Viel frische Luft – 2020 für Henkelmännchen

2020 war für das kleine Cabriolet ein wirklich gutes Jahr – es ist nämlich viel passiert. Die fahrende Saison war zwar eher kurz, aber die Zeit auf dem OP-Tisch hat viel gebracht.

Der kleine Golf ist schuld.

Okay, das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen hart an, aber es ist wirklich so. „Henkelmännchen“, wie wir das kleine Golf Cabriolet aus dem Jahre 1980 getauft haben, ist Schuld daran, dass ich alte Autos so toll finde. Als der VW vor 11 Jahren zu uns kam, war es nämlich das erste alte Auto in unserer Familie seit… äh… etwas mehr als zwanzig Jahren. Meine Eltern waren bis dahin nämlich typische Neuwagenfahrer, die sich alle vier Jahre ein anderes Auto kauften. Dann hatten die Autos nämlich meist um die 100 000 Kilometer auf der Uhr und frei nach bestem Stammtischwissen ist ja bekannt, dass dann die Reparaturen anfangen. Henkelmännchen brach diese Welt. Und weil er etwas verlebt war, zeigte mir mein Vater an dem Golf, wie ein Auto funktioniert und wie viel Spaß es bringt, daran zu schrauben. Das Auto ist der Grund, warum ich alte Autos mag und dieses Hobby habe – und wird mich nie mehr verlassen.

Aber Henkelmännchen ist noch an einer weiteren Sache Schuld. Auf einer kleinen Tour im April 2019 wäre ich nämlich fast ohne Sprit liegengeblieben. Okay – dafür kann das Auto nichts, ich weiß. Es hatte aber einen Grund, warum ich fast ohne Sprit gestrandet wäre. All die Tankschläuche waren mit den Jahren porös geworden. Besonders der Überlauf machte seinem Namen alle Ehre, ließ den Sprit aber leider einfach so auf die Straße laufen. Sehr doof. Um endlich einmal wieder volltanken zu können, schwor ich mir also, dass ich bei meinen Autos immer am Ball bleiben und jeden Monat eine Kleinigkeit reparieren würde. So ganz… klappte das nicht. Als ich Henkelmännchen Ende 2019 mit den gleichen Mängeln in den Winterschlaf stellte, nahm ich mir fest vor, die wichtigen Baustellen an dem kleinen Cabriolet abzuarbeiten. Und genau damit fing das Jahr 2020 für das Cabriolet auch an.

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!

Okay, okay. Auch das gebe ich zu. Ich habe das Lied nicht gesungen, als ich Henkelmännchen im Februar in die Garage schob und mit den Arbeiten begann. Die To-Do-Liste war zu Anfang noch relativ überschaubar, aber zumindest ein Punkt war recht viel Arbeit. Beim Bremsflüssigkeitswechsel im Herbst 2019 fiel nämlich einem Gesellen der Werkstatt meines Vertrauens auf, dass der Unterbodenschutz an der hinteren, rechten Achsaufnahme komisch aussah. Ich will euch nun nicht auf die Folter spannen, euch aber auch nicht mit Geschichten langweilen, die ich schon einmal geschrieben habe. Ich glaube aber, dass ich nicht zu viel verrate, wenn ich sage: Ja, sie war durchgerostet. Und ja, es dauerte länger, als ich ursprünglich gedacht hätte. Und noch einmal ja – das ist bei Arbeiten an einem Auto normal. Natürlich habe ich mich dabei auch wieder verletzt, aber das könnt ihr chronologisch alles hier nachlesen:

1. Projekt Frühjahrsfit – Wieso, weshalb, warum?
2. Projekt Frühjahrsfit – Alles auf Anfang
3. Projekt Frühjahrsfit – Ach du sch…
4. Projekt Frühjahrsfit – Das ist doch für’n…
5. Projekt Frühjahrsfit – Von nichts kommt nichts

Upsa. Ziemlich böse klingende Titel. Aber die Geschichten sind ganz harmlos, ich verspreche es euch! Auch die, in der ich mich verletzt habe. Nun ja. Erst Anfang Juli war das Cabriolet (inklusiver neuer Batterie und neuem Motoröl) wieder zusammengebaut. Und nur einen Tag später ging ich damit gleich auf einen kleinen Roadtrip nach Hamburg. Einige haben mich als mutig bezeichnet, gleich so eine lange Tour zu fahren, doch anders als mein Mercedes ist Henkelmännchen keine Zicke. 400 Kilometer lief er in den zwei Tagen nach dem Zusammenbau ganz ohne Probleme.

Schreckmoment!

Nur einen kleinen Zwischenfall auf dem Weg zurück von Hamburg gab es. Diese Geschichte habe ich tatsächlich noch nicht erzählt. Als ich von Hamburg zurück in Richtung Norden fuhr, war ein Autoabschnitt wegen einer Baustelle gesperrt. Um den Stau dort zu umgehen, fuhr ich über eine fast leere Landstraße. In einer Ortschaft hätte ich an einem Stopp-Schild halten müssen, um die Querstraße geradeaus zu überqueren. Ungefähr 50 Meter vor der Kreuzung sah ich plötzlich einen Mann wild mit den Armen fuchteln. Also trat ich sofort aufs Bremspedal – doch nichts passierte. Ich war nicht mehr schnell unterwegs – vielleicht so dreißig Stundenkilometer – doch das Auto wurde einfach nicht langsamer. Auch nicht, als das Stopp-Schild immer näherkam. Zum Glück kam kein Querverkehr. Mit einem lauten Quietschen blieb ich erst mitten auf der Straße stehen. Einem Treckerfahrer war eine Hydrauliköl-Leitung geplatzt. Gepaart mit Regen und einer abschüssigen Straße hätte das böse ausgehen können…

Doch zum Glück ging ja alles gut. Und es blieb auch der einzige Schreckensmoment in diesem Jahr. 3000 Kilometer spulte das Cabriolet dieses Jahr trotz der verkürzten Saison noch ab. Fahrten an die Ostsee waren genauso dabei wie meine kleine Ausfahrt „Watt’n Törn„, die das Cabriolet mit meinen Eltern am Steuer mitmachte und die Fahrt zum Jahrestreffen der Nordcabs. Die meisten Fahrten hat das Cabriolet dabei natürlich offen absolviert. Doch weil auf der Facebook-Seite von „Watt’n Schrauber“ einige Leute stichelten, dass ich immer nur geschlossen mit dem Cabriolet unterwegs sei, stellte ich auch fast nur noch Bilder vom geschlossenen Cabriolet ins Netz. Manchmal habe ich das Verdeck auch nur für das Foto geschlossen. Auch als „Helfer in der Not“ hat das Cabriolet gedient. Als Elsa auf der Super-Verbleit-Rallye in diesem Jahr nicht mehr weiterfahren konnte, kam Henkelmännchen zum Einsatz und brachte uns ohne Ärger ins Ziel.  Dass ich da auch fast wieder ohne Sprit liegengeblieben wäre, war aber meine Schuld.

Ich will fahr’n, ich will fahr’n!

Das Lied habe ich tatsächlich öfter mal am Steuer gesungen. Die Arbeiten haben Henkelmännchen echt zu einem wesentlich besseren Auto gemacht – und er bringt noch mehr Spaß als vorher. Das fand auch der Prüfingenieur – die Plakette gab es ohne Mängel. Natürlich habe ich auch Pläne für 2021. So will ich auf jeden Fall die Motor- und Getriebehalterungen ersetzen, die liegen schließlich schon über ein Jahr hier herum. Und dann möchte ich mal sehen, dass die Dichtungen am Verdeck neukommen. Und die Kofferraumdichtung könnte auch mal neu. Ein größeres Projekt könnte noch die Reparatur und das Aufpolstern des Fahrersitzes werden – das steht auch ganz weit oben auf der To-Do-Liste. Im gleichen Zug könnte ich vielleicht auch einmal schauen, wie man den Innenraum noch etwas dämmen kann. Und ansonsten? Ansonsten werde ich das Auto einfach nur fahren und genießen.

Denn genau dafür wurde es gebaut.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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