Projekt Frühjahrsfit – Alles auf Anfang

Erst wollte ich die Geschichte „Aller Anfang ist schwer“ nennen, aber das passt nicht ganz.Zuerst war das Projekt „Frühjahrsfit“ nämlich schon fast ein Kinderspiel. Zuerst…

Es ist immer ein komisches Gefühl.

Schon als ich das Cabriolet am 06. Februar in die Garage geschoben habe, verriet mir mein Bauchgefühl, dass ich so schnell nicht damit fertig werden würde. Wenn ihr euch noch an den ersten Teil erinnern könnt, dann wisst ihr, dass meine To-Do-Liste an „Henkelmännchen“ eigentlich nicht so lang war. An der Hinterachsaufnahme sah ein Blech etwas verdächtig aus und sollte nachgeguckt werden. Der Tank sollte auch gleichzeitig raus, um alle Spritleitungen einmal zu erneuern – denn die waren ziemlich lange ziemlich porös und mein Glück wollte ich nicht länger herausfordern. Eigentlich ja ein Job von zwei bis drei Wochenenden – und alles sollte wieder fit sein. Das sagte mir zumindest mein Kopf. Mein Bauchgefühl, dass bestimmt alles wieder in ein Großprojekt ausarten würde, hatte aber recht. Und ich glaube, ich verrate euch nicht zu viel, wenn ich sage: Ja, es wurde ein Großprojekt. Doch fangen wir mal von vorne an.

Das Cabrio stand schon einige Tage auf den Unterstellböcken in der Garage herum, als ich das nächste Mal Zeit hatte, mich darum zu kümmern. So richtig professionell wäre es ja nun, euch sogar ein Datum nennen zu können, wann ich weitergeschraubt habe, aber ich kann mich nicht mehr an das Datum erinnern. Woran ich mich erinnern kann, ist auf jeden Fall das Tagesziel, das ich mir für diesen Tag gesetzt hatte. Zumindest die Hinterachse wollte ich abbauen – diese komisch aussehende Hinterachsaufnahme machte mich einfach zu neugierig. Damit das aber überhaupt ging, musste Henkelmännchen erst einmal anders aufgebockt werden. Hinten hatte ich die Unterstellböcke nämlich unter die Hinterachse gestellt. Und das ist eher doof, wenn man die Hinterachse abbauen möchte. Auf der rechten Seite befindet sich neben der Reserveradmulde ein dicker Holm, den ich zum Aufbocken nutzte. Auf der linken Seite fand ich ihn schlussendlich auch, als ich den Endtopf aus seinen brüchigen Gummis nahm und ein wenig zur Seite drückte. Aufbocken erfolgreich! So stand Henkelmännchen stabil.

„Du brauchst unbedingt eine Hebebühne, Lars!“

Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass das euer Gedanke war, als ihr eben gerade über die Aufbockaktion gelesen habt. Wenn doch, dann möchte ich euch nun ganz virtuell die Hand geben. Genau das denke ich mir auch jedes Mal, wenn ich unter ein Auto krieche. Oder auch nur darüber schreibe. Mir ging die Kriecherei schon fünf Minuten nach dem Aufbocken des Autos auf den Keks… aber gut. Darum soll es ja nicht gehen. Um so eine Achse aus einem 40 Jahre alten Golf 1 Cabriolet auszubauen, muss man vorher einige Dinge lösen. Es ist zum Beispiel nicht verkehrt, die Bremsschläuche und die Bremsleitungen zu lösen. Das war sogar eine mächtig gute Entscheidung, weil die Bremsschläuche vom Cabriolet zwar noch okay waren, aber doch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Gleiches galt übrigens auch für die Verschraubungen zwischen Bremsschlauch und Bremsleitung. Die waren auf beiden Seiten rundgedreht und verrostet, bevor ich sie überhaupt angefasst hatte. Freude!

Wobei – wirklich geärgert habe ich mich darüber (erst einmal) nicht – das kam später. Ich habe einfach ein Messer genommen und die alten Bremsleitungen durchgeschnitten. Schließlich sollten die sowieso neu. Außerdem konnte ich die Bremsflüssigkeit auch viel leichter in ein Glas tropfen lassen. Als nächstes mussten dann auch noch die Handbremsseile gelöst werden. Das war aber auch kein großes Problem. Die Verkleidung rund um die Handbremshebel lässt sich leicht abnehmen und dann dauerte es keine fünf Minuten und die beiden Drahtseile waren lose. Ich warf in dem Zuge auch gleich noch einmal einen Blick in die Bremstrommeln – da sah auf den ersten Blick aber alles okay aus. Nicht ganz so okay verhielt sich der linke Stoßdämpfer. Während an beiden Stoßdämpfern die Schraubverbindung an die Achse festgerostet waren, ließ sich am rechten Stoßdämpfer zumindest die Schraube am Stoßdämpferdom lösen. An der linken Seite hingegen nicht. Die Kolbenstange drehte mit. Schietwat.

Mit Geduld und Spucke…

…halt, nein. Nicht ganz. Ich entschloss mich dazu, die Mutter mit Geduld und Rostlöser zu lösen. Die Stoßdämpfer schienen mir beim Fahren zwar nicht mehr taufrisch, aber ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie viel neue wohl kosten würden. Und mutwillig zerstören musste ja nicht sein. Zumindest nicht noch mehr – denn die Spitze vom Dämpfer war schon vergniesgnaddelt. In dem Zuge sprühte ich auch alle Schraubverbindungen ein, die ich noch zu lösen hatte. Eigentlich sollte man (also ich) das gleich zu Anfang eines neuen Projektes machen – das könnte einem ja viel Ärger ersparen. Wieder etwas gelernt – mal sehen, wie oft ich das noch vergessen. Zumindest halt der Trick. Nach gut einer Stunde ließ sich die Mutter ganz einfach lösen. Auch die vier Muttern, die die Achse an der vorderen Achsaufnahme halten, ließen sich leicht lösen. Die Hinterachse konnte abgesenkt werden. Nun war es erst einmal wirklich vorbei mit der Fahrerei. Das Projekt hatte so richtig begonnen.

Meinen großen Wagenheber mag ich übrigens besonders gerne. Der hat nicht nur eine Hubhöhe von über einem Meter – man kann mit dem Ding auch wunderbar sperrige Dinge transportieren. Wie zum Beispiel die ausgebaute Hinterachse eines silbernen Golf 1 Cabriolets mit rotem Verdeck. Also… habe ich mal gehört. Die Hinterachse erschien mir auf den ersten Blick doch ganz okay – auf den zweiten Blick merkte ich aber doch etwas Oberflächenrost unter der schwarzen Unterbodenschutzpampe. Und ein Radbremszylinder war nur noch ziemlich schwergängig. Ob das wohl auch das Problem war, warum die Bremslichter (meiner Meinung nach) zu spät angingen? Das hatte das kleine Cabriolet schon seit einiger Zeit. Alle Werkstätten und selbst der Prüfingenieur waren der Meinung, dass das so normal wäre – mein „Fußgefühl“ sagte etwas Anderes. Zumindest ergänzte ich meine To-Do-Liste am Ende des Tages um vier Dinge und konnte eine Sache streichen:

  • Hinterachse ausbauen
  • Auspuff abbauen
  • Tank ausbauen
  • Achsaufnahme checken
  • neue Bremsschläuche kaufen
  • neue Radbremszylinder kaufen
  • Hinterachse entrosten und lackieren
  • nach Preisen für Stoßdämpfer und Federn gucken
  • Alles zusammenbauen

Doch als ich mich am Ende des Tages noch einmal unter das Cabriolet schwang, um einen kleinen Blick auf die Hinterachsaufnahme zu werfen, wusste ich, dass die To-Do-Liste nicht so kurz bleiben wird. Als ich mit dem Finger auf das abstehende Blech drückte, klebte mir nicht nur ekliger Unterbodenschutz an den Fingern, sondern auch das Blech knirschte. Und so etwas ist niemals ein gutes Zeichen. Auch der Rost, der aus diesem Spalt im Unterbodenschutz herausguckte, machte keinen guten Eindruck. Trotzdem entschied ich mich dazu, den Unterbodenschutz erst einmal noch nicht abzunehmen, sondern Feierabend zu machen. Wie die Hinterachsaufnahme unter der schwarzen Pampe aussah, werde ich euch übrigens in der nächsten Geschichte erzählen.

Aber nur, wenn ihr Horrorgeschichten auch wirklich mögt.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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6 Antworten zu Projekt Frühjahrsfit – Alles auf Anfang

  1. Jo Vauwee sagt:

    Hebebühne wir überbewertet. Ich wünsche mir die nun schon 30 Jahre und es geht immer noch ohne … 🙂

    • LarsDithmarschen sagt:

      Ich finde Hebebühnen wirklich nicht überbewertet. Ich spare jetzt auf eine, die mir gefällt. Leider ist die wirklich teuer 🙂

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