Wir rollen

Alleine durch die Gegend fahren ist irgendwie langweilig, oder? Das dachte Martin auch. Und so kam es, dass er eine Volvo-Ausfahrt veranstaltete. Ich habe auch mitgemacht.

Wer hätte das gedacht.

Also… denkt euch mal zurück in das Jahr 1924. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Assar Gabrielsson und Gustaf Larson bei der Gründung der „Volvo Personvagnar“ nicht gedacht hätten, dass rund 100 Jahre später sich so ein Kult um die Marke gebildet hat, dass sich 34 alte und junge Autos der Marke irgendwo in der Lüneburger Heide zu einer Ausfahrt treffen. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal davon geträumt, als 1927 der erste Wagen vom Band rollte. Und wisst ihr was? Bis vor ein paar Jahren hätte noch nicht einmal ich gedacht, dass ich mich auf einem Markentreffen blicke lasse. Irgendwie waren mir Markentreffen immer suspekt. Vielleicht schwirrte bei mir das Klischee im Kopf, dass die Leute auf solchen Treffen so von ihrer Marke überzeugt sind, dass über andere Autos nur hergezogen wird. Aber die Nordcabs und das Volvo-Treffen in Eekholt haben mir die Augen geöffnet – Markenhass scheint eine Sache der Vergangenheit zu sein. Was ich cool finde. Viele Marken haben echt schöne Autos.

Doch auf der Volvo-Ausfahrt ging es natürlich nur um Volvo. Deshalb bin ich eines Samstagmorgens auch fröhlich in meinen Mitsubishi Carisma gestiegen und losgefahren. Kleiner Scherz. Ich besitze keinen Mitsubishi Carisma. Aber wenn man einen Volvo V40 der ersten Generation fährt, wird man sehr oft drauf angesprochen. Von wegen, dass es ja eigentlich kein echter Volvo sei, sondern auf dem Mitsubishi Carisma basieren würde. Und die Motoren und Getriebe wären ja von Renault. Oder Mitsubishi. Dabei stimmt das alles nur zum Teil. Ja, der V40 teilt sich die Plattform mit dem Carisma. Und der 1,8 Liter Direkteinspritzer ist auch ein Motor von Mitsubishi. Aber wenn man die Konfiguration wie ich sie habe, ist tatsächlich alles von Volvo. Mein V40 hat ein M56 Getriebe von Volvo (nicht von Renault wie die früheren) und einen 1,8-Liter Nicht-Direkteinspritzer, der praktisch ein gekürzter Fünfzylinder ist. Und genau der sollte mich in die Lüneburger Heide bringen.

Heja Volvo

Wenn ich mich richtig informiert habe, ist es das siebte Volvo-Treffen, das von Martin (bei Instagram übrigens als 13xc70 zu finden) veranstaltet wurde und an eben diesem Samstag stattfinden sollte. Es gehört schon etwas dazu, einen Treffpunkt, eine Strecke und eine Ziel-Location für fast 40 Volvos und noch mehr Insassen zu finden. Hut ab, Martin, dass du es trotzdem immer wieder auf die Beine stellst! Selbst, wenn du selbst mit einem Wohnort in Schweden die längste Anreise hast. Meine Vorfreude war auf jeden Fall riesig, als ich mich morgens in Richtung Süden aufmachte. Auch wenn ein Fahrradfahrer, der in ein stehendes Auto fuhr (Zum Glück ist nichts passiert!), Autobahnsperrungen und Stau rund um Hamburg meine Anfahrt… etwas mehr verzögert hatten, als mir lieb waren, war ich noch genauso gespannt wie morgens, was mich alles so erwarten würde, als ich kurz vor dem Gut Thansen in Sodersdorf ausstieg, um die schöne Kopfsteinpflasterstraße zu knipsen.

Wobei – eigentlich hätte ich mir ja schon denken können, was mich erwarten würde. Volvos! Und zwar eine ganze Menge davon. Und auch in allen Facetten. Der XC90 von Jaqueline und Patrick (Die beiden haben dieses Jahr mit Patricks 2er Golf am Watt’n Törn teilgenommen) hatte zusammen mit einem XC70 eine Adventure-Ecke gebildet, auf einer anderen Seite hatten sich um Kerstins C30 T5 und Lennarts 850 Turbo weitere Volvos mit ordentlich Dampf unter der Haube versammelt. Aber nicht nur die legendären Fünfzylinderturbos, sondern auch die ebenso kultigen 240er Volvos – sowohl mit als auch ohne Turbo. Worüber ich mich natürlich gefreut habe: Mein V40 war nicht alleine! Ein roter V40 Diesel war auch noch am Start. Ansonsten war ich mit meinem Auto immer eher alleine auf Volvo-Treffen, wie dieses Jahr auch in Eekholt.

Kilometerkönige

Irgendwie hat es sich ja eingebürgert, dass Volvos den Ruf der unzerstörbaren Autos innehalten. Wahrscheinlich mache ich nun einige Volvofans richtig böse, wenn ich sage, dass das genau so ein Mythos ist wie die allgemeine Meinung, dass der W124 das beste, alte Auto sei. Auch Volvos gehen kaputt. Was aber nicht heißt, dass sie nicht tatsächlich auch wirklich lange durchhalten können. Das beste Beispiel hierfür ist wohl der Volvo 965 3,0 von Hauke. Mit Hauke stand ich schon im Kontakt, als mein Buckelvolvo Elsa noch ein zerlegtes Wrack war – und habe seinen Kombi immer bewundert. Hauke hat den Volvo nämlich mit damals nur 120 000 Kilometer gekauft, inzwischen zeigt der Kilometerzähler aber über 950 000 Kilometer an. Jap, ihr habt nicht falsch gelesen. 950 000 Kilometer. Das ist mal eine kräftige Leistung und zeugt von guter Pflege. Leider kann ich euch bis auf ein Foto gar nicht mehr von dem Auto zeigen. Hauke und ich hatten noch eine kleine Runde in seiner „Diva“ geplant, aber irgendwie kam es an dem Tag gar nicht mehr dazu. Denn noch während ich langsam ankam, rief Martin schon zur Fahrerbesprechung auf. Und zum Gruppenfoto.

Es ist echt krass, wie organisiert das alles von statten lief. Ich hatte schon vorherige Bilder gesehen, auf denen das Wort „VOLVO“ mit Autos nachgestellt wurde, so viel Platz war hier leider nicht. Aber trotzdem gab es eine coole Aufstellung an Autos. Mein V40 durfte sogar gleich in der ersten Reihe Platz nehmen. Ich hätte nie gedacht, dass mein V40 so gut aufgenommen werden würde, wie er es wurde. Ääh… okay. Der Satz hat mich selbst verwirrt, aber ich glaube, ihr wisst, was ich meine. Nicht nur Kerstin, deren erstes Auto ein V40 war, hat mich auf meinen Elchen angesprochen. Von mehreren Seiten konnte ich hören, dass der V40 gut gereift sei und irgendwie immer noch gut aussehen würde. Finde ich tatsächlich auch. Wenn ich nun frage, ob ihr gedacht hättet, dass mein V40 schon 20 Jahre alt sei, würdet ihr sowieso nur mit „Ja“ antworten. Deshalb frage ich gar nicht erst 😉

Auf die Plätze, fertig…

…los! Nach einer coolen Fotosession ging es dann auf die Ausfahrt. 130 Kilometer durch die Lüneburger Heide und durchs alte Land lagen vor uns – und ich war schon richtig gespannt. Nicht nur auf all die Volvos, sondern auch auf die Landschaft. Denn weder in der Lüneburger Heide, noch im alten Land war ich bisher so richtig unterwegs. Doch meine Gedanken an die Landschaft verflogen, als die ersten Volvos losrollten und wir uns auf den Weg machen. So eine Volvo-Dichte findet man ja kaum in einem Autohaus. Echt krass. Und schön zu sehen, wie unterschiedlich die Autos alle waren. Ob getunt, original, patiniert, neu oder alt – alles war dabei. Das ist auch etwas, was ich neu auf Markentreffen gelernt habe. Es können zwar die gleichen Autotypen auf einem Treffen stehen, aber es stehen dort niemals die gleichen Autos. Jedes Auto wurde durch die Besitzer geprägt, selbst wenn die Ausstattung die gleiche sein sollte. Hier wurde etwas individualisiert, dort wurde etwas geändert – Autos sprechen halt doch für den Besitzer. Ich bin also anscheinend ein 1,8-Liter Lifestylekombi, der nicht mit einem Fünfzylinder-Turbo mithalten kann. Würde passen, täte ich sagen.

Die Volvo-Schlange schlängelte sich zuverlässig durch die Landschaft. Und ich muss eins sagen – Martin hat da wirklich eine wunderhübsche Strecke herausgesucht. Ob Gutshöfe, Heide-Landschaft, Wald oder Wasser – wirklich alles war dabei. Und die Fahrt klappte auch ganz ohne Probleme. Immer, wenn man abbog, blieb das Auto hinter Martin am Straßenrand stehen und zeigte somit allen, wo es entlangging, nur um sich als letztes Auto wieder einzureihen. Coole Idee! Irgendwann war ich im Sandwich zwischen Alex‘ 945er und Haukes 965. Und wisst ihr was? Ich hätte mir 2018 vielleicht doch eher einen 900er Volvo anstatt eines 124er kaufen sollen. Dann hätte ich vielleicht ein bisschen weniger schweißen müssen. Aber andererseits hätte ich dann eine Menge cooler Leute nicht kennengelernt – und wüsste nicht, was für Gurken 124er Mercedes sein können. Aber ich schweife ab. Nach einer kleinen Runde durch den Hamburger Hafen ging es dann auf die Zielgerade. Das Ziel war Buxtehude, da sollte es bei einem Italiener leckeres Essen geben. Ich hatte mir eine Schinken-Pizza vorbestellt, auf die ich auch schon richtig Appetit hatte, als immer am Elbdeich entlang ging.

Danke, Martin!

Der Abend wurde dann noch sehr gemütlich. Meine Pizza war wirklich lecker und die Gespräche alle sehr kurzweilig. Hauke erzählte mir noch die Geschichte, wie er zu seinem 965 kam – aber das werdet ihr zu wissen bekommen, wenn ich euch das Auto mal vorstelle. Mit Alex philosophierten wir nicht nur über Volvos, sondern auch über Autos allgemein. Aber anstatt euch hier die Gespräche wiederzugeben, zeige ich euch lieber noch einmal ein paar Fotos von den Teilnehmerautos:

Irgendwann wurde es spät. Ich sollte noch bei Freunden vorbeischauen, die sich gerade ein neues Auto gekauft hatten (auch ein Volvo), und machte mich dann langsam auf den Weg. Ich verabschiedete mich von den übrig gebliebenen Leuten, wünschte Kerstin und Lennart noch einen guten Heimweg und schwang mich wieder hinter das Steuer meines V40. Als ich am Schlüssel drehte und der Motor startete, fiel es mir wieder auf: Ich muss meinen V40 wieder mehr fahren. Aber das wird auch passieren.

Spätestens bei Martins nächster Ausfahrt.

 

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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