2020 hatte wohl jeder ab und zu ein paar Lichtblicke nötig. Ich erlebte die häufig mit Elsa. Egal ob auf vier Rädern oder auf dem ADAC-Wagen – mit Elsa wurde es nicht langweilig.
Sie ist die Nummer 1.
Also gleich nach meiner Katze Blacky, die gerade neben mir sitzt und auf den Bildschirm starrt. Ich bin mir eigentlich recht sicher, dass meine kleine, bunte Katze eigentlich nicht lesen kann, aber als ich nach dem ersten Satz gleich auf Elsa zu sprechen kam, fuhr sie langsam ihre Krallen aus und bohrte sie vorsichtig in meinen Oberschenkel. Man weiß ja, wie Katzen sind. Sie haben keine Herrchen, sie haben Angestellte – und immer sind die anderen schuld. Zumindest hättet ihr einmal den Blick meiner Katze sehen sollen, als sie vor ein paar Monaten mitten in der Nacht auf die Idee kam, die Gegend unter meinem Kleiderschrank zu inspizieren. Als wir zu zweit den echt massiven Schrank anhoben, um meine festklemmende und jammernde Katze rauszuziehen, schaute sie mich vorwurfsvoll an, als hätte ich sie unter den Schrank geschoben. Wie dem auch sei. Bist du nun zufrieden, Blacky? Kann ich den Leuten ein bisschen was von Elsa erzählen? Ja? Dankeschön!
Seit mehr als sieben Jahren gehört mir der beigefarbene Buckelvolvo, den ich schon fast beim Kauf „Elsa“ getauft habe. Und ich kann immer noch nicht so wirklich glauben, dass das Auto mir gehört. Während viele Jungs oder Teenager vom eigenen Lamborghini träumten, träumte ich immer von meinem eigenen Oldtimer. Und ich bin wirklich froh, dass ich mir nur einen schrottreifen Wagen leisten konnte. Denn ohne die drei Jahre Arbeit, die ich in den Schrotthaufen stecken musste, um ihn wieder einigermaßen wie ein Auto aussehen zu lassen, würde mein Herz wohl nicht so sehr dran hängen. Elsa ist und bleibt die Nummer 1 für mich. Und das zeigt eigentlich auch die Art und Weise, wie Elsa dieses Jahr in die Saison gestartet ist.
On the road again!
Es war März, als ich die alten Bettlaken vom Buckel meines Volvos nahm, die aufgeladene Batterie anklemmte und zur ersten Fahrt in diesem Jahr startete. Es fühlte sich noch mehr nach Freiheit an, als es sich sonst schon anfühlte, denn vorher war ich in amtlich auferlegter Quarantäne. Als die nette Dame am Telefon mir sagte, dass die aufgehoben sei und ich wieder alleine einkaufen gehen könnte, wusste ich sofort, in welchem Auto ich fahren wollte. Zudem war das Wetter noch ganz wunderbar und ich wollte einen kleinen Zwischenstopp am Deich einlegen. Und genau das tat ich auch. Elsa hatte die Standzeit anscheinend echt gut überstanden, denn ich schrieb in ihr kleines Fahrtenbuch, das ich über sie führe: „Notiz: Kauf dir keinen Neuwagen!“ Ich bin froh berichten zu können, dass ich das nicht getan habe, Lars aus der Vergangenheit.
Und damit ich mir auch keinen Neuwagen kaufen musste, bekam Elsa kurz darauf auch einen Service. Der fällt bei so einem alten Auto, wie Elsa es nun einmal ist, ein bisschen größer aus. Neben neuem Motoröl und neuem Ölfilter (Das ist ja noch relativ normal) und dem Überprüfen der Füllstände im Getriebe und im Differential, musste die alte Dame noch abgeschmiert werden. Überall am Auto, meist an Gelenken und Wellen, sind nämlich kleine, lustige Nippel verteilt, in die man regelmäßig Fett drücken muss, um für genügend Schmierung zu sorgen. Das ist zwar etwas mehr Aufwand, aber bei regelmäßiger Pflege wird so der Verschleiß gehemmt. Achja – und als Belohnung bekam Elsa auch noch vorne ein paar nigelnagelneue Schmutzfänger verpasst, die übrigens tatsächlich etwas bringen. Zumindest wurde Elsa nicht mehr ganz so schmutzig, wenn wir über Feldwege geflitzt sind.
Sorry, Stammtischparolenklopfer!
Unheimlich viele Leute behaupten ja immer, dass alte Autos total unzuverlässig seien. Und auch wenn ihr auf dem Eingangsbild oben meinen Volvo auf einem Abschleppwagen sehen könnt, behaupte ich trotzdem, dass Elsa das beste Gegenbeispiel ist. Man merkt man vielen Ecken und Kanten, dass Elsa die lange Standzeit in den Knochen steckt und ich noch einige Baustellen abarbeiten muss – aber sie fährt. Und das sogar wirklich gut. Besonders nachdem ich dieses kleine Hitzeschutzblech unter dem Vergaser installierte, das ganz wunderbar gegen die Dampfblasenbildung beim Heißstart half. Viel mehr schraubte ich dann auch erst einmal gar nicht an Elsa, sondern fuhr sie einfach. Zu schönen und auch zu weniger schönen Anlässen, wie der erste Artikel beweist, der dieses Jahr von Elsa handelt: Und plötzlich ist alles endgültig.
Aber wie heißt das so schön? An guten wie an schlechten Tagen. Aber ich glaube, das hatte eher was mit Hochzeit als mit einem Auto zu tun – aber egal. Dieses Jahr wurde Elsa auf jeden Fall recht viel genutzt. Wann immer das Wetter schön war und ich irgendwas hier in Dithmarschen zu erledigen hatte, fuhr ich mit Elsa. So kam es auch, dass Elsa das Auto meiner Wahl war, als ich Peter mit seinem Mini (Projekt One M – Eine Million Kilometer im Mini One D), Marcus von Viva Italien und Tom von Vanstories traf. Und dann nahm ich Elsa natürlich auch mit auf meine kleine Ausfahrt „Watt’n Törn“. Hier merkte ich dann auch, dass ich mich dringend um das Kühlsystem kümmern muss, um bei 35 Grad im Schatten nicht mit voller Heizleistung zu fahren. Und obwohl ich geschmolzen bin, hat mir das tierisch Spaß gebracht.
Manchmal verliert man…
…und manchmal gewinnen die anderen. Irgendwie so war es auf jeden Fall, als Elsa dieses Jahr mal so wirklich gar keine Lust mehr hatte und vom ADAC huckepack nach Hause gebracht werden musste. Aber so wurde die Teilnahme an der „Super Verbleit“-Rallye zu einem richtigen Abenteuer. Aber lest doch selbst: Pannen, Pech und Treckerfahren. Doofe Billigteile. Hier merkte ich dann schlussendlich auch, dass es nicht immer so einfach ist, Ersatzteile für ein sechzig Jahre altes Auto zu bekommen. Denn obwohl die Ersatzteillage für einen Buckelvolvo eigentlich wirklich ganz gut ist, genau das Teil, das ich brauchte, gab es nicht. Doch Käfer sei Dank war Elsa nach einigen Wochen wieder unterwegs. Und so ging es dann auch weiter. Touren ins wunderschöne Friedrichsstadt waren genauso dabei wie kurze Abstecher zum Deich.
Über die vorletzte Tour in diesem Jahr schrieb ich tatsächlich die vierte und letzte Geschichte, in der die alte Dame vorkam. Bis auf den Vorfall auf der Rallye gab es auch gar nicht so viel zu berichten, denn Elsa fuhr einfach. Trotzdem möchte ich im nächsten Jahr noch einige Baustellen und Macken beseitigen, die die alte Dame mit der Zeit entwickelt hat. Das Kühlsystem möchte ich effizienter gestalten und mal schauen, ob ich die Getriebelager ersetzen kann, die ab und zu echt unschöne Geräusche von sich geben. Achja – und einen anderen Vergaser wollte ich auch noch besorgen. Leider sind Zenith VN34 nicht mehr so häufig vertreten. Falls also jemand von euch noch einen liegen hat und den loswerden möchte, der kann sich gerne melden. Ich würde mich freuen. Und Elsa garantiert auch. Und auch wenn wir dieses Jahr viel Spaß hatten, steht eins fest: 2020 kann uns echt den Buckel runterrutschen.
Aber bitte nicht bei Elsa, ja?
Ey Lars,
Zum Vergaserthema:
Der Zenith hat oft das Problem, das die Schwimmerkammer sich nicht mehr abdichten lässt. Die hat seitlich eine Dichtfläche zum Vergaser und oben eine zum Deckel, das macht gern Probleme. Rüste auf einen neuen 34er Weber um, dann ist das Thema für Jahre (oder Jahrzehente) durch. Wenn du das in Erwägung ziehen solltest, kannst du mich ja mal anschreiben.