In Quarantäne

Die Welt durchläuft gerade etwas, was es seit langer, langer Zeit nicht mehr gab.Ein Virus bedroht die Gesundheit vieler Menschen und legt den Alltag ziemlich lahm.

Heute geht es einmal nicht um Autos

Wenn ihr nun hier seid, weil ihr gerne wieder einmal über meine Schrauberkünste lachen wollt, dann muss ich euch leider enttäuschen. Schadenfreude wie bei meinem kleinen Unfall mit der Gasflasche des Schweißgeräts ist wohl heute (vielleicht) auch nicht so ganz angebracht – die Entscheidung überlasse ich aber natürlich voll und ganz euch. Heute geht es nämlich ausnahmsweise nicht um alte Autos, sondern um ein eher ernstes Thema. Wahrscheinlich könnt ihr es schon lange nicht mehr hören und seid schon mächtig genervt davon, doch auch ich möchte heute mit euch über das Corona-Virus reden. Dabei möchte ich mich nun auf gar keinen Fall auf irgendein Stammtischniveau herunterlassen und für irgendwelche sinnlosen, politischen Diskussionen sorgen. Ich mag es sowieso nicht gerne, wenn Leute ihre politischen Meinungen bei Facebook oder anderen sozialen Medien pöbelnd verbreiten, anstatt sich einfach politisch zu engagieren und die Welt dadurch ein Stückchen besser (oder schlechter?) zu machen.

Vor einigen Wochen waren die Leute noch alle entspannt. Das Corona-Virus war ja schließlich weit weg und damit irgendwie auch uninteressant. „Was kehrt mich der Dreck der anderen Leute?“ war wohl die Grundeinstellung vieler Menschen. Kriege, Armut und Krankheiten sind den meisten Menschen nämlich echt egal, solange sie davon nur in den Nachrichten hören und in den Zeitungen lesen. Kaum ein Mensch kümmert sich darum, ob wieder hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind oder ob zahlreiche Kinder in Afrika verhungern. Es wird sich auch keine Gedanken darübergemacht, wer und unter welchen Bedingungen die Klamotten näht, die alle am Körper tragen. Kinderarbeit? Grausame und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen? Wen interessiert das alles, wenn ein neuer, schicker Pullover nur 19,99€ kostet? Genau – kaum jemanden. Das unzählige Menschen am Corona-Virus in China starben, konnte man zwar in der Zeitung lesen, doch beunruhigt hat es die wenigsten Leute. Die Meldungen haben nur für alberne Bilder im Internet gesorgt.

Bevor ihr nun denkt, dass ich ein humorbefreiter Nörgelheini bin, der keinen Spaß versteht und zum Lachen in den Keller geht – ich bin schon der Meinung, dass man in jeder Situation irgendeinen Grund zum Lachen finden sollte. Doch inzwischen wird vielen Leuten das Lachen vergangen sein, denn der Corona-Virus steht direkt vor der Tür und wir alle merken die Auswirkungen. Restaurants dürfen nur noch tagsüber geöffnet haben. Unzählige Veranstaltungen (dazu gehören auch viele Oldtimerrallyes und –treffen) sind abgesagt worden. Die Regale in den Supermärkten sind teilweise ratzekahl leergekauft und für Desinfektionsmittel gibt es einen Lieferengpass. Das Horten von Klopapier ist inzwischen ein Running Gag geworden. Viele Firmen merken den Einfluss von Corona schon deutlich in ihrem Umsatz. Doch das schlimmste: Die Zahl der Infizierten steigt täglich, ja eigentlich ja sogar stündlich immer weiter an.

Die meisten von euch werden es ja wissen oder sich zumindest denken können, aber ich möchte es noch einmal betonen: Ich bin kein Arzt und auch kein Mediziner. Dementsprechend bin ich auch nicht in der Lage Aussagen wie „Eine Grippe ist viel schlimmer!“ oder „Das ist alles halb so wild“ zu treffen. Was ich aber zahlreichen Interviews aus dem Radio, dem Fernsehen und der Zeitung lesen konnte, ist, dass ein gesunder Mensch nicht zu der Risikogruppe gehört. Das Corona-Virus stellt also für Leute, die körperlich recht fit sind, keine große Gefahr dar. Für viele Leute reicht diese Aussage schon aus, um unvorsichtig zu werden oder all die Vorsichtsmaßnahmen als „lächerlich“ zu betiteln. Doch mal ganz unter uns. Auch wenn ihr fit und gesund seid – wollt ihr jemanden anstecken, der vielleicht zur Risikogruppe gehört und dann vielleicht am Corona-Virus stirbt? Wenn ihr diese Frage nun mit „Nein“ für euch beantwortet, dann seid ihr mir sympathisch. Kam euch ein „Dann hat er halt Pech gehabt“ in den Kopf, dann habt ihr ein Problem. Ein großes Problem.

Gestern ploppte in meinem Postfach eine Mail auf, in deren Betreffzeile „Positiv auf Corona getestet“ stand. Diese E-Mail war von einem Professor, dessen Vorlesung ich einige Tage zuvor besucht hatte. Die Hochschule hatte ein System eingeführt, dass sich jeder Teilnehmer in eine Liste eintragen musste, falls herauskam, dass jemand dort am Corona-Virus erkrankt wäre. Und ja – inzwischen sind alle Hochschulen geschlossen, diese Vorlesung fand aber vor der Regelung statt. Leider weiß ich nicht, wie es dem Erkrankten geht und ich wünsche ihm nun (unbekannterweise?) auf jeden Fall gute Besserung. Für mich und all die anderen Teilnehmer des Kurses heißt es aber nun, dass wir unter amtlich auferlegter Quarantäne stehen. Da der letzte Kontakt zum Infizierten schon etwas her ist, muss ich nun eine Woche zu Hause bleiben. Auf Corona getestet wird man aufgrund fehlender Kapazitäten übrigens erst, wenn man Symptome zeigt – zumindest sagte mir das die nette Dame vom Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt wird mich übrigens nun täglich anrufen und fragen, wie es mir geht. Und bisher geht es mir recht gut. Ich fühle mich nicht matt, habe keine Fieber und bin ansonsten auch recht gut drauf. Ich hoffe, dass es so bleiben wird.

Ich weiß, dass dazu geraten wird, soziale Kontakt möglichst zu vermeiden. Doch mir blieb in diesem Fall keine andere Wahl. Und auch viele andere Leute habe keine Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten oder Kontakt mit anderen Menschen möglichst zu vermeiden. Ich finde es also gar nicht schlimm, dass ich nun einige Tage in meinen vier Wänden hier verbringen muss. Hoffentlich kann die Verbreitung des Corona-Virus so stark eingedämmt werden, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet. Ich hoffe, dass auch ihr vorsichtiger durch die Welt geht und auf euer und auch auf das Wohl anderer Leute aufpasst – egal, wie ernst ihr die Lage nun nehmt oder nicht. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Schenkt all den Leuten, die die Versorgung aufrechterhalten, auch mal ein Lächeln. Und meckert nicht immer gleich herum, wenn etwas mal nicht sofort klappt. Die Situation ist halt für alle Menschen neu. Aber da Altautofahrer ja meist sowieso tolle Typen sind, wird das für euch ja bestimmt sowieso schon selbstverständlich sein. Und bevor jetzt wieder irgendjemand anfängt zu labern: Ich möchte mit diesem Artikel kein Mitleid für meine Situation. Warum auch? Mir geht es schließlich gut. Ich möchte nur mal zum Denken anregen, denn es kann wirklich jeden treffen. Und für all die Laberköppe, die sich überlegen fühlen: Ja, auch euch.

Nun in Quarantäne habe ich Zeit, euch einige, tolle Geschichten aufzuschreiben. Und da ich nach Absprache (wenn auch alleine) in meine Garage darf, werde ich auch etwas schrauben. Langweilig wird mir bestimmt nicht. Momentan ist es nur noch etwas ungewohnt.

Aber Hauptsache gesund!

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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2 Antworten zu In Quarantäne

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