Schatz- statt Eiersuche.

Pünktlich zum Saisonstart lockte der Teilemarkt in Brokstedt heute wieder viele Fans an. Auch ich war mit von der Partie. Mit dem Vorsatz nicht wieder unnützen Mist zu kaufen.

Endlich geht die Saison wieder los!

Der Winter hat nun wohl hoffentlich ein Ende gefunden. Zumindest in den letzten Tagen zeigte sich der April wieder von seiner besseren Seite. Fast sommerliche Temperaturen, kaum Wind und ein strahlendblauer Himmel, wie man ihn nicht einmal mit dem besten blauen Buntstift in einem Malbuch hinbekommen könnte. Der Pflaumenbaum vor meinem Küchenfenster hat sich in seiner vollen Blütenpracht entfaltet, auch der Raps vor meinem Wohnzimmerfenster macht es ihm nach. Was mich aber viel mehr freut: Überall im Land schießen die Oldtimertreffen und –Rallyes aus dem Boden. Fast jedes Wochenende kann man sich nun in seinen Klassiker setzen, auf Veranstaltungen fahren und seine Leidenschaft als Rostschniefer und Benzintrinker so richtig ausleben. Ohne sich auch nur einen Hauch dafür schämen zu müssen, dass das Auto gar keinen Katalysator hat.

Auch ich fahre gerne auf Oldtimertreffen und unterhalte mich den Besitzern der anderen Autos – und auch für erste Oldtimerrallye habe ich Elsa und Henkelmännchen schon angemeldet. Am liebsten besuche ich aber Teilemärkte. Ich mag es wirklich gerne, durch die Gänge zu laufen, nach ulkigen (oder nützlichen) Dingen zu schauen, Bekannte zu treffen und ab und an auch mal eine Currywurst zu verspeisen. Am liebsten aber mag ich das Verhandeln. Ich liebe es, um den Preis zu feilschen. Wenn ich mit lustigen Argumenten den Preis auf ein für mich erträgliches Maß gedrückt und glaube, ein Schnäppchen gemacht zu haben, fühl ich mich immer total wohl. Ob das vielleicht ein bisschen an meinem Geiz liegt? Vielleicht. Wobei ich in den letzten Jahren von Teilemärkten immer mit Dingen nach Hause gekommen bin, die ich eigentlich gar nicht brauche.

Und genau das sollte sich heute ändern.

Als ich heute Morgen hinter dem Steuer meines alten Mercedes „Hein“ Platz nahm, war ich mir ganz sicher: Heute werde ich nichts kaufen, was ich nicht brauche. Es ist zwar schön zu denken, dass man da vielleicht gerade ein Schnäppchen gemacht hat – aber, wenn ich die Sachen gar nicht brauche, die ich da gekauft habe, habe ich wiederum gar nichts gespart. Das erklärte ich auch meinem Vater, der inzwischen auch ein Teilemarkt-Fan geworden ist und auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Die Fahrt nach Brokstedt nutzten wir für typische Vater-Sohn-Gespräche. Obwohl – eigentlich haben wir nur über Autos geredet. Über die verschiedenen Passat, die meine Eltern in den letzten dreißig Jahren bewegt haben. Oder über den Rost an dem fast neuen Kadett meiner Mutter. Oder über das Einschleifen der Ventile am R12 Kombi meines Vaters. Mit solchen Gesprächen verging die Fahrt wie im Fluge.

In Brokstedt angekommen merkten wir schnell, dass wir auch wirklich nicht zu früh losgefahren waren. Der Parkplatz war schon mächtig voll. Selbst der extra abgesperrte Bereich für die Oldtimer war schon sehr gut gefüllt. Warum ich mit Hein nicht dort parken durfte, verstand ich im Nachhinein nicht ganz – 124er parkten da nämlich en masse.  Aber gut – ein wirkliches Prachtexemplar ist er ja auch noch nicht. Und zur dreißig fehlt ihm noch ein Jahr. Aber egal. Hein ließen wir neben einem Zafira stehen, sagten ihm, er solle schön artig bleiben und gingen in Richtung Kassenhäuschen.

Das Angebot war riesig.

Ich glaube, ich habe noch keinen Teilemarkt in Brokstedt erlebt, bei dem so viel los war, wie dieses Jahr. Die Händler standen dicht an dicht. Nicht nur das Oval des Speedway-Stadions war gefüllt mit Ständen – auch außen herum, in der „Boxengasse“ konnte man so einige Dinge kaufen. Und selbst außerhalb, auf dem Parkplatz auf der Wiese, waren noch zwei Reihen aufgebaut. Das Wetter hatte also wohl nicht nur viele Besucher (schöne Grüße an Marek!), sondern auch viele Händler angelockt. Mein Vater hatte sich recht schnell irgendwo festgequasselt, also schlenderte ich alleine über den Markt. Eins fiel mir dabei recht schnell auf: Im Gegensatz zum letzten Teilemarkt im Oktober, war das Angebot deutlich besser geworden. Zumindest konnte ich keinen Händler entdecken, der versuchte, kaputte Netzgeräte von elektrischen Motorsägen für zehn Euro pro Stück zu verkaufen.

Was man aber irgendwie auf allen Teilemärkten immer ohne Ende findet, sind Rückleuchten. Warum eigentlich? Werden die bei schrottreifen Fahrzeugen immer ausgebaut, weil sie so schön bunt sind? Oder weil man sie oft kaputtfährt? Zwischendurch hatte ich eine Rückleuchte für einen W124 in der Hand – aber dreißig Euro waren mir doch ein wenig zu teuer. Ich brauche sie ja auch nicht. Deswegen ließ ich auch die beiden Golf 1-Rückleuchten liegen. Ich habe für jede Seite schon fünf Ersatzrückleuchten. Irgendwann ist auch mal gut. Was ich mir allerdings wieder kaufte, war eine Currywurst. Die netten Damen im Wurstwagen meinten es wohl ganz gut mir mit und hauten noch eine Extraportion Currypulver drauf. Nun heizte die Sonne von außen – und die Wurst von innen.

Die Stärkung war aber auch nötig.

Man verbrennt bestimmt viele Kalorien, wenn man in den rostigen Kisten herumwühlt. Ich glaube sowieso, dass so ein Teilemarkt für Außenstehende ohne Benzin im Blut irgendwie komisch wirken kann. Viele erwachsene Menschen wühlen in Kisten herum, freuen sich über einen dreizehner Schlüssel, den sie in einer Kiste mit vielen, kaputten Spielzeugautos finden, lassen das schöne, antike Telefon links liegen und kaufen lieber die Box mit rostigen Zahnrädern. Aber vielleicht ist genau deshalb so eine schöne Atmosphäre auf dem Teilemarkt. Auch meine Hände waren nach gut zwei Stunden schon braun vom vielen Roststaub. Ich war zwar einige Male um ein altes Miele-Moped für einhundertunddreißig Euro herumgeschlichen – aber die Vernunft siegte schlussendlich doch. Projekte habe ich noch mehr als genug, Zeit leider nicht. Ich hoffe, dass sie ein gutes Zuhause finden wird.

Mein Vater hatte in der Zwischenzeit dem ein oder anderen Schnäppchen nicht widerstehen können. Als ich zwischendurch zurück zum Auto ging, um mir einen Schluck Wasser zu gönnen, war der Kofferraum fast randvoll mit Werkzeug gefüllt – und von meinem Vater keine Spur. Meine letzte Tour über den Teilemarkt (inklusive Suchaktion) wollte ich aber noch ein bisschen verschieben. Erst wollte ich einmal schauen, was denn alles für Oldtimer auf dem Parkplatz vor dem Eingang standen. Und da waren wirklich recht leckere Autos dabei.

Zum Beispiel dieser Lada.

Für Ladas habe ich eine kleine Schwäche. Mein Opa war nämlich Lada-Fahrer. Ich kann mich zwar nur noch an seinen letzten Wagen erinnern – ein weißer Lada Samara LS –  das aber dafür noch ganz klar und deutlich. Dabei war ich gerade einmal vier Jahre alt, als mein Opa starb und der Lada in den Export wanderte. Ich weiß, dass ich auch irgendwann einmal einen mein Eigen nennen werde. Und wenn der dann so nur halb so hübsch ist wie dieser hier – dann bin ich schon mehr als zufrieden. Ich glaube, wenn ich euch alle Besucherautos auflisten würde, die mir gefallen haben, würde dieser Text mehr als zehn Seiten lang werden. Das ist Unsinn. Viel mehr rate ich euch, selbst einmal nach Brokstedt zu fahren. Zwar werdet ihr es heute wahrscheinlich nicht mehr dorthin schaffen, aber am 20.10.2019 habt ihr wieder die Möglichkeit, den Teilemarkt dort zu besuchen. Ich werde auf jeden Fall dort sein. Und mein Vater anscheinend auch, der nach meiner letzten Runde über den Teilemarkt fast erschöpft mit noch mehr Werkzeug in den Taschen zum Auto kam.

Achja – vielleicht fragt ihr euch noch, ob ich mich denn an meinen Vorsatz gehalten und  nur etwas gekauft habe, was ich auch wirklich brauche. Und ich kann euch voller Stolz sagen: Ich habe es durchgehalten.

Alte Verkehrsschilder für einen Schnäppchenpreis kann man doch immer gebrauchen.

Oder etwa nicht?

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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2 Antworten zu Schatz- statt Eiersuche.

  1. Oliver Frenz sagt:

    Sehr schön geschrieben!!!
    Ich habe es bisher (leider!!!) noch nicht nach Brokstedt zum Teilemarkt geschafft, hatte immer das Pech arbeiten zu müssen (so wie heute) oder das Wetter war so besch…eiden, das ich mich nicht aufraffen konnte…..
    Brokstedter Teilemarkt ist für mich also auch nur so ne urbane Legende, wie Friedrichstadt 😀

    Ich persönlich finde auf dem Lada-Bild den Transporter hinterm Lada absolut mega >>> weißt Du, was das für einer ist/war???

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Oliver,

      dann muss ich dich wohl tatsächlich nicht nur mal nach Friedrichstadt schleppen, sondern auch auf den Teilemarkt nach Brokstedt. Anders geht das ja fast nicht! 😉

      Der Transporter hinter dem Lada war meiner Erinnerung nach ein IHC – aber so genau kann ich dir das leider nicht sagen. Habe auch kein weiteres Bild von ihm gemacht.

      Schöne Grüße
      Lars

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