Geschrieben von öligen Fingern

Es gibt einen Grund zum Feiern. Der Blog Watt’n Schrauber ist fünf Jahre alt geworden.Heute gibt es also einmal einen kleinen Rückblick und ein neues Projekt. Ganz ohne Räder

Watt’n Jubiläum.

Meine Laune war gerade auf einem Tiefpunkt. Die nächsten Tage müsste ich nämlich ohne Elsa auskommen. Ich hatte die alte Volvo-Dame gerade bei der Oldtimer-Werkstatt meines Vertrauens abgegeben. Die Plakette auf dem hinteren Kennzeichen zeigte nämlich, dass es mal wieder Zeit wäre, dass sich ein Prüfingenieur wieder einmal vom Zustand der alten Dame überzeugen müsste. Und dafür waren noch ein paar Arbeiten nötig, die ohne Hebebühne einfach doof zu machen sind. Also gab ich Elsa ausnahmsweise mal weg. Und irgendwie ist es ein doofes Gefühl. Auch, wenn ich sie in den Wochen davor nicht viel gefahren bin – es ist doch komisch, wenn die Garage auf einmal leer ist, in der sonst das Heiligtum steht. Ich wusste, dass Elsa in den besten Hände ist, die man sich vorstellen kann – doch irgendwie… fühlte ich mich nicht so wohl. Gerade wollte ich mein „Leid“ (Eher ein Luxusproblem, um ehrlich zu sein) bei Watt’n Schrauber posten, als auf einmal eine Meldung aufploppte:

„Herzlichen Glückwunsch! Heute vor fünf Jahren hast du deinen ersten Beitrag auf deinem Blog „Watt’n Schrauber“ veröffentlicht!“

Zu sagen, dass es überraschend für mich kam, wäre gelogen. Natürlich wusste ich ungefähr, dass ich seit ungefähr fünf Jahren Erlebnisse, Meinungen und Geschichten rund um das Thema „Auto“ aufschreibe, schließlich war Elsa auch schon fünf Jahre bei mir. Nach drei Jahren Schrauben und zwei Jahren Fahren war nun schließlich auch die Plakette zum zweiten Mal fällig. Aber trotzdem war ich überrascht, dass es schon fünf Jahre sind, schließlich kommt es mir immer noch so vor, als hätte ich Elsa gerade erst gestern in Dänemark gekauft. Doch es sind tatsächlich schon fünf Jahre. Und in diesen fünf Jahren ist eine Menge passiert…

Zurück zum Anfang.

Schreiben wir das Jahr 2013. Ich bin siebzehn Jahre alt, gehe noch zur Schule, habe schon einen Führerschein, darf allerdings nur mit Begleitung fahren. Aber das mache ich schon ganz gerne – und vor allem schon in meinem ersten, eigenen Auto. Ein schwarzer Volvo V40. Nicht der Neueste, nicht der Schnellste – aber wesentlich besser als der silberne Golf Variant, den mir meine Eltern andrehen wollte. Der V40 war ein schöner Kompromiss. Eigentlich wollte ich ja mir ja eine Volvo Amazon kaufen, doch mit dem Vorschlag kam ich bei meinen Eltern überhaupt nicht gut an. Jede Gelegenheit, die da war, nutze ich, um zu fahren. Was aber nicht häufig der Fall war. Der Liter Super kostete teilweise 1,77€. Die Tanknadel kratzte immer am roten Bereich.

Wie ihr euch nun vielleicht denken könnte (Wobei, wahrscheinlich denkt ihr das schon viel länger) – so ganz normal war ich schon damals nicht. Das Thema „Auto“ war bei mir aber schon immer tief verpflanzt. Als kleines Kind in der Sportkarre fragte ich meine Mutter bei jedem Spaziergang danach, was das denn dort für ein Auto sei – natürlich nur nicht so deutlich und grammatikalisch wahrscheinlich auch noch stark verbesserungswürdig. Aussprache und Grammatik wurde mit den Jahren nur geringfügig besser – aber die Auto-Sucht ließ nicht wirklich los. Autozeitschriften wurden gelesen, Auto-Sendungen wurden geschaut und die Hosen wurden auf dem Teppich bei heißen Verfolgungsjagden mit Spielzeugautos durchgescheuert. Ab und zu nahme meine Eltern mich dann auf ein Oldtimertreffen mit. Und das war ein Fehler.

Eineinhalb sind nicht genug.

Ein paar Jahre, bevor ich mit Watt’n Schrauber begann – 2009, um genau zu sein, zog „Henkelmännchen“ bei uns ein. „Hälfte, Hälfte“ hieß die Devise. Während sich andere Jungs mit 13 Jahren vielleicht eher einen neuen Computer oder eine Spielekonsole gekauft hätten, gab ich mein hart erarbeitetes Rasenmähgeld lieber für die Hälfte eines alten Golf Cabriolets aus. Es war nicht teuer, es war nicht mehr hübsch – und vor allem brauchte es viel Liebe. Das erste Mal durfte ich an einem Auto schrauben – auch, wenn ich keine Ahnung hatte, was ich da machte. Mein Vater hatte schon eher Ahnung und gab immer fleißig Anweisungen, was ich denn wo ab- oder anzuschrauben hatte – doch viel gelernt habe ich dabei nicht. Fest hatte ich mir damals vorgenommen, selbst einmal ein Auto zu restaurieren. Ohne Hilfe.

Learning by doing.

Und so zog am 31.08.2013 Elsa ein. Warum, wieso und weshalb – das muss ich euch wohl nicht mehr erklären. Und wenn ihr nicht wisst, warum es gerade diese alte, vergammelte Volvo-Dame geworden ist, möchte ich euch den Beitrag Fünf Jahre Haltungsschäden ans Herz legen. Ohne groß zu wissen, was ich tue, fing ich an, Elsa zu zerlegen und wieder fit zu machen. Und darüber schrieb ich im Alltagsklassiker-Forum. Und irgendwann, als ich mich bei einem Kumpel beschwerte, ich müsse immer alles drei Mal erzählen, startete ich mit diesem Blog. „Ein Leben mit Benzin im Blut“ nannte ich ihn. Irgendeinen Namen brauchte er ja.

Doch natürlich hatte ich in den drei Jahren, die Elsas Auferstehung dauerte, nicht nur Zeit an Elsa zu arbeiten. Ich machte so nebenbei noch mein Abitur, begann mit einem Studium – und zog dafür nach Hamburg. Eine schwarze Zeit für Elsa – denn dank Miete, wesentlich mehr Spritkosten und sich häufenden Reparaturen an meinem V40, hatte ich einfach kein Geld mehr für sie. Gut ein halbes Jahr stand Elsa herum. Ich konnte nur am Wochenende an ihr arbeiten – und Teile konnte ich mir einfach nicht leisten. Als mein Elch dann eines Freitagnachmittags dann komplett aufgab und eiskalt abgeschleppt werden musste, war die Spitze des Eisbergs erreicht. Wenn der Wagen mit seinen unlustigen Defekten (Benzinpumpe, Nockenwellenverstellung, Blinkerhebel, etc.) so weiter machen würde, hätte ich kein Geld mehr für Miete. Und viel schlimmer – auch nicht für Elsa.

Diesel im Blut.

Es wurde Zeit für ein neues Alltagsauto. „Harald“ lief mir dabei zu. Alle hielten mich für verrückt von einem Volvo auf einen älteren VW mit viel mehr Kilometern abzusteigen – aber „Harald“ ist das beste Auto, was ich bisher gekauft habe. Es hört sich für mich (nicht nur finanziell) viel angenehmer an, mietfrei in der leerstehenden Wohnung meiner Oma zu wohnen und mit dem Golf tagtäglich 250 Kilometer zu fahren. Die Spritkosten betragen dabei nur noch ein Viertel meiner Monatsmiete in Hamburg. Seit April 2016 ist er bei mir, wurde Zwischendurch einmal als wirtschaftlicher Totalschaden abgetan, läuft aber nach einem minimalen Eingriff wieder genauso zuverlässig und sparsam wie eh und je. In den nächsten Wochen knacken wir die 300 000 Kilometer. Ich mag den tornadoroten Schnurrbartträger inzwischen wirklich gerne. Er war auch der Grund, warum 2016 dieser Blog von „Ein Leben mit Benzin in Blut“ in „Watt’n Schrauber“ umbenannt wurde. Passt zu meinem Chaos auch viel besser.

Das genaue Gegenteil.

Finanziell wurde es dank Golf Diesel und dank des mietfreien Wohnens doch recht schnell wieder etwas entspannter. Elsa wurde für die Straße fit gemacht und fuhr auch von Beginn an recht zuverlässig – und auch ein Spontankauf war möglich. Eine kleine Zündapp C50 Super aus dem Jahre 1974 lief mir ganz zufällig… äh.. zu. Das kleine patinierte Moped sollte mein nächstes Projekt werden – und wurde es dann auch. Vor der Kur – eigentlich bekam sie nur neue Bremsen und neue Reifen – lief die kleine Zündapp recht zuverlässig, bremste nur nicht. Nach der Kur schlug sie in das genaue Gegenteil um. Viele Kilometer bin ich mit dem blauen Zweirad noch nicht gefahren. Geschoben habe ich sie wesentlich mehr. Auch ein Grund, warum sie seit über einem Jahr in der Garage steht…

Rüstig, rostig, Reisewagen.

Ich lerne ja nicht dazu. Im Februar diesen Jahres entschied ich mich dazu, mir einen weiteren Traum zu erfüllen. Ich wollte mit einem alten Auto verreisen – Elsa und Henkelmännchen empfand ich dafür aber nicht so geeignet. Ich wollte einen Kombi haben. Und kaufte natürlich eine Limousine. „Hein“ zog ein. Für 800€ und noch 8 Monaten HU konnte ich wohl nicht viel falsch machen. Aber da ich merkte, dass es ihm an einigen Ecken und Kanten doch etwas an Liebe fehlte, entschied ich mich ihn mir doch einmal genauer zu betrachten. Über drei Monate hinweg machte ich den alten Kahn technisch wieder fit. Pünktlich zur ersten Reise war er fertig. Erst ging es nach Hessen – und dann nach Österreich. Später auch noch einmal nach Dänemark. Über zwölftausend problemlose Kilometer habe ich am Steuer des alten Mercedes verbracht. Und ein paar Touren habe ich mit ihm auch noch vor…

Es ist also viel passiert.

Aber die Autos zu fahren, zu beschrauben oder hier zu schreiben ist gar nicht das, was mir in den letzten fünf Jahren am meisten Spaß gebracht hat. Am meisten Spaß habe ich dabei gehabt, Menschen hinter Kommentaren, Mail oder anderen Nachrichten einmal persönlich kennenzulernen. Es waren inzwischen einige hier, die ihren Nordseeurlaub mit einer kleinen Stippvisite bei mir verbunden haben. Und einige Male habe ich jetzt auch den Spieß umgedreht und bin Einladungen gefolgt – wie gerade im August nach Graz. Bisher waren alle, die ich kennenlernen durfte, super sympathisch und wirklich herzensgute Menschen, die teilweise genauso verrückt ticken, wie ich. Ich habe dank dieser Zeilen, die für die Welt so nützlich sind wie die eingerahmten Schallplatten an der Wand meines Schlafzimmers, schon viele, tolle und auch sehr, sehr enge Freundschaften geschlossen. Das möchte ich nicht missen. Und, weil es gerade passt – schöne Grüße an alle!

Zeit zum Danke sagen.

Aber nicht nur bei den Leute, die ich schon in der Realität getroffen habe, sondern auch bei den Leuten, die anscheinend gerne die Beiträge hier lesen, möchte ich mich bedanken. Egal, ob es nun hier auf dem Blog ist, bei Instagram oder auf der Facebook-Seite – es gab noch nie Hass, Gemotze oder Genöle. Es sind immer durchweg hilfreiche, freundliche und lustige Kommentare. Das finde ich wirklich prima, denn ansonsten wird das Internet ja gerne dafür genutzt, unüberlegten Stuss in die Welt zu setzen. So bringt es mir wirklich viel Spaß – und motiviert auch weiter zu machen.

Als ich Elsa (jetzt übrigens mit Weißwand!) vor einigen Tagen dann wieder aus der Oldtimer-Garage abholte und der neuen Plakette hinten auf dem Nummernschild zum ersten Mal die Welt zeigte, kam mir auch eine Idee, wie man dieses „Jubiläum“ feiern könnte. Und dabei kam mir folgende Idee: Ich werde ein Buch schreiben. Über die Wiederauferstehung von Elsa. Ehrlich gesagt – das ist eher ein Geschenk an mich, wahrscheinlich interessiert es sonst wirklich niemanden. Aber ich finde es einfach schade, dass über 22 000 Bilder und fast 300 „Schraubertagebucheinträge“ einfach so auf meiner Festplatte verschimmeln sollen. Die ersten Gespräche mit zwei verschiedenen Verlagshäusern hatte ich schon – und beide sind auch interessiert, aber auf einen richtigen Nenner sind wir noch nicht gekommen. Vielleicht werde ich auch in Richtung E-Book schielen und nur ein paar Exemplare binden lassen. Aber das wird noch alles dauern. Erst einmal muss ich mich ein wenig da hinein fuchsen. Ein Projekt ohne dreckige Hände. Mal etwas anderes.

Nebenbei wird es hier natürlich mit dem üblichen Chaos weitergehen. Einige Sachen möchte ich euch unbedingt noch erzählen. Wie meine Reise nach Graz zum Beispiel weiterging. Wie es ist, Beifahrer in einem Citroen CX zu sein. Und wie es ist zu Zeiten des „Oldtimerbooms“ einen ehrlichen Wagen zu finden. Ich möchte auch mal schauen, ob ich es schaffe mit Harald noch günstiger zu pendeln. Achja – mit Werbeleuten habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Und bis das alles soweit ist, möchte ich mich erst einmal ganz herzlich bei euch allen bedanken, dass ihr anscheinend Gefallen an dem Mist findet, den ich hier so produziere. Vielleicht wird es in Zukunft weiterhin so sein. Ich bin sehr gespannt, was in den nächsten zehn Jahren so passiert. Ob ich dann (passenderweise?) zehn Autos habe? Wohl kaum.

Wahrscheinlich schiebe ich immer noch mit der Zündapp durch die Gegend.

Über Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.
Dieser Beitrag wurde unter Der redet doch nur Blech!, Elsas Restauration abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu Geschrieben von öligen Fingern

  1. Oli sagt:

    Glückwunsch zu Deinem 5-jährigen Jubiläum!!!

    Ich folge Dir und Deinem Block seit 1,5 Jahren (???), genau genommen seit Deinem 1. Besuch beim V8-Vatertagstreffen und einem Beitrag von Herrn Tanz über dieses Treffen und Deine Elsa mit eingebauten Bett auf der Beifahrerseite 😀
    Das hatte mich so beeindruckt, das ich mehr über Dich und Elsa wissen wollte 😉

    Weiterhin viel Spaß mit Deinen alten „Kähnen“ und dem Schreiben mit öligen Fingern, so wie viel Glück mit Deinem neuen Projekt ohne Räder.

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Oli,

      vielen Dank für den netten Kommentar! Das Bett war wirklich gemtülich – aber das habe ich dir ja auch schon einmal persönlich erzählt.

      Ich denke, wir werden uns eh bald einmal wieder sehen. Am Eidersperrwerk. Oder in Friedrichsstadt. Auf ein Fischbrötchen 😉

      Schöne Grüße
      Lars

  2. Jo sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
    Mach bitte weiter so, ich freue mich immer, wenn es was Neues aus dem hohen Norden zu Lesen gibt 🙂

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Jo,

      vielen lieben Dank! Mich freut es sehr, wenn dir mein Geschreibe gefällt. Vielleicht treffen wir uns ja mal im Süden. Auf eine Alpentour oder so 🙂

      Schöne Grüße
      Lars

  3. Michael sagt:

    Ganz schön Bekloppt 🙂

    Hätte ich nur annähernd soviel Platz……

  4. Thomas sagt:

    Herzlichen Glückwunsch auch von mir! Ich lese öfters hier mit und finde die Entwicklung in den 5 Jahren schon beachtlich, nicht nur was deine Schrauberkünste, sondern auch deinen Schreibstil betrifft. Weiter so!

    • thorsten sagt:

      Glückwunsch auch von mir. Ich habe gehörigen Respekt vor dem, was du so in den Jahren und erst recht in deinem Alter auf die Beine gestellt hast. Viel Glück bei dem Buchprojekt, vielleicht hat das ja eine Chance in unseren Shop zu wandern. Klär mich bei Erscheinen doch einfach mal auf.

      • LarsDithmarschen sagt:

        Hey Thorsten!

        Auch dir vielen Dank! Irgendwie war das ja alles gar nicht so geplant, dass so viel passiert. Eigentlich habe ich gedacht, dass ich den Elchen noch ewig im Alltag fahre und Elsa mein Sonntagsauto wird. So kann man sich täuschen 😉

        Wenn es soweit wird, werde ich mich gerne bei dir melden!

        Schöne Grüße von der Küste
        Lars

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Thomas,

      vielen Dank! Ja, ich glaube, beides hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Ein paar Sachen wurden besser, ein paar Sachen wurden schlechter.

      Aber bei so einem Lob wie von dir, werde ich natürlich versuchen mich zu verbessern. Freut mich sehr, dass es dir gefällt!

      Schöne Grüße
      Lars

  5. David sagt:

    Glückwunsch zum Jubiläum!

    Hab neulich festgestellt, dass ich fast in der Nachbarschaft wohne ?.
    Vielleicht fährt man sich ja mal über den Weg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert