Es steht ein neues Projekt an. Kein Auto, kein Moped, es hat nicht einmal Räder.
Irgendwie haben wir da nämlich ein Problem. Zu viele Autos und zu wenig Platz.
In den letzten Jahren hat sich so einiges geändnert. Vor zehn Jahren war noch alles normal. Meine Eltern fuhren einen goldfarbenen VW Passat Variant. Als Diesel, versteht sich. Ich saß noch auf der Rücksitzbank und träumte von Oldtimern und hoffte, dass meine Eltern mir den Passat zum Führerschein vererben würden. Zwei Jahre später kauften sie einen silbernen Golf Variant. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Mein Vater, Sohn eines Tischlers und irgendwie dadurch auch Holzwurm, suchte ein Projekt. Ein Carport fand er toll, dass eigentlich als überdachte Terasse dienen sollte. Sollte. 2009 zog dann kleines, silbernes Auto mit rotem Dach ein. Und wohnte dann unter diesem Carport. Für den Golf meiner Eltern war in der Garage ja noch genügend Platz. Eine zweite Garage zum Basteln und Schrauben war auch da – und unterm Carport konnte Henkelmännchen prima stehen. Gut belüftet und von Katzen und Hühnern ab und zu auch mal besucht. Was will man mehr?
Henkelmännchen zog 2009 dann aber auch schon um. In die Bastel-Garage. „Werkstatt“ hieß die bei uns schon immer. Mein Vater wollte mit mir das Cabrio im Winter restaurieren. Ich fand das eine prima Idee. So zog Henkelmännnchen in die Garage. Und blieb da dann auch. So eine Garage ist bei Bedarf mit einem Gasheizer doch viel schneller warm als ein offenes Carport. Im Carport haben wir dann wieder Feste gefeiert oder bis spät abends die Sommersonne genossen. Beide Autos standen ja in einer Garage. Wie es sich gehört. Henkelmännchen war das einzige Auto, an dem wir schrauben mussten und so passte er eigentlich auch prima in die „Werkstatt“, in der das Werkzeug auch herumliegt oder hängt.
Drei Jahre später. Noch ein Auto zieht ein. Meine Eltern fahre inzwischen wieder Passat. Ich hätte damals den Golf Variant übernehmen wollen. Bloß nicht. Ich kaufe mir stattdessen lieber einen Volvo V40, weil ich immer schon einen haben wollte. Platz? Kein Problem. Das Carport stand ja leer. So ging es dann auch. Ungefähr ein Jahr lang. Dann fand ich einen alten, rostigen Buckelvolvo. Ich kaufte ihn und wollte ihn restaurieren. Nett gefragt bekam ich das Carport zur Verfügung. Drei Jahre schraubte, schweißte und lackierte ich unter dem Carport. Mein schwarzer Volvo stand im Sommer draußen, im Winter brachten wir einfach das Cabriolet in die Garage meiner Oma. So ersparte ich mir im Winter das Scheibenkratzen.
Inzwischen sieht die Situation aber ein bisschen… vollgestellter aus. Inzwischen fahre ich Golf Variant und habe meiner Mutter den V40 „geliehen“. Mein Vater fährt immer noch Passat Variant, das Cabrio und Elsa sind auch noch immer da. Meine Oma ist aber nun seit einiger Zeit selbst wieder mobil und braucht die Garage für sich selbst. Den Passat und meinen Golf Variant bekommen wir immer heraus, aber um ein anderes Auto zu fahren, muss immer Autotetris gespielt werden. Platz für die (wachsende, kann ich fast echt nichts dafür!) Zahl an Ersatzteilen ist auch irgendwie begrenzt. Meine Mutter träumt inzwischen auch von einem Oldtimer, dann wäre alles übervoll. Selbst mir wird das irgendwie zu viel. Dieses andauernde Hin- und Hergefahre, um ein Auto herauszubekommen – es nervt.
Platz muss her. Die erste Idee war etwas zu mieten. Wir haben Zeitungen durchforstet, im Internet geschaut und herumgefragt. Mit gutem Ergebnis. Bald hatten wir Kontakt zu einem Mieter. Er hatte eine größere Garage. Zwei Autos und ein paar Ersatzteile hätte man wohl reinbekommen, dazu nicht allzuweit weg. Hatte nur ein Nachteil. Hallen oder größere Garagen sind extrem beliebt. Und dementsprechend teuer. Ich zahle in der Innenstadt in Hamburg für einen Stellplatz in der Tiefgarage 62€ im Monat. Die ist beheizt, überwacht und es wird einmal in der Woche ausgefegt. Also schätzte ich die Miete so, wenn man drei Autos als Maß annimmt und dann noch auf das Dithmarscher Preisniveau anpasst, auf ungefähr 150-160€ im Monat. Waren es nicht. 360€ sollte es kosten. Uff. Für das Geld kann man hier normalerweise ein Haus, mindestens aber eine Wohnung mieten. Andere Hallen und Garagen waren leider nicht viel billiger. Schrauberboom.
Kaufen. Kaufen ist noch teurer. Dazu war hier nichts in der Nähe.
Also wurde der Entschluss gefasst. Ein neues Projekt. Das Pflastern und das Gründgerüst werden wir bauen lassen. Das kostet ungefähr so viel wie ein drei Jahre alter VW Polo mit ohne Ausstattung. Für mich trotzdem momentan zu viel Geld, selbst, um die Hälfte zu übernehmen. Ich werde dafür die Teile drumherum zahlen und fleißig mit anpacken. Ich habe eh Lust wieder etwas zu schaffen. Die körperliche Arbeit fehlt mir eh als Ausgleich. Unsere Hühner müssen wohl oder übel etwas von ihrem Auslauf abgeben. Trotzdem bleiben pro Huhn über über 50 Quadratmeter über. Das ist ja eigentlich das schöne am Landleben. Man hat Platz. So richtig schön Platz. Man muss nicht die Toilettenspülung der Nachbarn hören und sich auch nicht depressiv in der Wohnung verkriechen. Platz und Natur ist schön. Und das Landleben noch viel schöner. Hier soll das Carport also hin. Schön groß, so, dass drei Autos nebeneinander hineinpassen. Von außen wird es mit Holz verkleidet werden, alte Stallfenster werden auch eingebaut – wenn wir welche günstig finden.
Es wird viel Arbeit werden. Diese Woche ist der erste Spatenstich.
Ich bin gespannt. Und freu mich.
Ja davon träume ich auch. ich habe gerade 2 eigene TG Plätze, einen angemietet, einen TG Stellplatz von der Familie 15km entfernt und noch ein Carport dazu. Das mit der Entfrnung ist echt lästig… so eine Schraubergarage wäre genial….
Da sind die Autos ja echt ganz schön weit verteilt! Omas Garage ist auch über 20 Kilometer von hier weg. Als Winterlager gut, aber nun braucht sie die ja selbst. Sie hätte wohl selbst nicht gedacht, dass sie mit über 80 noch einmal mobil wird… ;-).
Ich freue mich schon echt! Auch, wenn sie der erste Spatenstich schon auf nächste Woche verschoben hat. Egal ;-).
Schöne Grüße
Lars
Da hast Du halt einen unschlagbaren Vorteil: Platz zum Platz gewinnen.
Das stimmt wohl! Ein großer Vorteil vom Landleben. Platz und die Nachbarn wohnen auch nicht so dicht dran, falls man mal nachts flexen möchte ;-).
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