Ihr werdet euch sicher wundern, warum ich einen Hund der Überschrift erwähne.
Ein Bild von meinem alten Golf Kombi passt da ja nun auch nicht so wirklich dazu, oder?
Er ist nicht mehr der Jüngste. Genauergesagt schon fünfzehn Jahre alt. Eigentlich ist er ja schon viel älter. Ich glaube, dass das nicht mehr ganz aktuell ist, aber man hat mal früher das Alter eines Hundes in Menschenjahren mal sieben genommen, um das Alter in Hundejahren herauszufinden. Fünfzehn mal sieben sind einhundertundfünf. 105 Jahre alt wäre er also in Hundejahren. Wenn er denn ein Hund wäre. Ist er aber nicht. Nur genauso treu und brav. Und sogar stubenrein. Ich rede nicht vo eiem Hund, sondern von meinem alten Golf Variant. Im April habe ich ihn gekauft und bin seitdem gut 30.000 Kilometer gefahren. Nun möchte ich euch mal ein kleines Fazit geben, wie es ist, mit so einem alten eher langweiligen Kombi zu leben und jeden Tag 250 Kilometer am Steuer dahinter zu verbringen.
Er war nie ein Traumwagen von mir. Ich habe mir als Kind nie die Nase am Fenster eines VW-Autohauses platt gedrückt und davon geträumt einen roten Golf Variant Diesel zu besitzen und zu fahren. Bekannte meiner Eltern hatten einen Bora Variant. In meinen damals gerade schon bebrillten Augen dachte ich, dass sowas wohl mein erstes Auto werden müsste. Meine Eltern fuhren einen Passat Variant. Und alle Fahranfänger, die ich mit sechs Jahren kannte, fuhren ein Auto, dass ungefähr eine Größe kleiner als das der Eltern war. Der Gedanke verflog dann aber schnell. Irgendwann wollte ich einen VW Passat 32b Variant als erstes Auto haben. Alte Autos fand ich schon immer besser. Der Golf Variant war halt da, interessierte mich aber irgendwie gar nicht. Meine Hausärztin hatte einen schwarzen Variant und ich habe auch irgendwann mal ein rotes Modell von Golf Kombi geschenkt bekommen.
Die Idee, einen Golf Variant TDI zu kaufen, kam eigentlich erst dieses Jahr. Anfang diesen Jahres hatte ich noch „Benzin im Blut“ (Da hieß der Blog hier auch noch so), fuhr Volvo, wohnte in Hamburg und hatte kein Geld. Die Miete der Wohnung war teuer und von den fast 53 Wochen würde ich die Wohnung maximal 32 Wochen nutzen. Abzüglich der Wochenenden. Mir war mein Geld zu schade und fühlte mich in der Stadt auch nicht wirklich wohl. Ein Diesel sollte her, ich wollte pendeln, wie so viele, die in Dithmarschen wohnen und in Hamburg arbeiten. Mein V40 ist zwar für einen Benziner sparsam, aber trotzdem wäre ich bei der Masse an Treibstoff, die ich im Monat verbrenne, ziemlich blank gewesen. Außerdem hatte ich irgendwie nach einer Panne mit dem Auto im Berufsverkehr irgendwie kein Vertrauen mehr in meinen Niederländer. Ein paar Reparaturen standen bei dem Auto auch noch an. Außerdem war er mir irgendwie zu schade für die Stadt. Ich suchte und fand einen Diesel. Diesen roten Kombi. Von da an hatte ich auch noch Diesel im Blut. Einige werden sich vielleicht an die Abholung erinnern.
Nach ein paar kleinen Arbeiten (Zahnriemenwechsel, neue Sommer- und Winterreifen, neuer Klimakompressor, großer Service) ging mein Leben als Pendler los. Ich habe noch einige Geschichten für euch von meinem Pendelalltag, die auch bald folgen werden, aber eines kann ich euch sagen – obwohl ich manchmal bis zu vier Stunden am Tag im Auto sitze, bin ich immer wesentlich entspannter als vorher.
Das wäre ich wohl nicht, wenn ich ein unzuverlässiges Auto gekauft hätte. Ich kann mich noch gut an einige Kommentare erinnern, dass sich ein Diesel ja niiie lohnen würde, wenn es kein Leasingauto oder Neuwagen wäre. Das tut mir ja leid, das so zu sagen. Aber bei minimum 1300 Kilometern in der Woche… lohnt es sich schon. Ich war heute seit April das 45. Mal mit dem Golf tanken. Momentan habe ich – trotz Stadtverkehr, Stau, Winterreifen und etwas flotterer Fahrweise, eine Durchschnittsverbrauch von 5,5 Litern auf einhundert Kilometern. Mein V40 verbraucht da gut zwei Liter mehr, zudem noch Super und kein Diesel. Der Preisunterschied heute an der Tankstelle zwischen Diesel und Super waren heute 19 Cent pro Liter, zwischendurch war das schon einmal wesentlich mehr. Die Reichweite der Kombis ist ungefähr gleich. Würde ich auf der Autobahn ein wenig langsamer fahren, käme ich wohl gut 1000 Kilometer weit. So sind es nur 800 bis 850 Kilometer, aber immerhin noch mehr als bei vielen Gas-Umbauten.
Ich bin einfach nur begeistert von der Zuverlässigkeit des Autos. Egal, was ich mit dem Auto vorhabe – er macht es einfach mit. Ganz treu und brav und sparsam. Ohne wirklich zu Mucken. So, wie es sich für ein Auto eigentlich gehören sollte. Wie das aber so ist, gehen Autos im Alter auch gerne einmal kaputt. Was höre ich da? Euer Auto nicht? Wirklich nicht? Geht mal in euch und denkt nochmal nach. Irgendwann ist bestimmt mal etwas kaputt gegangen. Auch beim Golf. Nun nicht wirklich kaputt, aber nervig war der extrem klebende Softlack überall. Ganz durch bin ich damit noch nicht, aber inzwischen ist schon einiges mit Backofenreiniger und Nitroverdünnung verschwunden und drichtiger Farbe gewichen. Momentan klemmt der Deckel der Mittelarmlehne. Dann war noch einmal der Temperaturfühler kaputt, den ich selbst für 17,50€ gewechselt habe. Einmal hatte ich einen kleinen Schreckmoment, als ich abends so eine komische Meldung im Display bekam. Es waren nur beide Bremslichtbirnen. Und ein schmelzendes Rücklicht. Leuchtmittel hat er sowieso schon ein paar gebraucht. Bremslichtbirnen habe ich schon ein paar durch, das sich aber seit meiner Eisstiel-Reparatur gegeben hat.
Da kommen wir auch gleich auf ein Thema, was mich an meinem Golf wirklich nervt. Leuchtmittelwechsel. An den Rückleuchten ist alles kein Thema. Aber vorne? Ist das ein verbauter Mist. Was habe ich da gehört? „Quermotor eben“? Ja, könnte man als Argument sehen. Aber auch mein V40 hat einen Quermotor und ich komme überall gut heran. Genau aus dem Grund ist bei meinem Auto vorne auch eine Standlichtbirne kaputt. Ich habe schon Ersatz liegen, aber keine Lust, die ganzen Plastikverkleidungen da abzubauen und mir achttausend Mal die Hand zu brechen. Der Gipfel war aber gestern der Tausch einer Kennzeichenbeleuchtung hinten. Bei der Golf-Limousine soll es wohl angeblich leicht sein, sagte mein „Jetzt-mache-ich-es-mir-selbst“-Buch (oder so ähnlich). Ich habe gestern da sage und schreibe eine Stunde dafür gebraucht. Nicht, weil ich nun gänzlich ungeschickt bin, ich habe ja auch von einen alten Volvo komplett auseinander- und wiederzusammengebaut, sondern weil der Mist einfach eng, fummelig und nervig ist. Die alte Sofitte ist mir beim Ausbau in die Heckklappe gesprungen (da darf sie bleiben) und eine Schraube fiel beim Einbau hinter das Kennzeichen. Da ich das aber nicht auch noch abbauenn wollte, half mir ein Tritt. Bei allen anderen Autos, bei denen ich bisher Leuchtmittel gewechselt habe, war das alles irgendwie wesentlich einfacher. Gut, bis auf die Bremslichter habe ich auch noch nicht so viele gebraucht. Zwei H7-Birnen hat er durchgebrannt, bei einer sind beide Stecker abgebrochen. Eine Standlichtbirne braucht er noch, das Kennzeichen wird ja schon wieder beleuchtet.
Aber das ist eigentlich so das wirklich einzige, was mich extrem stört. Ansonsten bin ich zufrieden. Nicht überglücklich, aber zufrieden. Ich freu mich darüber, dass das Auto so praktisch ist. Wirklich groß ist der Kofferraum eines V40 nicht. Dazu noch mit schönem Stoff ausgelegt – eigentlich eher etwas für Lederkoffer, aber nicht, um mal eben eine ölige Feuerschale zu transportieren. Oder Brennholz. Oder Laminat. Gerade für schwere Sachen habe ich die Stoffmatte mit Plastikprofilen (darauf kann man prima schwere Sachen bis hinten durchschieben) echt zu schätzen gelernt. Die Matte lässt sich auch gut auswaschen, wenn man zum Beispiel für eine Feier den Kofferraum voller Getränkekisten hat und durch einen dummen Zufall mehrere Flaschen Bier im Kofferraum kaputt gehen. Ich mag kein Bier. Ein Glück ging das alles recht gut raus. Gemütlich ist er von innen auch. Zumindest einigermaßen. Natürlich sind es keine Volvo- oder Mercedessessel, aber auch nicht so schlimm, dass ich auf langen Strecken Rückenschmerzen bekomme. Ein Tempomat würde mir allerdings echt gut gefallen. Das steht noch einmal auf einer Liste.
Und ansonsten? Ansonsten ist der kleine, rote Kombi ein treuer Begleiter gewesen. Wie so ein Dackel. Gibt man ihm genug Futter, ab und zu frisches Öl und nimmt man ihn an die Leine, begleitet er einen wohin man auch will. Ab und zu mal nach dem Öl gucken und über das Lenkrad streicheln, und er scheint zufrieden. „Neider“ habe ich wegen des alten, dreckigen Golfs bestimmt nicht. Im Gegenteil. Ich habe sogar ein paar Mal schon mitleidige Blicke ernten müssen und werde mit dem Auto nicht mehr an der Ampel nach Kleingeld angepumpt. Ich habe ihm schon (leider meine erste) Delle verpasst und bin schon über Feldwege gefahren, über die sich sonst nur Geländewagen trauen. Das alles macht er mit. Ohne Mucken, ohne Zicken. Dafür bekommt er technisch mehr Pflege als von VW vorgesehen.
Er ist halt ein Dackel, mein Golf. Ein Dieseldackel. Die großen Emotionen blieben bisher aus. Zumindest rede ich mir das ein.
Achja. „Harald“ heißt er.
Harald ist ein Name für ein Schaf.
Ein Freund von mir gibt seinen Autos immer den Vornamen des Vorbesitzers. Da kann man nicht so kleinlich sein wie Du. 😀
So gibts halt mittlerweile bei ihm Walter1, Walter2, Thomas etc. 😉
https://www.youtube.com/watch?v=8A2r3dciA4I
Nicht zwingend. Außerdem heißt der Erstbesitzer so ;-).
Wir brauchen die Haralds dieser Welt, auch wenn uns nur die Diven zu faszinieren vermögen. 🙂
Gruss aus dem tiefen Süden
Genauso ist es! Je mehr freue ich mich mal den V40 oder Elsa zu fahren. Für meine Einsatzzwecke genau das Richtige.
Schön Grüße in den tiefen Süden
Lars
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