Pannen, Pech und Treckerfahren

2020 hatte für Oldtimerfahrer ja nicht wirklich viel parat – doch ein Highlight fand statt! Heute: Die Super Verbleit 2020. Unsere Teilnahme lief irgendwie nicht ganz so glatt ab…

„Elsa ist irgendwie nicht happy, oder?“

Röhrend und knallend rollen wir durch das beschauliche Luftkurörtchen Burg in Dithmarschen. Wenn man es denn „Rollen“ nennen kann. Meine alte Volvo-Dame „Elsa“ müsste eher „Salio“ für „Ich springe“ anstatt „Volvo“ für „Ich rolle“ auf dem Lenkrad stehen haben. Ich gebe meiner Beifahrerin recht. Elsa ist nicht happy. Ganz und gar nicht happy. Ich schaue in den kleinen Rückspiegel. Der alte B16-Motor drückt mit jedem Knall eine schwarze Wolke durch den Auspuff. Irgendwas stimmt ganz und gar nicht. Seit vier Jahren und über siebentausend Kilometer bewege ich Elsa nun schon über die Straßen – und so etwas hat der alte Buckelvolvo noch nie gemacht. „Vielleicht ist irgendetwas verdreckt“, murmele ich mir leise in den Bart. „Vielleicht ist sie nur ein wenig verstopft!“, sage ich lauter und trete noch einmal das Gaspedal voll durch. Erst schüttelt sich Elsa zwei Mal, doch dann scheint der Motor tatsächlich runder zu laufen. Dachten wir. Bis zu dem Knall, der mir durch Mark und Bein ging…

Es ist etwas über zwei Jahre her, dass die letzte Ausgabe der Oldtimerrallye „Super Verbleit“ stattfand und ich das erste Mal mit Elsa dort teilnahm. Es war eine Rallye, wie ich sie bis dahin noch nicht mitgemacht hatte. Man brauchte keinen Tripmaster – oder wie die Dinger für Gleichmäßigkeitsfahrten auch immer heißen. Man brauchte nicht einmal eine Stoppuhr. Ein altes Auto, ein bisschen Orientierungssinn und ganz viel Spaß – das war alles, was man für die Super Verbleit brauchte. Der ehrgeizige Wettkampf und das fleißige Punktesammeln standen bei dieser Rallye eindeutig nicht an erster Stelle. Es ging viel mehr um den Spaß an alten Autos, ums Fahren und darum, einfach eine schöne Zeit zu haben. Aber lest doch einfach mal den Artikel über die letzte Ausgabe: Von Türmen, alten Mühlen und geschmolzenen Gummibärchen. Dann wisst ihr auch, warum ich dieses Jahr unbedingt wieder dabei sein wollte!

Vorbereitung ist alles.

Zuerst lief alles noch ganz reibungslos ab. Nachdem mir die beiden Veranstalter Axel und Carsten bei „Watt’n Törn“ schon einen wässrigen Mund gemacht und von lustigen Aufgaben erzählt hatten, wollte ich unser Rallyeauto natürlich auch gut vorbereitet wissen. Meine Wahl fiel auch dieses Jahr wieder auf Elsa. Zum einen hat so ein Buckelvolvo ja Rallye-Gene (die wohl eher nicht so wichtig waren) und zum anderen lief Elsa in diesem Jahr wirklich zuverlässig. 2000 problemlose Kilometer hatten wir in diesem Jahr schon miteinander geschafft – also sollten die ungefähr 250 Kilometer, die für die Super Verbleit noch einmal dazu kamen, ja eigentlich ein Klacks sein. Dachte ich… Etwas Aufmerksamkeit ließ ich der alten Dame aber natürlich trotzdem vorher zukommen. So stellte ich eine Woche vor der Rallye noch schnell das Ventilspiel ein und schmierte auch noch einmal alle Achsen und Gelenke ab. „Nun kann eigentlich nichts mehr schiefgehen!“, sagte ich da nach getaner Arbeit noch stolz…

Und zuerst schien auch tatsächlich nichts schiefzugehen. Am Tag vor der Rallye holte ich Elsa noch einmal aus der Garage und machte eine Probefahrt. Seit ich nämlich an Oldtimerrallyes teilnehme, ging das Auto, mit dem ich teilnehmen wollte, immer einen Tag vorher kaputt. Immer. Doch Elsa machte keinerlei Anstalten. Der Motor lief dank frisch eingestellter Ventile sehr ruhig, das Fahrwerk fühlte sich straff an, genügend Wasser und Öl waren da – es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen, da war ich mir sicher. Und auch am nächsten Morgen schien alles glatt zu laufen. Elsa sprang morgens sofort an und lief auch ganz brav nach Meldorf, wo wir uns mit Team „Quietschgelb“ trafen, kurz noch Super Plus tankten und dann im Konvoi nach Burg fuhren. Dort gab es dann erst einmal ein leckeres Frühstück. Von unserem Frühstückstisch konnten wir übrigens die Autos sehen. Elsas Hintern ist übrigens auch echt oft fotografiert worden. Wobei das nicht der einzige Hintern war, der an dem Tag fotografiert wurde…

Auf die Plätze, fertig…

Ich muss ja sagen – ich bin ja erstaunt, was für ein abwechslungsreiches Starterfeld Carsten und Axel mit ihrer Rallye anlocken. Vom Opel Commodore C über einen Feuerwehr-Unimog bis zum Renault 4 Plaisir war gefühlt alles vertreten. Und jedes Team wurde auch bei der wirklich unterhaltsamen Fahrerbesprechung vorgestellt. Auch das Team Strandgleiter – bestehend aus Klaus, Andrea und ihrem wunderbaren Citroen CX. Wo haben die beiden wohl nur die Inspiration für den Team-Namen hergehabt? Ich bin mir ja unsicher. Um 10 Uhr wurde die Startflagge geschwungen und alle Teams machten sich auf den Weg. Alle Teams? Nicht ganz. Team Quietschgelb und Team „Watt’n Schrauber“ hatten noch nicht einmal ihre Startnummern auf die Autos geklebt. Hier möchte ich mich noch einmal bei Karsten und Christian bedanken, die uns ihr Spülwasser und ihre Rakel zur Verfügung gestellt haben. Fast faltenfrei haben wir die Aufkleber aufs Auto bekommen.

Dann bat uns Carsten aber doch, uns ins Starterfeld einzureihen. Und dann ging die Pechsträhne los. Meine Beifahrerin und ich setzten uns in Elsa, ich drehte Zündschlüssel – und nichts passierte. Gar nichts. Selbst beim zweiten Dreher passierte nichts. Das fand ich reichlich ungewöhnlich, schließlich war sie bis Burg problemlos gelaufen. Ich stieg noch einmal aus, schaute nach den Kabeln am Anlasser und an der Batterie und probierte es nochmal – aber nichts passierte. Die Batterie war einfach leer. Ein kurzer Blick auf den Lichtschalter zeigte – ich hatte ihn nicht ganz reingeschoben. Hatte sich die 6 Volt-Batterie so schnell leergesogen? Komisch. Ich war noch nicht einmal ausgestiegen, als das Tech-Team schon ankam. Überbrücken fiel bei 6 Volt flach – aber anschieben sollte gehen. Und es klappte auch. Elsa sprang an, ich schämte mich etwas und wir rollten an den Start.

Der Start unserer Pechsträhne

Am Start musste meine Beifahrerin dann erst einmal Schiffsquartett spielen – die erste Aufgabe bei dieser Rallye. Währenddessen passte ich auf Elsa auf, ließ ihren Motor brav laufen und unterhielt mich mit Janine und Sina, die bei dieser Rallye als Streckenpostinnen aushalfen. Hier war es dann auch, dass Elsa und ich für die Dithmarscher Landeszeitung fotografiert wurden und es sogar in die Zeitung schafften. Da war ich auch noch ganz guter Dinge, dass sich Elsa wieder beruhigt hätte. Doch kaum wollten wir über die Startlinie fahren, starb Elsas Motor wieder ab. Wir wurden also tatsächlich über die Startlinie geschoben – wie ihr ganz oben auf dem Bild sehen könnt. Auch als Elsa wieder ansprang, lief sie alles andere als happy. Ich schob es erst einmal auf die leere Batterie, die für den unrunden Motorlauf und das Geknalle aus dem Auspuff sorgten. Doch nach einigen Kilometern, die alles nur noch schlimmer machten, hielten wir dann doch lieber einmal an…

Doch wie ihr sehen könnt, waren wir in unserer Notlage nicht allein. Das Team Quietschgelb (Vielen Dank an Karsten für die Bilder!) und das Tech-Team der Super Verbleit, Herr Franzen von der Werkstatt Auto Hanson in Ecklak (keine Sorge, ich bekomme kein Geld, das hier ist nur ein Dankeschön!) hielten an und kamen uns gleich zur Hilfe. Relativ schnell kam raus, dass die Batterie nicht geladen wurde – der Lichtmaschinenregler war durchgeschmort. Und da muss ich sagen, habe ich mich echt ein wenig aufgeregt. Vor vier Jahren habe ich den nämlich erst für teures Geld gekauft und bekam anscheinend irgendein Billigteil geliefert, dass mangelhaft zusammengebaut wurde. Sowas geht echt gar nicht. Was auch nicht ging: Die Weiterfahrt. Für uns schien die Rallye schon nach fünf oder sechs Kilometern vorbei zu sein. Doch so schnell wollten wir eigentlich nicht aufgeben – schließlich hatten wir uns schon tierisch auf die Rallye gefreut.

Rettung naht!

Nach einem kurzen Telefonat wussten wir aber, dass die Rallye für uns doch weitergehen würde. Meine Eltern, die an dem Tag eigentlich keine Zeit hatten, konnten uns noch schnell unser kleines Cabriolet „Henkelmännchen“ vorbeibringen. Gut eine Stunde brauchten sie, um uns zu finden und das Cabriolet zu überreichen – aber das war uns ganz egal. Mit Musik und Süßigkeiten waren schließlich ausgestattet. Die Westküsten Sonntagsfahrer hatten nämlich extra zwei Radioprogramme für die Rallye auf die Beine gestellt. Hut ab! Außerdem war das Wetter recht schön. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir Henkelmännchen endlich sahen und unsere Autos umladen wollten. In der Sekunde gab es einen richtigen Platzregen. Wie dem auch sei. Elsa durften wir auf dem Hof eines netten Herren stehen lassen, wir bedankten uns noch einmal schnell bei meinen Eltern und machten uns auf den Weg. Die erste Etappe der Rallye hatten wir verpasst – doch das war uns ganz egal. Auf ins Abenteuer!

Der erste Zwischenstopp für uns – und auch für das Team „Mit ohne Türen“, die mit ihrem Renault 4 Plaisir erst wegen schlechten Wetters nicht starten wollten – war das Landwirtschaftsmuseum in Meldorf. Hier sollten wir Treckerfahren. Die Aufgabe überließ ich gerne meiner Beifahrerin, die in sowas viel mehr Übung hat als ich. Das war auch die richtige Entscheidung. Eine Minute und 45 Sekunden hatte man Zeit, einen kleinen Trecker über einen Parcours zu fahren und dann rückwärts die Ladung abzukippen und meine Beifahrerin meisterte es in gerade einmal 50 Sekunden. Das hätte ich nie im Leben hinbekommen. Bei mir scheitert es ja schon so beim Autofahren. Hier am Museum trafen wir dann auch auf Team Strandgleiter und Team Quietschgelb, für die die Rallye problemloser verlief als für uns. Nach einem kurzen Smalltalk machten wir uns wieder auf den Weg. Der nächste Streckenposten wartete schon.

Die zwei von der Tankstelle

Am nächsten Streckenposten bekamen wir gleich zwei Aufgaben. Zum einen bekamen wir eine Liste mit fast vergessenen Klassikern, von denen wir Marke und Typ bestimmen sollten und zum anderen sollten wir uns den Inhalt eines Koffers einprägen. Eine Minute hatten wir dafür Zeit. Als der Koffer geöffnet wurde, empfing uns ein wunderhübsches Diorama mit einer Menge Spielzeugautos, Figuren und Schildern. Kaum hatten wir den Streckenposten wieder verlassen, machte meine Beifahrerin eine Skizze, die wir uns dann immer wieder mal anschauten. Ich weiß, dass ich nun unseren Trick verraten habe – aber so viel hat das schlussendlich doch nicht geholfen. Zumindest bei der Liste der Autos konnte ich mit meinem Nerdwissen ein bisschen Punkten. Daihatsu Charade, Seat Ronda und Toyota Celica ließen sich recht schnell lösen – nur das Subaru Leone Coupe hat mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Aber egal. Als nächstes mussten wir tanken.

Das war aber alles wieder vergessen, als wir an eine ehemalige Tankstelle in Nordhastedt kamen. Dort war der Streckenposten von Janine und Sina. Die beiden hatten sich passend in Overall und Latzhose geworfen und sorgten mit einer Schätzaufgabe auch noch mit Charme und einem Fotoshooting für gute Laune. Ich möchte mich auch noch einmal ganz herzlich bei euch beiden für das Anschieben von Elsa bedanken! Nach ein paar lockeren Sprüchen ging es aber dann auch hier weiter. Auf dem Weg zur Mittagspause tankten wir noch einmal für 5,09€ (Auch das war eine Aufgabe – leider vergaß ich hier etwas sehr Wichtiges, aber dazu später mehr…), nahmen einen Tramper mit und erreichten dann das Ziel der Mittagspause. Irgendwo kurz vorm Eidersperrwerk gönnten wir uns ein Krabbenbrötchen – nachdem wir unsere Rätselzettel abgegeben und unser Gedächtnis auf Probe stellen ließen („Welche Farbe hatte der Golf 1 in dem Koffer?“). Dat war lecker!

Und dann ging unsere Pechsträhne weiter…

Wenn ihr jetzt denkt, dass die restliche Rallye für uns problemlos ablief, muss ich euch leider enttäuschen. Wobei auch dieses Mal unser fahrbarer Untersatz nichts dafür konnte. Gut 70 Kilometer, nachdem wir für 5,09€ getankt hatten, waren wir gerade auf einem Feldweg mitten in Dithmarschen unterwegs. Da war wirklich nichts in der Nähe. Nur Team Quietschgelb fuhr vor uns, die wir aber dann bei einer kleinen Pinkelpause überholten. Ziemlich genau da fiel mir nämlich auf, dass der Tank von Henkelmännchen ratzekahl leer war. Die Tanknadel zeigte nicht einmal mehr den roten Bereich an, sondern war schon drunter. Weil ich Elsa vor der Rallye noch vollgetankt hatte, schaute ich aus irgendeinem Grund beim Cabriolet nicht auf den Tank. Ein Fehler. Als Henkelmännchen das erste Mal ruckelte, waren wir noch acht Kilometer von der nächsten Tankstelle entfernt. Acht. Meine Beifahrerin und ich sahen uns schon wieder ein Auto schieben…

…doch zum Glück ging alles glatt. Wenn auch ein Stretch-Hummer (Was macht sowas bitteschön in Dithmarschen?!) für ein bisschen Chaos auf der Tankstelle sorgte, kamen wir mit den letzten Benzingasen an. Henkelmännchen hat 40 Liter Tankvolumen – und ich habe deutlich über 40 Liter Super getankt. Der war also wirklich ratzekahl leer. Glück gehabt! Und Glück hatten wir auch tatsächlich auf der restlichen Rallye. In Wacken verkleideten wir uns noch einmal und legte eine Choreographie zu Heavy-Metal-Musik ab und dann ging es in Richtung Ziel, wieder zurück zum Burger Fährhaus. Wir folgten dem Team Quietschgelb einfach ganz unauffällig und irgendwann hatten wir dann tatsächlich unser Ziel erreicht. Glücklich und zufrieden ließen wir uns unsere Suppe schmecken. Wenn wir auch ein Auto unterwegs „verloren“ und eine Zeitreise von den 50ern in die 80er Jahre unternommen hatten, hatten wir trotzdem riesigen Spaß. Nach der lustigen Siegerehrung saßen wir noch bei Heißgetränken zusammen und waren uns alle einig – die Rallye hat wieder richtig Spaß gemacht!

Und Elsa?

Elsa kam ganz spritsparend nach Hause – auf einem Abschleppwagen vom ADAC. Wir mussten nicht einmal vierzig Minuten warten und der gelbe Engel kam schon angerollt, obwohl wir in einem Örtchen standen, das eigentlich auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Mit lustigen Sprüchen und einer unheimlich sympathischen Art brachte er mir Elsa sogar bis in die Garage. Dort wartet sie nun erst einmal auf einen neuen Lichtmaschinenregler – aber das wird eine andere Geschichte.

Ich möchte mich nun noch einmal ganz herzlich bei Axel, Carsten und all ihren Helfern bedanken. Ihr habt da wirklich wieder eine tolle Rallye auf die Beine gestellt. Ich bin ja immer wieder erstaunt, woher ihr all die Ideen für die Aufgaben nehmt. Wenn ihr euch nun ärgert, nicht dabei gewesen zu sein, dann folgt den Westküsten Sonntagsfahrern doch mal auf Facebook. Und wenn ihr noch mehr Bilder vom Teilnehmerfeld und der Rallye sehen wollt, schaut doch mal auf die Website. Ich freue mich auf jeden Fall schon tierisch auf die nächste Ausgabe.

Und dann nehme ich auch genügend Lichtmaschinenregler mit.


Vielen Dank auch an Karsten für das Bereitstellen der Bilder und an meine Beifahrerin für das tolle Navigieren und die gute Musikunterhaltung! Nächstes Mal singen wir die Panne einfach weg. So! 

*Blogbeitrag enthält unbezahlte Werbung durch Markennennungen/Verlinkungen*

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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