Es geht wieder los! In nächsten Monaten wird wieder geschweißt, geschraubt und geflucht. Okay, ein wirklich ganz neues Projekt ist es nicht: Hein soll ein neues Leben bekommen.
„Jetzt ist er ganz durchgedreht.“
Ich weiß jetzt schon, wie die Kommentare auf den sozialen Medien aussehen werden. „Warum machst du nicht ein schönes Auto wieder fit?“, „Du willst Hein retten? Ernsthaft? Die Schrottmöhre?“ oder „Jetzt schmeiß das Ding endlich weg!“ werden die immer nörgelnden Pessimisten schreiben, deren Glas immer halb leer und nicht halb voll ist. Aber sollen sie ruhig. Für mich ist das sogar noch ein Grund mehr, meiner alten, rostigen und zickigen Schwaben-Diva ein neues Leben zu verpassen 😉. Aber natürlich starte ich das Projekt nicht (nur), um olle Motzpötte zu ärgern – die Hauptbeweggründe sind andere. Und falls ihr euch nun freut, dass ich endlich erkannt habe, was für ein tolles Auto so ein W124 ist, dann mag ich euch kurz meinen kleinen Artikel „Ein Jahr Show und Sch… Hein“ ans Herz legen. Meine Meinung über die Baureihe hat sich auch zwei Jahre später nicht geändert. Es sind gute Autos, aber auch eindeutig überbewertet.
Also, warum will ich das Auto nun wieder fitmachen, das mich bisher noch mehr Nerven gekostet hat als ein zusammengerotteter Buckelvolvo und dass es noch nie vier Wochen am Stück durchgehalten hat, ohne kaputtzugehen? Das hat drei Gründe. Grund 1 ist eindeutig die Alltagstauglichkeit. Hein ist eigentlich noch ein wirklich toller Dailydriver. Er ist leise und gemütlich, kann super Anhänger ziehen, ist mir bei Schietwetter nicht zu schade – und wenn ich ihn irgendwo parke, mache ich mir nicht andauernd sorgen. So wie bei Elsa. OderHenkelmännchen. Der zweite Grund sind die Ersatzteilpreise. Die meisten Ersatzteile für den alten Daimler sind wirklich günstig. Und Grund 3: Er ist alt, kaputt und ich besitze ihn schon. Und warum das nun ein guter Grund ist, möchte ich euch ganz kurz ein bisschen ausführlicher erklären. Keine Sorge – es wird kein ewiges Referat.
Learning by doing!
Wer hier schon länger mitliest, der wird es wohl schon mitbekommen haben. Für alle die neu hier sind – Moin, ich bin Lars und ich schraube gerne an Autos. Alles, was ich so über Autos und Technik weiß, habe ich mir mehr oder weniger selbst beigebracht. Ich hatte da noch nie wirklich Berührungsängste und habe immer einfach draufzugearbeitet. Entweder habe ich die Funktionsweise gelernt, während ich alles auseinandergebaut habe oder habe einfach Leute nach Hilfe gefragt, wenn ich nicht weiterkam. So ist Elsa wieder auf die Straße gekommen und so wird auch mein Fuhrpark am Laufen gehalten. Müsste ich alles in die Werkstatt bringen, würde ich ganz sicher nur ein Auto fahren und jeden Tag nur trockenes Knäckebrot essen. Schon länger wollte ich meine Karosseriebaufähigkeiten etwas ausbauen – und mich auch einmal als Lackierer ausprobieren. Immer mal wieder habe ich nach einem passenden Opfer gesucht, doch nie war wirklich etwas dabei, was mir gefiel oder bezahlbar war.
Und dann fiel mir Hein ein. Also nicht, dass ich ihn irgendwo vergessen hatte – so verplant bin ich dann doch nicht. Als ich letzten Sommer mit Hein fuhr und wusste, dass er die nächste Hauptuntersuchung nicht so einfach bestehen würde, wusste ich noch nicht so genau, was ich tun sollte. Sollte ich ihn in Einzelteilen verkaufen und den Rest wegwerfen? Dafür fuhr er mir noch zu gut. Noch einmal billig über den TÜV braten? Das wäre Pfusch und Pfusch mag ich nicht. Also überlegte ich, ihn erst einmal wegzustellen. Total bescheuert – denn Hein wäre nicht das erste Auto, das so einen langsamen Tod stirbt. Als ihn dann doch einmal in der Werkstatt meines Vertrauens zur Durchsicht hatte und die ganz erstaunt waren, wie gut Hein untenrum eigentlich noch ist, fiel es mir wie Schuppen von den Augen (Anscheinend brauch ich da etwas länger dafür…): Hein ist das perfekte Übungsobjekt für mich!
Rust’n’Roll!
Hein ist und wird auch niemals ein Sammlerstück werden – schon gar nicht mit sieben Vorbesitzern und fast 300 000 Kilometern auf dem Tacho. Zudem hat er dazu auch einfach zu wenig Ausstattung. Wenn das Karosseriezinn also nach drei Monaten wieder abfällt, der Lack Blasen schlägt oder einige Karosseriearbeiten nicht ganz so tipptopp werden, weil ich daran halt noch übe – dann ist es so. Dann habe ich zumindest keinen seltenen und tollen Oldtimer kaputtgemacht, sondern nur einen ollen 124er Mercedes, die zwar auch eine große Fangemeinde haben und langsam im Preis anziehen, aber auch noch zur Genüge weggeschmissen werden. Und so ein Kandidat wäre Hein ja eigentlich auch – denn die To-Do-Liste an dem alten Kahn ist wirklich lang. Doch anstatt euch nun alles aufzulisten und per Fotos zu zeigen, was an Hein so zu tun ist, zeige ich es euch einfach mal per Video. Viele von euch werden schockiert sein, wie norddeutsch ich mich anhöre – aber hey. Watt’n Schrauber in den Alpen wäre ja auch komisch, oder? Ich wünsche euch viel Spaß!
Jaa, ich weiß. Vielen von euch gefällt der alte Benz nicht und hätten sich lieber ein anderes Projekt gewünscht – aber ich habe einfach nicht den Kontostand, um euch eure Träume zu erfüllen. Und erst einmal sind dann auch meine dran! Wenn ihr mir ein anderes Auto kauft und auf den Hof stellt, könnt ihr aber gerne mitreden. So nicht – zum Glück. Ansonsten müsste ich Hein auch noch die Gullideckelfelgen montieren 😉. Mein Plan ist es, euch wieder Tagebuch-artig mitzunehmen und euch Stück für Stück alle Erfolge, Katastrophen und Fehler zu zeigen. Ungeschönt und ehrlich. Ich würde mich freuen, wenn ihr Lust habt und mir ein wenig über die Schulter gucken werdet. Watt’n Schrauber ist immer noch eine Art Tagebuch, in denen ich alle Erinnerungen rund um das Thema Auto festhalte.
Vielleicht werde ich also in ein paar Monaten auf diesen Beitrag zurückschauen und denken: „Hättest du das mal lieber nicht gemacht.“
Ich könnte es mir vorstellen.
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