Projekt LowBudgetBenz – Teil 5: Hoch soll er heben!

Hallo! Kennt ihr mich noch? Genau. Es gibt endlich wieder einen neuen Schrauberbeitrag!Heute: Ein knuspriger Hein, ein böser Lars und eine Schweißperle im Ohr. Watt’n Chaos!

Ich schäme mich ja schon.

Es ist über einen Monat her, dass ich den letzten Beitrag bei Watt’n Schrauber verfasst habe. Aber es war in letzter Zeit einfach zu viel los – und die freie Zeit habe ich lieber in Hein gesteckt, anstatt euch mit Geschichten zu versorgen. Aber das wird ab jetzt wieder anders. Einiges hat sich geändert, einiges wird sich auch noch ändern – aber das ist heute kein Thema. Heute geht es wieder um Hein, meinen rostigen Mercedes 230E der Baureihe 124. Es ist erstaunlich, wie viele Nachrichten ich in den letzten Wochen bekommen habe, als es ein bisschen stiller war. Hein scheint zu polarisieren. Während einige fragten, ob ich Hein eingestampft hätte, weil sie die alte Limousine irgendwie doch mögen, fragten mich andere eher hämisch und mit langer Nase, ob ich Hein denn nun endlich eingestampft hätte. Ich habe ihn nicht eingestampft, sondern wieder robuster gemacht!

Ich finde es ja komisch. Unheimlich viele Fahrer alter Mercedes sagen mir immer, Hein wäre nur zu rostig, weil er in seinem Leben nicht genügend Pflege bekommen habe. Aber ma ganz ehrlich – warum gibt es dann alle Baustellen, die Hein so hat, auch als Reparaturblech? Ich bin also wohl eher nicht der einzige Mensch auf dieser Welt, der einen rostenden, alten Mercedes hat. Es sind ja schöne Autos – das will ich gar nicht bestreiten. Sie fahren sich schön, sind komfortabel und gemütlich, Hein ist außerdem erstaunlich sparsam. Aber meine Fresse: Bei der Karosserie ist das, was der 124er bietet, weit von Premium entfernt. Jetzt werden die ersten Fans wieder böse Kommentare tippen und von Opel und Ford anfangen, die noch viel schlimmer rosten würden. Mag sein, aber die Autos waren auch deutlich günstiger. Warum ich mich so aufrege? Ich habe mich in den letzten Wochen mit einem 124er-Klassiker beschäftigt: Die Wagenheberaufnahme.

Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Ihr könnt gar nicht glauben, wie mulmig mir wurde, als ich mir die Wagenheberaufnahme genauer angeschaut habe. Es war erst ein paar Wochen her, dass ich an der Wagenheberaufnahme meinen Wagenheber ansetzte und eine 1,5 Tonnen schwere, schwäbische Limousine anhob, um sie aufzubocken. Hätte ich gewusst, wie morsch der ganze Kram war, hätte ich das ganz sicher nicht getan. Doch zum Glück lief damals ja alles gut ab. Auf jeden Fall kam es gleich zu Beginn zur ersten Verzögerung. Als ich gesehen habe, wie die letzte Reparatur ausgeführt wurde (Das ist gerade einmal sieben Jahre her!), bestellte ich mir vorsichtshalber ein großes Reparaturblech. Es sah mir alles zu sehr nach Pampe und nach Gummi aus, anstatt nach gesundem Blech.

Und meine Vermutungen wurden bestätigt. Als ich ein paar Tage später die Wagenheberaufnahme mit der rotierenden Drahtbürste von Lack und Rost befreien wollte, stieß ich auf.. äh.. Gummi. Alles war dick zugeschmiert. Teilweise war es wohl Dichtmasse, die über die Schweißnähte geschmiert wurde, zum Großteil wurde damit aber wohl nur der Rost übertüncht. Ich fand sogar ein kleines, rundes Stück Blech, das anscheinend unlackiert eingeklebt wurde. Und was passiert, wenn man Gummi auf blankes Blech schmiert? Feuchtigkeit kriecht drunter und das Blech rostet. Wäre die Reparatur vor sieben Jahren etwas schöner ausgeführt und versiegelt worden, hätte ich mir viel Arbeit gespart. Und genau deswegen wurde ich ein bisschen böse…

„Das lohnt nicht mehr!“

Es liegt immer nur am Alter der Autos. Oder am Kilometerstand. Es sind nie pfuschende Werkstätten, frickelnde DIY-Schrauber ohne Ahnung oder einfach fehlende Wartung. Fährt man in die Werkstatt, ist es eine „alte Karre“. „Kaufen Sie sich doch ein neues Auto!“, musste ich mir mal anhören, als ich ausnahmsweise einmal nicht beim Vertragshändler meines Vertrauens ein Ersatzteil bestellte, sondern bei einem anderen Händler. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Werkstatt, die Hein vor einigen Jahren geschweißt hat, das auch so dachte. „Vielleicht hält er so noch zwei Jahre“, hieß es wohl. „TÜV-Pfusch“ nennt man sowas auch. Und ich hasse sowas. Es hätte nicht viel länger gedauert, die Reparatur ordentlich und haltbar durchzuführen. Aber das wird noch einmal eine andere Geschichte.

Der alte Rotz musste raus – und genau damit ging es dann auch weiter. Die alte Reparatur und all der Rost wurden rausgeschnitten. Dabei fiel mir auf, dass im Schweller auch noch ein Kabelbaum verläuft. Zum Glück habe ich den nicht kaputtgeschnitten – schon fast ungewöhnlich, so wenig Pech beim Schrauben, oder? Beim Schweißen – so viel kann ich ja schon einmal verraten, habe ich von innen einen nassen Lappen herumgewickelt. So konnte er auch nicht anfangen zu brennen. Aber egal. Erstmal habe ich alles rausgeschnitten. Auch die Verstärkung der Wagenheberaufnahme. Teilweise ist das Blech im Schweller dreilagig – kein Wunder also, dass es dort irgendwann einmal rostet. Die Verstärkung der Wagenheberaufnahme war dann auch das erste Teil, das ich wieder eingeschweißt habe.

Nur Geduld…

Die braucht man nämlich wirklich, wenn man ein Blech anpassen will. Ich hatte mich dazu entschieden, das Blech auf Stoß einzuschweißen. Ich bin mir nicht sicher, ob es verboten ist, einen Schweller mit einer Stoßschweißnaht zu reparieren und nicht überlappen – aber ich sehe es irgendwie nicht ein. Bei einer Überlappung ist die Gefahr, dass der ganze Kram wieder rostet, viel größer. Okay – eigentlich sollte man wohl sowieso eher den kompletten Schweller austauschen, aber das ist Hein mir dann doch nicht wert. Eine vernünftige Stoßschweißnaht ist stabil und sollte noch mehr aushalten als der Haufen Rost, der die letzten Jahre dort seinen Dienst tat. Doch ein Blech auf Stoß anzupassen, wenn das Loch, das durch das Blech geschlossen werden soll, von hinten nicht zu erreichen ist, ist gar nicht so einfach. Ich dachte mir dazu einen kleinen Trick aus – keine Ahnung, ob Karosseriebauer das auch so tun.

Das grob zurechtgeschnittene Blech habe ich mir dafür so postioniert, wie ich es bei einer überlappenden Schweißung anschweißen würde. Dann habe ich mir einen Edding geschnappt, nicht dran gerochen (Das ist ieh!) und einmal außen um die Kanten herumgemalt. So – das war zumindest der Gedanke – wüsste ich da den Abstand von der Außenkante des Reparaturblechs zur Schnittkante vom Loch. Also äh… ihr seht ja das Foto und wisst, was ich meine. Auf jeden Fall funktionierte das erstaunlich gut. Doch meine Vorsicht, nicht zu viel abschneiden zu wollen und feine Anpassungsarbeiten, die trotzdem nötig waren, ließen das Anpassen des Bleches sieben Feierabende dauern, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Versteht ihr nun, warum das Update von Hein so lange dauerte? Jeden Tag „Ich habe geschnitten!“ zu schreiben war mir dann doch etwas zu doof.

Feuer frei!

Und ja – einige Lücken waren doch etwas groß. Aber die konnte ich jeweils mit einem kleinen Blechstreifen reparieren. Und die Lücke zwischen diesem Rohr und dem Blech scheint zum Glück nur etwas groß, weil das Blech auf dem Foto noch nicht richtig saß. Kurz vor dem Einschweißen des Bleches wurde ich noch etwas überrascht. Der Schweller an einem 124er ist verzinkt. Und Hein wurde auch noch einmal hohlraumversiegelt. Und trotzdem rostet der Kram so. Egal – die Zinkbeschichtung wurde von der Schrubbscheibe erledigt, die Hohlraumversiegelung verlor den Kampf gegen den Bremsenreiniger. Und dann? Dann konnten die Spiele beginnen.

Punkt für Punkt habe ich das Blech eingeschweißt, bis keine Lücken mehr vorhanden waren. Immer mit kurzen Abkühlungspausen, um nicht zu viel Hitze in das Blech zu bringen. Und eigentlich lief das auch recht reibungslos ab – wenn da nicht eine kleine Schweißperle gewesen wäre, die mir zischend ins Ohr fiel. Wenn ihr meine Schweißereien – und die Vorarbeiten – noch einmal genauer begutachten wollt, dann könnt ihr gerne das kleine Video anschauen. [Video folgt!]

Anfang vom Ende…

Und so sieht der Schweller jetzt auch. Geschweißt, geschliffen (etwas) und lackiert. Ich habe die Schweißnähte nicht ganz dünn geschliffen, um keine Stabilität zu verlieren. Außerdem sitzt dort später sowieso eine Schwellerverkleidung drüber und niemand wird es sehen. Schade eigentlich – ich bin mit dem Ergebnis recht zufrieden. Aber ich bin auch sehr auf euer Feedback und eure Kommentare gespannt. Haltet euch nicht zurück! Achja – kurz nachdem die Wagenheberaufnahme fertig war, meinte ich ganz salopp: „Das war nun die schlimmste Stelle am Auto.“ Kurzer Spoiler gefällig?

Es wurde noch viel schlimmer…

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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2 Antworten zu Projekt LowBudgetBenz – Teil 5: Hoch soll er heben!

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