Projekt LowBudgetBenz – Teil 4: Auf Stoß geht’s los!

Weg mit dem Pfusch! Heute geht es dem Rost von Hein an den Kragen. Zeit wird es!Heute: Ein kaputtes Schweißgerät, viel Kleber und sprudelndes Scheibenwaschwasser.

„Zeitwertgerechte Reparatur“

Ich glaube, es gibt keinen Autoschrauber, dem diese Worte nicht die Fußnägel aufrollen lassen. Eine „zeitwertgerechte“ Reparatur ist nämlich eigentlich nur eine nette Umschreibung für schlechten Pfusch. Und um schlechten Pfusch geht es heute auch in dieser Geschichte. Wie ihr vielleicht wisst, habe ich meinen alten 124er Mercedes „Hein“ gerade auf dem OP-Tisch. Der alte Kahn hätte die HU nicht mehr bestanden, der Rost nagte an allen Ecken und Kanten und die 31 Jahre merkte man ihm zum Schluss auch schon sehr an. Anstatt ihn zu schlachten, entschied ich mich, ihn als Lernobjekt zu nutzen und werde mich in den kommenden Monaten an ihm als Karosseriebauer, Mechaniker und Lackierer versuchen und hoffentlich viel dazulernen. Aber das könnt ihr auch alles noch einmal in Teil 1 und Teil 2 nachlesen. Im dritten Teil ging es dann mit der eigentlichen Arbeit los – die Aufhübschung des Motorraums. Die To-Do-Liste sah so aus:

  • Rostloch unter Wischwasserbehälter schweißen
  • Rost an der Innenseite der Motorhaube entfernen
  • Innenseite der Motorhaube neu lackieren
  • Motordämmatte ankleben
  • Luftfilterdeckel lackieren
  • Motorraum aufhübschen und putzen

Die durchgestrichenen Teile hatte ich im dritten Teil schon erledigt – heute soll es um den ersten Punkt auf der Liste gehen. Blecharbeiten stehen bei Hein ja recht viele an und ich dachte mir, dass das Blech unter dem Wischwasserbehälter ein super Startprojekt wäre. Zum einen konnte ich das von oben schweißen, ohne, dass mir andauernd Schweißperlen ins Gesicht fallen würden, zum anderen könnte ich mich so am Dengeln von Reparaturblechen üben. Dachte ich. Ein bisschen anders kam es dann doch. Doch bevor ich damit anfing, musste erst einmal der Wischwasserbehälter raus. Und wenn man von zwei Muttern, die den Behälter an zwei Stehbolzen festhalten (wovon mir einer natürlich abriss) absieht, ist nur noch der Wasserstandssensor und die die Scheibenwaschpumpe am Behälter fest. Und als ich den Stecker von der Scheibenwaschpumpe abziehen wollte, zog ich die Pumpe raus und überall sprudelte das Scheibenklar hin. So bindet man wohl Staub ab…

Schwimmflügel an und weiter geht’s!

Aber egal. Aufgeregt habe ich mich darüber nicht – schließlich habe ich ja sogar das Seepferdchen und das Wasser war auch recht schnell wieder verdunstet. Je genauer ich mir die alte Reparatur unter dem Wischwasserbehälter ansah, desto unsicherer war ich mir, ob ich das Blech wirklich selbst dengeln sollte. Da war nämlich nicht nur nur das glatte „Bodenstück“ weggefault, sondern auch die vielen Rundungen des Doms und der Stehbleche. Kurz dachte ich daran, das Blech zu stückeln – aber gleichzeitig empfand ich das auch als keine so gute Idee. Sollte ich wirklich einmal einen Unfall mit Hein haben (Was ich nicht hoffe!), wäre die Ecke so als Knautschzone nicht ganz so unwichtig. Und wenn dann da mehrere Schweißnähte in der Ecke wären, die ja etwas poröser sind als normales Blech, wäre Hein da nicht mehr so stabil. Außerdem kostete das Reparaturblech nur 53€. Ich sah, ich klickte, ich kaufte.

Ein paar Tage später kam das Reparaturblech an. Schön groß, oder? Dachte ich auch, als ich es auspackte. Viel Blech für das Geld. Schade eigentlich, dass ich gar nicht so viel brauchte, aber ich wollte nicht mehr ersetzen, als unbedingt nötig tat. Dann war es eigentlich mein Plan, eine Pappschablone der kaputten Stelle anzufertigen, dann das Blech aus dem Reparaturblech auszuschneiden, die rottigen Sachen herauszutrennen – und dann alles zusammenzuschweißen. Doch da habe ich nicht so den Plan mit dem Menschen gemacht, der die letzte Reparatur eingeklebt hat – weil das war richtiger Pfusch. Das Blech war grob in Form gedengelt und mit ein paar Punkten über das durchgerostete Originalblech „drübergeklebt“. Und als Garnitur wurde noch alles dick mit Dichtmasse (auf dem blanken Blech) zugeschmiert. In all den Jahren hatte der Rost zwischen den beiden Blechen natürlich weiterhin fleißig gearbeitet – und alles war rott. Kurz wollte ich verzweifeln und Hein einstampfen lassen – aber aufgeben gilt nicht. Herausforderungen sind da, um gemeistert zu werden.

Und so lasset die Funken fliegen!

Ich arbeite ja gerne mit dünnen Trennscheiben. Da ist die Gefahr zwar größer, dass die zerspringen können (Notiz an mich: Such den Komplett-Gesichtschutz, Lars!), aber man kann ja viel genauer schneiden. Und genau das tat ich auch. Der ganze rotte Mist musste raus, bis ich nur noch gesundes Blech an den Schnittkanten hatte. Das kam mir ein bisschen vor wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen – aber irgendwann wurde ich tatsächlich fündig. Den ganzen Rost und Dreck habe ich übrigens aufgehoben. Ich will einmal wissen, wie viele Kilo Rost und Dreck ich schlussendlich aus Hein herausgeschnitten und ersetzt habe. Nachdem ich alles rausgeschnitten hatte, habe ich angefangen zu messen, um das Reparaturblech langsam anzupassen. Ich wollte auf keinen Fall zu viel abschneiden, weil abschneiden ja viel leichter ist, als wieder etwas anzuschweißen. Hat natürlich nicht geklappt – aber das hätte ich euch wohl gar nicht sagen brauchen.

Wie ihr auf den vier Bildern sehen könnt, hab ich das Blech Stück für Stück ausgemessen, zurechtgeschnitten, wieder ausgemessen und wieder zurechtgeschnitten – bis es ungefähr passte. Ich wollte das Blech hier nicht überlappend schweißen, weil ich mir dachte, dass das bloß wieder eine Quelle für Rost sein könnte – und das kann ein Mercedes auch schon von alleine, dabei brauche ich ihm nicht mehr helfen. Das Zurechtschneiden hat ungefähr zwei Feierabende gedauert – ich habe mir Zeit gelassen. Ich wollte es auf alle Fälle vermeiden, zu viel abzuschneiden. Habe ich aber natürlich trotzdem geschafft. Aber egal. Befestigt habe ich das Blech mit ein paar Schweißklammern, die ich mir extra gekauft hatte. Die sind extra für Stoß-Schweißarbeiten gebaut und funktionieren echt super. Später habe ich daran an dem Loch für den Wischwasserbehälter auch immer die Masseklemme angemacht. Wenn ihr wollt, stelle ich euch die Klammern auch gerne einmal genauer vor.

Punkt für Punkt.

Für Schweißer ist „Malen nach Zahlen“ wohl eher „Schweißen nach Punkten“, oder? Zumindest habe ich das gemacht. Punkt für Punkt habe ich das Blech eingeschweißt. Immer an gegenüberliegenden Stellen, um nicht zu viel Hitze in das Blech zu bekommen. Und um die Hitze schneller aus dem Blech zu kriegen, habe ich nach den Schweißpunkten immer ein Stück Messing auf das Blech gelegt. Und das scheint gut geklappt zu haben – denn verzogen hat sich nichts. Obwohl ich noch ein bisschen an der Einstellung meines neuen Schweißgeräts arbeiten muss. Achja – das habe ich ja noch gar nicht erzählt. Mein altes Schweißgerät, das Elsa, auch schon einmal Hein und Henkelmännchen geschweißt hat, hat seinen Geist aufgegeben. Vor 8 Jahren fand mein Vater es am Sperrmüll und es hat uns wirklich noch treue Dienste geleistet. Ganz aufgeben wollen wir es noch nicht – vielleicht lässt es sich noch reparieren. Aber für die Blecharbeiten an Hein wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und kaufte ein neues. 420€, brandneu, sieben Jahre Garantie und herunterregelbar auf 30 Ampere. Sollte für meine Zwecke durchaus reichen.

Als das Blech fertig eingeschweißt war, habe ich es dann noch grundiert, gespachtelt und anschließend lackiert. Besonders die Spachtelarbeiten haben relativ lange gedauert. Jeder Lackierer wird wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen bei der Schmiererei, die ich da oben fabriziert habe – aber da fehlt mir wohl einfach noch die Übung. Mehrere Abende habe ich an dem Blech geschliffen und gespachtelt, bis ich damit einigermaßen zufrieden war. Das Ergebnis ist natürlich nicht perfekt geworden – aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Lackiert habe ich die Oberseite übrigens mit einer Spraydose, die Unterseite mit Asinol. Das ist Lack aus dem landwirtschaftlichen Bereich, der auch bei Elsa am Unterboden super seinen Dienst macht. Das wird schlussendlich dann noch mit ordentlich Fett eingesprüht (das mache ich bei meinen Autos jährlich) und dann sollte das auch für die nächsten Jahrzehnte halten.  Achja – ein Video von der ganzen Aktion habe ich auch wieder gedreht, vielleicht wollt ihr mir bei der Arbeit ja noch einmal wieder zu sehen:

Abgehakt!

Die erste, große Baustelle an Hein ist nun fertig – der Wischwasserbehälter ist wieder an Ort und Stelle. Vor dem Einbau habe ich den natürlich noch fleißig geschrubbt, denn ich habe mir vorgenommen, an Hein weder dreckige noch rostige Bauteile anzubauen. Das Loch in dem Blech bekam noch eine neue Tülle und die Wischwasserpumpe eine neue Dichtung, damit nicht wieder alles unter Wasser gesetzt wird. 2,13 Euro hat die gekostet – direkt bei Mercedes-Benz. Die nächste Baustelle wird nun die vordere, rechte Wagenheberaufnahme sein. Die ist auch stärker vom Rost befallen, als ich ursprünglich dachte – und deshalb habe ich mir da nun auch ein Reparaturblech bestellt. Ebenfalls für 50€. So langsam wird aus Hein nun tatsächlich wieder ein Auto. Zumindest vorne.

Das Heck ist noch eine ganz andere Geschichte…

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
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