LowBudgetBenz – Teil 16: Das Antennenloch

Es war schon ein Running Gag. Das Antennenloch bei meinem 124er Mercedes Hein. „Da boxe ich durch!“ oder „Hält das noch Fahrtwind aus?“ waren typische Kommentare….

Und gegen diese Kommentare wollte ich was tun.

Und musste es auch. Schaut euch doch mal das Antennenloch an. Ich war mir bei der Sache mit dem Fahrtwind am Ende von Heins aktiver Straßenkarriere echt nicht mehr sicher, der Rost rund um das Antennenloch sah schließlich schon echt gefährlich aus. Aber irgendwie flog mir weder die Antenne weg, noch knackte sie ab. Wie auch immer sie das geschafft hat. Tatsächlich wusste ich aber ganz lange nicht, wie genau ich dieses Blech da anfertigen sollte. Ich traute mich nicht wirklich, die Antenne auszubauen, ich hatte nämlich Angst, dass der ganze Rost dann nur noch wegkrümeln würde und ich die Form des Loches und des Bleches nicht mehr hinbekommen würde. Von der Position mal ganz zu schweigen. Und so überlegte und überlegte ich, wie ich das Problem lösen könnte. Ein Blech bauen, dass im schlimmsten Falle gar nicht mehr da ist, ist nicht leicht. Doch irgendwann kam mir die Idee. Ich schaue einfach mal auf einem Schrottplatz nach!

Und so kam es, dass ich an einem leicht verschneiten Wintertag nach Norderstedt fuhr. Im Gepäck war Kathi aus Wien, die auch Lust hatte, sich die Hände an eiskaltem Werkzeug abzufrieren. Ihr kennt den Schrottplatz ja schon von einer vorherigen Geschichte. Dieser Schrottplatzbesuch für das Antennenloch ist aber schon etwas über ein Jahr her – und meine erste Stippvisite auf so einer großen Autoverwertung. Und was war ich begeistert! Überall standen auch noch Relikte vergangener Zeiten wie ein D-Kadett, ein Citroen GSA oder ein alter Honda N600, die man weder im Straßenverkehr noch auf Oldtimertreffen häufig sieht. Gleichzeitig war ich aber auch ein bisschen schockiert, dass die meisten Autos auf dem Gelände deutlich neuer waren, als die Autos, die ich fahre. Aber so ist das wohl – wirtschaftliche Totalschäden zwingen viele Besitzer dazu, ihre Autos abzugeben. Ist ja nicht jeder so dumm wie wir (oder ich?) und repariert eine Kiste, die die besten Zeiten hinter sich hat.

Die Tour hat sich gelohnt!

Nicht nur, weil Kathi und ich wirklich viel Spaß beim dem Ausflug hatten – ich konnte gleich zwei Antennenlöcher heraustrennen. Das linke Loch stammt aus einem Vormopf-Modell und ist rostfrei, das rechte Loch stammt aus einem Mopf-Modell (in der passenden Farbe) und war leicht rostig.  Warum ich es trotzdem mitgenommen habe? Schaut mal genau hin. Die Löcher sind unterschiedlich groß. Und ob das nun abhängig von der Antenne oder abhängig von der Modellpflege ist, wusste ich auf dem Schrottplatz einfach nicht. Also nahm ich einfach beide mit. Gut ein Jahr lagen die Bleche nun bei mir herum – und nachdem ich Hein nun wieder auf der Achse stehen und neue Beleuchtung in der Garage installiert habe, wollte ich sie endlich verarbeiten. Wurde ja schließlich auch mal Zeit.

Aber Hein hatte keine Lust.

Ich kann euch nicht sagen, wer vorher an Hein geschraubt hat. Wirklich nicht. Wie zum Teufel kann man eine Schraube, die keine andere Aufgabe hat als nur eine Antenne zu halten, dermaßen runddrehen? Ich habe tatsächlich erst gedacht, dass es sich um eine Imbus-Schraube handelte – war es aber nicht. Das sollte, zumindest laut meinen Unterlagen, eigentlich eine Kreuzschlitz-Schraube sein. Also falls du mal einen blauschwarzen 230E besessen hast, der erst im Raum Hamburg und dann im Raum Husum fuhr und du die Antenne gewechselt hast: Ich mag dich nicht! Nach einiger Zeit des Gefummels habe ich sie dann mit einer Gripzange gelöst und losgedreht bekommen. Mal schauen, was die Schraube für ein Gewinde hat. Die kommt auf jeden Fall da nicht noch einmal rein.

Jetzt mal ganz unter uns. Hättet ihr gedacht, dass Loch unter dem ganzen Rosthaufen noch seine Form behält? Ich nicht. Ich hätte gedacht, dass der Bereich großflächig rausbricht. Aber das ist mir schon an einigen Stellen aufgefallen. Eigentlich ist das Blech von Mercedes relativ dick und es sammeln sich meist Rostfladen auf dem Blech. Dass etwas richtig rausbröselt… naja. Ich wollte gerade sagen, dass bei Hein noch nicht vorgekommen ist. Aber das stimmt gar nicht. Der Radlauf ist damals tatsächlich einfach weggebröselt – aber da war auch schon vorher jemand mit Spachtel dran. Aber es ist gut, dass das Antennenloch nicht komplett rausgebrochen ist. So konnte ich sehen, dass die Antennenöffnung dem Loch des Mopf-Modells entsprochen hat. Doof nur, dass das Loch etwas rostig war und das Vormopf-Loch nicht…

Aber egal.

An der Rostgrenze machte ich mir mit Klebeband gerade Schnittkanten – und dann konnte es auch schon losgehen. Wie ihr hier erkennen könnt, habe ich dabei nicht das komplette Loch rausgeschnitten. Unten im Video werdet ihr sehen, dass der der obere Teil zwar auch Rostnarben hatte, aber die waren tatsächlich so gering, dass ich sie wegschleifen konnte. Auch die dunkle Verfärbung des Bleches. Der Grund, warum ich nicht das komplette Loch herausgeschliffen habe, war relativ einfach: So wollte ich zu zweihundert Prozent sicher gehen, dass es auch wieder an die richtige Position kommen wird. Ich weiß nicht, ob da ein oder zwei Millimeter Unterschied etwas gemacht hätten, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Sonderlich flexibel wirkte die Antenne nicht – und Wasser im Kofferraum wäre auch doof. Naja, das hatte ich die ganze Zeit, in der ich Hein hatte. Aber es wäre schön, wenn das irgendwann nicht mehr so ist.

Hier sieht man die Rostnarben noch etwas – sowohl oben am Seitenteil, als auch leider am Reparaturblech. Aber die sehen tatsächlich auf dem Bild schlimmer aus, als sie sind – und ich habe sie komplett verschliffen, als ich die Schweißnähte verschliffen habe. Leider habe ich dummerweise davon keine Bilder gemacht. Auch nicht, wie ich das Blech durchgeschweißt habe. Das ärgert mich ein wenig. Aber… zum Glück habe ich alles auf Video:

Das war tatsächlich eine schnelle Aktion. Eine Aktion, die ich so viele Jahre vor mich hergeschoben habe. Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich höre schon einige Leute unken, die mir sagen werden, dass da der Rost irgendwann wieder durchkommen wird und ich doch selbst das Blech hätte anfertigen können. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich alles weggeschliffen habe und der Rost da nicht noch einmal durchkommen wird. Aber wenn schon? Dann habe ich dazu gelernt. Jeder macht mal Fehler, das habe ich in den letzten Tagen gelernt. Was zählt ist wohl, dass man daraus lernt und daran wächst. Und wenn das Antennenloch irgendwann nochmal rostig ist, dann muss ich es eben noch einmal reparieren und dafür sorgen, dass der Rost nicht nochmal wiederkommt. Ob ich das muss? Das wird die Zeit zeigen. Leider kann man ja nicht in die Zukunft schauen. Aber dann würden einem auch so viele Überraschungen verlorengehen.

Und das wäre schade!

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
Dieser Beitrag wurde unter Der alte Kahn abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert