt hat, ist der 960 eindeutig zum Langstreckenfahren (also typisch für Highways) gedacht gewesen.
Leider muss ich dir natürlich auch eine gewisse Subjektivität hier zuschreiben ;-). Natürlich findet man für einen Wagen, der bereits als Neufahrzeug ein Exot war, kaum noch Teile auf dem Schrottplatz – das ist bei einer S-Klasse ja nicht anders. Allerdings gibt es in der wirklich großen Schwedenszene genügend qualitativ hochwertige Nachbauten und Teilehändler, die sich auf die alten Schweden spezialisiert haben. Die Teilepreise für die Vierzylinderversionen des Volvo 900 sind fast auf Golf-Niveau, die Teile dieser Oberklasse-Version natürlich teurer. Bei einem Volvo-Händler bekommt man mit Glück noch Teile, eher ist es dort so wie bei Audi, wenn man mit einem älteren Fahrzeug ankommt – man wird wohl kopfschüttelnd abgewiesen. Was bei Volvo kein Problem darstellt – es sind fast alle Teile bei spezialisierten Händler verfügbar. Mein V40 ist dafür leider noch zu neu.
Volvos (und auch SAABs) Geschichte ist leider ein wenig anders. Es wurde nicht hinter dem großen Geld hinterhergejagt. Sie mussten überhaupt Geld verdienen! Die Modellpolitik von Volvo war u.a. daran Schuld. Zum einen waren die Fahrzeug wirklich unverwüstlich, zum anderen wurden sie lange fast unverändert gebaut (Der Volvo 240 alleine 19 Jahre). Das hat viele Kunden veranlasst kein neues Auto zu kaufen, was für einen Autohersteller natürlich immer schlecht ist (So war es auch bei SAAB). Dadurch musste Volvo sparen. Nachdem die Volvo mit der P26-Plattform die letzte komplette Volvo-Entwicklung waren, verkaufte Volvo die PKW-Sparte an Ford und die Qualität stieg wieder an. Die Fahrzeuge haben sich zu richtigen Dauerläufern entwickelt. Die Kooperationen mit DAF (Eigentlich keine Kooperation, sondern eine Übernahme, weil VOLVO keinen Kompakt-PKW im Programm hatte) und mit Mitsubishi waren somit schon dem Geldsparen geschuldet, für eine Eigenentwicklung fehlte schlicht das Geld. Was Geely mit Volvo anstellt, wird man sehen. Zumindest zeigen Verkaufszahlen, dass der XC90 gut ankommt – und wenn man Crashtest Videos anschaut, dann weiß man: Sicherheit ist für Volvo immer noch ein großes Verkaufsargument ;-). Es waren also nicht nur deutsche Hersteller, die qualitativ hochwertige Fahrzeuge bauen konnten.
Elsa ist im Endspurt! Ich warte nun noch auf einen neuen Außenspiegel, dann muss ich den Innenraum noch zu Ende zusammenbauen und dann geht es zur HU! Ich bin schon ganz gespannt. Noch gespannter aber auf das Fahren.
Schöne Grüße von der sonnigen Nordsee
Lars
Hallo Lars,
vielen Dank für den Bericht über Gustav, er liest sich fast wie eine Liebeserklärung an das Auto. Ich denke, ich werde den 960er für Dich aufbewahren müssen, bis Du mal richtig Geld verdienst. 😀
Viele Grüße
Jürgen
Hallo Lars,
feiner Text.Du schaffst es, Worte zu gebrauchen, die ich nicht kenne: soingiert.
Nils
Hey Nils,
Ja, das Wort wird es wohl auch nicht geben! Da war der Kopf mal wieder schneller als die Finger. Schon verbessert, vielen Dank! 🙂
Schöne Grüße
Lars
Trotzdem war es weniger als Kritik denn als Anerkennung gedacht, denn auch das eigentlich gemeinte Wort gehört bisher nicht zu meinem Wortschatz:
soigniert (entlehnt vom französischen Verb soignier).
Ich habe damals im Deutschunterricht (mehr oder weniger) gut aufgepasst. Zumindest das Wort blieb einmal hängen. Es hörte sich so gebildet an – passend zum 960er 😉
Grade noch einmal deine Erläuterungen zur Volvo-Modellpolitik gelesen.
Neben den Anforderungen an den Heimatmarkt war bei durchgehend allen Baureihen der Export in die USA ein wichtiges Motiv und eigentlicher Antrieb bei der Entwicklung aller Baureihen.
Dies beginnt mit dem PV, dern. nachdem die Nachfrage im Heimatmarkt nach dem Krieg erst einmal befriedigt war, dann in den USA lanciert wurde. Ähnliches gilt für die Amazone. Man darf nicht vergessen, dass es noch die Zeit der festen Wechselkurse war, jedes in den USA verkaufte europäische Auto spülte folglich richtig Geld in die Kassen der Hersteller.
Besonders gilt dies dann für die 700er Baureihe (auch wenn die Wechselkurse da nicht mehr fix waren), deren Außenlänge sie auch für amerikanische Masstäbe angemessen groß machte. Vor allem aber die Optik orientiert sich an US-Standards und hat deutliche Parallelen zum Chevrolet Caprice, dem US-Mittelklasseauto der frühen 80er überhaupt.
Man darf nicht vergessen, dass Volvo schon damals im Jahr sicherlich genauso viele Autos in den USA absetzen konnte wie ansonsten in Europa einschliesslich des wichtigen Heimatmarktes, noch dazu deutlich opulenter ausgestattet. An den Extras verdient ein Hersteller bekanntermaßen das eigentliche Geld.
Pingback: Weg mit dem Schmutz – Tschüss 2016! | Watt'n Schrauber.
Pingback: Probefahrt: Stadt-Land-Schwede | Watt'n Schrauber.
Pingback: Der Kunde is Könich – wahre Werkstattgeschichten | Watt'n Schrauber.