Hitze, Schleifen, Kofferpacken

Im Sommer ein Oldtimerprojekt haben ist manchmal ein wenig doof.

comp_comp_SAM_3087Eigentlich haben wir ja gerade Winter, aber heute wird es hier wieder ganz heiß.

Im Moment ist es in Dithmarschen kalt. Es ist ja auch Januar, also Winter. Temperaturen von -2 Grad Celsius sind da ja eher normal. Trotzdem möchte ich heute erzählen, wie es denn diesen Sommer mit Elsa war, als es warm war.

Was am Donnerstag, den 24.07.2014 (Schraubertag Nummer 61), passierte, möchte ich euch nun mal erzählen.

comp_comp_SAM_2848Morgens war mir warm. Obwohl ich  nicht mal mehr eine Bettdecke besaß und der Ventilator lief. Also bin ich raus aus dem Bett, unter die Dusche und habe danach noch schnell gefrühstückt und wollte das noch nicht aufgeheizte Carport ausnutzen, um an Elsa zu schleifen.

Die gute Nachricht zu erst – ich habe den ganzen Vormittag und halben Nachmittag mit schleifen und spachteln verbracht und die Seite war immer noch nicht fertig ;D – die schlechte Nachricht: Es war verdammt warm. Ich konnte gar nicht so viel trinken, wie ich geschwitzt habe. Trotzdem habe ich einiges geschafft. Nun fehlte „nur noch“ der Radlauf. Und da musste ich auch noch warten, bis sie unten zu Ende geschweißt wurde. Ich wollte mich dann erstmal dem Heck widmen. Oder der A-Säule. Oder einem leckerem Eis.

Am Sonntag, dem 03.08.2014 – Schraubertag Nummer 62 – ging es dann weiter. Genauso warm und genauso trocken, wie an dem Donnerstag zuvor.

Morgens bin ich früh aufgewacht. Ich wusste sofort, was ich wollte. Auf Toilette comp_comp_SAM_3082gehen. Und danach ging es dann sofort zu Elsa. Ich hatte vor, anstatt manchmal gelangweilt durch die Gegend zu fahren und die Umwelt zu verpesten und harmlose Fliegen an meiner Frontscheibe zu töten, an Elsa zu schleifen. Koste es, was es wolle.

Als erstes habe ich die Seitenscheibe abgeklebt. Das hätte ich vielleicht auch schon mal vorher machen sollen. Da muss ich nämlich noch ein „wenig“ Grundierung- und Spritzspachtelstaub entfernen. comp_comp_SAM_3083Aber das ist nicht so schlimm.

Bevor es losging, habe ich erst einmal die Jalousien hoch-, die Türen und die Fenster aufgemacht. Obwohl es morgens war und die Sonne noch gar keine Möglichkeit hatte, dort hinein zu scheinen, war es dort schon ziemlich warm. Puh…
Ganz gegen meine Art habe ich es diesmal vorgezogen in kurzer Hose zu schleifen. Unsere Nachbarn hatten im Trecker Musik an, dadurch ließ es sich viel besser arbeiten – und ich musste mein eigenes Radio nicht rausholen. „You bring comp_comp_SAM_3088me sun, sun, sunshine“ Ja. Es wurde warm, sogar sehr. Mit jeder Schleifbewegung wurde es wärmer.

Deshalb machte ich fast auf „Durchschnittstourist“ in Büsum. Wie soll ich das erklären? Das sind so Leute, oft mittleren Alters, die man meistens beim Einkaufen im Supermarkt antrifft. Er hat meistens einen Bierbauch, trägt maximal ein Unterhemd drüber (meistens kommt aber eher ein nackter Bauch vor), kurze Hosen und Socken mit Sandalen. Sie trägt meistens ein Sommerkleid aus den 80er Jahren comp_comp_SAM_3086und wundert sich, dass es in Dithmarschen sogar Schlagsahne zu kaufen gibt („Schau mal, die haben hier sogar Schlagsahne im Angebot!“). An der Kasse wird sich dann meistens über die Preise beschwert (stehen ja auch nicht im Regal..) bevor zufrieden (weil das Pfandgeld so hoch war und man dadurch günstig wie nie eingekauft hat) der Laden  verlassen wird, während man sich dabei den Schweiß auf dem Bauch verreibt und noch lange über den Sinn von Pfandflaschen redet.
Äh, nun bin ich aber durcheinander gekommen. Es geht hier schließlich um Elsa. Ichcomp_comp_SAM_3094 wohne ja hier und habe deswegen ohne Socken und ohne Sandalen und ohne Bierbauch an Elsa geschliffen.

Als erstes habe ich den Radlauf an den Rest der Karosserie angepasst. Dazu war nicht mehr viel Arbeit nötig. Ich glaube, insgesamt waren es drei Spachtel- Schleifdurchgänge. Was ich gemerkt habe: Durch die Hitze wird der Spachtel schneller trocken. Aber gut, darauf kann man sich einstellen und noch weniger Spachtelmasse benutzen.

comp_comp_SAM_3098Als nächstes habe ich die „Rundung“ des Radlaufes geschliffen. Durch das Schweißen gab es hier Verzug, der natürlich weg musste. Als ich ein Bild in ein (nicht das!) Volvo-Forum gepostet habe, wie mein Sonntag aussieht, wurde sich der Mund zerrissen. An meiner Stelle hätte sie ja nicht gespachtelt sondern das ganze Seitenteil komplett neu eingeschweißt. Natürlich, können sie machen. Ich glaube aber eher, dass sie Elsa nicht gerettet hätten. Oder angefangen und nach zwei comp_comp_SAM_3096Tagen die Lust verloren, kommt aber auf das selbe hinaus. Spachtel wäre ja das totale Gift für einen Oldtimer. Auch das kann gut sein – mit meinen Möglichkeiten kann es aber nicht anders machen. Wenn in fünf Jahren der Spachtel wieder abplatzt, dann ist es halt so und muss neu gemacht werden. Ist doch schließlich kein Neuwagen…

comp_comp_SAM_3101Nach einigen Spachtelschichten und Schleifgängen war ich dann auch schlussendlich hier schon mal grob zufrieden. Okay, ein paar grobe Ecken gibt es noch und die werden auch noch behandelt, aber der „Grobschliff“ ist schon mal fertig. Anschließend gab es noch eine Schicht Spritzspachtel und ich schliff alles nochmal mit 400er Papier über. Huiiii, wurde das glatt :D.

comp_comp_SAM_3121Her im Dorf war am 16. August  „Flohmarkttag“. Jeder Einwohner im Dorf darf in seiner Garage oder in seinem Garten einen Stand aufbauen und Sachen verkaufen. Zahlreiche Haushalte machen mit, gerade, weil wir ja nur 450 Einwohner hier sind.

Am Tag bin ich durch das Dorf gefahren, hab mich unterhalten und am Café hier im Dorf noch etwas abgreifen können. Das ist hier ein wenig rustikal eingerichtet. Alte Fahrräder im Gebüsch eingewachsen, Kaffee und Kuchen wird auf alten, halben comp_comp_SAM_3608Koffern serviert und die Besitzer sind Käfer Cabrio und Pininfarina Spider-Besitzer . Falls mal einer von euch hier her kommt, lade ich euch gerne dahin ein.

Ich habe von ihr auch gleich noch etwas abgekauft. Einen alten Koffer, aus einer Zeit, wo sich auf der Welt die Menschen die Köpfe eingeschlagen haben. Zwar ein wenig zu alt für Elsa, hat aber eine wunderschöne Patina (selbst Reste vom Zettel, wo drauf stand, was drin war, damit nichts verloren geht) und ganz schön Geschichte. Zumindest kann man nun wieder Kofferraum zu Elsas Hintern sagen.

Papa erzählte mir auch immer von einem Dachgepäckträger, den er auf seinemcomp_comp_SAM_3617 ersten Käfer, später beim Bau vom Haus  auf seinem R12 und sogar (trotz Dachreling) noch auf dem 32b hatte, der der erste Passat in unserer Familie war. Ich wusste auch, wo der war. Der hing bei Oma in der Garage (Henkelmännchens Winterquartier). Passend zum heutigen Koffer, wollte ich gleich mal schauen, ob der denn auch bei Elsa passt.Und? Er passt und sieht wohl auch ganz gut aus. Originaler geht es ja kaum. Schließlich ist er nur ein paar Jährchen jünger als Elsa.

Bald geht es hier wieder weiter mit Elsa. Ich will sie ja fahren!

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
Dieser Beitrag wurde unter Elsas Restauration veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Hitze, Schleifen, Kofferpacken

  1. Marc sagt:

    Bei den Touristen mit erhöhtem BMI welche lebhaft am örtlichen Leben teilnehmen musste ich lachen, die Klientel erfreut im Winter den Süden mit ihrer Anwesenheit und den mitgeführten (geschmuggelten?) Lebensweisheiten…

    Ich kann Dir gut nachfühlen wegen solcher Forenrückmeldungen. Das hatte ich auch oft, irgendwann habe ich dann gecheckt, wieviele davon einfach was anfangen und nie fertig machen aber darüber phantasieren und labbern immer das Gleiche, egal ob online oder offline. 🙂

    • Hallo Marc,
      einige Touristen sind schon besonders. Einige sind aber auch echt lustig. Dass wir hier im Norden Lebensmittel im Supermarkt kaufen und keine Kuh im Garten halten, scheinen einige Menschen echt zu verblüffen. Wir haben immerhin noch Hühner.
      Bei den „Schnackern“, wie wir sie hier nennen, magst du recht haben. „Reden“ machen viele, „arbeiten“ eher die wenigsten. Aber das stimmt: „Hier ist ein Kratzer, da ist er unschön, das ist nicht original!“ Mir ist das relativ egal. Schließlich ist es mein Auto und ich kenne dann die Arbeit an meinem Auto und entdecke nicht irgendwann Pfusch an einem Auto, für das ich viel Geld bezahlt habe. Ich habe das Geld ja nichtmal ;-).
      Schöne Grüße
      Lars

  2. Pingback: Dithmarschen wird weiß! | Ein Leben mit Benzin im Blut

  3. Pingback: Es regnet, es sonnt, es schleift | Ein Leben mit Benzin im Blut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert