Dach övern Kopp – Teil 4: Zeit für’n Update.

Zwei Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal über den Bau meiner Traumgarage erzählte.Zeit für ein Update. Zwei Jahre voller Arbeit, Probleme und ständigen Aufräumarbeiten.

Wie doch die Zeit vergeht.

Eigentlich ist das ein Satz, den Leute meist am Ende des Jahres seufzend zu sagen pflegen, wenn sie wieder in einer langen Schlange an der Supermarktkasse stehen und darauf warten für einen halben Monatslohn Silvesterknaller zu kaufen. Doch zum Glück ist das Jahr noch recht frisch. Bis zum Frühlingsanfang dauert es zwar noch ein paar Tage, aber der Februar meint es trotzdem schon gut mit uns. Unsere Schrauberhühner gackern fröhlicher, am frühen Morgen hört man auch schon anderes Gezwitscher und die Oldtimer freuen sich auch ab und zu schon einmal auf eine Ausfahrt. Und auch ich bin produktiver geworden – momentan renoviere ich den Flur meiner Wohnung. Renovieren gehört nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Vielleicht auch, weil es bei Altbauten immer Überraschungen gibt. Doch als ich gestern unter dem Berg von Rigipsplatten hervorkrabbelte, die mit den Tapeten von der Wand kamen, fiel mir ein, dass auch Neubauten für Überraschungen gut sind…

Eine Achterbahnfahrt der Emotionen.

Hmm…, kann ich so die Geschichte meiner Traumgarage beschreiben? Es ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber vielleicht werdet ihr mich so ein wenig besser verstehen. Vor fast zwei Jahren hatten wir das, was wohl alle Altautofans kennen. Platzprobleme. Irgendwie war der Umfang meines Hobbys um ein paar Autos gewachsen und der Platz auf dem Hof wurde langsam etwas eng. Andauernd mussten die Autos rangiert werden, was nicht nur mir ziemlich auf den Geist ging. Also versuchte ich eine Halle zu mieten, doch die Hoffnung wurde schnell zerschlagen. Alles in der Nähe war viel zu teuer. Und so kamen meine Eltern und ich auf die Idee, selbst etwas zu bauen. So könnte mir die Halle zumindest nicht gekündigt werden, ich hätte die Autos fast vor der Tür und die Baukosten hätten sich irgendwann amortisiert.

Die Baugenehmigung sorgte für keinerlei Hindernisse und so konnte im November 2016 der erste Spatenstich erfolgen – aber darüber berichtete ich ja. Genauso über die Errichtung des Grundgestells der Garage. Der Zimmermann baute alles aus massivem Holz, deckte das Dach mit isolierten Blech- und Sichtpanelen und im Frühjahr sollte dann irgendwann ein Tor folgen. Da der Eingang zur Wetterseite zeigt, ist es ansonsten nämlich etwas zu feucht, um dort Autos abstellen zu können. Dank der Salzluft sorgt meist schon ein halber Tag Standzeit dort so für rostige Bremsscheiben. Doch es kam alles anders als gedacht…

Der Frost war schuld.

Wobei… eigentlich ist das auch wieder nicht richtig. Die Schuld sehe ich beim Hersteller der Pflastersteine, den ich hier natürlich nicht nennen werde. Als die Pflastersteine den ersten Frost abbekamen, platzen recht viele davon auf einmal kaputt. Wir benachrichtigten natürlich gleich die Baufirma (schließlich war es nicht besonders günstig), die auch versprach sich zu kümmern. Und tatsächlich kam ein paar Tage später der Chef vorbei, der sich das Phänomen auch nicht erklären konnte, aber nochmals versprach sich zu kümmern. Wir waren natürlich einverstanden, wussten aber auch, dass wir so lange kein Tor einbauen konnten. Und so warteten wir und nutzten die Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel für die Fenster.

Mein selbstgesetztes Ziel für die Garage ist es, sie so aussehen zu lassen, als stünde sie schon hundert Jahre dort. Sie soll gemütlich werden. Mit einer Sitzecke, mit einem Boden für Ersatzteilen und allerlei automobilen Schnickschnack (der Fachbegriff ist wohl „Automobilia), den ich über die Jahre so angesammelt habe. Mein eigenes, kleines Museum. Dazu passen aber natürlich keine neuen, doppelverglasten Fenster. Alte, gusseiserne Stallfenster sollten einziehen. Ein paar konnte ich von einer Freundin kaufen, andere fand ich (sogar schon verglast) günstig auf einem Antikmarkt. Die ersten beiden, die einzogen, mussten allerdings erst hergerichtet werden. Der alte Kitt musste raus, ein bisschen Farbe sollten sie auch abbekommen und neues Glas musste auch rein. Das dauert alles länger als erwartet und so haben es bis heute erst die beiden Fenster in die Wände geschafft. Der Rest folgt hoffentlich diesen Sommer.

Und wir mussten weiter warten.

Leider passierte mit den Steinen noch nichts, die (wohl durch den Frost geschwächt) noch mehr zerfielen. Nach einigen Anrufen und nach einem Brief versprach die Firma (die ich hier nicht erwähnen will – schließlich macht sie ansonsten gute Arbeit!) aber, sich bald darum zu kümmern. Da sie uns sympathisch war und auch gute Arbeit gemacht hatten, vertrauten wir darauf und ich machte mich an die nächste Arbeit. Ans Streichen. So besonders gut passt helles Holz nicht zu einer alten Scheune. Und so entschied mich dafür, das „Grundgerüst“ der Garage dunkel zu ölen. Mit einer selbst angerührten Mischung aus Palisander- und Mahagoni-Öl und einem großen Pinsel bewaffnet, machte ich mich an die Arbeit. Streichen ist wirklich keine Arbeit, die ich unheimlich gerne mag, doch nach fast einer Woche und zwei Anstrichen war ich damit auch fast durch. Ich hätte die warmen Sommerabende vielleicht lieber ein bisschen anders verbracht, doch das Ergebnis entschädigte mächtig.

Nicht wirklich toll fanden wir leider das Verhalten der Baufirma. Kurz vor dem Ablauf der Gewährleistung hörten wir immer noch nichts und entschieden uns, einen Anwalt einzuschalten. Schade, dass man diesen Schritt anscheinend immer häufiger gehen muss, aber auf dem Schaden sitzen bleiben möchte wohl niemand gerne. Sehr überraschend meldete sich der Firmenchef (wohl nicht besonders erfreut) am nächsten Montag und meinte, er würde in zwei Stunden seine Leute vorbeischicken, um die defekten Steine auszutauschen. Das kam ein wenig ungelegen, denn inzwischen standen neben drei Autos auch noch ein paar Möbel und Ersatzteile herum. Während die freundlichen Mitarbeiter der Firma anfingen vor dem Carport Steine auszutauschen, räumte ich mithilfe meiner Mutter das Carport leer. Nonstop einundzwanzig Stunden waren wir damit beschäftigt, Autos bei Oma und bei Bekannten zu Parken, Ersatzteile wegzuräumen und auszufegen. Wir waren mehr als geschafft danach.

Das Einräumen dauerte noch länger.

Über eintausendzweihundert Steine wurden ausgetauscht – und anscheinend waren auch nur die betroffen. Bisher sind trotz Frost keine mehr kaputtgegangen. Für mich eindeutig ein Materialfehler, für den eigentlich nur der Hersteller etwas kann. Aber etwas Gutes hatte diese Aufräumaktion auch. Ich konnte mich endlich überwinden, die Wände – also praktisch die Bretter zwischen dem Grundgerüst – von innen weiß zu ölen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde und hatte auch nicht wirklich Lust auf den Aufwand. Drei Mal muss nämlich alles gestrichen werden, bis es wirklich weiß wird. Aber wenn man etwas schaffen will, muss man es machen. Und so wurde ich bis zum Ende des Spätsommers immerhin mit der hinteren Wand fertig. Allzu viel kann man auch mit größten Motivation an einem Tag nicht schaffen. Irgendwie machen die Dämpfe des Öls nämlich ein bisschen high – doch auch die Entscheidung bereue ich nicht.

Was die Zukunft bringen soll.

Natürlich muss ich noch weiter streichen. Zwei der drei Wände haben noch nicht einmal einen weißen Klecks irgendwo, die Dachsparren wollen auch noch dunkel geölt werden – aber das ist eine Aufgabe für schöneres Wetter, wenn ich wieder in kurzer Hose und T-Shirt arbeiten kann. Ein viel interessanteres Projekt ist nämlich das Tor. Nach einigen Kostenvoranschlägen von Fertigtoren, die alle zu teuer, zu wackelig oder zu hässlich waren, bauen wir es selbst. Um den strammen Nordseewind auszuhalten, ist leider kein Tor auf ganzer Länge möglich – aber mit meiner Idee hier sollte es wohl klappen. Auf die rechte Seite soll ein normales Flügeltor kommen, auf die linke Seite ein Falt-Flügeltor… oder so. Irgendeinen Fachausdruck gibt es bestimmt dafür. Bald soll es losgehen. Und dann kommt der Innenausbau. Eine Sitzecke hätte ich auch gerne. Und ein „Hochregal“ für Ersatzteile. Die restlichen Fenster sollen auch noch rein. Und… ach, irgendwas wird mir bestimmt beim Bauen noch einfallen.

Ich bin schon mächtig gespannt, was dabei alles schiefgehen wird.

Wirklich!

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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4 Antworten zu Dach övern Kopp – Teil 4: Zeit für’n Update.

  1. Maik Mugato sagt:

    Ich schwanke zwischen Begeisterung und Neid… Fantastische Garage!

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Maik!
      Die Garage ist schon wirklich großer Luxus – wahrscheinlich freue ich deshalb immer mehr daran. Hab gestern erst wieder grinsend ein paar alte Nummernschilder aufgehängt…

      Schöne Grüße
      Lars

  2. Ben sagt:

    Das ist mal ne Garage !
    Was ist mit Druckluft,Wasser,Hebebühne?
    Du wirst auch nichg jünger ?

    Beste Grüße Ben

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Ben!

      Druckluftanschluss ist da. Wasser und Bühne leider (noch?) nicht. Hebebühne steht aber tatsächlich auf der Liste. Ich habe keine Lust immer auf dem Boden herumzukriegen. Und wenn es nur eine kleine ist.

      Schöne Grüße von der Küste
      Lars

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