Kombiniert – 2020 für die Dailydriver

Der eine ist rot und benutzt, der andere ist schwarz und elegant. Ich mag meine Kombis. Auch 2020 haben mein Golf Kombi und mein V40 nicht nur herumgestanden. Wobei…

Ich bin ihm treu.

„Jetzt kauf dir doch mal ein cooleres Auto!“, „Der hat ja mal überhaupt keinen Stil!“ oder „Was für ein Antiauto!“ All das sind Sätze, die ich oft von Autofans höre, wenn ich die Frage beantworte, was ich denn für ein Alltagsauto hätte. Ich weiß nicht, ob silberne Rentnerlimousinen oder tiefergelegte Kompaktwagen so viel cooler sind – aber das ist mir auch ganz egal. Ich muss nicht mit meinem Auto zeigen, wie viel Stil ich habe oder wie cool ich bin. Das können gerne andere Leute für mich übernehmen. Ich fahre meine Autos, weil ich Spaß daran habe. Oder weil sie eben günstig sind. So wie mein Alltagsauto. Seit mehr als viereinhalb Jahren fahre ich den tornadoroten Golf IV Variant schon. Und auch wenn jetzt viele von euch tief seufzen oder sich an den Kopf fassen werden (Dann habt ihr übrigens echt ein Problem 😉 ) – so schnell werde ich damit auch nicht aufhören.

Momentan kann ich mir wirklich kein besseres Alltagsauto als den alten, roten Kombi vorstellen. Er ist sparsam (unter 5 Liter Diesel auf 100 Kilometer), flott, die Klima kühlt, das Radio unterhält mich, er ist zuverlässig, agil und erstaunlich leise von innen. Außerdem ist der Kofferraum groß genug, um ganze Sessel und Kühlschränke zu transportieren, während der Wagen trotzdem noch klein genug ist, um in Hamburg Parkplätze zu finden. Und übersichtlich ist er auch – das können viele moderne Autos auch nicht mehr. Er bringt mich überall ans Ziel, ich zerbreche mir nicht den Kopf, wenn ich ihn irgendwo abstelle und wenn er einen Steinschlag mehr bekommt, ist es mir auch egal. Kurz gesagt: Das Auto ist einfach ein echt gutes Auto. Genau das, was ich im Alltag brauche. An die Leute, die augenrollend fragen, wie man denn einen Golf fahren kann, gewöhnt man sich übrigens schnell und entwickelt irgendwie Mitleid.

Er läuft und läuft…

Ganz im Sinne der alten VW-Käfer-Werbung ist Harald auch ins neue Jahr gestartet. Das Auto fuhr einfach nur. Fanboys übertreiben ja sehr oft und übersehen Kritik gerne – aber ich halte den 1.9-TDI bei richtiger Pflege tatsächlich für so gut, wie der Ruf von den Aggregaten auch ist. Regelmäßig das Öl wechseln, immer auch an das Zahnriemenintervall denken – und die Dinger laufen. Einzig den Pumpe-Düse-Kabelbaum habe ich einmal gewechselt. Der war zwar noch nicht kaputt, aber irgendwann haben die Kabel keine Lust mehr, den ganzen Tag von Öl umspült zu werden. Reine Präventivmaßnahme.  Am 09.01. bekam Harald mal kurz neues Motorenöl von mir verpasst, am nächsten Tag ging gleich wieder auf die Bahn. Er lief und lief und lief.

Ein paar Wochen später – ich war gerade auf der A23 Richtung Hamburg unterwegs – lief er dann aber plötzlich etwas komisch. Irgendwie eierte das Auto und die Lenkung war plötzlich echt teigig geworden. Zum Glück konnte ich gleich die Autobahn verlassen und sehen, warum Harald plötzlich fuhr, als hätte ich ihn mit Schnaps betankt. Ich hatte mir einen Nagel eingefahren. Zum Glück konnte ich, nachdem ich den Reifen an einer Tankstelle wieder mit Luft befüllt hatte, noch einen Reifendienst erreichen. Dort war ich nicht der einzige Kunde mit einem Platten. Anscheinend hatte einer auf der Autobahn Nägel verloren. 25€ legte ich für das Reparieren des Reifens auf den Tisch und konnte eineinhalb Stunden später meine Fahrt fortsetzen. Ganz ohne Wellengang.

Ein neuer Aufkleber…

Nein, mein Golf bekam keinen neuen Schnurrbart verpasst – der alte hält noch super auf der Frontstoßstange. Der alte Aufkleber auf dem hinteren Nummernschild verriet mir, dass es Zeit für einen neuen wurde. Im April musste Harald zum TÜV. Dafür putzte ich ihn innen und außen mal so richtig – das war auch wirklich bitternötig. Und weil der letzte Ölwechsel zu dem Zeitpunkt schon 10 000 Kilometer her war, gab es auch gleich neues Motorenöl. Pollenfilter, Luftfilter und den Dieselfilter habe ich auch gleich ersetzt. Auch die hinteren Bremsen ersetze ich. Das wäre zwar noch nicht bitter nötig gewesen, aber ich hatte die neuen einfach schon gekauft. Seid ihr bereit für einen kleinen „Plottwist“? Harald fiel trotzdem durch die HU, weil er bei der Hauptuntersuchung kaputtging. Das erste Mal, dass ein Auto von mir durchfiel. Was es genau war, könnt ihr im einzigen Artikel nachlesen, den ich dieses Jahr über Harald geschrieben habe: Timing ist alles.

Kaum hatte er eine neue Plakette auf dem hinteren Nummernschild kleben, musste er weiter Kilometer fressen – wenn auch etwas weniger als zuvor. Corona war ja inzwischen angekommen und so verbrachte auch ich die meiste Zeit im Homeoffice. Trotzdem kam es zwei Wochen nach der bestandenen HU zum nächsten Zwischenfall. Als ich gemütlich auf der Landstraße unterwegs war, kam mir plötzlich auf meiner Fahrbahn ein Mondeo entgegen. Ich tippe mal, dass der Fahrer am Handy oder eingeschlafen war. Es ist zum Glück nichts passiert – ich konnte Harald rechtzeitig in die rettende Botanik lenken. Ein Blick von der Werkstatt meines Vertrauens bestätigte dann zum Glück meinen Eindruck, dass der Golf den Ausflug ins Grüne unbeschadet überstand. Der Mondeo-Fahrer hielt übrigens nicht an… Ich möchte nun nicht sagen, was ich solchen Leuten wünsche. Ich bin schließlich irgendwann einmal gut erzogen worden.

Wir brauchen Saft!

Vom April bis September lief „Harald“ ohne Anstalten. Einzig und alleine verirrte sich ein Draht in einen der vorderen Sommerreifen. Das nervte zwar, dass das schon der zweite Platten in dem Jahr war, aber ließ sich halt nicht ändern. Der Reifen konnte geflickt werden und gut ist. Nicht so gut war die Aktion, die sich Harald im September erlaubte. Als ich auf die Autobahn fuhr, bremste plötzlich das rechte, vordere Rad ganz kurz – und sofort fiel das ESP aus. Anscheinend ein nicht so seltener Fehler bei älteren Autos mit ESP. Der Drehraten- oder der Beschleunigungssensor gehen anscheinend gerne einmal kaputt. Kalte Lötstellen und so. Neu kosten die Dinger übrigens richtig viel Geld – ich habe mir eine kostengünstigere und trotzdem sichere Variante ausgesucht, um Harald wieder fitzubekommen. Aber das werde ich euch bald einmal berichten.

Anfang Dezember merkte ich dann, dass die Batterie von Harald langsam etwas müde wurde. Ich hatte das Gefühl, dass er langsamer startete als sonst. Als ich die Batterie dann ausbaute, wusste ich auch, warum. 14 Jahre war die „Fireball“-Batterie alt. Auch wenn ich den Namen für eine Säure-Batterie etwas ungelungen finde, hat die treue Dienste geleistet. Mit der neuen Batterie fuhr er dann auch wieder weiter. Bis kurz vor Weihnachten. Da klackte der Anlasser nur mehr, ließ den Motor aber nicht drehen. Vierzig Minuten später funktionierte wieder alles – ohne einen Handschlag zu tun. Obwohl sie schon über 350 000 Kilometer auf der Uhr hat, lädt die Lichtmaschine übrigens noch super. Wahrscheinlich gibt es ein kleines Kontaktproblem am Anlasser. Das untersuche ich aber erst im neuen Jahr. Auch wenn ich als solchen Kleinigkeiten merke, dass der Golf so langsam etwas älter wird, werde ich ihn trotzdem nicht hergeben. 20 000 Kilometer fuhren wir dieses Jahr „nur“. Homeoffice sei Dank.

Der fliegende Holländer

Okay, fliegend ist nicht richtig. Und eigentlich ist auch „Dailydriver“ nicht richtig. Aber mit dem V40 ist dieses Jahr kaum etwas Aufregendes passiert, deshalb fasse ich die beiden einmal zusammen. Der Volvo, der mir nun seit acht Jahren gehört und mein erstes Auto war, ist einfach super zuverlässig geworden. Im März hatte ich mir eine Schraube in einen Hinterreifen gefahren (Erkennt ihr einen Trend?), zum TÜV im Juli bekam er neue Bremsflüssigkeit und neue Bremsen vorne. Die alten Bremsscheiben hatten nämlich schon gut 190 000 Kilometer auf der Uhr. Achja – und einen neuen Nebelschweinwerfer musste ich verbauen. Der alte hatte einen Stein gefangen und war nicht mehr er selbst. Die Plakette gab es ohne Mängel und auch beim jährlichen Service beim Volvo-Händler fiel nichts auf. „Elch“, wie der Volvo heißt, weil ein Plüschelch auf der Hutablage sitzt, fährt einfach nur.

Achja, halt. Im Dezember hatte ich noch einmal einen Platten. Dieses Mal war es ein Draht im Vorderreifen. Und die Funkfernbedienung musste nach 17 Jahren einmal eine neue Batterie haben. Kleinigkeiten. Ich freue mich auch nach 8 Jahren immer noch so über das Auto, als hätte ich es gerade erst gekauft. Er ist zwar nichts mehr wert, alle (besonders Volvo-Fans) finden den Mist, aber ich mag ihn. Das Auto bleibt rein aus sentimentalen Gründen. 6000 Kilometer schafften wir dieses Jahr zusammen. Nicht sonderlich viel, aber ich habe wirklich jeden einzelnen Kilometer genossen.

Mit den Kombis ist in diesem Jahr tatsächlich mehr passiert, als ich dachte. Aber immerhin sorgen sie dafür, dass ich mit dem Reifenhändler meines Vertrauens inzwischen gut befreundet bin. Wenn ich die Platten einrechne, die meine Eltern in diesem Jahr hatten, kommen wir auf 9 Reifenreparaturen. Neun! Und wenn ihr jetzt denkt, dass wir die alle zu Hause eingefahren hätte – wer fast 250€ für Reifenreparaturen im Jahr ausgibt, ist ganz besonders vorsichtig, sich nicht mehr in die Reifen zu fahren. Man könnte es auch schon fast „paranoid“ nennen. Ich brauche wirklich einen Magneten an der Frontstoßstange.

Oder sollte ich vielleicht einfach weniger Plattdeutsch reden?

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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4 Antworten zu Kombiniert – 2020 für die Dailydriver

  1. Maik Mrugalski sagt:

    Hey, diese Menschen und ihre erbärmlichen Sprüche sind im echten Leben doch meist die allerletzten Langweiler-Willis, die so ihr verkommenes Ego aufzubessern versuchen..
    Da darf man nichtmal Mitleid mit haben.

    Reifen reparieren bin ich auf jeden Fall dafür, das ist gelebter Umweltschutz. Allerdings wären mir 25 Euro dafür zu viel.
    Ich hab mir mal für glaube ich 5 Euro so ein Flickset gekauft mit Durchziehstreifen. Das hab ich selbst schon 2x benutzt, problemlos. Und noch 2x bei einem bekannten, der auch immer Pech mit Schrauben hatte.

    Seit etwa 4 Jahren und dem blauen w210 hatte ich allerdings zum Glück keinen Platten mehr. Was allerdings auch kein Problem wäre, denn ich hab im Keller sicher 5 Sätze Mercedes Reifen gebunkert. Verdammter Messi-Instinkt. 😀

    Gruss, Maik

    • Watt'n Schrauber sagt:

      Hey Maik,
      und das Flickset hält auch wirklich gut? Funktioniert das auch mit Vulkanisieren? Jedes Mal einen neuen Reifen kaufen sehe ich nicht ein. So lange der repariert werden kann, wird er eben repariert. Bisher hatte ich wirklich Glück, noch keinen Schraube, keinen Draht oder keinen Nagel in der Flanke zu haben. Neun Platten in einem Jahr nerven aber schon echt tierisch. Hoffentlich wird es nächstes Jahr besser 🙂

      Schöne Grüße
      Lars

  2. Stefan gr.Rebel sagt:

    Moin.
    Ick glöv nich, dat dat von schnacken kummt…

    Ich glaube eher an statistisches Pech. Fahre seit 1992 Auto und hatte nur einen Platten, zwar auch mit einer Schraube, aber das passierte im Slumgebiet vor Port Elisabeth, South Africa.

    Es scheint bei euch systematisch jemand Schrauben auf den Straßen zu „verlieren“…

  3. thorsten sagt:

    Ey Lars,

    ist der nächste Reifenhändler verzweifelt und kurz vor Pleite?

    Normal kenne ich sowas nur von Schrotthändlern und Palettenlagern. Da fliegt sowas dutzendweise auf den Höfen rum. Oder der Trockenbauer ist mal wieder leicht angeheitert nach Hause geeiert und hat den Schraubenkarton auf dem Dach stehen lassen…

    Lass dich nicht von den Sprüchen beeinflussen, sollen andere doch Geld ausgeben wenn sie meinen das zu müssen. Ich pendele zur Zeit meist mit Muttis 6N2 mit dem rasanten Dreizylinder-TDI und freu mich, das er nach 283tkm noch so fit ist und mal garnichts braucht. Für den letzten Tüv gabs einen Schlauch, Bremse vorn komplett, neue Querlenker und ein klein wenig Blech. Kosten dafür samt Ölwechsel und Bremsflüssigkeit 250,-€. Inklusive Tüv-Gebühren, wohlgemerkt. Dafür kriege ich kein neues Auto, das annähernd so wirtschaftlich ist. Von der Zuverlässigkeit fangen wir mal garnicht erst an.

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