Projekt Frühjahrsfit – Ach du Sch…

…mierkram. Die heutige Geschichte wird nicht nur echt eklig, sondern auch echt klebrig. Es gibt halt Momente, an denen jeder Schrauber einmal zweifelt, warum er tut, was er tut.

Dabei ging alles so gut los.

Habt ihr euch eigentlich auch schon einmal gewundert, warum so viele abgebrochene Restaurationen und zerlegte Autos in den Kleinanzeigen im Internet inseriert sind? Mir ging es schon ganz häufig so. Meine Gedanken waren häufig, dass sich die Besitzer wohl einfach zu viel zugemutet haben. So eine Komplettrestauration eines Autos kostet ja nicht nur Geld, sondern vor allen Dingen auch viel Platz und noch mehr Zeit. Irgendwann – so dachte ich immer – ist den Verkäufern dieser Auto-Puzzle die Zeit wohl einfach zu schade und verbringen sie lieber mit Freunden und Familien als schraubend unter einem Auto. Doch seit ich mein kleines Golf Cabriolet „Henkelmännchen“ im Februar zerlegt habe, weiß ich, dass selbst eine vermeintlich kleine Reparatur relativ schnell ausarten kann. Ursprünglich hatte ich den Plan, nur einmal kurz alle Spritleitungen zu tauschen und die Achsaufnahme nachzugucken. Eine Werkstatt hatte mir nämlich gesagt, dass man da mal gucken sollte. Und eigentlich wollte ich auch nur das tun…

Aber eigentlich brauche ich euch die ganze Geschichte nun nicht noch einmal zu erzählen. Das könnt ihr schließlich nachlesen. Wollt ihr wissen, warum ich das Projekt „Frühjahrsfit“ gestartet habe, dann klickt einfach auf diese Geschichte: „Wieso, weshalb, warum?“ Und wenn ihr wissen mögt, was bisher so passierte, möchte ich euch diese Geschichte ans Herz legen: „Alles auf Anfang“ Ihr kennt die Geschichten? Das ist ja sogar noch besser. Dann wisst ihr, dass der letzte Stand von Henkelmännchen folgender war: Das Auto stand aufgebockt in meiner Garage. Die Hinterachse war relativ schnell ausgebaut, die Hinterachsaufnahme sah zwar nicht mehr gut, aber unter einer dicken Schicht von Unterbodenschutz nicht besonders besorgniserregend aus, und die To-Do-Liste lautete wie folgt:

  • Hinterachse ausbauen
  • Auspuff abbauen
  • Tank ausbauen
  • Achsaufnahme checken
  • neue Bremsschläuche kaufen
  • neue Radbremszylinder kaufen
  • Hinterachse entrosten und lackieren
  • nach Preisen für Stoßdämpfer und Federn gucken
  • Alles zusammenbauen

Und so machte ich auch weiter.

Als erstes musste der Auspuff weichen. Ich weiß gar nicht genau, wie alt die Auspuffanlage vom Cabriolet ist – zumindest ist die noch wirklich gut in Schuss. Nur die Verbindung zwischen Endtopf und Mitteltopf war (natürlich) verrostet. Trotz Hitze, Rostlöser und etwas roher Gewalt ließen sich die beiden einfach nicht auseinanderbringen. Irgendwie ja schon fast romantisch. Die Beziehung zwischen Flexrohr und Mitteltopf war allerdings nicht ganz so innig. Hier halfen ein paar Sprüher Rostlöser, ein bisschen Hitze und ein kurzer Schlag mit einem Hammer – und die Verbindung war getrennt. Ich hätte mir zwei Stunden Arbeit sparen können, wenn ich vorher auf die Idee gekommen wäre. Hätte, hätte, Fahrradkette. Nun musste ich den Auspuff nur noch aus den teils echt porösen Auspuffgummis (weiterer Punkt auf der To-Do-Liste) aushängen und weglegen. Das ging tatsächlich wieder alles relativ flott.

Dass die Aktion „Tankausbau“ etwas längern dauern würde, dachte ich mir aber schon fast. Ich hatte Henkelmännchen nämlich nicht sonderlich leer gefahren – es schwappte noch einiges an Sprit im Tank und der sollte erst einmal abgelassen werden. Ich weiß es ist ja schon fast eine Todsünde, so etwas zuzugeben – aber ich mag den Geruch von Benzin und auch den Geruch von Diesel wirklich nicht gerne. Also wollte ich auch nicht unbedingt damit duschen, wenn ich den Tank ausbaue. Um den Sprit abzulassen, schraubte ich erst einmal fast alle Leitungen ab und löste auch die Tankbänder. Vorher hatte ich natürlich meinen Wagenheber untergestellt, ansonsten wäre der Tank ja runtergesegelt und hätte seinen Inhalt in der Garage verteilt. So konnte ich den Tank aber gut kippen und seinen Inhalt in einen Kanister laufen lassen. 15 Liter Benzin waren noch drin. Das hätte eine Schweinerei gegeben…

Apropos Schweinerei!

Schaut euch einmal dieses Bild an. Fällt euch etwas auf? Nein? Dann werde ich es euch verraten. Irgendjemand hat das Cabriolet mal ganz fett mit Unterbodenschutz eingesprüht. Ich weiß, dass auch der originale Unterbodenschutz schon recht dick war und an vielen Stellen kann man ihn auch noch sehen – aber diese dicken „Hügel“ im Mitteltunnel und die Spritzer an der Stelle, wo normalerweise der Tank sitzt, sind nicht original. Das ist eine nachträglich, viel zu dick aufgebrachte, klebrig, stinkende Pampe. Und diese Pampe konnte man eben auch an der rechten Hinterachsaufnahme sehen, die ich laut Werkstatt meines Vertrauens mal ein bisschen genauer anschauen sollte. Zur Erinnerung habe ich euch das Bild hier noch einmal eingefügt. Eigentlich sieht das ja nicht so übel aus – man sieht halt etwas Rost und einen aufklaffenden, beschädigten Unterbodenschutz. Was es aber in Wirklichkeit ist, ist Pfusch übelster Sorte. Das wusste ich nur nicht, als ich zu meiner alten Flex mit Drahtbürstenaufsatz griff und anfing, diese Stelle zu bearbeiten…

I was not amused. Wirklich nicht. Das ist tatsächlich Pfusch der übelsten Sorte. Wahrscheinlich ist das Cabriolet an dieser Stelle schon vor 30 Jahren geschweißt worden – anders kann ich mir diesen Mist nicht vorstellen. Das ist einfach nur eine schludrig ausgeführte Pfuschreparatur, um noch einmal die Plakette zu bekommen. Ich bin selbst kein guter Schweißer, aber einfach ein Blech auf bereits rostiges Blech zu punkten und dann fett mit Unterbodenschutz einschmieren… das geht gar nicht. Wobei… es ging wohl doch. Und zumindest bei uns hat es in den letzten zehn Jahren keinen Ärger bei der Hauptuntersuchung gegeben. Trotzdem war ich über diese Reparatur an einem tragenden Teil wirklich nicht erfreut. Im Gegenteil. Ich war wirklich stinkesauer und überlegte wirklich, warum ich es mir antue, an alten Autos zu schrauben. Dass ich das alles heraustrennen und schweißen würde, war mir schon klar. Trotzdem brauchte ich erst einmal Ablenkung…

Gute Neuigkeiten!

Die Ablenkung fand ich in Form der Hinterachse. Die Hinterachse schien auf den ersten Blick zwar auch voller Unterbodenschutz, aber so noch ganz gut in Schuss. Um auf Nummer sicher zu gehen, entschied ich mich aber dann doch, auch hier die ganze Pampe herunterzuholen. Gut drei Stunden ließ ich den Drahtbürstenaufsatz über die Achse schrubben und wurde dafür sogar wirklich belohnt. Es gab zwar einige Stellen, die etwas Flugrost hatten, aber das sieht an vielen Jahreswagen schon schlimmer aus. Die Roststellen behandelte ich mit Owatrol und begann am nächsten Tag dann damit, die Achse mit einer Epoxy-Grundierung zu lackieren. Der Lack, den ich nehme, kommt übrigens aus dem landwirtschaftlichen Bereich und tut seit vier Jahren treue Dienste als Unterbodenlack bei Elsa. Die Grundierung und auch der Lack wirken rostumwandelnd und bilden eine extrem belastbare Oberfläche. Langzeiterfahrungen habe ich damit ja leider noch nicht – aber ich bin schon sehr gespannt darauf.

Nicht nur an der Achse (und an den Tankbänder da oben) werde ich den Lack benutzen, sondern (und damit greife ich etwas vor) auch am Unterboden von Henkelmännchen. Unterbodenschutz auf Kautschukbasis werde ich mir nämlich unter kein Auto machen – höchstens in die Radhäuser. Das Zeug mag zwar sehr beständig gegen Steinschläge sein, aber wenn das Zeug alt und somit auch porös wird, kriecht dort hinein und sorgt so erst richtig Feuchtigkeit und folglich für versteckten Rost. Damit ich sehe, ob irgendwo wieder Rost durchkommt, habe ich mir übrigens einen hellen Farbton – in diesem Falle ein silber – ausgesucht. Das habe ich auch gleich an den Tankbändern ausprobiert. Der Farbton ist der Lackfarbe von Henkelmännchen schon ziemlich ähnlich. Natürlich werden jetzt wieder hunderte von Leuten in bösen Kommentaren sagen, wie man den Unterboden am besten schützt, doch ich werde es so machen. Was bei einem Buckelvolvo funktioniert, klappt wohl auch an einem Golf.

Die Motivation kam übrigens wieder!

Kaum hatte die Hinterachse zwei Anstriche in schwarzer Farbe (Hier auf dem Foto noch nass, deshalb schimmert das so komisch) bekommen, war die Motivation bei mir auch wieder da. Es gibt wohl so Tage, an denen man an seinen Hobbys zweifelt, besonders, wenn so „schöne Grüße“ aus der Vergangenheit auftauchen. Spätestens aber, als ich das Tankrohr ausbaute und der Tankstutzen vom Cabrio sich in wirklich gutem Zustand präsentierte (Da rosten sie fast alle), war ich wieder Feuer und Flamme für das Projekt. Das kleine Cabriolet hat es verdient, mit stabiler und ordentlich geschweißter Hinterachsaufnahme wieder über die Landstraßen hier im Norden zu flitzen. Als ich den Tankstutzen erst entrostete und dann mit Owatrol behandelte, stellte ich mir im Kopf schon vor, wie ich das Blech heraustrennte und ein neues Blech einschweißte…

…aber das wird eine andere Geschichte.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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