LowBudgetBenz – Teil 15: (Wieder) Auf Achse!

Was länge währt, wird endlich gut – oder so. Ich sollte mal mit diesen Sprüchen aufhören. Heute geht es aber tatsächlich weiter mit Heins Hinterachse. Die soll wieder unters Auto…

Wie ein Kaugummi.

Ich habe es ja schon in der letzten Geschichte erwähnt. Die Geschichte von Heins Hinterachse hat sich über ein Jahr lang gezogen. Das war so nicht geplant. Aber es war ja eigentlich auch nicht geplant, dass ich dem alten Kahn eine neue Hinterachsaufnahme einschweißen musste. Und ich somit die Hinterachse zum Sandstrahlen bringen musste. Und dann war da noch überall Flugrost am Unterboden, der Stabi wollte nicht so wirklich raus – und ein Teil vom Schwellerende musste ich auch noch reparieren. Zwischendurch musste ich dann auch noch arbeiten, habe Henkelmännchen die Kolben gezogen in der Hoffnung auf eine schnelle Reparatur (War es nicht), hab mich gesundheitlich ein paar Mal ausgeknockt – und geschlafen habe ich zwischendurch auch noch. So ist das manchmal mit Projekten. Wenn ich konzentriert dabei gewesen wäre, wäre ich vielleicht in zwei, drei Wochen fertig geworden. Und so? So hat es fast ein Jahr gedauert.

Aber diesen Sommer (Das, was ich euch hier berichte, ist inzwischen auch fast ein halbes Jahr her) hatte ich endgültig die Nase voll. Hein stand wie ein Mahnmal in der Garage aufgebockt und konnte nicht einen Meter rollen. Watt’n Mist. Zudem war mir die Beleuchtung in der Garage schon lange ein Dorn im Auge. Da mussten mehr Lampen hin. Am besten LED und schön hell, damit ich die nächsten Schweißarbeiten anfassen konnte. Aber um an die Decke zu kommen, musste Hein raus. Ihr seht schon – es lief immer auf das Gleiche hinaus: Hein musste wieder auf die Räder. Und das so schnell wie möglich. Und so kam es, dass ich erst das Differential neu abdichtete – und mich dann an den Zusammenbau der Achse machte. Alle neuen Teile hatte ich mir dafür schon 2020 besorgt, bevor ich Hein überhaupt zerlegt habe. Zum Glück – inzwischen ist der Strebensatz deutlich teurer.

Es kommt zusammen, was zusammengehört.

Hmmm… ja. Ich weiß gar nicht so genau, was ich euch erzählen soll. Ich habe das Differential wieder in den Achskörper gesetzt und mit dem richtigen Drehmoment festgeschraubt, dann auf die Antriebswelle die Radnabe gesetzt – und die neuen Streben an die Orte gebaut, an denen vorher gleichaussehende, aber rostige Streben gesessen haben. Ist jetzt tatsächlich nicht so spannend – und keine Ahnung, wie ich das ausschmücken soll. Es gab weder Drama, noch hat irgendetwas nicht gepasst und es fiel auch nichts beim Anschauen auseinander. Wenn man gute Teile kauft (Und das habe ich, ich will die Arbeit nicht so schnell noch einmal machen), dann läuft einem die Arbeit auch leicht von der Hand. Also, wenn man erst einmal das Zerlegen überstanden hat. Mit all den vergammelten Schrauben, dem Roststaub in den Augen und dem Dreck überall. Und im meinem Fall: Mit einigen Fingern wenigern an der Hand. Oder so.

Was noch fehlte, nachdem die eine Seite der Hinterachse fertig war, war ein Termin beim Friseur. Und das Überholen der anderen Seite. Tatsächlich werde ich euch das jetzt mal ein bisschen genauer zeigen. Es ist übrigens tatsächlich Absicht gewesen, dass ich die eine Seite noch unangetastet gelassen habe. So hatte ich noch (außer Bilder) ein reales, aber spiegelverkehrtes Vorbild. Und genau das galt es nun zu zerlegen. Und das… das war gar nicht so leicht. Ich weiß nicht, woran es liegt: Aber ich habe noch nie so viele festgerostete Schrauben erlebt, wie an Hein. Egal ob Volvo oder VW – bei beiden Marken gehen die Schrauben irgendwie deutlich leichter los als bei meinem alten Daimler. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber es gibt dafür ja ein Gegenmittel.

Funkenfliegen!

Jap – ich habe alle Schraubverbindungen einfach abgeflext. Das geht schneller, als da ewig zu versuchen, mit Hitze und Rostlösern zu arbeiten. Bei meinem Strebenkit von Lemförder sind außerdem neue Schrauben dabei gewesen. Ein bisschen tricky ist es bei dem unteren Querlenker, denn da ist nicht sonderlich viel Platz. Die habe ich tatsächlich versucht wie eine normale Schraubenverbindung zu lösen – aber ohne Erfolg. Also habe ich sie ganz, ganz vorsichtig und mit viel Gefühl (und noch mehr Glück) auch abgeflext. Es scheint die untere Querlenker der Hinterachse übrigens auch in nagelneu zu geben. Ich habe aber nur die Buchsen gekauft – das spart einige Taler. Und nachdem ich sie von dem Achsschenkel gelöst und entrostet hatte, konnte ich die neue Buchse einpressen.

Eigentlich gibt es zum Einpressen der Buchsen ein Spezialwerkzeug – und wenn ihr das wirklich richtig machen wollt, dann solltet ihr es euch auch kaufen. Mein Vater, der mir beim Einpressen geholfen hat, und ich sind einen anderen Weg gegangen. Mit einem abgeschnittenen Rohr, einem Radlagergehäuse eines Golf 4, einer abgedrehten Unterlegscheibe und einem Universal-Presswerkzeug geht das auch super. Übrigens gilt das nicht nur für die Buchse am unteren Querlenker. Auch die Buchse, die in dem Achsschenkel steckt, habe ich ungefähr so eingepresst. Ein paar Unterlegscheiben hier und da waren anders, aber es hat trotzdem geklappt. Wer es aber richtig machen will, der kauft sich das Spezialwerkzeug. Oder leiht es sich irgendwo. Das geht deutlich schneller.

Hochzeit, die zweite

Bevor die Achse wieder an den Platz kommen konnte, musste ich noch einige Arbeiten erledigen. So habe ich nicht nur die Bremsleitungen entrostet, sondern auch den ganzen Unterboden blankgeschliffen und neu lackiert. Das hat gedauert… Dann mussten die Bremsleitungen wieder eingebaut werden – und damit ich nicht angeben kann, wie cool mein Unterboden nun aussieht, habe ich schlussendlich alles dick mit Seilfett vollgejaucht. Ich weiß, es sieht scheiße aus: Aber es schützt gegen Rost. Und wenn mein Mercedes etwas braucht, dann ist es Rostschutz. Noch einmal bekommt der alte Kahn garantiert nicht so eine Blechkur. Aber er wird in Zukunft auch nur noch gefahren, wenn kein Salz mehr auf der Straße liegt. Inzwischen steckt einfach zu viel Zeit in der Kiste.

Der letzte Schritt war dann der leichteste. Erst einmal zog ich noch alle Achslager so an, wie die Achse im eingefederten Zustand stehen würde, dann hob ich mit dem Werkstattkran die Achse von meiner Hebebühne auf zwei Möbelroller und positionierte sie unters Auto. Dann nahm ich meinen Lieblingswagenheber und pumpte die Achse hoch. Falsch – ich ließ sie hochpumpen. Mein Vater half mir wieder. Sie sollte ja schließlich auch wieder richtig sitzen. Um ehrlich zu sein: Etwas nervös war ich schon. Nervös, ob ich alles richtig zusammengebaut hätte, ob meine Schweißerei an der Achsaufnahme hält und auch, ob Hein nach über einem Jahr überhaupt noch richtig anspringen würde. So eine KE-Jetronic kann auf Standzeiten etwas zickig reagieren… Aber das war alles fast vergessen, als die neu gemachte Achse unter dem Auto hing. Mit dem richtigen Drehmoment angezogen, sicher und an ihrem Platz. Ihr glaubt nicht, wie ich mich gefreut habe!

Starten oder nicht starten?

Das war die Frage! Nachdem ich das Differential mit frischem Öl, die Kardanwelle wieder angeschlossen, die Benzinpumpe wieder eingebaut, die Bremsen montiert und entlüftet und die Reifen wieder draufgesteckt hatte, wollte ich natürlich auch wissen, ob der alte Kahn nach über einem Jahr Standzeit wieder anspringen würde. Ich hatte ja tatsächlich ein bisschen Zweifel – obwohl Hein eigentlich immer recht zuverlässig lief. Zumindest sprang der Motor immer an, der Rest war auch damals nicht ganz so zuverlässig. Ob Hein dieses Mal wieder ansprungen ist? Ich habe natürlich auch über diesen Schritt ein kleines Video gedreht. Schaut also selbst:

Ein bisschen laut, aber er lief. Tatsächlich. Hein war nach über einem Jahr wieder auf der Straße. Ich habe mich wirklich tierisch gefreut. Endlich war Hein kein aufgebocktes Mahnmal meiner fehlenden Zeit (und auch Motivation), sondern war wieder mobil. Und er lief! Das hat mich auf jeden Fall wieder mächtig gepusht, weiterzumachen. Und deshalb stand Hein nach dieser Baustelle auch fast ein halbes Jahr herum. Das lag aber nicht an Hein – es gab zu viele andere Baustellen. Aber unter anderem habe ich nun deutlich besseres Licht in der Garage. Und genau deshalb ging es letzte Woche auch weiter mit Hein. Aber das? Das erzähle ich euch nächste Woche. Ganz versprochen.

Dieses Mal warte ich kein halbes Jahr. Und auch kein ganzes.

[sharriff]

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert