Über mehrere Monate hinweg habe ich an dem hinteren, linken Radlauf gearbeitet. Heute möchte ich euch zeigen, wie ich immerhin die Baustelle endlich abgeschlossen habe.
Gut Ding will Weile haben.
Wenn ihr schraubt oder auch schon einmal ein Auto restauriert habt, dann kennt ihr das. Im Fernsehen werden Auto in fünfundvierzig Minuten von einer schrottreifen Möhre in ein Showcar verwandelt und scheinbar scheint weder etwas schief zu gehen, noch scheinen die Leute zwischendurch einmal zu schlafen oder zu essen. Ich glaube, ich muss euch nicht verraten, dass die Realität ein bisschen anders aussieht. Zumindest, wenn ihr die Geschichte von Hein verfolgt, dann wisst ihr: Es kommt manchmal auch etwas dazwischen. Sei es Urlaub, Arbeit, Warten auf Ersatzteile oder einfach keine Lust – all das sind Faktoren, die so eine Restauration echt in die Länge ziehen können. Warum ich euch das alles erzähle? Naja, ich versuche mich gerade ein bisschen rechtzufertigen, warum ich am hinteren, linken Radlauf von Hein einige Monate gearbeitet habe.
Ich habe gerade noch einmal nachgeschaut. Im Juli 2021 bin ich mit der Baustelle angefangen – und fertig hatte ich sie im März 2022. Das sind (falls ich richtig gerechnet habe) acht Monate. Eine echt lange Zeit – fast schon peinlich. Aber hey – immerhin ist es jetzt wieder Juli und ziemlich genau ein Jahr nach dem Beginn der Baustelle zeige ich euch das Resultat. Watt’n Schrauber – immer up-to-date 😉 . Aber bevor ich euch das fertige Ergebnis zeige, möchte ich euch noch einmal da abholen, wo ich in der letzten Geschichte aufgehört habe: Der Innenradlauf war fertig und schick, nun ging es mit dem Außenradlauf weiter. Das war tatsächlich einer der für mich bisher kribbelstigen Aufgaben an Hein.
Die Ausgangsbasis
Da ist er – in seiner ganzen Pracht. Der reparierte Außenradlauf. Das Klebeband dort am Seitenteil habe ich aufgeklebt, um mit meinem Stift auf der Karosserie schreiben zu können. Die Kontur, die dort aufgezeichnet ist, ist die Kontur vom Reparaturblech für den Außenradlauf. Hätte ich mir richtig Arbeit sparen wollen, hätte ich dort einfach den Cut gemacht und das Blech angeschweißt. Wollte ich aber nicht. Zum einen ist das Blech, was ich für den Radlauf hatte, ein „Aufsetzblech“. Das heißt, dass das Blech einen Ticken zu groß ist und auf das originale Blech „aufgesetzt“ werden kann. Das wollte ich aber nicht machen, sondern das Blech so anpassen, dass ich es auf Stoß einschweißen konnte. Zum anderen wäre die Position dort etwas doof gewesen. Dort ist das Blech nämlich ziemlich dünn und instabil und könnte sich so beim Schweißen leider verziehen.
Auf dem Bild kann man ein bisschen besser sehen, was ich meine. Dort habe ich die Konturen der Schnittkante, an denen der originale Radlauf von mir ausgeschnitten wurde, auf das Reparaturblech übertragen. Zumindest grob – denn gemessen habe ich erst im nächsten Schritt. Für diese Schnittkante habe ich mich tatsächlich bewusst entschieden. So ein Radlauf bei einem W124 wölbt sich ein wenig nach außen – auch wenn es kein 500E, sondern nur ein alter Siebthand-230E ist. Und diese Wölbung sorgt dafür, dass das Blech ein bisschen stabiler ist – und sich somit auch nicht so leicht verzieht. Zumindest war das meine Theorie. Ob es geklappt hat, könnt ihr weiter unten nachlesen.
Vorbereitung ist alles!
Wenn ihr von den Zahlen und Strichen auf dem Radlauf etwas verwirrt seid – macht nix. Das war ich auch ein bisschen. Eigentlich habe ich dort nur (sicherheitshalber) den Abstand von der Kante des Blechs bis zur benötigten Schnittkante gemessen und die Zahlen drangeschrieben, um es später noch einmal zu kontrollieren, bevor ich alles kaputtschneide. Es ist immer leichter, etwas abzuschneiden als etwas anzukleben. Irgendwann blieb mir dann aber tatsächlich nichts anderes mehr übrig, als den Trennschleifer anzuwerfen. Und tatsächlich war ich davor echt nervös. Ich wollte diese Baustelle unbedingt abschließen – und nochmal ein neues Reparaturblech kaufen wollte ich auch nicht. Trotzdem habe ich möglichst nicht gezittert, als ich die Flex zum ersten Schnitt ansetzte.
Irgendwie schreibe ich hier so, als hätte ich auch nur irgendeine Ahnung, was ich da tue. Habe ich aber gar nicht. Ich habe vorher noch nie einen Radlauf eingeschweißt. Ich habe es nun einfach so gemacht, wie es sich für mich als richtig anfühlt. Falls ihr Ideen habt, wie das an der anderen Seite besser und einfacher geht – schreibt mir gerne einen Kommentar. Ich bin für alle Tipps und Tricks echt dankbar. Hier links könnt ihr sehen, warum ich immer Stück für Stück gemessen habe. Ich habe echt immer diese kleinen Fetzen nach und nach abgeschnitten, um den Radlauf möglichst gut anzupassen. Das hat zwar echt Zeit gekostet, aber eigentlich relativ gut funktioniert. Man braucht halt Geduld – aber das ist bei so einer Wiederbelebung eines Autos sowieso immer ganz gut, wenn man nicht so schnell ausrastet. Ansonsten würde so etwas hier auch nerven:
Kein Puzzleteil
Auf dem Foto ist das vielleicht ein bisschen schwer zu erkennen – aber die Kante im eigentlich Radlauf passte nicht zur Kante im Reparaturblech. Deshalb musste ich diese schraffierte Stück dort rausschneiden. Zumindest war das so meine Vermutung – da habe ich tatsächlich wieder mit Augenmaß gearbeitet, auch wenn es beim letzten Mal ein bisschen in die Hose ging. Aber hey – dieses Mal hat es ganz gut geklappt. Kurz ein Stück rausgetrennt und wieder verschweißt – und schon fluchtete die Kante. Was man von der Wölbung nicht so ganz sagen kann. Wie ich das gelöst habe, könnt ihr im Video sehen, was ich unten reinstelle. Wie auch die ganze Radlaufaktion. Achja – nach dieser kurzen Anpassung blieb mir nichts anderes mehr übrig, als das Schweißgerät anzufeuern. Und das habe ich auch gemacht.
Als erstes habe ich das Blech vorsichtig in Position gebracht und Stück für Stück angepunktet. Hier seht ihr tatsächlich den zweiten Versuch – beim ersten Versuch ist mir das Blech etwas verrutscht. Zum Glück gibt es eine Flex. Ich habe das Blech so angepunktet, um möglichst wenig Hitze ins Blech zu bekommen, um Verzug zu verhindern. Und deshalb sah die fertige Schweißnaht auch so aus wie auf dem Bild hier links. Ich weiß – Schweißnähte im Internet zeigen ist immer gefährlich. Wahrscheinlich haben jetzt schon zehn Leute geschrieben, dass ich das gefälligst durchgängig hätte schweißen sollen. Und nochmal zehn haben geschreiben, dass auch das alles Quatsch wäre und Poppnieten die richtige Wahl. Was wirklich richtig ist? Keine Ahnung. Aber zumindest so habe ich tatsächlich keinen Verzug ins Blech bekommen. Und wie genau ich geschweißt habe, könnt ihr abschließend wieder in diesem kleinen Video sehen:
Tatsächlich. Das war es mit dieser Baustelle von Hein. Der Radlauf an der linken Seite ist fix und fertig. Naja, zumindest habe ich ihn danach noch etwas versiegelt und grundiert, damit ich nicht in einigen Jahren den gleichen Mist von vorne anfangen muss. Einmal reicht mir diese Arbeit dann doch erstmal. Aber ich bin tatsächlich eigentlich ganz zufrieden, wie das mit dem Radlauf so abgelaufen ist. Es hat zwar lange gedauert, aber das Ergebnis gefällt mir ganz gut. Natürlich kann man meine Arbeit nicht mit der eines Profis vergleichen. Aber tatsächlich bin ich für einen Erstversuch tatsächlich schon ein bisschen stolz darauf. Aber zumindest kann ich an Hein noch ein bisschen üben. Ich habe ja schließlich noch die andere Seite. Und ein großes Loch im Unterboden. Achja – und die Hinterachse ist inzwischen auch nicht mehr an ihrem Platz. Es wird also mir noch hoffentlich euch in nächster Zeit langweilig werden.
Hein hat noch so einige Überraschungen parat.
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