Projekt LowBudget-Benz – Teil 7: Katastrophe

Oder auch: Vom Regen in die Traufe. Das beschreibt meine Beziehung zu Hein ganz gut. Heute: Wie aus der Reparatur des Innenradlaufs ein Großprojekt wurde. Wieder einmal.

Seit April wartet ihr.

Oder auch nicht. Aber zumindest habe ich euch im April das letzte Mal ein Update zu Hein, meinem alten Mercedes 230E der Baureihe W124 gegeben. Wird ja nun mal echt wieder Zeit, denn tatsächlich ist an dem alten Kahn einiges passiert. Und er hat mich oft überrascht. Nur leider waren das keine tollen Überraschungen, sondern eher Katastrophen. Und um eine dieser Katastrophen soll es heute gehen. Könnt ihr euch an die letzte Geschichte erinnern? Da habe ich mit dem Radlauf hinten links angefangen und ganz viel Pfusch, Murks und Rost gefunden. Und genau an der Stelle möchte ich euch heute mitnehmen. Bevor ich den äußeren Radlauf einschweißen konnte, musste ich erst einmal den Innenradlauf reparieren. Und das führte zu… äh… nein. Ich fange mal von vorne an.

Was ihr da seht, ist nicht nur das Ergebnis von 32 Jahren Lebenszeit, sondern auch das Ergebnis von gepfuschten Reparaturen. An diesen Stellen hatte jemand schon vor einigen Jahren Roststellen „repariert“, in dem er einfach ein Blech mit Gummi angeklebt hatte. Wie wir aber hoffentlich alle wissen, speichert Gummi Feuchtigkeit – und Feuchtigkeit und Rost sorgen für noch mehr Rost. Und so konnte ich nicht nur den Außenradlauf mit der bloßen Hand rausbrechen, auch der Innenradlauf kam gleich hinterher. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht tierisch geärgert hat. Also bestellte ich mir gleich noch einmal zwei Innenradläufe (Die andere Seite sieht nicht besser aus) und machte mich an die Arbeit.

Tschüss, Rost!

Eine der schlimmsten Ecken war tatsächlich die hintere Ecke des Radlaufs, also praktisch die Ecke, in der sich die Heckstoßstange und der Radlauf treffen. Dort gab es (ab Werk) eine Gummibeschichtung, die wohl über die Jahre etwas porös wurde und Dreck und Spritzwasser taten ihr übriges. Die Ecke war noch so stabil wie Knäckebrot. Anstatt den Innenradlauf komplett zu ersetzen, entschied ich mich dazu, die noch stabilen Partien stehen zu lassen und tatsächlich nur vergammelten Stellen zu ersetzen. Ein Fehler? Vielleicht. Es war nämlich echt viel Aufwand. Aber ich bereue trotzdem nichts – die Innenradläufe, die es als Reparaturbleche gibt, sind nicht sonderlich toll gearbeitet. Und da hätte ich wohl von der Passgenauigkeit her mehr Probleme bekommen. Glaube ich.

Zumindest habe ich so die hintere Ecke und auch ein Loch repariert, das etwas dichter an der Tür war. Davon habe ich entweder keine Bilder gemacht – oder sie sind mir tatsächlich verloren gegangen. Schade – aber ihr könnt es ja erkennen. Auch, dass meine Schweißpunkte etwas dick geworden sind. Die sind hier auf dem Bild noch nicht verschliffen. Aber meckern dürft ihr trotzdem gerne, ich habe euch trotzdem lieb. Und wenn ihr euch fragt, warum ich das vordere Loch da aus zwei Teilen repariert habe – ich sollte mich einfach nicht auf mein Augenmaß verlassen. Kleine Notiz an mich, die ich sowieso bald wieder vergessen habe. Ich kenne mich doch.

Doch mein Augenmaß war das kleinste Problem.

Das hier war ein viel größeres. Erkennt ihr, wo das ist? Das ist praktisch das Schwellerende, zum Radlauf hin. Und das, was ihr dort seht, ist erst aufgetaucht, als ich nach gesundem Blech gesucht und den Unterbodenschutz entfernt habe. Und nein, das ist nicht original – da wurde mal so richtig gepfuscht. Das Blech dort war nicht mehr nur zweilagig, wie es original ist, sondern sogar vierlagig. Wohl einer der Nachteile, wenn man sich ein Auto kauft, das zum Rosten neigt – man findet immer mehr alten Pfusch, der einen zurückwirft. Und das hier war echt eine doofe Stelle. Aber ich zeige sie euch einmal weggeschnitten:

Es ist ein bisschen schwer zu erklären, was ihr dort sehen könnt. Diese braune Kante unten ist das Ende der Schwellerunterseite. Der kleine Fetzen Blech dort, der diese braune Kante noch mit dem hellen Radkasten verbindet, ist eigentlich ein Falz. Ein Falz, an der der Innenradlauf auf den Radkasten trifft. Und wenn ihr an der rechten Schnittkante schaut, seht ihr einen Spalt. Dort hatten sich die beiden Schwellerhälften getrennt. Und wenn ihr jetzt noch nicht verwirrt seid, dann solltet ihr vielleicht mal Panzerknacker werden. Oder andere Sachen, bei denen man komplizierte Dinge schnell lösen kann. Auf jeden Fall musste ich erst einmal den Schweller reparieren, bevor ich da weitermachen konnte. Und das Ergebnis davon sah so aus:

Schnipp, schnapp, Radlauf ab.

Da schien der Blitz etwas geblendet zu haben. Den Schweller habe ich wieder zusammengeschweißt und dann alles fett mit Owatrol versiegelt und anschließend auslackiert. Da sollte wirklich nichts mehr rosten – auch wenn Mercedes ab Werk da schon mehrlagige Bleche hat. Bevor ich das Loch unten nun zuschweißen konnte, musste aber erst einmal der Innenradlauf wieder ganz gemacht werden – ansonsten hätte ich nicht gewusst, wie groß das Blech für das neue Blech unten sein sollte. Oder so. Ihr wisst, was ich meine – glaube ich. Das Reparaturblech habe ich ungefähr passend ausgeschnitten – und schon konnte die Schweißerei losgehen. Natürlich habe ich auch ein Bild vom Ergebnis für euch:

Da seht ihr den angeschweißen Außenradlauf – natürlich habe ich den auf Stoß eingeschweißt, nicht überlappend. Noch mehr Rostherde wollte ich mir auch da nicht einbauen. Leider war die Passgenauigkeit nicht allzu cool – deshalb musste ich die untere Kante da zum Schweller noch anpassen. Davon habe ich irgendwie keine Fotos gemacht. Das Stück ließ sich tatsächlich relativ easy anschweißen, ich hatte wohl gute Vorarbeit geleistet. Ausnahmsweise. Als nächstes musste ich das Loch im Schwellerende noch schließen. Und anstatt euch das jetzt Stück für Stück zu zeigen, könnt ihr euch wieder ein kleines Video anschauen, in dem ich unter anderem auch da eine kleine Anleitung gemacht habe. Aber auch das ganze Ausmaß an Rost könnt ihr euch dort angucken…

Wenn der braune Eisenbeißer nagt… naja. Ihr seht: Es war viel Arbeit, den Innenradlauf von Hein wieder zu reparieren. Und das schönste? Auf der anderen Seite habe ich die gleiche Aufgabe auch noch einmal vor mir. Aber vorher muss ich die Hinterachse überholen. Und ein großes Loch in einem Schweller schweißen. Und die Heckscheibe rausnehmen und… ach. Hein ist noch wirklich viel Arbeit. Und ich glaube auch nicht, dass ich ihn dieses Jahr fertig bekomme – aber wisst ihr was? Es macht ja gar nichts, ich habe ja schließlich echt Zeit. Beim nächsten Mal werde ich euch aber erst einmal erzählen, wie ich den Außenradlauf wieder komplettiert habe. Das war nämlich auch nicht so ganz einfach – auch hier wollte ich nicht überlappen, sondern auf Stoß schweißen. Und das hieß eine Menge Arbeit. Und bis ihr das sehen könnt, müsst ihr nicht wieder solange warten, das schwöre ich euch.

Außerdem muss Hein ja fertig, bevor er neue Löcher entwickelt.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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